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"Das ist Deutschland im Jahre 2013: Alle im Bundestag vertretenen Parteien sind gegen einen Militärschlag in Syrien. Und Politik und Medien fördern mehrheitlich den Eindruck, es sei gar nicht erwiesen, dass am 21. August überhaupt Chemiewaffen in Syrien zum Einsatz kamen."
Was ist das denn für ein Stuss?
Das habe ich von einem der besten Journalisten der taz nicht erwartet.
Was soll bitte dieses billige Aufrechnen der Thema "Intervention in Krisenregionen" und "Massentierhaltung"?
Und wie sieht es eigentlich mit der Interventionsbereitschaft in Großbritannien aus?
Komisch, auf Russia Today kann man ganz Anderes lesen: Die UN-Ermittler sind sich der Redaktion zufolge sehr sicher, dass das Gas am 21.08. von Rebellentruppen eingesetzt wurde.
Ich hasse die Feigheit des deutschen Parlaments vor dem Thema genauso - auch wenn ich finde, dass Deutschland nur für eine Sache aufstehen und sich Gehör verschaffen sollte:
RAUSHALTEN aus Syrien, die von westlichen, ausländischen Geldgebern gepäppelte Terror"opposition" zu unterstützen, um die Regierung eines souveränen Staates zu stürzen, ist finsterste Kriegstreiberei!
@nur ein Dummbeutel Russia Today, sehr interessant. Vielleicht sollten sie als weitere Quellen noch Farsnews und PressTV nennen. Wegen der erhöhten Seriosität.
Da der Artikel auf die Ergründung komplexer Zusammenhänge gänzlich verzichtet und "alles ganz einfach" sieht, muss ich davon ausgehen, dass auch eine fundiertere Kritik den Autor nicht errecihen wird. Deshalb: der Artikel ist ganz einfach grober Unfug!
"Die Grünen, die ihre Vordenker des humanitären Interventionismus in die Wüste geschickt haben und sich von „Nie wieder Auschwitz“ auf „Veggieday“ zurückziehen?"
Anders ausgedrückt: Die Grünen, die ihre Bellizisten in die Wüste geschickt haben und nicht mehr die Frechheit besitzen, ausgerechnet Auschwitz als Begründung für neue deutsche Angriffskriege heranzuziehen? Na wenn man danach ginge, wären die ja fast wieder wählbar...
Wenn man irgendwas an der jetzigen Koalition loben kann, dann ihre Zurückhaltung in Fragen militärischer Interventionen. Es bleibt eine traurige, wennglich nicht zufällige Tatsache, dass die bislang einzigen beiden Angriffskriege, an denen sich Deutschland nach 1945 beteiligte, in die Entscheidung von Rot-Grün fielen.
Eigentlich schätze ich Herrn Johnsons Berichterstattung, und es ist erfreulich, dass Afrika nicht zuletzt durch ihn bei der taz kein so "vergessener Kontinent" ist wie bei den meisten anderen deutschen Medien. Aber dieser Kommentar ist einfach furchtbar. Dieses Menschenrechtskriegertum ist wohl das perfideste, was der westliche Imperialismus in jüngerer Zeit hervorgebracht hat.
Passt mal wieder typisch zu D. Johnsons immer üblicher werdendem Tumbjournalismus:
Über einen komplex verwickelten Ereignisablauf zu konstatieren:
"Dabei ist es eigentlich ganz einfach."
Johnson will nämlich, dass es Assads Leute gewesen sein sollen. Und das diese nun "zur Rechenschaft gezogen werden sollen". Also irgendwie totgeschossen werden sollen oder so was ähnliches.
Hallo Taz-Leser, bei so einem "Leiter des Auslandsressorts" der taz, empfehle ich euch doch besser die BILD-Zeitung zu lesen, die beschäftigt nämlich noch viel mehr Journalisten für die alles immer "eigentlich ganz einfach ist". Und die BILD ist im Preis auch viel günstiger als die taz. Und die Bildungserwartung an die Leser, hinsichtlich komplexerer Zusammenhänge, wäre gleichwertig. Wer solchen Journalismus des Einfachen zelebriert haben möchte, kann sich natürlich geldverschwenderisch als Elite fühlen, und Dominic Johnsons Geistesraum in der taz betreten, und es ist, als wäre man in etwas hinein getreten. Also will man nun Informationen mehrschichtig berichtet haben oder wie blöde, einseitige Behauptungen ständig eingehämmert bekommen und dabei meinen, man lese gerade eine anspruchsvollere Zeitungslektüre.
