Kommentar CMA-Werbung: Ende des schlechten Geschmacks
Die CMA-Werbung war völlig sinnlos. Doch die Marketinggesellschaft hat vielen Altfunktionären der Bauernlobby sichere Versorgungsposten verschafft. Das ist nun vorbei.
Den Sprüchen der CMA konnte niemand entkommen: Während "Die Milch machts" zum Klassiker wurde, sind Werbeslogans wie "Ich mags am liebsten mit jungem Gemüse" und "Ewig lockt das Fleisch" sexistisch und stehen für maximal schlechten Geschmack. Doch nicht nur, weil für solche Peinlichkeiten künftig weniger Geld zur Verfügung stehen wird, ist das gestrige Urteil gegen die Centrale Marketinggesellschaft der Agrarwirtschaft, wie die Lobby- und Werbeorganisation mit vollem Namen heißt, eine gute Nachricht.
Die Entscheidung ist ein Sieg für die Landwirte, die künftig keine Zwangsabgaben mehr für die fragwürdigen Kampagnen bezahlen müssen. Auch die VerbraucherInnen werden davon profitieren: Entweder zahlen sie weniger für landwirtschaftliche Produkte. Oder, falls die Bauern das Geld künftig für eigenständige Werbung nutzen, erhalten sie in Zukunft endlich mal Informationen, die ihnen tatsächlich weiterhelfen.
Denn die Werbung der CMA war auch völlig sinnlos. Ohne auf irgendwelche spezifischen Vorteile einzugehen, wurden Lebensmittel als solche beworben - egal ob sie aus Massentierhaltung und industrieller Landwirtschaft stammten oder aus umweltschonendem Anbau in der Region. Ob Menschen wirklich mehr Milch trinken oder öfter Fleisch essen, wenn sie auf Plakaten dazu aufgefordert werden, spielte nie eine Rolle - und ob das überhaupt wünschenswert wäre, erst recht nicht.
Diese Kritik ist seit Jahren bekannt. Doch die CMA hat nicht nur viel Geld verwaltet, sondern auch vielen Altfunktionären aus Bauernlobby und Politik sichere Versorgungsposten verschafft. Entsprechend stark war der Widerstand gegen die Abschaffung der Zwangsfinanzierung. Und bis zuletzt konnte sich die Vermarktungsorganisation auf die Unterstützung der Bundesregierung verlassen.
Dass es trotzdem gelungen ist, die Macht dieser Lobby zu brechen, liegt an der Beharrlichkeit einzelner Landwirte. Sie haben darauf vertraut, dass sich die Vernunft letztlich auch gegen starke Interessen durchsetzen wird. Und zumindest vom Bundesverfassungsgericht wurde diese Hoffnung nicht enttäuscht. MALTE KREUTZFELDT
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