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Kommentar BeschneidungsdebatteDeutsche lieben Zwangsbekehrung

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Politik handelt friedenstiftend und glücklicherweise gegen den Konsens der Bevölkerung. Denn für die Mehrheit der Deutschen ist Toleranz out.

E s kommt nicht alle Tage vor, dass Regierung und Opposition im Bundestag gemeinsam an einem Strang ziehen. Noch bemerkenswerter ist das, wenn sie dabei eine Mehrheit der Bevölkerung gegen sich haben. Genau das ist aber trifft auf den fraktionsübergreifenden Antrag von CDU, FDP und SPD zu, den der Bundestag am Donnerstag nachmittag mit großer Mehrheit durchgewunken hat und der fordert, die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen künftig per Gesetz ausdrücklich straffrei zu stellen.

Zweifellos handelt es sich bei Beschneidungen von Kindern um einen Eingriff in deren körperliche Unversehrtheit. Deswegen ist es auch richtig, dass die Politik die Religionsfreiheit in dieser Frage sorgfältig mit anderen Rechtsgütern abwägt. Denn nicht alles, was von einem Teil seiner Bürger religiös begründet wird, muss ein Staat auch tolerieren.

Doch es ist gut, dass eine breite Mehrheit im Bundestag nun will, das eine medizinisch fachgerechte Beschneidung möglichst rasch gesetzlich geregelt wird, und damit - rechtzeitig zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan – den Rechts- und Religionsfrieden im Land wieder herstellt. Denn viele Muslime und Juden waren verunsichert, seit das Kölner Landesgericht in einem Urteil eine Beschneidung als Körperverletzung wertete.

taz
DANIEL BAX

ist Redakteur für Migration und Integration der taz.

Glaubt man Umfragen, dann hätte es eine Mehrheit der Deutschen allerdings lieber gesehen, wenn diese Praxis verboten würde. Das ist nicht überraschend, wenn man die Debatten der letzten Jahre um den Islam und die Muslime betrachtet: sie alle handelten davon, wie die Mehrheitsgesellschaft mit Bräuchen umgeht, die ihr fremd sind.

Zu viel Fremdheit geht gar nicht

Jedes Mal wurde deutlich, dass viele Deutsche mit zu viel Fremdheit ein Problem haben: muslimische Frauen sollen keine Kopftücher und schon gar keine Burkas tragen, finden sie, und Muslime keine Moscheen bauen dürfen, schon gar nicht mit Minarett, und am besten sollte es hierzulande gar nicht erst zu viele Muslime geben – das war in etwa die Essenz der Sarrazin-Debatte. Die Beschneidungsdebatte war da nur die logische Folge. Neu ist nur, dass es damit erstmals ein Thema betrifft, das Juden wie Muslime gleichermaßen berührt. Aber auch da findet inzwischen, wie man sieht, die Toleranz der Mehrheit schnell ein Ende. Toleranz ist out.

Der pseudosäkuläre Eifer, der sich in diesen Debatten Bahn bricht, trägt dabei nicht selten den Willen zur Zwangsbekehrung in sich. Es ist gut, dass sich die Politik jetzt beim sensiblen Thema Beschneidungen fast geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung gestellt und für den Schutz der zwei größten religiösen Minderheiten eingesetzt hat. Denn es zeugt von einem fragwürdigen Paternalismus, ihnen vorschreiben zu wollen, wie sie ihre Religion zu leben haben.

Für echte Religionskritiker gäbe es weit bessere Gelegenheiten, das deutsche Verhältnis von Staat und Religion in Frage zu stellen, als ausgerechnet bei diesem sensiblen Thema. Sie könnten sich ja mal eines der zahlreichen Privilegien vornehmen, mit denen die größten Religionsgemeinschaften, die christlichen Kirchen, noch immer ausgestattet sind, statt sich an Minderheiten schadlos zu halten.

Den Sinn und Unsinn von Beschneidungen im Kindesalter zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen: eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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179 Kommentare

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  • W
    Wikipedianer

    Reinhard Merkel, Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg, Mitglied im Nationalen Ethikrat, hat im Ethikrat am 23.8.2012 seine Positionen dargelegt. Imo sehr lesenswert !

     

    http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/plenarsitzung-23-08-2012-merkel-ppt.pdf

     

    NB (Seite 4): "Es wäre bizarr, hätten Religionsgemeinschaften eine autonome Definitionsmacht, wann und wie sie die Körpoer von Personen ohne deren Einwilligung ... verletzen dürfen."

     

    Seite 5: "Das Sorgerecht ist ... keine genuines Freiheitsrecht der Eltern. Es ist ein treuhänderisches Mandat zur Pflege und Erziehung der Kinder, Pflicht mindestens ebenso sehr wie Recht. Seine verbindliche Ma0gabe ist deshalb das Wohgl der Kinder, nicht die Autonomie der Eltern.

    [[Am Kindswohl] findet es deshalb seine zwingende Grenze.

     

    @Kommentator: Eine irreversible Körperverletzung bleibt eine irreversible Körperverletzung.

  • O
    oink

    Wir stellen hier basale Menschenrechte zus Disposition. Welche Konsequenz hätte es für die kulturelle Existenz der jüdischen Zivilisation in Deutschland, wenn Jungen dann, wenn sie mündig sind, die Beschneidung ggf. nachholen?

     

     

     

    "Den Sinn und Unsinn von Beschneidungen im Kindesalter zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen"

     

    Man berzeihe den überzogenen Vergleich, aber genau so gut könnte man auch argumentieren:

     

    "Den Sinn und Unsinn von Steinigungen zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen"

     

    Ich habe mich als engagierter, kritischer Mensch auch dort einzumischen, wo ich nicht "dazugehöre".

  • H
    Hubert

    @ Tomate

     

    ich glaub nicht, dass es darum geht, wer dann die Kinder erzieht, wenn die Eltern wegen einer Straftat inhaftiert würden.

     

    Dafür interessiert sich bei wegen anderer Delikte zu Haftstrafen Verurteilter auch niemand, von den unsägliche "Ehrenmorden" will ich hier jetzt gar nicht anfangen.

     

    Wie werden eigentlich die genital beschnittenen Mädchen versorgt, während deren Eltern ihre gerechte Strafe verbüßen?

     

    Das ist jetzt eine ehrlich gestellte Frage und nicht ironisch oder polemisch gemeint.

  • T
    Tomate

    @ Hubert:

     

    Und wenn den meisten Juden und Muslimen dann das Sorgerecht entzogen wird, dann gehe ich mal davon aus, dass Sie und die anderen "Kinderschützer" aus der neo-rechtsextremen PI-Szene dann freiwillig den Erziehungsauftrag übernehmen werden.

     

    Mann, auf den Bericht über die Diskussionen am Frühstückstisch freue ich mich schon jetzt. Allerdings nicht im Sinne der Kinder.

  • H
    Hubert

    Eine Meinung bildet sich im Volke ja gerade erst.

    Diese Meinungsbildung sollte in Ruhe abgeschlossen werden, zuzeit scheint es eher keine Mehrheit für die Beschneidung Minderjähriger zu geben.

     

    Soweit in den Medien ein Beschneidungstourismus und Hinterhof-Quacksalberei befürchtet wird sehe ich keine große Gefahr: Eltern die ihre Kinder im Ausland körperverletzen lassen machen sich damit genauso strafbar, wie wenn das in Deutschland geschieht.

     

    Und rauskommen tut's bei den haus-kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen, ebenso bei schulärztlichen Untersuchungen.

  • P
    pinetp

    "Zu viel Fremdheit geht gar nicht". Herr Bax, man sollte Ihnen zurufen: "Zu viel Freiheit geht gar nicht." Ja, wo kämen wir denn hin, wenn jeder Mann die Freiheit hätte, über seinen eigenen Penis zu entscheiden.

  • FW
    Frank Walter

    Es ist gar nicht gut, wenn sich Vertreter politischer Parteien geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung des Volkes stellen. Das ist Umkehrung und Ende der Demokratie, das ist der Übergang zu einer ParteienDIKTATUR.

     

    Es ist das, was Politikverdrossenheit zwangsläufig zur Folge hat.

     

    Beschneidung: Jeder medizinische Eingriff ohne Indikation ist und bleibt eine KÖRPERVERLETZUNG. Die Politik muss entscheiden, ob elementare Rechte von Kindern weniger zählen, als die religiös motivierten (und mit großer Wahrscheinlichkeit fremdbestimmten) Wünsche der Eltern.

  • H
    Hubert

    MATTHIAS hat geschrieben: "Nicht von ungefähr schlägt die männliche Aggression und Kriegstreiberei in den Ländern die höchsten Wellen, in denen der Anteil an Beschnittenen am höchsten ist: in den USA, in den muslimischen Ländern, und in Israel."

     

    Ein sehr interessanter Aspekt, Matthias!

     

    Wenn Du nun noch eine Kausalität belegen könntest oder längere Zeitreihen, die ein Zufälligkeit ausschließen (Stichwort: Rückgang der Störche in NdSachsen korreliert mit dem Geburtenrückgang, aber ohne Kausalität) dann wären wir wirklich einen entscheidenden Schritt weiter.

     

    So aber bleibt Deine These "Gesellschaften beschnittener Männer sind kriegsbereiter" unbelegt und findet zunächst ihren parodistischen Niederschlag in dem bekannten Hitler-youtubefilmchen http://youtu.be/ynswCqT2J-4 "Mein Glied wird nicht steif und deshalb gibt es jetzt KRIEG"!

  • M
    Matthias

    In diesem Land haben wir ein bestimmtes Wertesystem, und darin rangiert körperliche Unversehrtheit höher als das Recht, uralte religiöse Riten durchzuführen an Menschen, die sich nicht dagegen wehren können.

     

    Die nachträgliche Rechtfertigung durch Betroffene ändert an diesem Befund nichts. Da gibt es hinlänglich bekannte psychologische Mechanismen, die dafür sorgen, dass ich als Liebestat annehme, was immer mir meine Bezugspersonen im Kindesalter angetan haben.

     

    Leider kann kein als Neugeborener beschnittener Mann jemals wissen, wieviel Empfindung ihm beim Sex entgeht - es ist eine ganze Dimension der Liebe, die diesen verstümmelten Männern verschlossen bleibt. Nicht von ungefähr schlägt die männliche Aggression und Kriegstreiberei in den Ländern die höchsten Wellen, in denen der Anteil an Beschnittenen am höchsten ist: in den USA, in den muslimischen Ländern, und in Israel.

  • M
    Mann-O-Mann

    Ich glaube solche Kommentare wie "Deutsche lieben Zwangsbekehrung" kommen zustande, weil es keine guten Argumente gibt, mit denen man das Herumschnibbeln an den Pimmeln von kleinen Jungs verteidigen kann: Also bezichtigt man die Beschneidungsgegner der Minderheitenunterdrückung, Zwanghaftigkeit, Intoleranz, Holocaust-Verharmlosung etc.

  • P
    Peter

    Es ist merkwürdig warum gerade in Deutschland die monotheistischen Religionen sich darüber erheben, was weltweit, für alle Glaubensschwester und Brüder gültig sein soll!

     

    Die heiligen Schriften werden je nach Ort und Land unterschiedlich ausgelegt.

    Vor allem glänzen die heiligen Schriften durch Toleranz.

     

    Wie mir ein Fachmann erzählte, wird die aktuelle Intoleranz(pro Beschneidung) nicht im 3. Buch Levitcus oder auch Septuaginta und andere Büchern gefordert, aber dennoch speziell in Deutschland aktuell durch intoleranz ausgelebt.

    Sollen hier neue, intolerante Religionen für die Welt entstehen? Deutschland als globaler Missionierungsstandort?

     

    Der Beschneidungskampf zwischen intoleranter Auslegung der Schriften und versuchter Demokratie.

  • F
    Falmine

    Herrn Bax und anderen Rechtsunkundigen hier eine allgemein verständliche Hilfestellung:

    http://www.zis-online.com/dat/artikel/2010_7-8_468.pdf

     

    Mir scheint es nämlich ganz wichtig zu sein, dass wir uns bei allem Unverständnis der Position der Beschneidungsbefürworter gegenüber, darum bemühen, nicht zur Rettung der unversehrten Knaben, den Befürwortern verbal die Schädel einzuschlagen. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit gilt auch für Erwachsene mit einer Meinung, die wir nicht teilen.

  • X
    Xenophilios

    Wenn die Welt so funktionieren würde, wie Daniel Bax sie sieht, dann würde die katholische Kirche noch Hexen verbrennen. Denn Organisationen darf man nur von innen heraus kritisieren und Hexenverbrennung war eine jahrhundertealte Tradition.

     

    Zwangsbekehrung ist ja wohl ein Merkmal von Religionen. Als erstes werden die Kinder, noch bevor sie dazu was sagen können, in die Kirchengemeinschaft aufgenommen und gern auch mit einem Mal versehen, das ihre Zugehörigkeit in alle Ewigkeit klarstellt. Demokratische Gesellschaften dagegen missionieren oder bekehren nicht, sondern bestehen auf Einhaltung ihrer Gesetze und die können sogar von jedem in Frage gestellt werden, ohne dass es als Lästerung oder Verletzung irgendwelcher Gefühle mit Strafen göttlichen Ausmaßes versehen wird.

     

    Aber es muss wohl xenophob sein, wenn man von Brauchtumspflegern, mit denen man in einer Gesellschaft zusammenlebt, eine Auseinandersetzung über ihre Bräuche verlangt, wenn sie diese nicht am eigenen, sondern am Leibe Anderer ausüben.

     

    Lieber Daniel Bax: Vor dem nächsten Kommentar doch mal die Reflexe überprüfen.

  • T
    Teermaschine

    Hammer sind anders, oder: Bax lügt sich die Welt, bis sie ihm gefällt!

    Am Rande des Ruhrgebiets, umzingelt von erzkatholischen Westfalen, trotzt der zweitgrößte Hindutempel Europas erfolgreich dem Ansturm der von Bax detektierten deutschen Dumpfheit und Intoleranz. Jedes Jahr feiert die Gemeinde mit einer fünfstelligen Zahl an Gästen ihr Tempelfest; friedlich, fröhlich, ohne journalistisches Geschrei, aber eben auch ohne Witwenverbrennung. Und derlei Beispiele gibt es viele, nur taugen sie halt nicht zur politischen Aufladung. - Vielleicht sollte der Autor sein Schnüffelorgan seltener in seine eigene Kotprobe und öfter in die Wirklichkeit stecken.

  • H
    Hubert

    @Detlev Beutner:

     

    "...die schärfste Kopftuchgegnerin, Annette Schavan, eine der schärfsten BeschneidungsbefürworterInnen ist?"

     

    Deine Behauptung muss man natürlich noch mit Quellen belegen, Detlev, der wesentliche Unterschied scheint in der speziell deutschen Historie zu liegen, gut, dass jüdische Frauen nicht üblicherweise wegen Unterdrückungsverdacht zu verbietende Kopftücher tragen, so dass man es gegen Muslimas problemlos durchsetzen konnte, die Kippa hat man jüdischen Männern auch im Schulunterricht nie zu verbieten versucht.

     

    Mit diesem Urteil zur körperverletzenden Vorhautbeschneidung ist man dann in die letztlich zu erwartende selbst gestellte Falle getappt, aus der man nun irgendwie wieder raus muss.

     

    Das wird nicht einfach werden.

  • D
    D.J.

    @Oma Kruse,

     

    Diskriminierung kommt aus dem Lateinischen und heißt Unterscheidung. Wenn ein eigenes Gesetz gemacht wird, das Teilentfernung von Körperteilen bei Kindern aus religiösen Gründen ausnahmsweise erlaubt, handelt es sich um eine Diskriminierung. Ich hoffe, ich habe Sie nicht überfordert.

  • W
    Wertkonservativliberaler

    Ich lese gerade zur "Beschneidungsdebatte" den wunderbar abwägenden-empathischen-(ver-)zweifelnden Artikel von Gil Yaron: "Unsere seltsame Tradition" in der FAZ.

