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Kommentar EU-Abstimmung in KroatienKroatien verdient Respekt

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Zwar hat die Europäische Union in den letzten Jahren viel von ihrem Glanz verloren, dennoch hat sich eine knappe Mehrheit der Kroaten für einen Beitritt ausgesprochen.

K roatien wird im Sommer nächsten Jahres zu einer gleichberechtigten Nation im Europa der EU. Die niedrige Wahlbeteiligung bei der Volksabstimmung über den Beitritt lässt zwar auf Skepsis schliessen.

Dass die politische Klasse insgesamt vehement für die Integration gekämpft hat, mag sogar ein Hindernis für ein deutlicheres Votum gewesen sein. Ihr werden von vielen Seiten Eigeninteressen unterstellt. Für die Politiker und Diplomaten vor allem kleiner Länder ist Brüssel eine Jobmaschine.

Die Grundstimmung einer knappen Mehrheit der Bevölkerung ist dennoch für Europa. Zwar hat die EU in den letzten Jahren an Glanz eingebüßt. Doch nach wie vor ist es wichtig für die Nationen Südosteuropas, als gleichberechtigte Partner wahrgenommen zu werden.

In Bosnien, Serbien, Montengro, Makedonien und im Kosovo wären die Zustimmungsraten zu einer EU-Integration wahrscheinlich sehr viel höher ausgefallen.

Bild: taz
ERICH RATHFELDER

64, betreut seit vielen Jahre in dem Dreieck Berlin, Split, Sarajevo die Region Südosteuropa. Sein jüngstes Buch: "Kosovo: Geschichte eines Konflikts" (edition suhrkamp, 2010).

Das Zögern in Kroatien mag sogar mit dem Selbstbewußtsein zusammenhängen, dass man sich ohnehin als Teil Mitteleuropas fühlt. War doch das katholische Kroatien jahrhundertelang von Habsburgern regiert.

Die Kroaten sollten sich jedoch hüten, sich gegen ihre südlichen Nachbarn zu wenden. Die in Serbien aufkommende Befürchtung, Kroatien könnte nun Serbien Steine in den Weg legen, hat nicht nur ihren Grund im Krieg der 90er Jahre.

Es handelt sich um einen Konflikt mit vielen historischen und religiösen Facetten. Noch ist die Vergangenheit zwischen beiden Ländern nicht bewältigt.

Serbien und Kroatien werden in Zukunft aber gerade daran gemessen werden, wie sie mit der Vergangenheit umgehen - auch in Bezug auf die von beiden Seiten begangenen Verbrechen in Bosnien und Herzegowina. Kroatien hat immerhin schwierige Reformen durchlaufen - Reformen, die Bulgarien und Rumänien nicht durchführen mußten.

Den Nachfolgestaaten Jugoslawiens wird die Integration in die EU nicht so leicht gemacht. Kroatien als ein Land, das Ministerpräsidenten und Minister wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht bringt, hat in Europa Respekt verdient. Manch andere, so Italien, haben dies ja bisher nicht geschafft.

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Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
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4 Kommentare

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  • S
    susanne

    @Nachrechner,

     

    Rathfelder ist bekannt fuer seine spekulative Reportagen.

  • HE
    HUMAN EXPERIMENTATION

    NEW - VISIT HUMAN EXPERIMENTATION HORROR IN EUROPE/AMERICA TODAY(2012) http://notethicsbutbutchery.blogspot.com/

     

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  • PA
    Peter A. Weber

    Ich bin sicher, daß Kroation als Land mit einer nicht gerade vorbildlichen Wirtschaftsstruktur in den Strudel der EU-Finanz-und Eurokrise hineingezogen wird. Dadurch wird die breite Masse der Bevölkerung vom Beitritt nicht profitieren - ganz im Gegenteil.

     

    Falls eine kroatische Gruppe Vorteile genießen wird, sind es - wie überall in Europa und der Welt - die Kapitaleigner, die ja in erster Linie in Kroatien auch für den Beitritt geworben haben. Die in der EU durch Deutschland besonders forcierte Lohndumping- und Sozialstaatsabbau-Politik wird natürlich von der Unternehmerschaft begrüßt, während die Bevölkerung darunter sowie unter den dann folgenden Einsparrepressionen zu leiden hat.

     

    Aber offensichtlich glauben die Menschen immer zuerst den Rattenfängern und müssen ins Gras beißen, bevor sie klüger werden.

     

    weitere Informationen auf: KRITISCHES-NETZWERK.de

  • N
    Nachrechner

    "Die Grundstimmung einer knappen Mehrheit der Bevölkerung ist dennoch für Europa."

     

    Wahlbeteiligung 43,7 %, davon 66% Ja

     

    28,85% aller Wahlberechtigten stimmten mit Ja

    14,85% aller Wahlberechtigten stimmten mit Nein

    56,3 % aller Wahlberechtigten haben sich enthalten

     

    --> Wo ist denn da bitte eine Bevölkerungsmehrheit, außer bei den Nichtwählern?