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Kommentar Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Sarrazin feiert sein Schmarotzertum in Griechenland, die Grünen begehen Selbstmord und die Unaussprechlichen werden Meister

Daniel Schulz
Interview von Daniel Schulz

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in dieser Woche?

Friedrich Küppersbusch: Papst ignoriert Probleme der Katholiken in Deutschland.

Was wird besser in dieser?

Irgendwann werden Katholiken in Deutschland Papst ignorieren.

Ein Journalist hat für Neon Interviews mit Stars gefälscht. Journalismus? Kunst? Betrug?

taz
Im Interview: 

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Kinderkram. Im Fernsehen gibt es das als gut organisiertes Erbrechen unter dem anmutigen Rubrum "scripted reality": In Nachmittagsshows tummeln sich die Sozialbetrüger und Hartz-Schmarotzer, ein Laienspielfestival von Radebrechern voller Radeberger. Dort wird eine erfundene, eskalatorische Welt vorgegaukelt, auf die dann die Politik reagiert. Westerwelles Hasskäppchen gegen sozial Bedürftige ist wie eine Generaldebatte über Promiskuität anhand von Schneewittchen und den - wow - sieben (!) Zwergen. Dass im Abspann der "scripted reality"-Shows der Hinweis "frei erfunden" stehen muss - meist ungefähr in Nanometerschriftgröße - rettet nix. Das Feuilleton erregt sich über fantasierte Star-Befindlichkeiten. Während es jahrelang den gesellschaftlich giftigen Schwindel an und über das Prekariat durchwinkt.

Thilo Sarrazin empfiehlt Griechenland, einfach pleitezugehen. Ist diesmal was dran an dem, was er sagt?

Die Idee, dass es nach dem Konkurs und völligen Zusammenbruch noch lange Jahre munter und laut weitergehen kann, bezieht Herr Sarrazin vermutlich direkt aus der Anschauung seiner früheren Ideale. Als Experte für Offenbarungseide lebt er seit Abschluss seines Studiums 1971 ununterbrochen von Staatsknete. Parteistiftung, Finanzministerium, Bundesbehörden - nächstes Jahr die großen Feierlichkeiten "40 Jahre Sozialschmarotzer am Stück" zu seinen Ehren. Gerne in Griechenland.

Georg Klein hat den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Helene Hegemann nicht. Könnten Sie das kurz beklagen?

Vielleicht meinte ein Teil der Jury den Autor, ein anderer den Bundeswehr-Oberst Georg Klein. Müssen sich beide Georg Kleins den Preis jetzt teilen? Und bekäme ein Taliban-Luftangriff auf die Leipziger Buchmesse den Literaturpreis von Kabul ? Soweit anerkannte Literaturpreise eine heimtückische Waffe sind, Widerspenstiges in den Kulturbetrieb einzusortieren, läuft alles gut für Hegefrau.

Im Kundus-Untersuchungsausschuss hat Exgeneralinspekteur Schneiderhan nun Verteidigungsminister zu Guttenberg belastet. Der habe einen Sündenbock in Sachen Tanker-Angriff gesucht. Hat er?

Ich höre in dieser ganzen Debatte nicht den zentralen Satz " … damit das nie wieder passiert". Wenn alle Uniformen allen Anzügen alles rechtzeitig gesagt hätten: Ist es dann okay, 142 Menschen ermorden zu lassen ? Die Bundeswehr hat ein völkerrechtswidriges Kriegsverbrechen begangen, das ist das Thema. Statt sehr klar gegenüber den Opfern, den Angehörigen, gegenüber Afghanistan Verantwortung zu übernehmen und auch Entschädigung und Widergutmachung zu leisten, feilscht man um Schuldzuweisungen. Spätestens das zeigt: Die verantwortlichen Zauberlehrlinge sind den Mächten des Krieges nicht gewachsen.

Zudem hat zu Guttenberg angekündigt, die Wehrpflicht schneller als geplant auf sechs Monate zu verkürzen. Ein Ablenkungsmanöver?

Oh, den Anforderungen des Friedens also auch nicht. Guttenberg räumt hier im Vorbeigehen eine zentrale Errungenschaft deutscher Läuterung ab, den bewährten und auch tagespolitisch unverzichtbaren Zivildienst. Die Bundeswehr kann mit Halbjahrestouristen nichts anfangen, sagt sie schon jetzt - und erst recht fallen viele ZdL-Aufgaben flach: in der Behindertenpflege, Altenbetreuung, überall, wo man Menschen schon jetzt kaum ausgebildete, häufig wechselnde junge Männer zumutet. Die Politik hat hier die große Chance, den Zivildienst obligat und den Kriegsdienst zur begründeten Ausnahme zu machen. Guttenberg verjuxt einen Grundrechtspfeiler für Glasperlen.

Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen weder eine Mehrheit für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb. Kommt Schwarz-Grün?

Schwarz-Grün hat in NRW eine lange Tradition, schon in den frühen 90ern verbündeten sich beide in vielen Rathäusern. Tenor: "Die SPD ist so was wie die CSU des Ruhrgebietes, und gegen die CSU ist jedes Mittel erlaubt." Folglich gaben die Landesgrünen dem Gedanken beim Parteitag bereits statt. Und zwei Tage drauf rastete die FDP aus und setzte ihr Thema "Kampf den Hütten, Steuervorteil den Palästen". So weit, so klar. Wenn Rüttgers das hinbekommt, hat Merkel eine Machtoption mehr in Berlin. Viele Unionswähler bevorzugen diese Option. Für die Grünen wäre es zwar Selbstmord, aber, hey, was ist schon Selbstmord?

Und was macht Borussia Dortmund?

Bayern lässt drei Punkte liegen, Dortmund nimmt Leverkusen dreie ab : Wenn die Unaussprechlichen Meister werden, dann dank dieses Spieltages. Schalke hat bei den beiden letzten Dortmunder Titeln hilfreich gespielt, nun diesmal wir für sie. Bescheuert. FRAGEN: DAS

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10 Kommentare

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  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Der Wehr- und Ersatzdienst hat als Grundidee die einer ansatzweisen demokratischen Kontrolle gegen die notorisch zu Reprssionszwecken spezialisierten Apparate Militär, Kranken- und Sozialwesen, die ganz direkt und unmittelbar mit Kontrolle menschlichen Lebens zu tun haben.

    Auch eine Arbeitsteilung auf GEMEINSAMER UND ALLGEMEINERER Pflicht- und nicht auf Geld-Marktbasis ist sehr praktisch notwendig - bei der Inakarnation der Allgemeinheit, dem Staat udn Staatsquote 50%.

    Die Tötungsfälle von professionellen Altenpflegern - Erbinteressen mögen zugrunde liegen, werden aber kaum bei offener Tatüberführung recherchiert - in Psychiatrien und bei der Polizei zeigen die Schwäche des "Wegsperrens" aus der Lebenswelt mit Experten"gittern", sozusagen, leider wieder einmal "sensationell" als Spitze des Eisberges.

    Die Kontrolle der riesigen Apparate, selbst die Universitäten sind stark administrativ von Regierungsapparaten kontrolliert, ist extrem schwierig

    und die streikenden udn protestierenden Studenten fühlen sich auf verlorenem Posten.

    Die Larmoyanz und Dreistheit, mit der die oberen Parteigremien der politischen links GRÜN-ökologischen Politkultur über diese aus blanker Notwehr Herzensanliegen der Bevölkerung im allgemeinen der politischen, gerade ihrer, Anhänger im besonderen, seit, sagen wir 20 Jahren, hinweggeht, bei einem Innenmister Schily zum Beipsiel, ist schon beänstigend frappierend.

    Schon Kohl hat da eine derartige Dreistheit gegen demokratische Anliegen und Rechte an den Tag gelegt, dass die Spucke zum Wegbleiben gar nicht erst produziert werden konnte.

    Kurz, konkrete, parktische demokratische Teilhabe an Macht im Alltag wird immer mehr und mehr einfach weggeschoben seit Jahrzehnten oder im Keinm erstickt.

    Der Zivildienst ist in der Tat nur ein kleiner, schwacher und sicher sehr mangelhafter Teil dieser praktischen Demokratie, da die "Zvis" de facto völlig undemokratisch

    unterste Arbeitsfuktionen expertenkontrolliert ausführen.

  • RU
    Roman Urich

    Der Zivildienst kann nur in Kommbination mit der Wehrpflicht existieren, da unsere Verfassung die Zwangsverpflichtung von jungen Menschen nur zum Zwecke der Landesverteidigung erlaubt. Ein Abschaffen, oder extremes Einschränken der Wehrpflicht, bei gleichzeitiger Beibehaltung des Zivildienstes würde vor Gericht nicht lange Bestand haben.

  • F0
    FreeLancer 09

    Die "Unaussprechlichen" werden sich auch weiterhin auf ihre Stärken der vergangenen 50 Jahre besinnen. Welche das sind? 34 Spieltage lang hinterherlaufen und am Ende die Taschentücherindustrie gewaltig ankurbeln.

     

    In diesem Sinne "nur gucken, nicht anfassen", aber das hat in GE ja allbekannt Tradition =)

  • C
    claudia

    @ Floh:

    >>Die Wehrpflicht braucht kein Mensch...