    Ein Hinweis auf den Link sei bitte erlaubt:

    http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-unsere-seltsame-tradition-11827726.html

     

    Warum liest man solch wunderbar Abwägendes-(Ver-)Zweifelndes nicht mal in der taz? Warum stattdessen liest man in der taz zum Thema nur was vom Bax?

  • OK
    Oma Kruse

    Danke, Daniel Bax, für den Mut, unangenehme Wahrheiten auszusprechen, auch wenn das Aufheulen des Sarrazin-Pro-Deutschland-Mobs ja zu erwarten war.

     

    Ich wüsste jedenfalls nicht, was an der Diskriminierung und Verächtlichmachung von Minderheiten links wäre.

  • T
    tazitus

    @D.J., @Falmine: Wenn wir nicht aufpassen, artet das in "Beck-Messerei" aus.

  • TS
    Thomas Sch.

    Ihren letzten Satz, daß man die Diskussion über Beschneidungen den Juden und Muslimen überlassen sollte, möchte ich entschieden widersprechen. Immerhin findet diese Sitte in sozusagen unserer Mitte statt. Und wenn da nun der nächste um die Ecke kommt und findet, daß seine Töchter beschnitten werden sollte, was machen wir dann ? Auch eine jahrtausendalte Sitte. Wollen Sie diese Diskussion dann auch wieder anderen überlassen. Die Blutrache fällt mir da auch noch ein. Soweit ich weiß, in einigen Gegenden Italiens und Albaniens auch heute noch verbreitet. Würden Sie auch das anderen überlassen wollen ? Das kann´s nicht sein. Ihr Toleranz, lieber Herr Bax, scheint mir eher dem Umstand geschuldet zu sein, daß es vor einigen Generationen einen Krieg in diesem Lande gab und Sie möglicherweise da Scham über die damaligen horrenden Untaten empfinden. Kann man verstehen. Aber soweit sie da deswegen Ihre Auffassungen zu Körperverletzungen ändern wollen, geraten Sie doch in logisch argumentative Schwierigkeiten. Sie könne ja nicht dem einen die Vorhautentfernung erlauben und dem anderen die Klitorisentfernung verwehren. Wie wollen Sie das denn argumentativ hinkriegen ? Beides irreversibel.

  • AH
    Axel Hannover

    Mein Dank an Herrn Bax für diesen unaufgeregten Kommentar! Auch ich komme mit meinen traditionshörigen Freundinnen und Freunden gut klar, wenn ich die Beschneidungen kritisiere. Ein strafrechtliches Unterfüttern meiner Kritik benötige ich jedoch nicht. Ich will nicht einem Land angehören, dass als erstes der Welt die Beschneidung von Jungen verbietet. In Respekt vor der Vergangenheit und der NSU-Gegenwart verlange ich, dass die Welt nicht am deutschen Wesen genesen soll.

  • H
    Hubert

    Ich frag mich bei dieser ganzen Debatte, wie lange es sich eine demokratisch gewählte Regierung in Deutschland erlauben kann, GEGEN DAS VOLK zu regieren!?

     

    Es ist in Deutschland bei Strafe verboten, Tiere bei lebendigem Leibe abzustechen.

    Außer ein Ritual verlangt das in einer uralten religiösen Vorschrift.

     

    Körperverletzung und chirurgische Eingriffe ohne medizinischen Grund sind bei Strafe verboten.

    Eltern dürfen unter bestimmten Umständen be"VORMUND"en, grad auch wenn es das Ritual einer uralten religiösen Vorschrift gebietet.

     

    Eine überwältigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünscht den Schutz der Unverletzlichkeit von (kleinen männlichen) Menschen und den Tierschutz.

     

     

    Die Frage ist eben: warum mache ich mich in Deutschland strafbar, wenn ich eine Gans oder ein Kaninchen mit einem harten Schlag auf den Kopf betäube (statt mit Bolzenschuss oder CO2-Bad), bevor ich dem Tier die Kehle durchschneide, mein muslimischer oder mosaischer Nachbar bei seiner Schlachtung etwa von Schafen aber keinerlei Betäubung anwendet und das auch tierschutzrechtlich in Ordnung zu gehen scheint.

     

    Sowas führt doch bloß zu sozialem Unfrieden, nicht, dass ich bei Schlachtungen auf Betäubung gern verzichten würde, ganz im Gegenteil. Tierschutz liegt mir sehr am Herzen.

     

    Und das Tier leidet nicht weniger, wenn es rituelle Vorschriften sind, die es zu vermeidbaren Schmerzen verdammen.

     

    Warum wird nicht im Sinne des Volkes regiert, es hat doch wahrhaftig mit Fremdenfeindlichkeit nichts zu tun!

     

    Übrigens zur Vermeidung von Masturbation (auch ein aktueller taz-Artikel) wurde im moralisch so überlegenen US-Amerika bis nach 1900 kleinen Mädchen die Klitoris rausoperiert...

  • L
    lowandorder

    Da schau her. Der Bax Daniel eiert sich durch seinen Kommentar, wie man´s sonst nicht von ihm gewohnt ist:

     

    "Der pseudosäkuläre Eifer, der sich in diesen Debatten Bahn bricht, trägt dabei nicht selten den Willen zur Zwangsbekehrung in sich. Es ist gut, dass sich die Politik jetzt beim sensiblen Thema Bescheidungen fast geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung gestellt und für den Schutz der zwei größten religiösen Minderheiten eingesetzt hat."

     

    Wer mit dem Finger auf andere Leute zeigt, sollte bedenken, daß drei auf ihn zurückweisen (Heinemann).

     

    So tell me why?

    Daß Deutschland trotz alledem - und das beginnt für ein Nordlicht spätestens in NordrheinWestfalen - immer noch ein überwiegend klerikales Land ist - Schulgebet, Schulgottesdienst zu Jahresbeginn auch in öffentlichen Schulen usw - das ist mir hinlänglich geläufig und erlebt.

     

    Aber - es geht eben nicht " um den Schutz ... zweier religiöser Minderheiten" - oder genauer: nur am Rande.

    Sondern um den Schutz von nicht religionsmündigen Kindern vor Körperverletzung (nicht um Wasser über den Kopf usw).

    Das - ist der ordre public, die öffentliche Ordnung dieser Republik. Und danach ist durch die staatlichen Institutionen - Gesetzgeber und Gerichte - zu befinden, was Sache ist.

     

    Gewiß ist die von den kölner Richtern hochgespülte Problematik nicht schlicht um schlicht und möglichst gestern zu lösen.

    Das sieht man nicht nur an der ablaufenden Debatte, sondern auch daran, daß - von Ihnen so gelobt - ein Großteil von (m.E. klerikal geprägten) Politikern einschließlich einer ehemaligen FDJ-Sekretärin in pseudopawlowscher Reaktion einen Schulterschluß wie sonst nur beim Rauchverbot hinsemmeln.

     

    Die kluge Juristin Schnarri aber völlig zu recht sagt: nu mal langsam mit die jungen Pferde.

    Und der Karren denn auch in ruhigen Schritt zurückfällt.

     

    In Ihrer Logik - ´ja, des soll man doch mal bitt´schön den beiden religiösen Minderheiten überlassen, net so paternalistisch bitte - steckt ja was säehr altfränkisches: `ja schau mer mal, des mache die seit so viele von Jahre, also des paßt irgendswie schonn! Wir ja aach, net!? odr?´

     

    Aber so läuft das in einem Rechtsstaat nicht, der die Grundrechte zu einklagbaren, ausdrücklich von der öffentlichen Gewalt, also dem Staat, zu schützenden Rechtsätzen ausgestaltet hat.

    Anderenfalls wäre ja jeder religiöse Ritus - ich überlaß es Ihrer Phantasie welche noch - durchzuwinken.

     

    Indem Sie auf den Schutz von Organisationen - hier religiösen Minderheiten - rekurrieren, tappen Sie in die selbe Falle, wie zuvor Frau Halil Sezgin:

    Sie lassen in einer ziemlich durchsichtigen escamotage, einem Taschenspielertrick, den anstehenden Rechtsgüterkonflikt einfach verschwinden. ( und zudem - ist ja gar nicht so schlimm - ist erkennbar auch bei Ihnen mitgedacht).

     

    So aber läuft der Hase nun mal nicht.

    Und alle haben doch die Hose gestrichen voll, daß sich ein Teil der Antragsberechtigten dann doch Richtung Karlsruhe aufmacht und die `Arschlöcher in K...`(Onkel Herbert..)Nägel mit Köpfen machen.

    (z.B. 2000 Jahre sind genug; ab 14 Jahre ist ok - oder gar - Ende der Fahnenstange!ß how knows?).

     

    Und nicht nur nach dem Beitrag von Martin Reichert `Hände auf die Decke´ müßte Ihnen geläufig sein, daß der Eingriff in die körperliche Integrität eines Klein-Kindes - als Aufgabe von religiösen Opferungen entstanden - keine Bagatelle ist.

    (was Reichert als Folgen beschreibt, kann ich nur bestätigen; aufgrund der operativ behandelten Fimose meines älteren Bruders).

     

    Einer Demokratie steht es - wie schon der Name sagt - gut an, wenn in ihr die politisch brisanten Fragen breit diskutiert und nicht vorschnell entschieden werden.

    Daß dabei Teile innerhalb dieser Minderheiten ihr eigenes Süppchen kochen mag sein.

    Wichtiger aber wäre es, daß diejenigen innerhalb dieser Minderheiten - und das scheinen ja in beiden zu meinem Erstaunen nicht wenige zu sein - ihre Argumente und Interessen, warum sie eine Beschneidung ablehnen, erst ab 14 Jahre für

    richtig halten usw zu Gehör kommen.

    Die Masse unserer Politiker a la oben reden doch nur wie ein Blinder von der Farbe.

    Und stehen zudem in dem dringenden Verdacht ( ich sag nur `das hohe ´C ` im Parteinamen Religionsfrieden - was immer das sein soll - um einen recht hohen Preis zu wollen und ihre eigene religiöse Minderheit mit ihren längst ungerechtfertigten Privilegien und undurchsichtigen, auch frauenfeindlichen Praktiken nicht in den Focus des öffentlichen Interesses geraten zu lassen.

  • BB
    Bernd Baron

    Schade, nun scheint es von meinem Eindruck her mindestens beim Thema – religiöse - Beschneidungen bei Jungen, auch bei der taz Macher zu geben, die aus einer – eigentlichen – Mücke, der durch unser Grundgesetz bereits geregelten körperlichen Unversehrtheit, einen Elefanten machen.

     

    Die neben der bereits seit Jahren, den Körper von Kleinstkindern verstümmelnden Körperverletzung, jetzt auch noch Zwangsbekehrung, Unwillen bei der Integration von ausländischen Mitbürgern und Kopflosigkeit bei und der Widersinnigkeit von öffentlichen Abstimmungen in Deutschland festgestellt haben wollen.

     

    Der Hit und das i-Tüpfelchen dabei ist die Begeisterung, und das ist wesentlich und erschreckend neu an der taz, dass die Beauftragten des deutschen Volkes, der Bundestag,

    dafür gelobt wird, entgegen der Mehrheit für eine geregelte Beschneidung – der Körperverletzung an Klein- /stkindern - sich entschieden zu haben.

     

    -Zur Erinnerung - gemäß Art. 2 unseres deutschen Grundgesetzes – und das gilt meines Wissen für a l l e Deutsche, auch die jüdischen und moslemischen Glaubens sind!!

     

    (1) Jeder hat das Recht auf die f r e i e Entfaltung seiner Persönlichkeit*, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

    (2) Jeder hat das Recht auf Leben und k ö r p e r l i c h e Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

     

    *Die freie Entfaltung m e i n e r Persönlichkeit, die mich erst ab einer gewissen Reife über Sein oder Nicht-Sein meiner Vorhaut entscheiden lässt, bedingt, dass dieser Gegenstand meiner Entscheidung bis dahin noch da sein muss.

     

    Sonst ist m e i n e Freiheit eine Farce.

     

    Zu argumentieren, „meine Eltern“ brauchten zur Ausübung ihrer Religion „m e i n e“ abgeschnittene Vorhaut, ist aberwitzig und argumentativ – wenn überhaupt ein Argument – mittelalterlich.

     

    Einen großen Dank auch an die Kinderschutzverbände die sich überraschend doch noch, auch und endlich eingeschaltet haben!!

    Wenn eine Ohrfeige denn eine Körperverletzung ist, was ist dann eine Beschneidung – egal mit welcher Begründung dieselbe stattfindet -?

    Wenn denn die Beschneidung von Jungen im religiösen Rahmen erlaubt werden sollte, was ist dann, religiös begründet, noch an der Beschneidung von Mädchen verwerflich?

     

    I c h kann mich erinnern, dass mit dem berechtigten unter Strafe stellen der Beschneidungen von Mädchen, Bundestag, Medien und Bevölkerung interessanterweise an einem Strang zogen!?!?

     

    Das Argument der – möglichen - dilettantischen Hinterhofbeschneidungen war d a m a l s abschließend, kein Hinderungsgrund!?

  • I
    ion

    «Bundestagspetition mit Forderung nach Moratorium und Einrichtung eines Runden Tisches als Reaktion auf die gestrige Bundestagsresolution» :

    [http://www.bdk.de/]

    i.V.m.:

    «Bundestagspetition zu Beschneidungen» :

    [https://www.kinderhilfe.de/blog/artikel/bundestagspetition-zu-beschneidungen/]

     

    Auch wenn manche es immer wieder behaupten, die Zirkumzision ist in den USA schon längst kein 'Standard' mehr und dank entsprechender Initiativen stark rückläufig.

    [http://circumcisiondecisionmaker.com/]

    Und auch für Juden ist die Zirkumzision offenbar NICHT, wie n.a. Volker Beck (d. Grünen) in seiner religionseifernden Rede im Bundestag nicht müde wurde zu betonen: "fundamental" ("der erste Befehl Gottes in dieser Religion") – abgesehen davon, dass das kein Argument zur Preisgabe des Schutzes von Kindern u./o. des GG-s wäre!

    [http://jewsagainstcircumcision.org/]

     

    (21.07.2012 12:54)

  • MC
    Manfred Corte

    Mehrere Krankenkassen haben bereits abgestritten, daß die Kosten für Genital-Beschneidungen von ihnen übernommen - und aus den angesammelten Rücklagen bezahlt werden sollen! Die Kassen haben klargestellt, daß im Falle einer gesetzlichen Regelung die Kosten für die Genital-Beschneidungen von den Kassen übernommen werden "könnten", weil genügend Rücklagen für diese Sonderleistungen gebildet worden seien! Erst das Gesetz - dann die Kostenübernahme!

  • L
    LKS

    Auch eine nette Variante, ein Verbot der Beschneidung mit einem Verbot von Minaretten gleichzusetzen...

     

    Drei Bemerkungen:

    - Zur Toleranz: die, die tatsächlich etwas tolerieren - im Sinne von Hinnehmen - müssen, sind die Kinder, deren Körper aus rein religiösen Gründen irreperabel verändert wird.

    - Inwiefern genau ist der "Eifer" der Beschneidungsgegner "pseudosäkular"?

    - Religionskritker ("echte") arbeiten sich in diesem Land seit geraumer Zeit an den Privilegien der Staatskirchen ab und stürzen sich NICHT gerade auf mehr oder weniger schwache Minderheiten. Siehe die Kampagne der Giordano-Bruno-Stiftung gegen mangelnde Arbeitnehmerrechte bei kirchlichen Trägern. Damit kriegt man nur - leider - nicht so viel Aufmerksamkeit, offenbar auch nicht von der taz.

  • MC
    Manfred Corte

    .. das neue Gesetz zur Legalisierung der Genital-Verstümmelung könnte man doch, in einem Aufwasch, mit der Einführung der Prügelstrafe für Politiker verbinden. Dann wäre das auch geregelt!

