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Kommentar CDU und LinksparteiEs braucht die klare Unterscheidung

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Soll die CDU im Osten notfalls mit der Linkspartei koalieren? Die Idee ist zu kurzatmig. Solch ein Bündnis wäre Wasser auf die Mühlen der AfD.

Landespolitik ist eher ungeeignet für einen weltanschaulichen Zwist Foto: dpa

D er Aufschwung der Rechtspopulisten geht mit dem Niedergang der Volksparteien Union und SPD einher. Es geht nicht mehr länger nur darum, dass jene 20 Prozent, die schon immer für autoritäre Ansprachen empfänglich waren, bei der AfD ihre Heimat gefunden haben.

Das System rechte und linke Volkspartei, die jeweils Lagerbündnisse anführen können, ist kaputt. Damit überhaupt noch etwas geht, wird das Bündnis von Union und SPD von der Ausnahme zur Regel. Das alte System funktionierte aber nur mit zwei Volksparteien. Es gibt kein Parteiensystem in einem mit Deutschland vergleichbaren Land, in dem eine Traditionsvolkspartei langfristig alleine überlebte.

Die CDU will nun keine Bündnisse mit der Linkspartei im Osten eingehen. Auch nicht, wenn ein Bündnis der Union mit SPD und Grünen keine Mehrheit hätte. Die CDU-Spitze ist von der Angst getrieben, ihre Traditionswählern nach dem Ende der AKW, der Wehrpflicht, dem Flüchtlingsherbst 2015 nun auch noch mit der Tatsache konfrontieren zu müssen, dass der Kalte Krieg echt vorbei ist. Der Bedarf an Feinden ist in der CDU größer als das seit 1990 radikal geschrumpfte Angebot.

Vor Ort im Osten wissen die Christdemokraten es oft besser als im Konrad Adenauer Haus. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Sachsen ist die Linkspartei eine verlässliche, geerdete sozialdemokratische Partei, die eher lähmend langweilig als quirlig und rebellisch wirkt. Landespolitik ist sowieso eher ungeeignet für weltanschaulichen Zwist.

Die Union steht der AfD in Sachsen näher als der Linkspartei

Pragmatisch gesehen spricht viel für den Vorschlag des sympathischen, liberalen Kieler CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther. Die Union sollte lieber mit der staatstragenden Linkspartei regieren als mit der aggressiven AfD, die völkische, ja rassistische Ideen pflegt. Dennoch ist der Preis hoch. Eine Regierung von CDU und Linkspartei wäre das Symbol für das Einheitssystem, das alles tut, um die AfD außen vor zu lassen, ihr damit aber Gelegenheit gibt, sich allein als Opposition zu geben.

Zudem steht die CSU in Bayern der AfD in vielem näher als den Grünen. Und auch die rechte CDU in Sachsen verbindet mehr mit der AfD als mit der Linkspartei. Natürlich wäre die AfD in der Regierung ein Risiko. Die CDU müsste auf dem Weg dorthin harte Kriterien gegen Rassismus festlegen. Mindestens.

Aber was wäre die Alternative bei entsprechenden Wahlergebnissen? Reflexartig immer und überall konservative, liberale, grüne, sozialdemokratische und links-sozialdemokratische Parteien zusammen zu schweißen, um nur ja die AfD draußen zu halten. Das ist kurzatmig. Denn dabei verschwimmt die sowieso unterbelichtete Unterschiedlichkeit der Parteien zur Unkenntlichkeit.

Das Parteiensystem aber braucht, wenn es nicht an der eigenen Alternativlosigkeit ersticken will, das Gegenteil. Es braucht die deutliche Unterscheidung von rechts und links, von autoritär und liberal. Eine CDU-Linksparteiregierung würde nicht als schwungvoller historischer Kompromiss wahrgenommen, sondern als Symbol eines technokratischen Politmanagements.

Lesen Sie auch: Ulrich Schulte spricht sich in der taz für Koaltionen zwischen der Union und der Linken aus.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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12 Kommentare

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  • Wenn die SPD demnächst die 5%-Hürde ein ums andere mal nicht mehr schafft, muss sich die Union natürlich nach neuen Juniorpartnern umsehen. Das ist legitim.

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    ich krieg jetzt wirklich langsam die krise mit der taz. hört denn das sommerlochgebläke von cdu-links--bündnissen gar nicht mehr auf? so einen radikalschwachsinn kann doch niemand ernsthaft befürworten. das klappt auf gemeindeebene, wenn es um so hochpolitische maßnahmen wie die absenkung von bordsteinen für fahradwege geht, sicher ganz gut. aber auf landesebene wäre es ein tödliches signal für alle beteiligten. das lancement solcher diskussionen zeigt einmal mehr, wie sehr dem neoconlager daran gelegen ist, die linke möglich weit von den aufstehern wegzulotsen. von denen droht ihnen offenbar die meiste gefahr.

  • Ich war schon immer anders als die andern. Unwählbar sind für mich nur AfD und SPD, aktuell fällt für mich noch die FDP weg.

    Ich gestehe hier, dass ich letztes Jahr genau die hier diskutierte Option gewählt habe.

    Erststimme CDU. Zweitstimme Linke.

    Nimmt man mal all das unfruchtbare Ideologiegedöns heraus, dann würde ein Komoromiss zwischen der Union und der Linken noch am ehesten die Wünsche der Mehrheit widerspiegeln.

    • @Karavanserai:

      Danke für Ihren feinen

      Komoromiss - ;)

      kurz - Das Bellen verklang.



      &



      Die Kamele zogen heiter weiter.

  • Die Angst vor dem AfD-Wähler nimmt behandlungsbedürftige Ausmaße an.

  • "Solch ein Bündnis wäre Wasser auf die Mühlen der AfD."

