Kommentar China auf der Buchmesse: Ein ganz normales Business
Die Buchmesse dient der Buchwirtschaft. Das ist ihr einziger Zweck.
W ieder einmal sieht man die Veranstalter der Frankfurter Buchmesse irritiert. Denn erneut verhalten sich Vertreter eines Gastlandes so, wie sie sich schon immer verhalten haben. Die Buchmesse aber staunt jedes Mal neu.
2004 war die "Arabische Welt" eingeladen. Als einige der arabischen Verlage dann stolz die "Protokolle der Weisen von Zion" und andere antisemitische Hetzschriften präsentierten und mehrere arabische Länder keine Oppositionellen auf Veranstaltungen leiden mochten, gab sich die Buchmesse überrascht. Diesmal ist mit China ein Gast geladen, der keine Pressefreiheit und keine Demokratie kennt und dessen Vertreter über Politik nicht offen diskutieren mögen. Wieder ist die Buchmessenleitung verwirrt, lädt Oppositionelle aus, um sie anschließend wieder einzuladen, weil die heimische Presse missbilligt. Eine peinliche Angelegenheit, für alle Beteiligten.
Woher kommt die immer neue Überraschung? Liest man in Frankfurt den Politikteil der Zeitungen nicht? Die Buchmesse dient der Buchwirtschaft. Das ist ihr einziger Zweck. China bietet 1,3 Milliarden potenzielle Kunden. Moral ist da egal. Moral ist auch nicht die Angelegenheit der Buchmesse - auf der Messe ist das Buch eine Handelsware. Der Inhalt von Büchern ist dort nur noch so entscheidend wie ihr Erscheinungsbild. Der kritische Gehalt der Bücher wird andernorts diskutiert. Den Chinesen wiederum dient die Messe dazu, für ihr Land zu werben. 2010 präsentiert sich Argentinien, 2008 tat dies die Türkei. Wirtschaftsinteressen herrschen vor. Kritik an diesen Staaten stört dabei.
Man wirbt, man verkauft, man hat keine Zeit für Gelaber: Das ist eine Buchmesse. Von Moral sollte man da nicht reden. Damit würde man sich auch die ganze Verlogenheit ersparen.
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