  • M
    marwood

    Ich höre in dieser ganzen Debatte nicht den zentralen Satz " … damit das nie wieder passiert". Wenn alle Uniformen allen Anzügen alles rechtzeitig gesagt hätten: Ist es dann okay, 142 Menschen ermorden zu lassen ? Die Bundeswehr hat ein völkerrechtswidriges Kriegsverbrechen begangen, das ist das Thema.

    ---

    word.

    Danke FK!

  • HS
    Herrn Schmilz

    "(...) Politik hat hier die Chance, den Zivildienst obligat und den Kriegsdienst zur begründeten Ausnahme zu machen ..."

     

    Einspruch, Herr Küppersbusch.

     

    Die allgemeine Wehrpflicht war die Regel als Wiederbewaffnung der BRD angeordnet wurde, der Lohndumpingdienst am dementen Arsch der Nation war als Ausnahme mit Bedrohungspotential für die paar Staatsbürger mit Gewissen gedacht...

     

    Die Zumutung "schlecht Angelernte" war immer schon eine Notlösung wider die reinen Jungmännergewissen und sollte nicht heute politisch zementiert werden nur weil inzwischen die finanzielle Gesundheit der Bankster vor der Gesundheit der Bevölkerung kommt.

  • F
    Floh

    Die Wehrpflicht braucht kein Mensch, Zivildienstleistende dagegen schon.

    Richtig wär, meiner Meinung nach, ein ca. 9 Monatiger sozialer Pflichtdienst für alle, egal ob Männlein oder Weiblein, den man alternativ als Wehrdienst beim Bund leisten kann.

    Die 9 Monate schaden keinem Jugendlichen (ich war selbst Zivi), denn es tut jedem gut, sich mal in der Pflege für Alte, Junge, Kranke, Schwache, usw. einzusetzen. Und der Ein oder Andere findet vielleicht gefallen daran und bleibt in der Branche. Für so einen Dienst ist auch jede und jeder tauglich. Da gibt es was im Büro, im Garten, in der Werkstatt, im direkten Kontakt zu den Menschen, usw...

     

    Es täte dem Sozial- und Gesundheitssystem und auch den Jugendlichen gut.

  • HK
    Hermann Klöti

    Deutschland wird nicht am Hindukusch, sondern - je länger je dringender - an den Pflegebetten zu verteidigen sein. Zivildienst FÜR ALLE deshalb: Warum nicht?

  • I
    IAndreas

    Dieses Rumgejammere wegen dem Zivildienst nervt. Der Zivildienst kann die Wehrpflicht nicht begründen. Also ist es vollkommen egal, ob die Verbände nun meinen, ob 6 Monate ausreichen oder nicht. Die Zivis wurden ohnehin gegen die bestehenden Gesetze eingesetzt, wenn sie plötzlich unverzichtbar seien sollten. Wenn mit den 6 Monaten eine Entwöhnung von Zivis und Wehrpflichtigen einhergeht, wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Aussetzung erreicht.

  • KK
    Klaus Keller

    Da is er ja wieder:-)

    und ich freute mich schon da er mir am letzten Sonntag fehlte und dann wieder so ein Satz:

     

    Die Politik hat hier die große Chance, den Zivildienst obligat und den Kriegsdienst zur begründeten Ausnahme zu machen....

     

    Was soll das denn? Zwangsdienste für alle?

     

    Die Zivis sind gut fürs Lohndumping im sozialen Bereich.

    Es gibt glaube ich ca 70.000 von ihnen zZt.

    Wenn an diesen Anlehrnlingen das dt. Gesundheitswesen hängt ist dasselbe schrottreif.

     

    Aus Zivi-Stellen angemessen bezahlte Arbeitsplätze zu machen ist die Aufgabe und nicht Ausweitung des Lohndumpings in Form des Zwangsdienstes für alle!

     

    Unsere Politiker sparen das Gesundheitssystem aber lieber zu Tode anstatt auch an diese Stelle Geld in die Hand zu nehem.

     

    Ich habe das Gefühl Herr Küppersbusch denkt wie viele andere auch im Gesundheitswesen sollten die Leute für ein:vergelt(d)s Gott arbeiten!

    Nicht mit mir!!

     

    PS 1 schon die Weizsäckerkommission verwarf den Gedanken den Wehrdienst mit dem Ersatzdienst zu begründen.

     

    PS 2 ich halte den Textteil nicht für Satire oder Polemik, ich vermute er glaubt wirklich an die Richtigkeit des Zwangsdienstes für alle.

     

     

     

    klaus keller hanau

    (Fachkrankenpfleger i.d. Psych.)