  • MS
    Manfred Stern

    Sehr geehrter Herr Bax,

     

    Ich freue mich das in einer solch linked Postille wie der Taz auch ein aufrechter Antidemokrat Zu finden ist!

     

    Mich kotzt die "Meinung" der Mehrheitsgesellschaft auch so was von an.

     

    Mit Journalisten wie Ihnen Herr Bax werden wir es aber schaffen und diese elende Diktatur der Masse die immer wider verniedlichend "Demokratie" genannt wird endllich durch die Herrschaft einer kleinen intellektuellen Elite ab zu lösen.

     

    In meiner Jugend hatten wir das schonmal...

  • I
    Isolde

    Ich zahle nix für die taz, weil Bax 'was davon bekäme.

  • DB
    Detlef Bosau

    Auf die Gefahr hin, wegzensiert zu werden, das erlebe ich dauernd, ist das einzig positive an der Sache, daß wir 63 Jahre bigottes Totschweigen und vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem Zentralrat der Juden in Deutschland (um den geht es doch im Kern) und den islamischen Spitzenverbänden (die im Windschatten des ZJD segeln) endlich aufbrechen.

     

    Ich will in diesem Land keinen Verfassunsbruch mehr sehn, in dem einem kleinen Jungen das Geschlechtsteil verstümmelt wird.

     

    Und wenn dann Juden und Muslime meinen, sie müssten gehen, dann werde ich sie nicht aufhalten.

     

    Wir haben in Deutschland ein Grundgesetz. Und das gebe ich nicht auf. Und es stünde der taz gut an, sich Kommentare wie diesen zu verkneifen. Auf welcher Seite stehen Sie eigentilch? Auf der Seite von Recht und Gesetz? Oder auf der Seite von irgendwelchen ultraorthodoxen Zotteln, Taliban und sonstigen zivilsationsfremden Waldschraten?

     

    Wir leben in Deutschland. Und nicht in Beschneidistan. Und wenn das die Leute nicht anders kapieren, brauchen wir die maximale juristische Brechstange.

  • M
    Martin

    Ich kann nur die Worte von Knut (heute, 0:08 Uhr) wiederholen: "Ich bin als Mensch, Mann und Linker fassungslos in Anbetracht dieses Kommentars von Daniel Bax!" - Von der taz hätte ich einen solch religionsunkritischen Kommentar bis vor 5 Jahren nicht erwartet. Mittlerweile scheint aber alles, was von den Gottesanbetern kommt, bei der taz Mainstream zu sein.

  • D
    D.J.

    Falmine,

     

    "Deshalb empfehle ich - im Gegensatz zu Volker Beck - weniger den Blick in die Bibel, sondern endlich mal ins Grundgesetz! Kaum zu glauben, dass Beck vor Jahren "rechtspolitischer Sprecher" der Bündnisgrünen gewesen sein soll!"

     

    Nee, der Beck kann nix dafür. Der hat nie auch nur ein Semester Jura studiert, sondern hat ein geisteswissenschaftliches Studium abgebrochen. Eigene Überforderung zu erkennen ist nicht Politikers (und Journalistens) Sache.

  • J
    Justus

    Ein tieferer Grund für diese "Tradition" wird von offizieller Seite nicht genannt. Vielleicht war es aber schon damals der, der auch heute USAmerikaner zur Beschneidung schreiten lässt: Die Verhinderung bzw. Erschwerung von Selbstbefreidigung. Das ist die "stille Tagesordnung" hinter dem ganzen Gezettere. Wenn man dies Sache mal so in Augenschein nimmt, werden alle "pro" Argumente suspekt. Und dass es eine Körperverletzung ist, ist ja wohl unstrittig; und dass die Religionsausübung der Eltern dadurch nicht eingeschränkt wird, ja wohl auch. Und dass dann jeder ab 14 selbst seine Zustimmung geben muss, ist auch für andere keine religiös-diffamierende Zumutung. Die Willfährigkeit unserer Politker, Grundrechte so einfach zu ignorieren ist schon beachtlich!

  • M
    Margarete

    Die Ablehnung von Körperverletzung an wehrlosen kleinen Kindern mit der Ablehnung von Minaretten zu vergleichen, das ist völlig daneben, Herr Bax! Minarette tun niemandem weh, die Entfernung der Vorhaut aber sehr wohl. Ich danke Herrn Günter Gruse, dass er so offen über seine Erfahrungen geschrieben hat (21.07.2012 04:55). Und als Mutter eines Sohnes, dem ebenfalls aus medizinischen Gründen die Vorhaut entfernt wurde, kann ich seine Erfahrungen bestätigen. Das sollte all jenen Politikern eindringlich vor Augen gestellt werden, für die der Schutz von Kindern gegen Körperverletzung derart zweitrangig ist, dass sie ihn "gegen andere Rechtsgüter abwägen" wollen.

     

    Vor allem aber sollte jenen Eltern, die den Wunsch nach einer Beschneidung ihres Kindes ohne medizinische Notwendigkeit äußern, eindringlich vor Augen gestellt werden, was sie ihren Kindern damit antun.

     

    Es ist Augenwischerei, wenn der Bundestag beschließt, es sollte sichergestellt sein, "dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist." Eine medizinisch nicht notwendige Beschneidung von Kindern ist niemals "medizinisch fachgerecht", und sie verursacht immer Schmerzen, die unnötig sind.

     

    Was den Rechts- und Religionsfrieden angeht, so sollte nicht vergessen werden, wo die Ursache des Problems liegt: Sie liegt bei den Menschen, die rücksichtslos und lieblos genug sind, die Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit von Kindern zu fordern oder zu praktizieren.

  • T
    tazitus

    @Otto Suhr:

    "..wie unterschwellig zirkumzisierte Männer zu "Verstümmelten" erklärt werden. Nichts anderes tun nämlich Kommentatoren, die von Verstümmlung reden..."

     

    Und Sie verwenden einen lateinischen Begriff um die "Sache" zu verharmlosen. Es soll übrigens auch vorkommen, dass "zirkumzisierte Männer" unbeschnittene Männer diskriminieren. Ist halt das Grundproblem von Mehrheiten und Minderheiten. Befreien Sie sich doch mal von Freund-Feind-Denkmustern und überlegen, was wohl gemeint sein könnte, wenn im GG von körperlicher Unversehrtheit die Rede ist. Es geht nicht um die Diskriminierung von Betroffenen sondern um einen gewaltsamen Eingriff an Körpern von wehrlosen Kindern.

  • A
    Andreas

    @Puck bzw. all jene, die Beschneidung von Frau & Mann für "total unvergleichbar" halten:

     

    Fassen Sie sich selber an Ihre Nase, viel Ahnung haben Sie offenkundig auch keine.

     

    Ansonsten wüssten Sie, dass es "die" Beschneidung von Frauen einheitlich nicht gibt, dass ihre Extremform (Typ III) mit 10-15% am seltensten ist.

     

    Typ I & II sind mit 80-85% die weitverbreitetsten und sogar die gröbsten Formen hiervon, die das vollständige Entfernen der Klitoris beinhalten, verunmöglichen entgegen verbreiteter Meinung nicht, dass betroffene Frauen Lust und Orgasmus erfahren können. (Vgl. etwa Lightfoot-Klein 1989: "The findings of this study [in Sudan] indicate that sexual desire, pleasure, and orgasm are experienced by the majority of women who have been subjected to this extreme sexual mutilation [Type III], in spite of their also being culturally hound to hide these experiences.")

     

    Gleichwohl bedürfen solche Frauen wesentlich stärkerer wie längerer Stimulation, womit wir wieder bei der männlichen Vorhautamputation angelangt wären, da jene just auch dies für den Mann zur Folge hat. Das bestätigen insb. Betroffene, die den Unterschied erleben konnten, d. h. erst nach Ablegen ihrer Jungfräulichkeit beschnitten wurden: Sex sei nun für sie vergleichbar wie Händewaschen mit Handschuhen.

     

    Übrigens ist bei der Vorhautamputation am Säugling noch viel weniger vorsag- und kontrollierbar, wie viel gerade überhaupt entfernt wird bzw. welche Auswirkungen das letztlich auf das ausgewachsene Glied haben wird. Dazu ist der Penis — wenn wundert's — zu diesem Zeitpunkt noch viel zu klein.

     

    Aber schon klar, das alles interessiert Sie überhaupt nicht. Körperliche Unversehrtheit ist für Sie anscheinend nur dann nicht lächerlich, wenn sie Frauen betrifft.

  • DB
    der begeisterten Atheistin

    Na, Daniel Bax, zumindestens kannst Du Dir anhand der Kommentare (nicht meinen, der ist der "Willkür"/"Fähigkeit" der taz-Nettiquette-Zensoren anheimgefallen) einen Eindruck über die "ausländerfeindlichen" Motive hinter Antibeschneidungsmeinungen machen.

    Und "Deinen" Rousseau solltest Du wohl tatsächlich nochmal durcharbeiten,gell?

  • U
    ulschmitz

    "(Die Majas hatten übrigens aus religiösen Gründen massenhaft Menschenopfer dargebracht)" - und die Azteken desgleichen.

    Bei den Majas soll es ja auch - wenn man verschiedenen Stelen glauben darf - interessante Hochzeitsbräuche gegeben haben (zumindest im höheren "Adel"): Die Braut zieht sich einen dornenbewehrten Strick durch die Zunge, der Herr Bräutigam ein ähnlich "harsches" Teil durch's Glied. Das wäre dann - für einige GRÜNE und andere SeltsamdenkerInnen - "uralte Tradition", die geachtet werden müssen. Tja, wer Spaß dran hat - aber das sind ja ERWACHSENE. Es soll ja auch gutbetuchte Leute geben, die vom "traditionellen Schusterhandwerk" absülzen - fragt sich, wie man auf diese altbackene Weise Schuhwerk für 80 Millionen Menschen herstellen will.

    Herr Bax sollte vielleicht verstehen: Wer gegen bestimmte religiöse Bräuche etwas einwendet - mit guten Gründen - ist nicht pauschal ein böser Antisemit oder Anti-Sonstwas. Und seit wann ist es schlimm, wenn Menschen im Sinne der Aufklärung darauf beharren, dass das im GG garantierte Recht auf körperliche Unversehrtheit und Schutz der Würde des Menschen, dann auch vom Staat geschützt wird.

    Da wäre dann z.B. der interessante Phall anzudenken: Junge X., 14, besteht auf seinem Recht auf Masturbation. Die Eltern verbieten ihm dies und machen ihm die Hölle heiß - ordentlich Pech und Schwefel, man kennt ja solche Predigten (Ich sage nur: Schreber, Pater Leppich!); der Knabe/Jüngling zieht vor Gericht und klagt auf "sexuelle Selbstbestimmung" - die Eltern halten religiös dagegen... WAS DANN?

  • F
    Falmine

    20.07.2012 21:58 Uhr Otto Suhr schrieb:[...]

    Die Betroffenen, nicht nur, aber zum großen Teil jüdische und muslimische Männer, werden gleichermassen von der Gesellschaft abgesondert, weil sie nicht "normal" seien und die Kommentatoren die solchen Unsinn absondern können sich in ihrer eigenen "Normalität" versichern. Einer Ghettoisierung von Juden, Muslimen und anderen beschnittenen soll so erreicht werden.[...]

     

    Nun ist unsere zivilisierte Gesellschaft des Jahres 2012 doch immerhin so weit, dass wir einander alltäglich bekleidet begegnen. Dieser Versuch, Gegnern einer Beschneidung durch die Wortwahl unterschwelligen Faschismus zu unterstellen, weise ich entschieden zurück. Es findet weder eine 'Ghettoisierung' noch sonstwas statt!

    Einzig der Wunsch, archaische religiöse Riten nicht an unmündigen Kindern zu praktizieren und in diese nicht an Kindes statt einzuwilligen, muss und wird mich zu Widerstand motivieren! Rechtsrahmen dafür ist das Grundgesetz! Nennen Sie es meinetwegen Verfassungspatriotismus - wenn Sie's nicht ne Nummer kleiner haben.

    Deshalb empfehle ich - im Gegensatz zu Volker Beck - weniger den Blick in die Bibel, sondern endlich mal ins Grundgesetz! Kaum zu glauben, dass Beck vor Jahren "rechtspolitischer Sprecher" der Bündnisgrünen gewesen sein soll! Außerdem wünsche ich mir hier eine verbale Abrüstung - zuallererst von der taz und ihren Journalisten.

  • HB
    Halina Bendkowski

    Ewas lax der BAX,

    als Meinungsredakteur hätte er schon längst die säkularen Kritikerinnen der christlichen Kirchen mal anfragen und deren Kritik aufgreifen können.

    Aber wenn jemand so lax Beschneidung, Kopftuch oder gar Burkazwang zur Toleranz freigibt, erstaunt auch nicht, wenn ich mich daran erinnere, wie er in einem anderen Kommentar unkritisiert die Feminstinnen Mores lehren wollte Sie sollten von den Migratinnen lernen, sich Beine und Achselhaare zu rasieren.

    Tja, was soll man da noch erwarten, wenn die TAZ sich mit solcher Meinungsbildung zufrieden gibt?

  • D
    D.J.

    @Steve Wolter:

     

    "Lieber Herr Bax,

    ...

    Ernsthafter Laizismus darf keinen Minderheitenschutz gewähren, sonst macht er sich als Anti-Christentumsbewegung unglaubwürdig."

     

    Ihre klugen Worte in Herrn Bax' Ohr. Aber glauben Sie mir, es wird bei diesem beratungsresistenten, intellektuell durchschnittlich begabten und dennoch vor Selbstverliebtheit strotzenden Ideologen nicht ankommen.

  • TK
    Th. Koch

    Kein Grundrecht, auch nicht die Religionsfreiheit, verleiht eine Befugnis zur Beeinträchtigung der Rechtsgüter Dritter - deshlab gibt es hier auch nichts abzuwägen. Warum ist das eigentlich so schwer zu begreifen?

  • J
    joffe25

    "Deswegen ist es auch richtig, dass die Politik die Religionsfreiheit in dieser Frage sorgfältig mit anderen Rechtsgütern abwägt."

     

    Dass der Autor die reflexartige und diskussionslose Unterwerfungsgeste des Bundestags ernsthaft als Ergebnis einer "sorgfältigen Abwägung" ansehen will, kann man ja wohl kaum glauben.

  • JG
    Jürgen Gojny

    Selbst in Israel gibt es inzwischen organisierten Widerstand gegen die rituelle Beschneidung. Auch von Gläubigen. Wer als Gläubiger aus freien Stücken auf seine Vorhaut verzichten möchte, hat dazu auch bei uns weiter das Recht. Die grundsätzliche Freiheit des Kindes aber, das noch gar nicht entscheiden kann, muß geschützt werden. Im Fall der männlichen Beschneidung wie der weiblichen und egal auch gegen welche Glaubenssätze und Traditionen auch immer. Und natürlich muß diese grundsätzliche Freiheit des Kindes mit allen denkbaren und undenkbaren Mitteln auch gegen solche Kinderschänder, wie sie Daniel Bax idealtypisch darstellt, verteidigt werden!

  • BW
    Berti Wahl

    Wieso sollte es Eltern erlaubt sein ihre Kinder zu verstümmeln? Das Abschneiden der Vorhaut ist eine Vertümmelung. Ich finde keinen anderen Begriff für das Abschneiden gesunden Teil des Körpers.

  • GG
    Günter Gruse

    Ich wurde als 14jähriger aus medizinischen Gründen (Vorhautverengung) "beschnitten". Natürlich unter örtlicher Betäubung. Ich kann bis heute nicht die Schmerzen vergessen, die ich empfunden habe, als die Betäubung nachgelassen hat. Ich kann bis heute nicht den höllisch brennenden und pochenden Schmerz vergessen, den ich empfunden habe, als ich nach dem Eingriff zum erstenmal wieder "Wasser lassen" mußte. Reiben sie sich mal ein paar Tropfen Urin in eine Wunde, und sie wissen wovon ich rede. Und die Albträumen, die ich danach hatte, möchte ich gar nicht erst beschreiben. Nein, wer aus religiösen oder kulturellen Gründen an den Geschlechtsteilen von wehrlosen Kindern herumschneidet, ihnen unnötige Schmerzen zufügt, kann von mir keine Toleranz erwarten.