@Günter Scholmanns danke, das gleiche wollte ich auch gerade schreiben. zudem sollte D.Johnson auch mal beschreiben, wieso er glaubt, dass eine intervention wie von der USA geplant, nämlich ein paar raketen in einen bürgerkrieg zu feuern, was bringen soll, während der politische konflikt ungelöst bleibt. im deutschlandradio sprach ein korrespondent treffend von einem "stellvertreterkrieg".
Das israelische Militär beschießt im Süden Libanons auch Stützpunkte der UN-Friedenstruppe Unifil. Diese meldet zwei Verletzte.
Kommentar Deutsche Syrienpolitik: Nichtstun? Oder lieber nichts tun?
Die nicht stattfindende Chemiewaffendiskussion im Bundestagswahlkampf zeigt, wie zynisch die deutsche Politik Verantwortung ausblendet.
Kanzlermaschine (links) auf dem Rückflug vom G-20-Gipfel. Bild: dpa
Am vergangenen Freitag verweigerte Deutschland beim G-20-Gipfel in St. Petersburg seine Unterschrift unter eine Erklärung, die den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien verurteilte, Assad verantwortlich machte und forderte, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. So etwas zwei Wochen vor der Bundestagswahl kann nur eines bedeuten: Die Bundesregierung hält es für wahlkampftaktisch geboten, den Einsatz geächteter Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten möglichst nicht zu kommentieren.
Das ist Deutschland im Jahre 2013: Alle im Bundestag vertretenen Parteien sind gegen einen Militärschlag in Syrien. Und Politik und Medien fördern mehrheitlich den Eindruck, es sei gar nicht erwiesen, dass am 21. August überhaupt Chemiewaffen in Syrien zum Einsatz kamen.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Mit Waffensystemen, über die nur Syriens Regierungsarmee verfügt, wurde aus Regierungsgebiet auf Rebellengebiet gefeuert. Unzählige Menschen starben in den nächsten Stunden, viele Todesfälle wurden im Bild festgehalten mit eindeutigen Symptomen. Die syrische Regierung dementierte erst jeden Einsatz und ließ das Zielgebiet großflächig bombardieren, bevor sie schließlich drei UN-Inspektoren hineinließ, denen auf Betreiben Russlands zuvor die Befugnis zur Täterermittlung aus dem Mandat gestrichen worden war. Der Einsatz entspricht dem klassischen Imponierreflex von Gewaltherrschern: Je stärker man ist, desto mehr Stärke zeigt man.
Aber in Deutschland werden alle vorliegenden Schilderungen als „nicht überprüfbar“ angezweifelt. Dokumentarische Beweise werden der Öffentlichkeit vorenthalten oder höchstens in harmlosen, unkenntlich gemachten Ausschnitten gezeigt. „Respekt vor den Opfern“ nennt man das – eine zutiefst zynische und bedenkliche Haltung in einem Land, das einst die industrielle Massenvergasung erfand und in dem danach das verordnete Betrachten von Fotos von KZ-Opfern zur Entnazifizierung gehörte.
Es ist ja nicht so, als ob Syrien mit Deutschland nichts zu tun hätte. Syriens herrschende Baath-Partei entstand einst nach NS-Vorbild. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Sicherheit des Nachbarlandes Israel zur „Staatsräson“ erklärt. Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten Abnehmer deutscher Waffen und zugleich einer der wichtigsten Waffenlieferanten syrischer Rebellen. Die Türkei mit Millionen Staatsbürgern in Deutschland ist direkt vom Syrienkonflikt betroffen. Russland ist Assads engster Freund, und zugleich ist Berlin Moskaus wichtigster Partner in Europa.
Aber in Deutschland ist es heutzutage salonfähig, die Abwesenheit von Moral in der Politik für eine Tugend zu halten. „Besonnenheit“ nennt man das. Vermutlich hielt sich Angela Merkel für besonnen, als sie in St. Petersburg ihre Unterschrift verweigerte. Einen Tag später unterschrieb die Bundesregierung doch – unter Verweis auf die EU. An inhaltlichen Bedenken kann es nicht gelegen haben.
Wen soll man wählen, wenn man sich damit nicht abfindet? CDU/CSU und FDP, die sich 2011 dem Schutz der Libyer verweigerten und die 2013 zu Syrien mahnen, man müsse „abwarten“? Die SPD, deren letzter Kanzler Putin als „lupenreinen Demokraten“ lobte und deren Spitzenkandidat jetzt zugibt, ihm falle zu einer Lösung in Syrien nichts ein? Die Linken, die sich schützend vor alle US-Feinde werfen und Völkerrecht mit Vetorecht verwechseln? Die Grünen, die ihre Vordenker des humanitären Interventionismus in die Wüste geschickt haben und sich von „Nie wieder Auschwitz“ auf „Veggieday“ zurückziehen?
Die Deutschen haben die Wahl.
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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