    GroKo ist es nicht?

    "Damit überhaupt noch etwas geht, wird das Bündnis von Union und SPD von der Ausnahme zur Regel."

    In der letzten Legislaturperiode wäre ein Linksbündnis gegangen, wäre die Sozis und die Grünen noch links gewesen...

  • Ein Bündnis hätte die Spaltung der Linke zwischen Ost und West zu Folge und damit ein Kratzen an der 5%-Hürde. Wer Hartz4 will, Krieg am Hindukusch, Bankenrettungen und dass sich Bayer die Steuergesetze selbst schreibt (Zitzelsberger), wählt SPD oder Grün. Das passt hervorragend zur Union! Die SPD hat ihre alte Wählerschaft unter Münte herausgeschmissen, um mit Merkel koalieren zu können, die Basis trägt das nur zur Hälfte mit. Die neoliberale Alternativlospolitik hat jedoch nicht die Wählermehrheit, sie kommt nur durch den Trick zustande, dass die SPD die innerparteiliche Opposition in Stimmen für Merkel verwandelt. Die Linke wäre blöd, den Fehler der SPD zu wiederholen. Wenn die Ost-Wähler Linke wählen, aber Union meinen, werden die West-Wähler mit Sicherheit abwandern, zur AfD oder zu Splitterparteien, das Beharrungsvermögen der Alt-SPD-Wähler haben sie nicht. Und das passiert natürlich VOR der Wahl. Möglich schiene mir nur eine von der Linke geduldete Minderheitsregierung. Aber die bekäme eben nicht alles durch und Merkel wäre noch geschwächter als jetzt schon.

  • Spricht aus dem Artikel die Angst des SPD-Anhängers Stefan Reinecke?

  • Ja, der Union fehlt die SPD um sich gegenseitig aufzuwerten und die wichtigsten gesellschaftlichen Konflikte miteinander auszuhandeln. Vielleicht ist sogar die Union durch das Verschwinden der Sozialdemokraten selber ernsthaft in ihrer Existenz gefährdet. Allerdings wäre jedes Zusammengehen mit der AFD der sicherste Weg in den eigenen Bedeutungsverlust. Die CDU würde nach rechts gezogen, wichtige Wählergruppen könnten sich abwenden, wie schnell das geht sieht man gerade in Bayern. Und in Österreich und Italien sieht man gerade, wie der radikalere Koalitionspartner den Ton angibt. Die Formulierung "harter Kriterien" hilft dagegen ebensowenig wie die Hoffnung auf neue Unterscheidbarkeit. Deren Verschwinden ist ohnehin eher ein rechtes Märchen, Unterschiede gibt es noch genug. Auch die beliebte Erzählung von den Gefahren einer Ausgrenzung der Rechten ist falsch. Man stärkt diese Gruppen nur indem man auf sie zugeht. Eine Ausgrenzung ist auch nicht undemokratisch und der schlechte Eindruck, der aufkommt, wenn sich alle anderen gegen die AFD zusammenschließen müssen um sie aus den Regierungen fernzuhalten ist ja wohl eher Schuld der AFD- Wähler. Man sollte eher froh sein wenn der Widerstand gegen Rechts nicht an der Uneinigkeit der anderen Parteien scheitert. Fazit: die Union sollte sich die Brandstifter nicht ins eigene Haus holen, sie sollte die Mitte halten und sie sollte mit allen anderen Parteien zusammenarbeiten, wenn das konkret Sinn macht.

  • Zudem würde es die Linkspartei zerreißen, deren westdeutsche Fundis ebenfalls das Feindbild CDU-CSU brauchen.

  • „Soll die CDU im Osten notfalls mit der Linkspartei koalieren?“

    Wenn sich so im Osten sinnvoll praktische Politik im Interesse aller Bürger machen lässt, stellt sich die Frage doch gar nicht.

    • @Rainer B.:

      Korrekt.



      &



      “Soll die CDU im Osten notfalls mit der Linkspartei koalieren? Die Idee ist zu kurzatmig. Solch ein Bündnis wäre Wasser auf die Mühlen der AfD.“

      Nu. Kennse? - “Wer hat Angst vorm SchwarzRoten Mann*¿*“



      & sodann —



      “Umgedrehter Heringsschwanz*¿!*“

      Waren beliebte Spiele meiner Kindheit.



      Jau. Kinderspiele! Newahr.



      Herr Stefan Reinecke.

      Nu. Erwachsene Politik -



      Geht halt anders.



      Normal.

      kurz - Wer sich bewegt - hat schon verloren. Scheint’s Ihr kidsCredo;(



      & Na Mahlzeit - kerr!



      Arschlöcher für Deutschland. Woll.



      Sagen neuerdings auch inne taz.



      Gaahrp. Wo‘s lang geht.

      Ja - Geht‘s noch?



      Alle Latten am Zaun der Demokratie?



      Nö - nich*!* - wa!

      unterm——auch mal wieder - a gähn!



      Dess. “Reinecke studierte Germanistik und Politik.…“ - klar doch.



      Na da schau her!

      Wohl genauso alles erfolgreich wie -



      Bert Schulz - Leiter taz.Berlin - Gell*¿*



      (Vorher - Jau. Chef vom Dienst!) Booey.

      But - have look at - ;( dieses Herrn.



      www.taz.de/!5525579/



      Zit. “…Daher wirft dieser Demosamstag viele Fragen auf. Muss die Polizei in einer rot-rot-grün regierten Stadt zwei parallel stattfindende Neonazi-Aufmärsche in Spandau und Ostberlin, die einem NS-Verbrecher huldigen, genehmigen…“ Hä??? Noch Fragen*!*



      Njorp - Liggers&Lausig!



      & Däh!



      Normal.