  • V
    vic

    Die vielzitierte "Mehrheit der Deutschen" würde Nichtdeutsche Mnschen und jegliche nichtdeutschen Umtriebe in Deutschland verbieten, wenn sie das Sagen hätte. Zum Glück hat sie das nicht immer. Aber leider viel zu oft.

  • K
    Knut

    Ich bin als Mensch, Mann und Linker fassungslos in Anbetracht dieses Kommentars von Daniel Bax!

     

    Als Mensch, weil ich mich heute, Mitte 30, erinnern kann, wie schockiert ich als Kind war als ich hörte, dass es Eltern gibt, die ihren Kindern etwas abschneiden lassen.

    Ich setzte übrigens keineswegs die vorsätzliche Verstümmelung kleiner Mädchen mit dem Wegschneiden der Vorhaut bei Jungen gleich. Aber mit dem Argument, es gebe Schlimmeres kann man kaum weniger Schlimmes rechtfertigen.

     

    Als Mann, weil ich dachte, eine Botschaft der beiderseitigen Emanzipation der Geschlechter ist u. a. "Dein Körper ist okay/schön so wie er ist"! In diesem Kommentar wird dafür geworben, einigen Eltern das Recht einzuräumen, ihren Jungen etwas anderes mit auf den Weg zu geben - UNERTRÄGLICH!

     

    Als Linker aber bin ich zornig auf Herrn Bax, weil er bereit ist, der These das Wort zu reden, daß es nicht Aufgabe des Rechtsstaates sein müsse, die Schwachen vor den Starken zu schützen - UNGEHEUERLICH!

     

    Das Mißverständnis in dieser Debatte besteht nicht darin, daß sich ein paar ewig gestrige aus den falschen Gründen einmischen - das Mißverständnis ist, daß es sich um eine Debatte um Religion oder Tradition handele -

     

    Es geht ganz einfach um vorsätzliche Körperverletzung -

    UM KÖRPERVERLETZUNG AN KINDERN!

  • K
    kai

    Journalist kann es sich auch einfach machen, keine Recherche zu Problemen die nach Beschneidungen aufkommen, keine Recherche zu Männern die nachher nicht damit einverstanden waren etc...

     

    Kindswohl, Grundgesetz.... Alles egal, hauptsache Religionsfrieden.

     

    Aber wie, ohne eine Kritik und ohne Argumente diese Auseinandersetzung von innen kommen soll, darüber schweigt der Journalist dann...

  • OS
    Otto Suhr

    Danke für diesen guten Artikel. Ich stimme zwar nicht mit allem überein was der Autor sagt, aber das in der Debatte neben einer kaum zu übersehenden neuen Form der Kastrationsangst (nicht im Freud'schen) Sinne auch antihamitosemitische Motive mitspielen ist unübersehbar.

    Das perfide dabei ist, wie unterschwellig zirkumzisierte Männer zu "Verstümmelten" erklärt werden. Nichts anderes tun nämlich Kommentatoren, die von Verstümmelung reden. Das hat gravierende Konsequenzen. Die Betroffenen, nicht nur, aber zum großen Teil jüdische und muslimische Männer, werden gleichermassen von der Gesellschaft abgesondert, weil sie nicht "normal" seien und die Kommentatoren die solchen Unsinn absondern können sich in ihrer eigenen "Normalität" versichern. Einer Ghettoisierung von Juden, Muslimen und anderen beschnittenen soll so erreicht werden. Dies nicht zulassen zu wollen und "die Kirche im Dorf zu lassen" ist das Ansinnen der mutigen Politikerinnen und Politiker die sich diesem perfiden Ansinnen entgegenstellen. Und dafür applaudiere ich ihnen.

  • HH
    Hans Höfer

    Mit dem Hinweis auf die Privilegien der Kirchen hat der Autor gezeigt, daß er die Konfliktlinie bei diesem Thema nicht versteht, nämlich nicht zwischen "christlicher Mehrheit" und "jüdisch-muslimischer Minderheit", sondern zwischen säkular denkenden Menschen jeglicher Herkunft und den Verfechtern der Sonderrechte für Religionen.

     

    Denn für die Zwangsbeschneidung an Kleinkindern treten die Kirchen und jüdische und muslimische Verbände gemeinsam auf, während säkulare Gruppen (HVD, IBKA, GBS, Ex-Muslime, SPD-Laizisten usw.) für das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen über seinen Körper kämpfen.

  • M
    manfred (60)

    "Glaubt man Umfragen, dann hätte es eine Mehrheit der Deutschen allerdings lieber gesehen, wenn diese Praxis verboten würde. Das ist nicht überraschend, wenn man die Debatten der letzten Jahre um den Islam und die Muslime betrachtet: sie alle handelten davon, wie die Mehrheitsgesellschaft mit Bräuchen umgeht, die ihr fremd sind. "

     

    Mit Verlaub, Herr Bax, das hat gar nichts mit der Fremdheit der Bräuche zu tun, sondern mit der Erkenntnis, daß körperliche Unversehrtheit ein Menschenrecht ist. Dabei spielt die Religion zunächst mal gar keine Rolle, die kommt erst ins Spiel, wenn sie dazu herhalten muß, dieserart Bräuche zu rechtfertigen.

     

    Im Übrigen irren Sie, wenn sie behaupten, diese Debatte sei neu. Im Internet können Sie seit Jahren Foren finden, in denen die Praxis der Knabenbeschneidung angeprangert wird. Nur hat man das in Deutschland ebenso lange totgeschwiegen, auch linke Medien und die taz haben sich beharrlich geweigert, das zur Kenntnis zu nehmen, denn das war ja nicht multi-kulti.

     

    Den Willen zur Zwangsbekehrung sehe ich derzeit anderswo als bei der säkulären Mehrheitsgesellschaft. Da allerdings stehen sich die islamischen wie die christlichen Eiferer in nichts nach

     

    "Sie könnten sich ja mal eines der zahlreichen Privilegien vornehmen, mit denen die größten Religionsgemeinschaften, die christlichen Kirchen, noch immer ausgestattet sind ..."

     

    D'accord. Und nun noch zum letzten Abschnitt Ihres Kommentars: Hätte man es den christlichen Kirchen allein überlassen, über Sinn und Unsinn uralter Bräuche zu diskutieren, brennten heute noch die Scheiterhaufen auf unseren Marktplätzen, hackte man auch bei uns noch Hände ab, blendete Menschen, wären heute noch unsere Herrscher von Gott gegeben, der Papst unfehlbar, die Inquisition feierte fröhliche Urständ und der Ablaßhandel blühte, kurz, wir wären nicht weit von der Scharia entfernt. Das ist nämlich unsere Tradition. Es bedurfte schon einiger Einwirkung von außen, um den Kirchen ein wenig Zivilisation beizubringen und es ist nach wie vor sehr dringlich, diese Ratzingers ebnso wie die Evangelikalen gut im Auge zu behalten, wenn wir unsere demokratische Verfaßtheit weiter ausbauen und an unsere Kinder weitergeben wollen. Kurz: Religionsfreihet hat da zu enden, wo sie zur Gefahr für die demokratische Zivilgesellschaft wird.

  • WJ
    war ja klar

    Nicht jedes Gesetz, das Gruppe X mehr betrifft als Gruppe Y ist aus X-Feindlichkeit heraus entstanden. Schon klar, dass Bax' Horizont nicht dafür ausreicht, diese Tatsache zu erfassen. Stimment tuts trotzdem.

     

    Laut einschlägigen Studien schlagen Türken ihre Kinder mehr als Deutsche. Ist das Recht auf gewaltfrei Erziehung, das Kinder deswegen seit 12 Jahren in Deutschland haben, deswegen aus Türkenfeindlichkeit heraus entstanden?

    Bax hegt da sicher nicht den Hauch eines Zweifels.

     

    Wenn es für eine Religion, nennen wir sie mal hypothetisch die schallaladudidu-Religion derart essentiell wäre, regelmäßig die Nachbarn auszurauben, würde ein Nachbarausraubverbot in einem Land, nennen wir es täterätetä-Land das schallalladubidu-Leben in tätetätätä-Land eben unmöglichmachen. Und es würden sich genug Leute finden die "Schallaladubidu-Feindlichkeit" krakelen würden.

     

    Ist alles wumpe.

    Nachbarn ausrauben wär eben illegal und aus. Dass die Baxe dieser Welt das nicht raffen... pfff... hab noch nicht mal Lust, den Satz zu beenden...

  • P
    Puck

    99% der Kommentare hier zeigen, wie recht der Kommentar hat.

    Das zum einen.

     

    Zum anderen zeigen die Kommentare, daß die Zeitgenossen offenbar keine Ahnung haben, worum es geht, wenn mal wieder munter die Beschneidung von Mädchen (die tatsächlich eine lebenslange Verstümmelung darstellt) und die Beschneidung von Jungen auf eine Stufe gestellt wird.

     

    Abgesehen, von den natürlich auch hier dauererregten Maskulisten, die sich mal wieder in gewohnter kindergarten-dummer Manier "diskriminiert" fühlen.

  • T
    Ted

    "broxx: Was ist schlimm daran wenn viele Eingeborene diese Leute hier nicht wollen und das auch sagen, ohne Geschwurbel oder gerichtlichen Verboten? Unser Land-unsere Sitten!"

     

    Sie tun ja gerade so, als ob es hier eine homogene Bevölkerung gäbe. Das "unser" sollt wohl Ihren Indianerstamm symbolisieren, in dem Sie sich geborgen fühlen.

     

    Dabei wette ich um jeden Betrag: Sie kommen nicht einmal mit Ihren allernächsten Familienangehörigen zurecht!

  • F
    Falmine

    Dem Kommentar von Daniel Bax muss ganz entschieden widersprochen werden. Denn das Gegenteil ist zutreffend: Die Bundesrepublik Deutschland als demokratischer Rechtsstaat hat mit dem Grundgesetz die einzig richtige Lehre aus Nationalsozialismus und Holocaust gezogen. Das Grundgesetz gibt jedoch nicht nur Rechte, es bindet auch alle, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Geschlecht. Archaische religiöse Riten können in diesem Rechtsrahmen nur gefeiert werden, wenn sich Männer in freier Selbstbestimmung diesem Ritus unterziehen. Babys und kleine Jungen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, und dieses individuelle Menschenrecht ist auch von gläubigen Eltern zu achten. Deshalb würde ich gern weniger Religionsgelehrte als viel mehr Verfassungsrechtler hören.

    Dieses Grundgesetz zu schützen und zu verteidigen hat sich die Bundeskanzlerin per Eid verpflichtet. Diejenigen, die sie jetzt kritisch daran erinnern, als “Komiker” zu bezeichnen, macht nur das Niveau deutlich, auf dem sich die Politik mittlerweile bewegt. Da ist nur noch intellektuelles Brachland. Ein Zeichen dafür, dass wir die “Wahrung der Gesetze” nicht allein der Politik und den willfährigen Medien überlassen dürfen. http://www.zis-online.com/dat/artikel/2010_7-8_468.pdf

  • S
    suswe

    Leider hat Herr Bax mit der Feststellung Recht, dass eine Diskussion über Beschneidung aus den Betroffenengruppen selbst kommen muß. Das war das Gleiche bei den früheren Debatten über Gewalt in der Kindererziehung in der genuinen deutschen Gesellschaft. Auch hier ist die Veränderung äußerst zähflüssig in Gang gekommen.

  • A
    Alex

    Selten so eine duemmlich-primitiven Artikel gelesen.

  • A
    Alex

    Dieser Artikel ist wirklich das letzte. Erstens vergisst er voellig, die koerperliche Unversehrtheit des Kindes zu berucksichtigen und bezeugt damit eine aeusserst abschaetzige Bewertung des Grundgesetzes, und zweitens diffamiert er pauschal alle als intolerant, die die Dinge nicht so sehen wie der Autor.

  • W
    Wolfram

    Wenn ich gegen einen perversen Initiationritus bin, bin ich also intolerant. Welch plumpe Demagogie! So einfach erzeugt man Totschlagargumente, einfach den Täter zum Opfer machen. Abstoßend!

  • P
    p.g.

    interessant wie herr beck von den grünen in der debatte des bundestages von einem "beschneidungsbefehl durch gott" oder "befehl zur beschneidung" fabulierte. schön, dass wir heute wissen, dass es einen gott gibt und welche befehle er uns erteilt oder besser gesagt, denen, die an ihn glauben und ihr tun (ob gesetzlich oder gegen das gesetz) damit begründen. ich war der meinung das wir die finsteren zeiten des mittelalters längst hinter uns gelassen haben. weit gefehlt die religiösen eiferer und ihre willfährigen helfershelfer in der politik feiern fröhliche urständ. der zdj, der mit 10 millionen euronen pro jahr aus steuermitteln subventioniert wird war bisher immer voll des lobes über die gedeihliche zusammenarbeit mit den entsprechenden stellen hier im lande. ausfluß dieser zufriedenheit war die üppige verteilung von medaillen, orden und preisen an entsprechende maßgebliche, einflußreiche persönlichkeiten. jetzt auf einmal, wenn ein unabhängiges gericht recht spricht (im rahmen unserer verfassung), die auch der zdj jahrelang respektiert hat (angeblich!!!!) sollte jüdisches leben auf einmal nicht mehr möglich sein in deutschland. dieses infantile verfolgungsgeheule immer genau in dem moment, wenn sich eine gesellschaft an die von allen akzeptierten regeln und vorschriften hält ist nicht hinnehmbar. zumal die bezugnahme auf den bund mit gott die auserwähltheit und damit die überordnung über alle anderen mitmenschen bedeutet, da ja nicht alle gläubigen sich beschneiden lassen. nach dem motto "wir sind aber etwas ganz besonderes", mit diesem anspruch wird niemand auf dauer in frieden mit anderen zusammen leben können. vielleicht ist dies auch gar nicht gewollt. das ganze hat ein geschmäckle, genau so wie das ehrenwortgeschwafel unseres ex kanzlers. an recht und gesetz sollte man sich immer halten und nicht nur dann, wenn man sicher sein kann, dass man vorteile daraus zieht.

  • G
    Gunter

    "...medizinisch fachgerechte Beschneidung möglichst rasch gesetzlich geregelt wird, und damit - rechtzeitig zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan.." steht in der TAZ ??? fachgerecht ? Dann auf zum metzeln an Minderjährigen. Das ist Körperverletzung und die steht unter Strafe in Deutschland! Noch zum Glück und hoffentlich bleibt es so! Pfui Teufel!

  • L
    Langstreckenläufer

    Es ist zumindest sehr merkwürdig, dass die Beschneidung plötzlich zu einem so heftigst diskutierten Thema geworden ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Praxis vor dem umstrittenen Urteil schon einmal öffentlich in Frage gestellt wurde. Wenn es dabei derartig emotional zugeht, sollte vielleicht auch mal nach den Hintergründen gefragt werden. Die Rationalität der Forderung, auf die sich die Verbotsbefürworter berufen, erscheint zumindest fragwürdig. Wenn darauf gepocht wird, dass es sich bei der Beschneidung um absichtsvolle Körperverletzung und Traumatisierung handelt, dann muss man doch fragen, warum Menschen, denen das Wohl des Kindes am Herzen liegt, dies nicht schon vorher zur Diskussion gestellt haben.

