Kommentar CSU-Parteitag: Was will das Volk?

Die Basis folgt Seehofer nur widerwillig. Sie verkennt dabei aber, dass die WählerInnen eine Partei wollen, die Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen hat.

Im Saal herrscht bedrückende Stille, als Horst Seehofer zum Abschluss des Parteitags das Ende der Selbstgeißelung fordert und die glorreichen Verdienste der CSU betont. Er wirkt trotzig und hilflos, weiß er doch längst, dass seine Partei das Gespür für die bayerische Bevölkerung verloren hat.

In den vergangenen Jahrzehnten hatte es die CSU nicht nötig, sich nach den Befindlichkeiten des Volks zu fragen. Die absolute Mehrheit war ein Selbstläufer, Bayern war CSU und die CSU war Bayern. Das ist vorbei. Die Partei ist von der Emanzipation der WählerInnen zutiefst verunsichert.

Horst Seehofer hat erkannt, dass er die Partei modernisieren muss und dabei die konservativen Stammwähler nicht aus den Augen verlieren darf. Dieses Vabanquespiel ist ihm nicht gelungen. Sein Grünen-Bashing, seine rechtspopulistischen Parolen und das Infragestellen der Rente mit 67, mit dem er die Alten gegen die Migranten ausspielen will, sollten die Konservativen befrieden. Gezündet hat all das nur bedingt.

ist Inlandsredakteur der taz.

Zeitgleich will er die CSU zur Mitmachpartei mit basisdemokratischen Elementen umformen, sie so attraktiv für Junge machen. Zur Modernisierung soll auch die Frauenquote beitragen, für die Seehofer mit Inbrunst kämpfte.

Dass die Basis ihm dabei nur widerwillig folgte, zeigt, dass sie am Glauben festhält, der Verlust der absoluten Mehrheit und Umfragewerte unter 40 Prozent seien nur ein unangenehmes Zwischentief, das - etwa mit neuem Spitzenpersonal - schnell zu überwinden sei.

Die Partei sehnt sich nach zu Guttenberg, nach einem Dirigenten, der mit starker Hand und weltmännischem Charme den Karren aus dem Dreck zieht. Dabei verkennt sie, dass die WählerInnen mehrheitlich nicht mehr Personen wählen, sondern Parteien mit Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen der Zeit. Die hat das alte Dampfross CSU nicht. Und zu Guttenberg hat bisher auch nichts vorzuweisen - außer sich selbst.

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Jahrgang 1984, hat Journalistik und Soziologie in Leipzig studiert. Seit 2009 ist er bei der taz. Nach seinem Volontariat war er Redakteur in der sonntaz, bei taz.de, bei taz2/Medien und im Inlandsressort. Jetzt Ressortleiter der wochentaz.

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