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Kommentar Bionade-SponsoringstrategieFlasche leer

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Wenn Bionade Ansehensverlust vermeiden will, sollte die Marke zum Beispiel die nächste Demonstration gegen Monsanto mitfinanziert.

M ehr als hehre Worte hat der Ökolimonaden-Hersteller Bionade für die Proteste gegen seine neue Sponsoringstrategie nicht übrig. Nachdem die taz berichtet hatte, dass die Tochter des Tiefkühlpizzenkonzerns Dr. Oetker statt etwa eines Konzerts gegen Gentechnik nun Sportveranstaltungen unterstützen will, beklagten sich Hunderte von Menschen im Internet. "Das tut uns leid", antwortete Geschäftsführer Peter Kowalsky. Doch Taten ließ er dem nicht folgen.

Dabei ist das Produkt Bionade durch die neue Sponsoringstrategie nicht schlechter geworden: Die Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Produktion sind immer noch zu 100 Prozent bio und damit gentechnikfrei; und weiterhin bezieht das Unternehmen in einer Fachbroschüre klar Stellung gegen Gentechnik. Tatsache bleibt aber, dass das Sponsoring von Bionade mittlerweile dem eines konventionellen Lebensmittelkonzerns gleicht. So finanziert Bionade nun den Sportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" - gemeinsam zum Beispiel mit dem US-Unternehmen Kelloggs, das in seiner Werbung Kindern Zuckerbomben als Frühstücksflocken andreht. Mit ein paar Euro für Sport will Kelloggs davon ablenken, dass es ein verantwortungsloses Geschäft betreibt. Bionade hat sich in schlechte Gesellschaft begeben - das beschädigt die Marke.

JOST MAURIN

ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschafts-Ressort der taz.

Es gibt noch einen Grund, weshalb Bionade lieber wieder Veranstaltungen wie das Anti-Gentech-Konzert unterstützen sollte: Solche Events bekommen kein Geld von Großkonzernen hinterhergeworfen. Sie sind auf Ökofirmen angewiesen.

Dass Kowalsky sich entschuldigt, ändert nichts. Wenn er seine Marke vor weiterem Ansehensverlust bewahren will, dann muss er handfeste Konsequenzen ziehen: zum Beispiel indem er die nächste Demonstration gegen Monsanto mitfinanziert.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik und die Lebensmittelindustrie. Journalistenpreis "Faire Milch" 2024 des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. 2018, 2017 und 2014 gewann er den Preis "Grüne Reportage" des Verbands Deutscher Agrarjournalisten. 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis (Essay "Mein Krieg mit der Waffe"), 2013 für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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3 Kommentare

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  • H
    Hannes

    Liebe Ökotante,

    leider kann ich Dir nicht ganz folgen. Du schreibst: "dann haben wir auch geld für projekte gegen klimawandel und co" - ich wüsste gern wen Du mit "wir" meinst. Ich kann mich nicht erinnern, dass "arbeitsplätze, sozialversicherungsbeiträge und gewinne in deutschland" in irgendeiner Form Projekte gegen den Klimawandel unterstützen.

  • C
    CJaegert

    Passt doch gut zu Kellogs. Auch Bionade ist doch eine Zuckerbombe.

  • K
    Ökotante

    Ist die taz jetzt die bionade-hauspostille? oder warum schreibt ihr seit tagen nichts anderes als darüber?

     

    sollten wir nicht stolz darauf sein, dass ein deutscher getränkezwerg dem amerikanischen sofdrink-riesen paroli bietet? und wenn eine weitere expansion aus eigenmittel nicht möglich ist, warum dann nicht dann mit einer beteiligung einer deutschen unternehmerfamilie oetker?

     

    lieber arbeitsplätze, sozialversicherungsbeiträge und gewinne in deutschland - dann haben wir auch geld für projekte gegen klimawandel und co.