    Die intensive Bindung an eine Religion und ihre Gesetze hat in unseren Breiten beständig abgenommen. Für Viele ist eine Einfühlung in Menschen, die sich lebensbestimmend religiös gebunden fühlen, kaum noch vorhanden. Beim Verfolgen der Diskussion fällt mir immer wieder auf, wie leicht die Gefühle von gläubigen Menschen abgetan und überrollt werden.

    Mit dem Verbot der Beschneidung würde man nun aber immerhin die Grundlage der jüdischen Religion abrupt mit der Wurzel ausreißen wollen. Eine Religionsgemeinschaft basiert auf gemeinsamen Werten, die alle teilen. In einer Befragung auf der Straße unter moslemischen Jugendlichen über ihre Beschneidung wollte sich da niemand ausgeschlossen wissen. Auch eine Befürworterin des Verbots der Beschneidung meinte, sie würde ihren Sohn wahrscheinlich dennoch beschneiden lassen, weil er sich sonst ausgegrenzt fühlen würde.

    Kurz gesagt: Wenn eine große Mehrheit der Betroffenen gegen das Kölner Urteil ist - eine kürzliche Umfrage (siehe Link) hat das bestätigt - werden sie ihre Meinung nicht durch ein abruptes Verbot ändern. Es ist einfach naiv und vorschnell, tief im Glauben oder in der Community verankerte Gewohnheiten mit einem Schlag abschaffen zu wollen. Die Entwicklung muss von Innen kommen und braucht viel Zeit für einen Veränderungsprozess, wie wir bei den christlichen Religionen sehen können.

    http://www.lifepr.de/pressemeldungen/unabhaengiges-meinungsforschungsinstitut-info-gmbh/boxid/332090

    Ich hätte mir gewünscht, dass sich bei den in den letzten Jahren - nach Jahrzehnten des Leidens, des Nicht-Gehört-Werdens, des Schweigens -aufgedeckten schweren Missbrauchsfällen ein ähnlicher Sturm der Entrüstung erhoben hätte, eine Entrüstung, die bis heute Bestand hätte, die z.B. dafür sorgt, das die Verjährungsfristen endlich aufgehoben, die Schweiger und Unter-den-Teppich-Kehrer zur Rechenschaft gezogen werden und den Betroffenen, deren Leben zerstört wurde, angemessen geholfen wird.

  • J
    JürgenG

    Toleranz in allen Ehren, liebe taz - nehmt diesen Kommentar von Herrn Bax wenigstens online heraus, er ist einfach nur beschämend dämlich.

  • G
    grossmeister_b

    Die Sichtweise des Autors ist so, wie sie ist, wenn man in einer Medienblase lebt.

     

    Man könnte den Eindruck bekommen, dass das Thema Beschneidung der deutschen Bevölkerung auf den Nägeln brennt und dort auch diskutiert wird. Denn es gibt ja Umfragen zum Thema.

    Natürlich bekommt man bei Umfragen (Bsp: "Sind Sie für Beschneidung?") immer irgendeine Antwort.

    Das wird dann die "Meinung der Deutschen" bezeichnet.

    Und dann kommen Kommentatoren von Zeitungen und Magazinen, die uns Ihre Meinung kundtun.

    Das wird dann als "Debatte der Deutschen" bezeichnet.

     

    Ich würde mal behaupten, dass bei den Deutschen das Thema "Beschneidung" überhaupt kein Thema ist.

    Die Umfragen sollte doch mal folgende 2 Fragen stellen:

    1. Wie wichtig ist Ihnen das Thema "Beschneidung" zur Zeit?

    2. Wie oft am Tag denken Sie an das Thema Beschneidung?

    Ich würde voraussagen, dass die meisten zu Frage 1 "nicht wichtig" antworten würden und zu Frage 2 der Durchschnitt gegen Null gehen würde.

    Die "Debatte der Deutschen" ist in Wirklichkeit eine Reihen von Kommentaren in Zeitungen/Magazinen.

     

    Und wenn man in einer Medienblase lebt, dann kann man durchaus auf Basis von dem, was von den Medien hochgekocht wird, zum Schluss kommen, dass die Deutschen intolerant sein.

    Dass es aber im jüdischen/muslimischen Ausland auch Gegner der Beschneidung gibt, sollte man auch mal Bedenken. Die sind natürlich auch intolerant.

     

    Noch nebenbei erwähnt:

    Der Anstoß zur "Diskussion" gab das Urteil eines Richters, das Ärzten untersagt, Beschneidungen durchzuführen.

    Das Urteil besagt nicht, dass Beschneidungen Körperverletzung seien, sondern bezieht sich nur auf Ärzte.

    Durch das Urteil wird es keine Beschneidung weniger geben, weil die einfach nicht von Ärzten durchgeführt werden.

  • A
    Auchgut

    Der Staat ist zum Schutz wehrloser Kinder verpflichtet. Das ist Konsenz in unserem Land(Grundgesetz). Das wehrlose Kind wurde in Köln "korrekt" beschnitten und musste dann wegen schwerer Komplikationen zehn Tage im Krankenhaus verbringen. Diese Praxis darf in Deutschland nicht straffrei sein - ohne Ansehen des Geschlechts, der Religion oder sonstiger Überzeugungen.

  • B
    beKant

    "Zweifellos handelt es sich bei Beschneidungen von Kindern um einen Eingriff in deren körperliche Unversehrtheit." Das ist die Definition von Körperverletzung, einem Straftatbestand. Wie kommt es, dass einem Redakteur des Osservatore Romano aus der Rudi-Dutschke-Straße dieser Begriff nicht geläufig ist? Aha, weil das "Kölner Landesgericht" (korrekt: Landgericht Köln) diese Körperverletzung ja auch nur "als Körperverletzung wertete". Und wer etwas gegen diese Art religiöser Körperverletzung hat, macht sich logischerweise der "Zwangsbekehrung" schuldig. Wie sagte noch der frisch ernannte Chef der Heiligen Inquisition, pardon, der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller: man könne nicht akzeptieren, dass es sich bei Beschneidungen um Körperverletzung handele, denn es sei "kein Eingriff in wesentliche Funktionen des Menschen".

     

    Da ist er völlig einig mit seinem redaktionellen Stellvertreter bei der taz. Was nicht wesentlich ist, bestimmen wir und das kann dann mal ab. Schande über dieses Blatt, das sich mal als alternativ oder gar links verstanden hatte und nun zum Sprachrohr religiöser Obskuranten und Menschenschinder wird.

  • JS
    Jan Schlößer

    Die Kollegin Röhl sieht das zum Glück anders und leitet das auf SPON auch sehr gut vom Grundgesetz ab. Es gilt nunmal alle Grundrechte gegeneinander abzuwägen, und was die hier als Religionsfreiheit verkauft wird, ist ja mintnichten eine. Was soll das für eine Freiheit sein, in der Eltern für Ihre Kinder einen Eingriff bestimmen, der nie wieder rückgängig zu machen ist?

     

    Echte Religionsfreiheit wäre, die Kinder so alt werden zu lassen, und zwar unbeschnitten, bis dass sie selbst entscheiden können.

  • T
    tazitus

    Journalisten lieben es, kritische Frager als "Zwangsbekehrer" und "Deutsche" zu diffamieren. Ich bin erschüttert.

  • T
    Tom

    Die Politik handelt gegen den Konsens der Bevölkerung - das ist inzwischen zur Normalität verkommen. Neu ist, dass der linke Mainstream, namentlich Herr Bax, das gut findet. Bezeichnend.

  • A
    ama.dablam

    Na ja, ob das so ein deutsches Problem ist? Das wird zwar gerne suggeriert, ist aber eher ein Problem mancher, die ein Problem mit ihrem deutschen Pass haben. Bei den Minaretten sind uns die Schweizer "voraus", bei der Burka die ach so liberalen und 68 noch cooleren Franzosen...

     

    Ja, da muss man sich doch vor dem eigenen Volk schützen. Hey, Herr Bax, das sind die selben Menschen, die ob ihres Sachverstandes bei zukünftigen Bahnhofsneubauten plötzlich so geschätzt werden!!

  • MK
    Markus Knoll

    Ja, richtig, Bax, wo es um Grundrechte von Hilflosen geht, da bin ich intol(l)erant.

     

    Und stolz drauf.

  • PN
    Patrick Neumann

    "Der pseudosäkuläre Eifer, der sich in diesen Debatten Bahn bricht, trägt dabei nicht selten den Willen zur Zwangsbekehrung in sich. Es ist gut, dass sich die Politik jetzt beim sensiblen Thema Bescheidungen fast geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung gestellt und für den Schutz der zwei größten religiösen Minderheiten eingesetzt hat. Denn es zeugt von einem fragwürdigen Paternalismus, ihnen vorschreiben zu wollen, wie sie ihre Religion zu leben haben."

     

    Diese Unterstellung ist ja wohl das allerletzte.

     

    Es geht nicht darum, irgendjemandem vorzuschreiben, wie er seine Religion zu leben hat, sondern darum, dass man nicht einfach irgendjemandem dafür irgendwelche Körperteile abschneiden darf.

     

    Dass man überhaupt darüber diskutiert, so etwas weiterhin zu erlauben, wäre schlimm genug - dass es offenbar gar nicht erst diskutiert, sondern mit sofortigem Eifer für selbstverständlich erklärt wird, ist der Gipfel politischer Feigheit und Hörigkeit gegenüber den Religionen.

     

    Wenn dieses Gesetz - was ich befürchte - wirklich durchkommen sollte, wäre das eine Schande für Deutschland und jeden aufgeklärten Menschen, den diese Politiker zu vertreten vorgeben.

     

    Wenn die Christen jetzt clever sind, nutzen sie diesen Präzedenzfall baldmöglichst, um kleinen Babys zusätzlich zur Taufe am besten gleich ein Kreuz aufzutätowieren.

     

    Die Bundesregierung scheint sich dem entsetzlichen Präzendenzfall, den sie hier schafft - nämlich Religionsfreiheit vor das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu stellen, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken - in keiner Weise bewusst zu sein.

  • N
    Naja...

    Aus Gründen der Integration einfach mal das Grundgesetz so verbiegen, das elementare Vorschriften plötzlich Ausnahmen bekommen, in dem aus Religionsfreiheit für den einzelnen ein Recht zur Indoktrination gemacht wird - das ist es, was das Gesetz bringen soll. Kinderfeindlich ist es allemal. Religionsfreiheit gibt einem nicht das Recht, mit dritten (auch den eigenen Kindern) so zu verfahren wie man will.

     

    Und alle, die an der Beibehaltung des bestehenden Zustands festhalten wollen - immerhin die Mehrheit - sind dann prompt Antisemiten, wollen einen neuen Holocaust, oder sind einfach nur Ausländerfeindlich?

     

    Deswegen: nur Propaganda, keine Argumente. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat schon recht deutlich formuliert, das so ein Gesetz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Bestand haben wird.

  • P
    paul

    Lieber Herr Bax, Ihre Kommentare treffen sehr oft mit meiner Sicht der Dinge überein, diesmal aber muss ich Ihnen widersprechen. Ich glaube nicht, dass das nüchtern begründete Urteil des Kölner Landgerichts einer sarrazinisch-reaktionären Weltsicht entspringt, wie diese leider weit verbreitet ist. Auch die latente Fremdenfeindlichkeit kann natürlich nicht als Antrieb für ein Verbot gängiger Beschneidungstechniken herhalten. Wenn das Urteil Zuspruch aus dieser Ecke erntet verfälscht dies zwar die Diskussion, ändert aber nichts an gewissen Fakten. Religiöse Rituale, ob Taufe oder Beschneidung, sollten nach bewusster Abwägung nur an Erwachsenen vorgenommen werden, Kinder sollten nicht Opfer elterlicher Beschränktheit sein. Zum anderen sollte bedacht werden, das die Beschneidung gerade in der reformierten christlichen Neuzeit des 18. und 19. Jahrhunderts als Mittel sexueller Unterdrückung Verbreitung fand und beispielsweise in den USA immer noch findet. Den Schutz der Beschneidung mit Toleranz zu begründen erscheint mir daher unsinnig.

  • IS
    ist Schall und Rauch

    Wie wäre das denn, wenn man mal die zur Sprache kommen ließe, die es angeht?

     

    Von beschnittenen Frauen weiß man wie sehr sie darunter leiden - ja, ja, ist was anderes, ja - von beschnittenen Männern weiß man - nix.

     

    Wie soll ich denn über etwas urteilen können, von dem ich nicht weiß, welche Folgen es für die Betroffenen hat?

     

    So kann man leicht eine akademische Toleranzdebatte draus machen. Aber das ist letztlich eine Debatte der Ahnungslosen.

     

    Und ich persönlich mag nun einmal meine Toleranz nicht auf den unbekannten Kosten anderer Leute Vorhaut ausleben.

  • SW
    Steve Wolter

    Lieber Herr Bax,

     

    > Für echte Religionskritiker gäbe es weit bessere Gelegenheiten, das deutsche Verhältnis von Staat und Religion in Frage zu stellen, als ausgerechnet bei diesem sensiblen Thema.

     

    Diesen Schluss stelle ich ganz schwer in Frage: Echte Religionskritiker können es sich kaum leisten, eine so gute Gelegenheit zur Bekämpfung der organisierten Religion ziehen zu lassen. Die Muslime in Deutschland werden langfristig nur stärker, und jedes Zugeständnis ist endgültig. Die Christen werden die Entscheidung als willkommenes Argument nutzen - "die haben doch auch was bekommen".

     

    Ernsthafter Laizismus darf keinen Minderheitenschutz gewähren, sonst macht er sich als Anti-Christentumsbewegung unglaubwürdig.

  • SH
    Sybille H.

    Statt einfach nur nachzuplappern, was die Religionslobbyisten vorkauen, um ihre Interessen zu wahren, wäre es sinnig, sich mal mit dem realen Hintergrund der Beschneidung zu befassen.

     

    Diese uralten Bräuche sind weder jüdischen oder gar muslimischen Ursprungs, denn der Islam entstand ja erst im frühen Mittelalter. Hinter der Genitalbeschneidung steckt der viel ältere Aberglaube, die Vorhaut sei ein Teil des weiblichen Prinzips, Klitoris und Labien seien hingegen ein Teil des männlichen Prinzips. Diese "Unreinheit" muß spätestens mit der Initiation schmerzbehaftet und blutig entfernt werden, um die Kinder zu "reinen" und "richtigen" Männern und Frauen werden zu lassen. Wer nicht beschnitten ist, gilt als "unrein" und ehrlos und wird aus der Gemeinschaft ausgeschlossen oder sogar getötet.

     

    Es wird Zeit, daß dieser barbarische Aberglaube wenigstens soweit gewandelt wird, daß nicht das Recht der körperlichen Unversehrtheit von Kindern zur Beliebigkeit verkommt. Die Christen als Dritte im Bund der abrahamitischen Religionen haben es ja auch geschaft, den Kannibalismus zu symbolisieren, statt beim Abendmahl reales Menschenfleich zu fressen - obwohl allein die Vorstellung immer noch ekelhaft genug ist.

  • B
    Beelzebub

    ZWEITER VERSUCH, EINEN KRITISCHEN BEITRAG DURCH DIE WILLKÜRZENSUR ZU BRINGEN

     

    Soso,"den Sinn und Unsinn von Beschneidungen im Kindesalter zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen: eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden."

     

    Klar doch und den Sinn oder Unsinn des uralten Brauchs der Witwenverbrennung hätte man am besten den kritischen Hindus überlassen sollen, statt ihn Anno 1829 in britisch-imperialistisch-eurozentristisch vor allem aber intoleranter Manier einfach zu verbieten.

     

    Und auch der in Afrika weitverbreitete uralte Brauch der Mädchenbeschneidung sollte hinfort in neuem Licht gesehen werden. Dessen Abschaffung kann nur von der Vereinigung kritischer KlitorisbeschneiderInnen selbst veranlasst werden, alles andere wäre ja die Fortsetzung des Kolonialismus und das geht gar nicht!

