Kommentar Deutsche Bank: Der Ackermann-Klon
Nun kommt Paul Achleitner in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Leider ist er, wie Ackermann, einer der umtriebigsten Lobbyisten, den das Finanzgewerbe hervorgebracht hat.
Z wei Männer, zwei ähnliche Karrieren: Beide haben sie in St. Gallen studiert, beide haben sie dort promoviert. Beide sind sie Investmentbanker, und beide sind sie international bestens vernetzt. Die Rede ist von Josef Ackermann und Paul Achleitner. Zentraler Unterschied: Die Karriere von Ackermann ist zu Ende. Er wird nicht in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank wechseln, wie es für 2012 vorgesehen war. Stattdessen übernimmt Achleitner den Job, der bisher im Allianz-Vorstand saß.
Für die Deutsche Bank ist Achleitner eine gute Wahl, denn das drängendste Problem ist gelöst: Im Aufsichtsrat muss jemand den Investmentbanker Anshu Jain kontrollieren, der demnächst Chef der Deutschen Bank wird. Das kann nur ein anderer Investmentbanker wie Achleitner.
Leider ist Achleitner mit Ackermann der umtriebigste Lobbyist, den das Finanzgewerbe hervorgebracht hat. Einige der politischen "Meisterleistungen", an denen er beteiligt war: Die bankrotte Dresdner Bank, die zur Allianz gehörte, wurde 2008 der Commerzbank untergejubelt - und musste dort mit Staatsgeld gerettet werden. Kürzlich entwickelte Achleitner dann den Plan, wie man den europäischen Rettungsfonds EFSF auf 1 Billion Euro hebeln könnte. Böse und kenntnisreiche Zungen behaupten, diesen Hebelplan habe Achleitner nur entworfen, um die faulen Staatsanleihen im Allianz-Depot beim Rettungsfonds abladen zu können.
Vielleicht erklärt die Eurokrise auch, warum Achleitner jetzt zur Deutschen Bank wechselt: Sie dürfte die Versicherungen noch härter treffen als die Banken, denn die Branche hat fast nur in staatsnahe Papiere investiert. Wenn jemand weiß, wann es Zeit ist, sich neu zu orientieren, dann ist es Achleitner.
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