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Kommentar Deutsche SolarindustrieModulbau ist nicht alles

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Bedeutung von Solarfabriken ist geringer, als es den Anschein hat. Dennoch sollte Deutschland um die Fertigung kämpfen.

Wirtschaftsfaktor Photovoltaik: Das Know-how steckt in Forschung und Entwicklung Foto: dpa

S olarmodule kann längst jeder produzieren, der das Geld zum Aufbau einer Fabrik mitbringt. Das ganze Ingenieurswissen steckt in den Fertigungsstraßen, sie werden schlüsselfertig geliefert. Die Betreiber müssen von Photovoltaik heute nicht mehr viel verstehen.

Deswegen wählen die Firmen ihre Standorte vor allem nach Kostengesichtspunkten aus. Ob die betriebswirtschaftlichen Vorteile auf niedrigen Arbeits- und Sozialkosten, dürftigen Umweltauflagen oder auch auf Subventionen basieren, ist den Investoren egal. Das kennt man längst aus anderen Branchen, siehe Handy. Ob man das nun gut findet oder nicht, das ist die Globalisierung.

Ist deswegen der Solarstandort Deutschland mit dem seit Jahren zu beobachtenden Rückzug der Solarfabriken bereits gescheitert? Nein, aus einem einfachen Grund. Zwar machen in der öffentlichen Wahrnehmung die Zell- und Modulfertigungen einen wesentliche Anteil der solaren Wertschöpfungskette aus, doch das ist ein Zerrbild.

Zur Photovoltaikbranche gehört nämlich viel mehr, auch mancher Zweig, in dem viel Know-how steckt. So fertigen die Asiaten zumeist auf deutschen Maschinen. Auch die Leistungselektronik einer Solaranlage – der Wechselrichter – stammt häufig aus Deutschland. Und natürlich verdienen auch lokale Handwerksbetriebe am Bau jeder Anlage. Die unmittelbare industriepolitische Bedeutung der eigentlichen Solarfabriken ist also geringer, als es oft den Anschein hat.

Und dennoch sollte Deutschland um seine letzten Zell- und Modulfertigungen kämpfen – nur ist der primäre Grund dafür nicht die Wertschöpfung am Produktionsstandort. Man muss forschungspolitisch argumentieren: Deutschland ist führend in der Photovoltaik-Wissenschaft, wichtige Effizienzrekorde wurden hier aufgestellt. Und es ist zu befürchten, dass dieser Vorsprung nur durch eine industrielle Basis über die gesamte Fertigungskette auf Dauer zu halten ist.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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1 Kommentar

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  • Ich frage mich was es bringt wenn ein Unternehmen dass für den Klimaschutz und erneuerbare Energie produziert mit fossilen Energieträgern betrieben werden.

    Ist es nicht sinnvoller Unternehmen dazu zu bringen zuerst die eigene Produktion mit erneuerbarer Energie zu betreiben?

    Um Akkus zu produzieren benötigt man ein Haufen Lithium dass demnächst aus Chile oder den USA kommen soll? Der Abbau von Lithium ist so klimaschädlich und umweltzerstöhrend dass der Akku hinterher wenig bringt. Ein einziger Großmuldenkipper verbraucht über 4000 Liter Diesel in 24 Std? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liebherr_T282

    Es werden Solaranlagen in Fabriken gefertigt die größtenteils mit Kohle oder Atomstrom betrieben werden. Und was passiert mit dem giftigen Müll der bei der Produktion entsteht? Ungefiltert in Flüsse ableiten?

    Funktioniert so der Klimaschutz? Was passiert mit den sogenanntem Wirtschafts-Flüchtlingen die durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlage verlieren und auswandern?