     

    Und auch Proteste gegen die Steinigung von EhebrecherInnen wollen wir bitte in Zukunft unterlassen! Ist schließlich ein uralter in diversen heiligen Schriften vorgeschriebener Brauch, über dessen Abschaffung nicht intolerante Ungläubige zu bestimmen haben.

     

     

    Und wenn in Deutschland die körperliche Unversehrtheit von Hunden (das "Kupieren" ist seit langem verboten) besser geschützt wird, als die von kleinen Jungen, dann ist das gefälligst hinzunehmen. Das Abschneiden von Ohren und Schwänzen bei Hunden war schließlich kein religiöser Brauch.

  • JU
    ja und nein

    hinsichtlich der deutschenverhältnisse, also dem umstand, dass die ablehnung der beschneidung vermutlich in sehr vielen fällen auf rassistischen resentiments beruht, ist es richtig diese nicht auch noch zu unterstützen.

     

    was die grundlegende frage angeht macht es sih her bax aber viel zu einfach. ein emanzipierter aufgeklärter menschen müsste diese praxis eindeutig verbieten. es handelt sich um die verletzung des körpers eines kindes, gegen die es sich weder wehren kann, noch kann es dem akt zu stimmen. da kommt man auch mit religionsfreiheit nicht den rum. den hier wird auch die religionsfreiheit des kindes missachtet.

     

    aus der legalisierung folgt zudem ein unlösbares definitionsproblem. ab welchem grad der verletzung des kindeskörpers steht das wohl des kindes wieder über der religionsfreiheit der eltern? müssen wir die beschneidung von mädchen erlauben? ich sehe da schon einen großen unterschied, aber die grenze läßt sich schwer ziehen. es handelt sich eben nicht um ein ohrloch, das wieder zuwächst.

  • V
    Vesna

    Wieso wird eigentlich immer wieder so einfach vom Tisch gefegt, dass ein Zwang hinsichtlich Religions"ausübung" in dieser Angelegenheit vor allem auf die Kinder ausgeübt wird, die qua Beschneidung (einem körperlichen Schmerz und bleibenden Schaden zufügenden operativen Eingriff) ohne Mitsprachemöglichkeit einem religiösen Ritual unterzogen werden?

    Ausgerechnet in dieser Sache die Religionsfreiheit (der Eltern, nicht etwa der betroffenen Kinder!) höher zu bewerten als die körperliche Unversehrtheit der Kinder ist eine sehr zweifelhafte Auffassung von Toleranz!

    Das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper und das Recht auf körperliche Unversehrtheit wird bei anderen Themen (Intersexualität, Klitorisbeschneidung, körperliche Züchtigung als "Erziehungsmethode") immer gern - und völlig zu Recht! - zum wichtigsten Gut erhoben und nun wird es in dieser Sache einer (in ihrem ursprünglichen Sinn längst überholten) religiösen Tradition geopfert werden? Ich empfinde das als ungeheuerlich und schlicht als rückgratlosen Verrat an der Freiheit und Selbstbestimmtheit des Individuums.

  • W
    wolf

    Baut Moshceen, Minarettte, Synagogen, betet, macht. Aber verzichtet auf den Anspruch aus religiösen Gründen Freiheiten zu haben ( vorsätzliche Körperverletzung ) die im nichtreligiösen Leben zu recht auch nicht bestehen.

     

     

    Religionsfreiheit die über die allgemeinen Gesetze und Regeln hinausgeht ist nach Artikel 3, Abs 3 GG nicht zulässig; Religionsfreiheitmüber "Freie Entfaltung der Persönlichkeit" hinaus auch nicht schützenswert, sollte abgeschafft werden!

  • K
    kbc

    "Es ist gut, dass sich die Politik jetzt beim sensiblen Thema Bescheidungen fast geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung gestellt und für den Schutz der zwei größten religiösen Minderheiten eingesetzt hat."

     

    Klar. Wo kämen wir auch hin? Am Ende könnte man es noch Demokratie nennen...

  • F
    Falmine

    Sehr geehrter Herr Bax,

    Ihr Kommentar ist Ihre Meinung. Das enthebt Sie jedoch keineswegs von der Pflicht, Ihre pauschalen und diskreditierenden Unterstellungen, mit denen Sie versuchen, Beschneidungsgegner lächerlich zu machen, zumindest ansatzweise zu belegen.

    Wenn Ihr Foto einigermaßen aktuell ist, waren Sie noch nicht einmal in der - beschnittenen oder unbeschnittenen - Pipeline, als ich bereits Israelis, Ägypter oder auch Iraner zu meinen guten Bekannten zählte. Damals spielte die Religion übrigens absolut keine Rolle - es ging um Staaten und um Politik.

    Deshalb, Herr Bax, bin ich nicht "pseudosäkular", sondern als Protestantin davon überzeugt, dass wir für die unterschiedlichsten Lebensentwürfe, Kulturen und Religionen in Deutschland einen für alle verbindlichen Rechtsrahmen brauchen. Ich finde, dass Grundgesetz ist die moderne, zeitgemäße Grundlage für den verfassten Staat. Der alles möglich macht, solange damit nicht Rechte anderer betroffen sind.

     

    Kein Grund für Sie also, nun bei dieser Gelegenheit alles an angeblich vorgefundenem Fremdenhass und Antisemitismus hineinzuschwurbeln, das Sie schon längst mal loswerden wollten! Vielleicht verwechseln Sie taz-Leser mit der Leserschaft der BLÖD? Oder weshalb schlagen Sie sonst so um sich? Man kann sich FÜR die körperliche Unversehrtheit aller Menschen, ganz besonders der kleinen Kinder, einsetzen, und trotzdem mit Juden Pessach feiern.

    Die Interpretation des Grundgesetzes werde ich auch zukünftig nicht den Religionsgelehrten überlassen, sondern den Verfassungsrechtlern!

    Übrigens, von den Juden, die in den letzten 20 Jahren aus der Sowjetunion gekommen sind, dürften die wenigsten beschnitten sein. Gute und willkommene Juden sind sie in ihrer Gemeinde hoffentlich trotzdem. Sollten sie sich als Erwachsene beschneiden lassen wollen - bitte sehr. Da sollten Sie sich einfach mal fragen, ob es nicht viel mehr um den drohenden Autoritätsverlust geht ...

    Weniger rausrotzen - mehr recherchieren, Herr Brax!

    Beste Grüße

  • L
    lotus

    "...eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden."

     

    Wohl war aber die Chancen sind doch eher gering das sich eine Reform durchsetzen wird.

     

    Wäre es da legitim eine Reform von außen anzuregen?

  • M
    Mark

    "Deswegen ist es auch richtig, dass die Politik die Religionsfreiheit in dieser Frage sorgfältig mit anderen Rechtsgütern abwägt"

     

    Wo hat diese Abwägung denn stattgefunden? Ich sehe hier nichts abgewägt, sondern ein 150%iges einknicken vor religiösen Fundamentalisten

  • H
    Horst Ölmel

    Danke, liebe Faz, dass ihr nicht den Mut habt, kritische Kommentare gegen Mitläufertum, Feigheit, und religösen Eifer zu publizieren. Gegen nichts anderes spricht sich der Autor hier doch aus.

    Es ist schon sehr bezeichnend, dass sich die "Mahnwache gegen RECHTSfaschismus" so eindeutig zu Gunsten von der Abschauffung von Laizismus, Aufklärung, Demokratie und Grundgesetz positioniert.

    Ein enttäuschter TAZ-Leser

  • J
    JohnReed

    Warum werden denn die sicher schon vorhandenen Kommentare nicht gezeigt? So kann sich keine Debatte entwickeln und man liest wieder nur die ohnehin bekannten Positionen.

  • P
    Peter

    Die Aussage "eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden" dürfte in Hinblick der Prediger als sehr naiv, womöglich dummerhaft betrachtet werden.

     

    Deutschland geht weltweit einen Sonderweg. Der staatliche Spagat kann nur in Brei enden und ist leider durch Waffenexporte geleitet. Keine Beschneidung= keine Waffenexporte.

     

    Wenn diese Straftat legalisiert wird, so benötigt Deutschland einen Integrationsbeauftragten für Scientology, die ja bekanntermaßen als Religionsgemeinschaft seitens Vatikan bzw. USA anerkannt sind.

     

    Fast jeder Religion missachtet die körperliche Unversehrtheit der Kinder.

     

    Die Sauna zur Reinigung rufte in Griechenland: "Auf die Machenschaften der Scientologen war man gestoßen, als Beweise für "psychische Gewalt" gegen Minderjährige gesucht wurden.

    Seit seiner Gründung im Jahr 1983 hatte KEPHE viele Kinder rekrutiert,insgesamt 4000 Eltern stellten im Lauf der Jahre Strafanzeige gegen den Verein."

     

    Zukünftig kann jede Straftat gegen Kinder durch passende Konvertierung begründet werden.

  • R
    R.A.

    Sorry, ich kann das echt nicht mehr hören bzw. lesen. Und am meisten nervt mich, dass von den Apologeten des "last die doch schnippeln" exakt die gleichen Argumente vorgebracht werden, die konservative damals gegen das Backpfeifenverbot vorgebracht haben, die selben Argumente, mit denen versucht wurde, vor deutschen bzw. europäischen Gerichten die Beschneidung bzw. Verstümmelung von Mädchen zu begründen.

     

    Im Endeffekt: Das küpieren von Hundeschwänzen ist verboten, weil es unsinnig ist und nur Schmerzen verursacht. Obwohl es ewig und 10 Tage Tradition war. Kinder darf man (zurecht!) keine Ohrfeigen verpassen. Weil es nichts bringt ausser Schmerzen - obwohl es jahrtausendelang üblich war.

     

    Aber an kleinen Jungs darf jederzeit rumgeschnippelt werden, wenn man es mit irgendeiner abstrusen - im übrigen religiös sondern wie bei Mädchen"beschneidungen" nur historisch begründeten - Argumentation rumsäbeln? Obwohl es keinen Sinn macht, Schmerzen verursacht, nur den Zweck hat, damit die Jung sich nicht mehr so ohne weiteres befriedigen können?

     

    Es wäre gut, wenn die Autoren von solchen Zeilen mal das Grundgesetz studieren: Aus verdammt guten Grund steht die körperliche Unversehrtheit von Menschen IMMER über irgendeine wie auch immer geartete Religionsfreiheit.

     

    Ich gehe mal ne Runde kotzen über soviel Messen mit zweierlei Mass. Und dieses Unflätige diffamieren als "Zwangsbekehrung" nur weil man NICHT bereit ist, jeden jahrtausendalten Scheiss länger zu akzeptieren.

  • Y
    yo!yo!

    "Denn es zeugt von einem fragwürdigen Paternalismus, ihnen vorschreiben zu wollen, wie sie ihre Religion zu leben haben."

     

    Demzufolge sind Sie, Herr Pax, beispielsweise auch dafür, daß für Rastari (und wohlgemerkt: NUR Rastafari) in Deutschland das Betäubungsmittelgesetzt nicht dasselbe ist wie für alle anderen Bürger?

     

    Womit Sie allerdings goldrichtig liegen ist, daß eine Kritik an den Privilegien der christlichen Kirchen genauso angebracht ist.

     

    Ich halte es da nämlich mit dem Grundgesetz: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

  • K
    Klaus

    Toleranz für körperliche Unversehrtheit von Schutzbefohlenen gegenüber der Toleranz der Relgionsauslegung der Eltern wiegt für mich höher. Der Schwache muss geschützt werden, vielleicht ist das das Empfinden der Bevölkerungsmehrheit. Das ist Verantwortungsbewusst und hat nichts mit mangelnder Toleranz zu tun. Zu bemängeln ist eher das hektische aggieren der politischen Klasse, die mal wieder einen Konflikt scheuen mit überkommenen Ritualen zu brechen bzw. diese auf einen Zeitpunkt zu verlegen, bei dem der betroffene sich selbst äußern kann. Ich kenne einen Ex Muslimen, der lieber heute als morgen seine Unversehrtheit wieder hätte. Darf so ein Mensch in Zukunft noch jemanden verantwortlich machen? Wohl nicht! Wie wäre es mit Toleranz der scheinbar religiösen die Beschneidung z.B. erst ab 16 Jahren zu tolerieren.

  • R
    R.J

    Ich glaube zumindest einen solchen "Teutschen" zu kennen, er heißt Daniel Bax

  • D
    Daniel

    "eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden."

     

    Ist nicht jede Beschneidung im Kindesalter "von außen verordnet"?

    Handelt es sich bei wenigen Tagen alten Kindern schon um "Gläubige"?

     

    Der Brauch der Beschneidung geht auf Abraham zurück, der sich im Alter von mehreren Jahrzehnten selbst(bestimmt) beschnitten hat. Und das geht völlig klar so. Und bei Kindern halt nicht, weil die Selbstbestimmung fehlt.

     

    Und ich denk nicht, dass es mir dabei um Bekehrung oder die Anti-Haltung gegen eine bestimmte oder alle Religionen geht. Mehr so um Kinderrechte.

     

    Festigt nicht vielleicht das Nein zur Beschneidung/Taufe/Wasauchimmer durch die Eltern, also "von außen" und nicht selbstbestimmt, am Ende sogar die Religion, den "wahren Glauben"?

     

    Und das Argument, man solle sich lieber über was anderes aufregen ... na ja. Ich fand's schade, dass man das im Bundestag und so nicht mal anständig diskutiert hat, dass das "Argument" "das läuft schon ewig so, deshalb darf es nicht verbieten" quasi Konsens war.

     

    Ich bin gespannt, wie der Gesetzesentwurf dazu aussehen wird. Müsste man nicht aus der Kinderrechtskonvention aussteigen, vorher?

  • KS
    Klaus Schäfer

    Leider greift dieser "Kommentar" zu kurz, um des "lieben Friedens" willen. So vehement von Links sonst Menschenrechte und Laizismus vertreten werden, so wenig Einspruch "traut" man sich wenn es nicht um christliche Prinzipien geht! Doch haben wir Bürger eine hohe Toleranzschwelle: Kaum irgendwo auf der Welt leben heutzutage so verschiedene Religionsgemeinschaften so friedlich zusammen oder auch nebeneinander!

     

    Unser Grundgesetz garantiert übergreifend die körperliche Unversehrtheit als Menschenrecht (Kinder sind auch Menschen!) - und das sollte auch so bleiben!

  • IT
    Ingolf Tabbert

    Sehr geehrter Herr Bax,

    Die Amputation der Vorhaut bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine irreparable Körperverletzung und ein Verstoß gegen die vom Grundgesetz garantierte körperliche Unversehrtheit. Es ist außerdem ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit der betroffenen Kinder.Das wollen Sie alles um des lieben Friedens willen mit einer religiösen Minderheit, an der die europäische Aufklärung anscheinend spurlos vorbeigegangen ist,opfern? Toleranz fordern Sie für die Relativierung der Menschenrechte? Die Menschenrechte sind der taz ja sonst so heilig! In dem Fall heulen Sie lieber mit den MdB, denen es ja bei ihrer Hau-ruck-Aktion doch nur um die Sicherung der Stimmen der muslimischen und jüdischen Wähler für die Bundestagswahl 2013 geht. Ich habe von Ihrer Zeitung anderes erwartet!

  • T
    Tomate

    Lieber Herr Bax, meine Zustimmung zu Ihrem Artikel!

     

    Allerdings kann es jetzt sein, dass Sie damit den versammelten geistesschwachen PI-Hetzpöbel zum Schietsturm auf diesen Kommentarseiten eingeladen haben.

     

    Lassen Sie sich von dem braunen Volk dann nicht einschüchtern!

