Kommentar Commerzbank-Absturz: Das traurige Trio

Die Commerzbank hat einen dramatischen Sinkflug hinter sich. Im Poker ist nicht abzusehen, ob es überhaupt noch Gewinner geben wird.

Es ist nur ein Gerücht, aber schon schreckten die Börsianer auf: Die Commerzbank denke darüber nach, staatliches Eigenkapital zu beantragen. Prompt stürzte die Aktie bis zum Freitagnachmittag um knapp 8 Prozent ab. Damit verhielten sich die Aktionäre durchaus rational, denn eine Dividende ist nicht zu erwarten, falls die Bundesregierung bei der Commerzbank einsteigt. Finanzminister Peer Steinbrück hat deutlich genug formuliert, dass er nicht gedenke, mit Staatsgeldern Gewinnausschüttungen zu finanzieren. Für diese Weitsicht muss man ihn übrigens loben. In den USA wurde nämlich vergessen, das Rettungspaket mit entsprechenden Bedingungen zu versehen - sodass die maroden US-Banken nun einen Teil der Staatshilfen verwenden wollen, um Milliarden an Dividenden und Boni auszuschütten.

Aber zurück zur Commerzbank. Auch ohne den Kurssturz vom Freitag hat die Bank einen dramatischen Sinkflug hinter sich. Jetzt kostet die Aktie nur noch rund 8 Euro - und ist damit nicht mehr weit entfernt vom Kurs der Pleitebank Hypo Real Estate. Dabei war die Commerzbank vor zwei Monaten noch 20,80 Euro pro Aktie wert. Damals verkündete die Bank triumphal, dass sie die Dresdner Bank von der Allianz übernehme. Zur "führenden Privatbank Deutschlands" wollte man aufsteigen - und wird nun als Konkurskandidat gehandelt.

Im Poker rund um die Commerzbank ist nicht abzusehen, ob es überhaupt noch Gewinner geben wird. Ursprünglich war die Allianz als Sieger gefeiert worden, weil sie es geschafft hatte, ihren Verlustbringer Dresdner Bank an die Commerzbank abzuschieben. Doch falls die Fusion wie geplant vollzogen wird, sitzt sie demnächst auf 30 Prozent der Commerzbank-Aktien. Das scheint vielen Börsianer zu missfallen: Am Freitag fiel auch die Allianzaktie massiv. Da überrascht es nicht, dass auch der Versicherungskonzern über Staatshilfen nachdenkt.

Die britische Nationalbank hat kürzlich geschätzt, dass infolge der Finanzkrise weltweit 2,8 Billionen Dollar abgeschrieben werden müssten. Mal sehen, wie viel davon am Ende auf das traurige Trio aus Commerzbank, Dresdner Bank und Allianz entfallen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.