Kommentar Chinesische KP: Genosse Gerücht schlägt zu
Machtkämpfe hat die Kommunistische Partei Chinas bislang geheim ausgetragen. Im Kommunikationszeitalter kann ihr das nur schaden.
C hinas alleinherrschende Kommunistische Partei hat ein Problem. Egal, was an den Gerüchten über den nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichteten designierten Partei-, Militär- und Staatschef Xi Jinping dran ist: Sie beschädigen ihn schon vor seiner Machtübernahme und untergraben die Autorität der ganzen Partei.
Die KP muss jetzt erfahren, dass sie trotz Zensur und Dementi ihr Glaubwürdigkeitsproblem genausowenig in den Griff bekommt wie den wilden Gerüchte über Krankheiten, Unfälle oder gar Anschläge in ihren Reihen.
Die Partei ist gewohnt, Machtkämpfe und andere Probleme selbstherrlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Doch ausgerechnet diese Partei, die Chinas fundamentalen wirtschaftlichen und damit auch großen gesellschaftlichen Modernisierung ausgelöst hat, wird jetzt von diesem eingeholt. Dabei wirkt sie zunehmend anachronistisch.
ist Auslandsredakteur der taz.
Die Chinesen sind heute viel wohlhabender, gebildeter und weltgewandter als zu Zeiten Mao Zedongs. Sie surfen im Internet und reisen in wachsenden Zahlen durch die Welt, mit der sie immer selbständiger immer mehr Geschäfte machen. Sie können ihr Leben in China mit dem anderswo vergleichen und bilden sich heute auch Meinungen zu Themen, die die Partei lieber weiter monopolisiert.
Die KP Chinas hat die Internetrevolution gewollt, denn sie bringt wirtschaftliche Vorteile, und Nachteile ließen sich bislang wegzensieren. Auch nutzt die Partei das Netz zur eigenen Propaganda. Doch ihr Schweigen zu heiklen Themen steht im Kontrast zum wachsenden Gezwitscher im Web und erklärt letztlich ein Volk für dumm, das sich immer weniger für dumm verkaufen lässt.
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