  • S
    Steffen

    Ich versuche mich mal an einem zum Beitrag qualitativ gleichwertigen Kommentar, allerdings von einem anderen Standpunkt aus:

    [Qualität]

    - die beschnittenen Befürworter der Beschneidung leiden alle unter Identifikation mit dem Aggressor (Stichwort: Stockholmsyndrom) und ähnlich gelagerten psychologischen Problemen

    - die unbeschnittenen Befürworter der Beschneidung haben ja noch alles, wozu sich also aufregen, betrifft sie ja nicht

    - Mutti und das restliche weibliche Personal der Bundesrepublik ist eh raus, da ja die Mädchenbeschneidung verboten ist, die haben also auch kein Problem, sind ja auch nicht betroffen

     

    Daraus folgt: mit den Argumenten der Beschneidungsbefürworter muß man sich überhaupt nicht auseinandersetzen. Damit kann man den Artikel getrost in die Tonne treten, denn einem der drei Gruppen wird der Autor ja wohl angehören.

    [/Qualität]

     

    Ich nehme mal an, im Rahmen der Integration befürworten Sie auch Steinigung und weibliche Beschneidung (haben ja durchaus lange Traditionen und finden sich auch in den religiösen Schriften; zumindest in einer islamischen Rechtsschule wird auch die weibliche Beschneidung als Pflicht angesehen wird). Auch hier sollte eine Änderung nur von innen kommen, denke ich.[/sarkasmus]

     

    Wie wärs, wenn Sie Ihrer Informationsbefreitheit ein wenig auf die Sprünge helfen würden. Oder ist das zuviel verlangt, da die Verstümmelung kleiner Jungs durch die Räson verlangt wird?

  • B
    bcpmoon

    Moment, dieser Brauch ist den meisten Deutschen sehr wohl bekannt, es sind auch viele aus nicht-religiösen Gründen beschnitten, die Argumentation im Kommentar ist also Blödsinn.

    Die überwiegende Mehrheit (wenn man mal die Kommentarseiten in D und international, sogar Al-Jazeera, scannt) hat nix dagegen, wenn sich jemand aus freiem Entschluss zur Beschneidung entschliesst. Aber bei einem Säugling/Kind ist das was anderes, hier müssen Grundrechte des Kindes und der Eltern gegeneinander abgewogen werden und die Mehrheit sieht hier eben das Kindesrecht als höherrangig an.

    Alle Anwürfe in puncto Intoleranz, Antisemitismus, etc. pp. sind nur Nebelkerzen.

    Godwin´s Law.

  • S
    Sukram

    Also, Yücel hat das kürzer 'rübergebracht:

     

    "Haltet die Klappe & kehrt vor eurer eigenen Tür".

     

    Herzlichen Dank.

     

    PS: Die Nazis haben Sie aber vergessen zu erwähnen.

  • KJ
    K. Jahnke

    Ich finde diese Behauptungen von Herrn Bax Beschneidung = Moscheebau = Kopftuch eine anmaßende Vermischung. Wenn das dumpfe Bauchgefühl bei manchen Proteste gegen Moscheen hervorruft, dann stammt dies aus einem Unbehagen gegenüber der Kultur oder Religion.

     

    Beim Kopftuch wird es schon komplexer und die Diskussion, ob Frau Kopftuch tragen kann, ohne sich in eine patriarchale Struktur einzufügen wird m.E. immer noch geführt. Hier gibt es aber bereits berechtigterweise den Hinweis darauf, dass es je nachdem, aus welchem Grund ein Kopftuch getragen wird, es sich um eine illegitime herabwürdigung der tragenden Frau handeln könnte. Bewusster Konjunktiv an dieser Stelle.

     

    Bei der Beschneidung ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und das Selbstbestimmungsrecht des Kindes unwidersprochen. Dies ist ein ganz klarer Punkt, der mit dem Grundgesetz in Konflikt steht. Er könnte nur zulässig sein, wenn das Recht auf freie Religionsausübung höher zu bewerten ist. Die Situation ist also eine komplett andere, sowohl als bei den Moscheen als auch in einigen Aspekten beim Kopftuch.

     

    Deshalb finde diese reflexhafte Vermischung dieser Themen als "kultur- und islamfeindlich/antisemitisch" falsch. unerträglich und in keinster Weise akzeptabel.

     

    Persönlich sehe ich das Recht der freien Religionsausübung eines Erwachsenen in keinster Weise dadurch eingeschränkt, dass er/sie keine Körperverletzung an seinen Kindern ausüben darf. Jeder kann mit Volljährigkeit selber entscheiden, ob er/sie einer Religion anhängen oder Mitglied in einer Kirche sein möchte. Viele getaufte Christen treten im Laufe ihres Lebens aus der Kirche aus oder wechseln die Religion - ohne körperliche Folgen. Ein beschnittener Junge kann diesen körperlichen Eingriff, der ohne seine Zustimmung ausgeführt worden ist, nie wieder rückgängig machen.

     

    Also, lieber Herr Bax, lassen sie die Kirche/Moschee/Synagoge im Dorf, und kommen Sie zur Sachdiskussion zurück: Körperverletzung im Rahmen religiösen Brauchtums ja oder nein, und mit welchen Argumenten ziehen Sie die Grenze zur Beschneidung von Mädchen aus Gründen kultureller Tradition!

  • N
    Normalo
    Sie haben das Problem erkannt und treffend analysiert.

    Seltsamerweise begreift das keiner' date=' dass es eben nicht angehen kann, dass man Gesetze macht, weil IRGENDEINE Religion diese haben will.[/quote']

     

    Unsere Rechtsordnung spiegelt insgesamt ein stark christlich geprägtes Menschenbild und eine christliche Ethik wider. Das Selbstbild des religiös neutralen Staates passt also - beim besten Willen, ihn zu realisieren - nicht so richtig. Wir tolerieren (teils ohrenbetäubendes) Glockengeläut, stellen Vielehe oder fleischliche Liebe zwischen Geschwistern unter Strafe, zahlen Kirchensteuer, fordern Nächstenliebe (die wir Solidarität nennen) etc.. Das sind alles Verbeugungen der Rechtsordnung vor religiösen Bedürfnissen, Regeln und Bräuchen, die - im Gegensatz zur Beschneidung von Säuglingen - den Standortvorteil haben, christlichen Ursprungs zu sein.

     

    Daher ist das kategorische Bestehen auf dem Primat unserer vermeintlich säkularen Rechtsordnung, gerne gepaart mit dem spitzen Hinweis an alle weniger "heimischen" Religionsgemeinschaften, dass wir hier nicht bei den Hottentotten sind, sondern in einem Rechtsstaat, im Grunde verlogen.

     

    Wir sind ein christlich geprägtes Land, haben uns aber auch der Offenheit und Rücksichtnahme gegenüber nichtchristlichen Menschen und ihren Werten verschrieben. Man kann also trefflich darüber diskutieren, ob die Grenze der Rücksichtnahme diesseits oder jenseits der rituellen Beschneidung von kleinen Jungs verläuft. Aber den Konflikt ausschließlich über die trockene "Technik" der Juristerei anzugehen, ist zu einfach - und tendenziell intolerant.

  • T
    tellit5

    Wie offensichtlich viele Menschen hierzulande, habe ich mich in den letzten Tagen und Wochen intensiv mit dem Thema Beschneidung auseinandergesetzt. Das heißt: Weniger eine eilig gefasste Meinung in sozialen Medien oder Kommentarfeldern vertreten, sondern mich eingehend über die Fakten informiert und mir die verschiedenen Standpunkte der - wie man neudeutsch sagt - Stakeholder angesehen. Jede/r, die/der das tut, wird unweigerlich zu dem Ergebnis kommen: 1. Beschneidung hat keinerlei medizinische Vorteile, die vorgebrachten Argumente hinsichtlich HIV/HPV, Peniskrebs etc. sind nicht haltbar und teils seit Jahren widerlegt. Argumente bzgl. Hygiene gelten in Breitengraden mit Zugang zu Wasser sowieso nicht mehr. 2. Beschneidung im Kindesalter hat ein erhebliches Trauma zur Folge, psychisch wie physisch (auch hierzu gibt es inzwischen eine Vielzahl an seriösen Quellen im Netz zu finden, z.B. die Erklärung des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte).

     

    Bei allem Unsinn, den z.B. Volker Beck von den Grünen zu dem Thema verzapft hat, hat er am Schluss seiner gestrigen Rede im Bundestag jedoch einen ganz wichtigen Satz gesagt, der für mich eines der beiden K.O.-Argumente ist: Wir Deutsche können und dürfen NICHT die ersten sein, die diese Praxis aktiv unter Strafe stellt. Auch wenn wir noch so große (Phantom-)Schmerzen mit der Beschneidung haben (und zwar zurecht) - in diesem Punkt dürfen wir nicht die "Vorreiter" sein. Nicht nach unserer Geschichte, so weh es auch tun mag. Dieses Recht haben wir verwirkt. Und zum zweiten liegt der Kommentator völlig richtig: Wir müssen darauf vertrauen, dass sich die betroffenen Bevölkerungsgruppen (bzw. die Religionsgemeinschaften) selbst von dieser bescheuerten, wirklich schrecklichen Praxis befreien. "Wir" können und dürfen nicht diejenigen sein, die hier besserwisserisch zwangsbekehrend eingreifen. Denn da gäbe es vorher noch viel mehr komische Praktiken und Bevorzugungen, die wir erst mal bei der größten Religionsgruppe hierzulande über Bord werfen müssten (Siehe Kommentar). Aber soweit sind wir offensichtlich noch nicht. Also dann bitteschön auch nicht bei den anderen Gruppen. Mal sehen, vielleicht in 10 Jahren. Zu hoffen wäre es ja.

  • F
    fuchsimschnee

    und wie funktioniert eine beschneidung bei einen baby eigentlich:

     

    http://video.google.com/videoplay?docid=-6584757516627632617&q=circumcision&hl=en

  • U
    Ute

    Was sich Herr Bax sich da als Gegenüber konstruiert, welche es für falsch halten sollen, Kindern eine Beschneidung anzutun, haben er sich offenbar aus den hohlen Bauch heraus genommen, denn wo liegen die Belege dafür, dass eine Gruppe von Kopftuchgegnern, Minarettverhinderern und Bescheidungsgegnern weitgehend identisch sei.

    Nimmt man zur Grundlage, welche Parteien gestern der Empfehlung an die Regierung zustimmten, so finden sich dort gerade jene wieder, die keineswegs für den freizügigen Bau von Minaretten und Moscheen stehen, was also der von Herrn Dax vorgenommenen Einordnung erheblich widerspricht, auch sind dort nicht unbedingt jene zu finden, die eine kulturelle Vielfalt für erstrebenswert halten, Stichwort „Leitkultur“.

     

    Zur Sachfrage und dem berechtigten Anliegen hingegen, Kindern ihren gesetzlichen Schutz zukommen zu lassen, und der Verantwortung die man dafür als Einzelner wie auch als Gesamtheit hat, schweigt sich der Herr geflissentlich aus.

     

    Und das soll ein „Redakteur für Migration und Integration“ sein?

     

    Er sollte besser als Zwangsbekehrer für Aberglauben auftreten.

  • J
    Jengre

    Wie schrieb Daniel Bax in anderem Zusammenhang am 11.11.2011 in der taz:

     

    "Erschreckend ist, wie schnell manche in vorauseilendem Gehorsam bereit sind, die Meinungs- und Kunstfreiheit zu opfern, nur um nicht in den Ruch zu geraten, antisemitische Vorurteile zu fördern.

     

    Vorauseilender Gehorsam war schon immer ein Kennzeichen des deutschen Untertanengeists. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass er jetzt im politisch korrekten Gewand auftritt."

     

    http://www.taz.de/!81688/

     

    Na was denn nun??

  • S
    Stephan

    Heißt das, das wir jetzt wieder unsere Kinder schlagen dürfen? Auch mit Kochlöffeln und Gürteln? Das hat nämlich auch eine SEHR lange Tradition, wahrscheinlich noch länger als 4000 Jahre. Ich selber spüre die Kochlöffel immer noch. Wenigstens männliche Kinder?

     

    Meine Frau und ich haben vor 8 Jahren entscheiden müssen ob wir unsere Jungen beschneiden oder nicht. Lange bevor das Thema hier aufkam. Wir sind beide evangelisch, aber wir wurden im Krankenhaus gefragt und man muss ja nun nicht unbedingt Anhänger dieser beiden Religionen sein, um seine Kinder beschneiden zu lassen (wenigstens nicht, wo wir leben).

     

    Nach ein paar Tagen haben wir nur über uns selber gelacht, weil wir uns das wirklich in allem Ernst überlegt hatten. Wir konnten uns einfach nicht dazu überwinden, unseren Söhnen so etwas anzutun. Wir, für uns, fanden das barbarisch und wollten ihnen nicht das Recht nehmen, sich selber zu entscheiden. Hatte nichts, rein gar nichts, mit Intoleranz zu tun. Das war unsere eigene, persönliche Entscheidung. Man kann nämlich zu der Schlussfolge kommen das Beschneiden widerlich ist ohne das man intolerant ist. Intoleranz ist dafür nicht nötig. (Ja, getauft sind sie, aber auch weil es nur Wasser war. Warmes, sonst hätte ich mich geweigert.)

     

    Ich hoffe, unsere meisten Mitmenschen kommen zu derselben Einstellung wie ich, weil sie wie ich dieses Thema ihrem Gefühl, von was richtig ist und was falsch ist, nach auswerten. Könnte es sein das dieses Gefühl bei den meisten Menschen den Grundrechten entspricht? Hat da vielleicht der Staat in den letzten 60 Jahren doch was erreicht?

  • J
    JoBiro

    Der Kommentator mischt sich einseitig und "großzügig" ein, obwohl ein Gericht das geltende Recht bei dieser Körperverletzung richtig angewandt hat. Man sollte Kindern keine religiösen Ideen überstülpen und schon gar nicht sie zwangsweise vor Erreichen der Volljährigkeit körperlich verletzen. Soviel Toleranz sollte man den Opfern zubilligen. Es gibt auch bei diesen Religionen übrigens Menschen, die diese Kindesmißhandlungen nicht akzeptieren und dass ein taz-Kommentator sich derart "stark machen" muß für die Täterseite. Traurig.

    Denn von den Politikern in Berlin kann man ja nicht viel

    erwarten. Dort wo die Religionsausübung gegen geltende Gesetze verstößt und mit dem Rechtsempfinden der Mehrheitsgesellschaft kollidiert, sollte die Politik sich nicht den "Religiösen" vereinnahmen lassen.

    JoBiro.

  • B
    bahaa

    Die unantastbare Menschenwürde darf man nicht religiösen Fanatikern überlassen.

     

    Daher sollte jeder Mensch selber über Eingriffe an seinem Körper und über die Ausübung einer Religion entscheiden dürfen, AUCH DAS ist Religionsfreiheit.

  • L
    links

    Was hat es denn bitte mit Toleranz zu tun, Körperverletzung bei Kindern zuzulassen?

  • DB
    Detlev Beutner

    Ganz großartiger Beitrag... "Den Sinn und Unsinn" von Mädchen-Beschneidungen sollte man also auch den Stämmen in Afrika überlassen? Wobei hier ganz klar zu attestieren ist, dass in dem afrikanischen Fall die Gefahr eine Kultur-Chauvinismus noch viel größer ist, und dennoch gibt es hier einen auch in den letzten Wochen nicht in Frage gestellten Konsens.

     

    Im Übrigen überlässt man mit der nun beabsichtigen strafrechtlichen Änderung die Sache /gerade nicht/ den betroffenen Religionsgemeinschaften.

     

    Die Frage steht im Raum, und jede Art der Reaktion ist ein spezifisches Verhalten zu dieser Frage. Und so, wie man sich mit der jetzt beabsichtigten Änderung auf die Seite der dogmatisch-Orthodoxen stellt, so stellt man sich zugleich gegen die ReformerInnen innerhalb der Gemeinschaften.

     

    Wieder einer dieser Kommentare, die ausschließlich von der Freiheit der Religionen sprechen und die Kinder - hups - übersehen; sind ja auch noch so klein...

