Kommentar Burn-Out: Arbeit kann auch stützen
"Burn-Out" ist zum Modewort geworden. Doch psychische Krankheiten zu stigmatisieren ist riskant. Aus dem Job auszusteigen ist oft nicht der beste Weg.
A uch im Rahmen des diesjährigen Jahreskongresses des Psychiaterverbandes DGPPN in Berlin wird darüber diskutiert, wie der Anstieg der psychiatrischen Diagnosen mit den seelischen Belastungen der Arbeitswelt zusammenhängt. Schließlich hat ein Modewort Konjunktur: "Burn-out" als Begriff für das persönliche Nichtfunktionieren wirkt wie der Kompromiss der Leistungsgesellschaft mit dem menschlichen Faktor.
Wer eine Weile ausfällt und über den oder die im Kollegenkreis gesagt wird, sie habe ein "Burn-out", hat bessere Chancen als früher, nach der Rückkehr in den Job nicht auf ewig als verrückt gebrandmarkt zu werden. Die Unschärfe des Begriffs ist ein Vorteil, wenn es um die Entstigmatisierung geht. Die Unschärfe kann aber zum Nachteil werden, wenn es um deren Bewältigung geht.
Der Leipziger Psychiater und Klinikchef Ulrich Hegerl warnt davor, dass die Rede vom "Ausgebranntsein" bestimmte Ausstiegsstrategien populär machen könnte, die eben gerade nicht helfen im Umgang mit Depressionen oder Angststörungen.
ist Redakteurin für Soziales im taz-Inland-Ressort.
Als "Ausgebrannter" eine Art Langzeiturlaub zu machen vom anstrengenden Job und sich zu Hause auf das Sofa zu legen, kann genau das Falsche sein in einer depressiven Phase. Auch bei Angststörungen ist es nicht förderlich, stressige Situationen möglichst auf Dauer zu vermeiden. Am schlechtesten geht es bekanntlich vielen Arbeitslosen, denen eine Herausforderung und eine Tagesstruktur fehlen.
Es mehren sich daher Psychiater, die fordern, dass auch Angeknackste nur kurz aussetzen oder möglichst im Job bleiben, vielleicht mal für eine Weile mit halber Kraft. Arbeit kann helfen und stützen und wenn nicht, müssen die Bedingungen verbessert werden. Dieser Tatbestand sollte angesichts der neuen Etikettierung nicht in Vergessenheit geraten.
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