     

    Und besonders "witzig" wird es, wenn man in der Debatte die Fortführung der Kopftuchdebatte meint erkennen zu können. Auch hier ist zumindest in großen Teilen das Gegenteil der Fall. Oder haben Sie, Herr Bax, nicht mitbekommen, dass die schärfste Kopftuchgegnerin, Annette Schavan, eine der schärfsten BeschneidungsbefürworterInnen ist?

     

    Es ist ja schön, wenn Sie ein einfaches Weltbild haben, in dem jeder, der eine massive Körperverletzung an Kindern nicht hinzunehmen bereit ist, als Antisemit gilt, wenn diese Körperverletzung bei Juden auftritt. Dumm nur, dass diese Gleichung nicht aufgeht. Ja, es gibt antisemitische Stimmen in der Debatte. Ja, es gibt auch islamophobe Stimmen in der Debatte. Aber das sagt schlicht gar nichts über die Kernfrage in der Debatte aus. Und die Kernfrage war eigentlich in dieser Gesesllschaft schon beantwortet: "Du schnippelst nicht ohne Not an den Genitalien Deiner Kinder rum". Bei Mädchen wird dieser Konsens ja auch - auch wenn es absurd ist, dies im gleichen Satz mit der Befürwortung bei Jungen zu tun - aufrecht erhalten.

  • W
    Wernaaa

    Shitstorm der Biodeutschen incoming

  • TD
    Tom der unbeschnittene

    die Zwangsbeschneidung von Kindern ist eine Straftat ! Und muss beendet werden. Nur der unbeschnittene Mann kennt die Wonne die dieses stückchen Vorhaut hat, wird es stimuliert. Sozusagen die Klitoris des Mannes . Und alle verkrüpelte beschnittenen wissen gar nicht was ihnen entgeht. dass der Mut der TAZ fehlt dies zu veröffentlichen ist mir klar !!!

  • D
    dieter

    Als "echter Religionskritiker" darf ich das Christentum kritisieren, den Islam und das Judentum soll ich den Moslems und Juden überlassen?

    Herr Bax und Herr Gauck sind sich also einig darin, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, Herr Bax meint sogar, dass das Judentum nicht zu Deutschland gehört, zumindest zwischen den Zeilen.

    Ich bin ein atheistischer Mensch der hier in Deutschland lebt, und sehe mich als Religionskritiker. Die mangelhafte Trennung von Staat und Kirche kotzt mich an (christliche Kindergärten!!). Religion ist Privatsache, soll jeder so gücklich (unglücklich) werden, wie er/sie will, ist mir egal. Kopftücher stören mich nicht mehr als Dornenkronen, ist mir egal.

    Nicht egal ist mir, wenn Religiöse im Genitalbereich von Kinder rumoperieren. Oder rumfummeln, wie die Christen in ihren Kinderheimen.

    Verbieten ist vielleicht der falsche Weg, man muss ja auch die Macht des Faktischen sehen, bei einem Verbot wird Metzgermäßig auf dem Küchentisch geschnippelt, das soll ja auch nicht passieren.

    Es ist ein Dilemma.

    Ist Herr Bax jetzt eigentlich für Beschneidungen?

    Dann soll er das auch so sagen, und nicht so rumschwurbeln.

    Ansonsten ist eine Regierung die etwas anderes macht, als die Mehrheit der Bevölkerung will, nicht besonders demokratisch, egal ob es um Beschneidungen oder Afganistan geht...

  • O
    Olivia99

    Herr Bax,

    jetzt bin ich aber mal froh, dass Sie die Dinge wieder zurechtgerückt haben: Islamkritik ist Kompensation von Fremdenangst; Säkuläre Gegner der Beschneidung von Jungen im Kindesalter sind in Wahrheit verkappte Zwangsbekehrer und die Beschneidungsbefürwörter sind per se im Recht, da sie ja eine Minderheit darstellen. Und ach ja, über das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit sollen doch künftig allein und ausschließlich die Eltern der betroffenen Kinder entscheiden.

    Wozu brauchen wir eigentlich noch ein Grundgesetz?

  • M
    Mann-O-Mann

    Ich hab nochmal unten zwischen den Beinen nachgeprüft: Meine Vorhaut ist kein Minarett, keine Burka, kein Kopftuch, keine Moschee. Sie ist schlicht die empfindlichste Region meines empfindlichsten Körperteils.

     

    Ich wünsche mir von der TAZ wirklich differenziertere Kommentare zu diesem Thema.

  • J
    Jiri

    Sehr geehrter Herr Bax,

     

    Sie wissen ja, dass jetzt eine Menge negativer Kommentare kommen, die sie nicht interessieren.

     

    Hauptsache Sie haben hier Ihre religionsführerfreundliche, machistische Keule geschwungen, so dass die taz auch weiterhin ein Blatt bleibt, das auf den Tischen der oppurtunistischen Politiker landet.

     

    Vielen Dank

  • IM
    Isabell Moser

    Bei allem Respekt, dieser Artiek ist einfach nur feige.

    Als nächstes fordern sie, die Diskussion über die Sexualität von Kindern solle man einfach den pädophilen überlassen. Ist ja schließlich "deren" Gebiet.

    Aus Ritus und Kult darf kein Recht des einzelnen gebeugt oder pervertiert werden.

    Glaube und Moral ist ein inhohärentes System, dessen Rechtfertigung aus der Tradition heraus resultiert.

    Was bitte ist mit dem Glauben des Satanisten? Jenem des (mehr oder weniger einverständlichen) Kannibalismus? Der Zwangsverheiratung gegen Geld von Mädchen, der erzwungenen Vollverschleierung? Sich kritische Fragen Schönreden hat nichts mit Aufgeschlossenheit, sondern viel eher mit schändlicher Feigheit zu tun.

  • J
    JustMe

    Och nee.

    "Pseudosäkulärer Eifer"?

    Erstens. Es würde "pseudosäkular" heißen. Aber gut, bei diesem Autor erwartet man ja nichts anderes.

    Zweitens: Wie kommen Sie darauf, dass jegliche Reform von uralten Bräuchen nur "von den Gläubigen selbst" kommen darf? Das mag stimmen, so lange sich die Gläubigen selbst verstümmeln - wenn sie dies aber bei ihren eigenen Kindern tun wollen, sollte das Kind entweder alt genug sein, um in der Lage zu sein, zuzustimmen, oder es sollte eben unter Strafe gestellt werden.

    Ich bin ganz froh, keine Eltern zu haben, die Ihren Erstgeborenen den Göttern opfern oder sonstwie gottgefällig verkrüppeln wollten.

    Amen.

  • J
    Jörn

    "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" ist bei vielen Leuten präsent. Das Beschneidungsverbot für Jungen scheint genau in diese Richtung zu gehen. Allerdings wird dabei übersehen, dass aktuell die Jungen die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft sind. FrauenrechtlerInnen haben den Schutz und die Förderung von Frauen und insbesondere Mädchen institutionalisiert. Jungen werden da als kleine Männer gesehen, die scheinbar nie schutzbedürftig sind und im Zweifel in die Täterecke gestellt werden.

    Die Bundesregierung ächtet die religiöse Beschneidung von Mädchen weltweit - unabhängig davon ob der Eingriff radikal ist oder nur ein Stück Vorhaut entfernt wird. Jungen dagegen werden selbst im eigenen Land schutzlos gestellt. Wer sich dagegen ausspricht, dem wird Intoleranz vorgeworfen. Wegen dieser doppelten Massstäbe ist der Aufruf zur Toleranz von Daniel Bax ziemlich scheinheilig. Niemand käme auf die Idee, die Entscheidung über die weibliche Beschneidung in Deutschland den Religionsgemeinschaften zu überlassen.

  • SO
    selbstbestimmung out

    CDU/CSU, SPD und TAZ gegen den Souverän. Daniel Bax will seine Toleranz zeigen und den jahrtausende alten Brauch, kleinen Kindern an den Genitalien rumzuschnippeln, vor aufgeklärten liberalen Ideen bewahren will. Die Kinder, denen dann lebenslang was fehlt, die müssen natürlich auch tolerant sein, wenn man ihnen "unwichtige" Körperteile amputiert.

  • RB
    Reinhart Buck

    Zu beklagen ist der Ausfall der Opposition im Bundestag, nicht nur in der Beschneidungsfrage sondern bei der Staatschuldenkrise/Euro-/Bankenkrise und was da sonst noch so verhandelt wurde in letzter Zeit. Ich meine besonders die SPD. Sie geht mir auf den Keks.

    Nochmals zum Mitdenken, Das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit gilt für alle Menschen und ist wie die anderen Grundrechte unveräußerlich, hat mit Religion nichts zu tun und soll hier aufgeweicht werden. Schande, Schande. Auch für die TAZ.

  • K
    Kai

    Ist man Antisemit wenn man gegen die

    Beschneidung ist ? Wenn ja bin ich ein Antisemit.

    Die Welt steht Kopf den ich dachte wenn ich auf der Seite z.B. des Kinderschutzbundes stehe gehöre ich zu den Guten.

    Aber in Wirklichkeit bin ich ein Antisemit...das muss ich erstmal verdauen.

    Danke für diesen Kommentar.

  • B
    Beelzebub

    Soso,"den Sinn und Unsinn von Beschneidungen im Kindesalter zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen: eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden."

     

    Klar doch und den Sinn oder Unsinn des uralten Brauchs der Witwenverbrennung hätte man am besten den kritischen Hindus überlassen sollen, statt ihn Anno 1829 in britisch-imperialistisch-eurozentristisch vor allem aber intoleranter Manier einfach zu verbieten.

     

    Und auch der in Afrika weitverbreitete uralte Brauch der Mädchenbeschneidung sollte hinfort in neuem Licht gesehen werden. Dessen Abschaffung kann nur von der Vereinigung kritischer KlitorisbeschneiderInnen selbst veranlasst werden, alles andere wäre ja die Fortsetzung des Kolonialismus und das geht gar nicht!

     

    Und auch Proteste gegen die Steinigung von EhebrecherInnen wollen wir bitte in Zukunft unterlassen! Ist schließlich ein uralter in diversen heiligen Schriften vorgeschriebener Brauch, über dessen Abschaffung nicht intolerante Ungläubige zu bestimmen haben.

     

     

    Und wenn in Deutschland die körperliche Unversehrtheit von Hunden (das "Kupieren" ist seit langem verboten) besser geschützt wird, als die von kleinen Jungen, dann ist das gefälligst hinzunehmen. Das Abschneiden von Ohren und Schwänzen bei Hunden war schließlich kein religiöser Brauch.

  • PS
    Paul S

    Es gibt sicher einige Leute die aus anti-islamischen bzw. antisemitischen Gründen gegen die Beschneidung von Kindern sind. Ich finde es jedoch unverschämt, dass Sie jedem der sich dagegen ausspricht automatisch Intoleranz und "pseudosäkularen Eifer" unterstellen. Es geht hierbei nicht darum religiöse Rituale wie die Beschneidung grundsätzlich zu verbieten. Jeder hat das recht über seinen Körper frei zu entscheiden, dies setzt jedoch die Mündigkeit der Person voraus. Die Beschneidung bei Kindern ist ein irreparabler Eingriff in deren körperliche Unversehrtheit. Dies ist niemals zu rechtfertigen auch nicht aus religiösen Gründen. Es spricht nichts dagegen dieses Ritual, bei erreichen der Religionsmündigkeit des Kindes, nach zu holen, wenn das Kind dies wünscht. Und hier besteht auch ein fundamentaler Unterschied zwischen Judentum und Islam. Im Koran wird im Gegensatz zur Thora die Beschneidung gar nicht erwähnt und leitet sich nur implizit aus der Nachfolge Abrahams ab. Somit gibt es im Islam von vornherein keine einheitliche Regelung wann Jungen beschnitten werden müssen.

    Die Entscheidung des Bundestags ist rechtlich äußerst zweifelhaft und steht im direkten Widerspruch zur UN-Kinderrechtskonvention. Hier heißt es in Artikel 24,3 : 'Die Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um

    überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit

    der Kinder schädlich sind, abzuschaffen.'

    Es ist nicht ausreichend die Diskussion über die Sinnhaftigkeit solcher Rituale den einzelnen Religionsgemeinschaften zu überlassen und irgendwann auf Reformen zu hoffen. Wenn die Rechte von Kindern verletzt werden muss der Staat eingreifen und diese schützen. Die Religion ist davon nicht ausgenommen. Eine gesunde Toleranz hat Grenzen und die ist spätestens dann überschritt wenn Gewalt gegen Kinder geduldet wird.

  • P
    Pharisäer

    Irgendwie kann man nicht genug Aufklärung leisten: Für die Einhaltung der im Deutschen Grundgesetz verankerten universellen, egalitären und unteilbaren Menschenrechte gemäß der Charta für Menschenrechte der Vereinten Nationen zu votieren, insbesondere für das Recht auf körperliche Unversehrtheit auch im Baby- und Kleinkindalter, wo man noch nicht in der Lage ist, frei und selbstbestimmt über Eingriffe in seinen eigenen Körper zu entscheiden, hat Nichts aber auch Garnichts mit einem Votum gegen das Recht auf Religionsfreiheit oder gar mit Intoleranz, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder, oder, oder zu tun, sondern allenfalls mit ein wenig Vernunft. Sollen sich doch alle, die sich aus religiösen Gründen beschneiden wollen oder müssen, dies in ihrem vollen Bewusstsein, selbstbestimmt und in freier Entscheidung tun, wenn sie sich darüber im Klaren sein können, dass sie es wirklich wollen oder eben müssen. Diese Entscheidung darf ihnen aber nicht abgenommen werden. Wo ist da das Problem? Ein Witz, dass alle, die unsere Gesetze und die Charta der Menschenrechte hochhalten, mit Missfallen bestraft werden. Ein Glück, dass alle Deutschen im Sinne des Grundgesetzes so tolerant sind und nicht alle Religion und Dogamtismus verbieten.

  • H
    hessebub

    Ich bestreite nicht, dass es (womöglich viele) Beschneidungsgegner gibt, die weniger aus einer pro-säkularen als einer anti-islamischen (und jüdischen) Position heraus argumentieren. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die jetztige Hauruckpolitik mit Merkel-Basta! zur Beschneidung einen schweren Rückschlag auch für den Kampf gegen die Verfassungsverletzungen insbesondere der katholischen Kirche (Arbeitnehmerdiskriminierung etc.) bedeutet. Ich wünsche mir eine respektvolle aber energische Debatte um die gesellschaftliche Rolle und die Grenzen von Religion - und diese kann nicht nur innerhalb der Religionsgemeinschaften geführt werden, solange etwa die Kirche von meinen Steuergeldern bezahlte Angestellte aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder einer Scheidung fristlos kündigt.

  • JG
    Jörg Graff

    Herr Bax hat offenbar gar nichts verstanden. Er begründet die Ablehnung der Beschneidung in der deutschen Bevölkerung ausschließlich mit deren Angst vor "Fremdheit" und wirft das Thema in Sarazin-Manier in einen Topf mit Kopftuch-, Burka-, Moscheen- und Minarettverboten.

    Auf das verfassungsgeschützte Grundrecht jedes Menschen - auch jüdischer und muslimischer Kinder - auf körperliche Unversehrtheit geht er mit keinem einzigen Wort ein. Aber genau das ist der Kritikansatz an der religiös motivierten Beschneidung und auch die Urteilsbegründung der Kölner Richter. Ich empfehle Herrn Bax, sich dieses Video anzuschauen:

    http://video.google.com/videoplay?docid=8212662920114237112

  • G
    großmeister_b

    Der Autor ist in die Medienfalle getappt.

    Das Thema Beschneidung war doch bis zu dem Gerichtsurteil bei keinem Deutschen ein Thema, über das er nachgedacht hätte.

    Aber nun nervt man Deutschland mit irgendwelchen Umfragen und da bekommt man natürlich von den Deutschen irgendeine Antwort.

    Und die Antworten bekommt man nicht, weil das Thema einem auf den Nägeln brennt, sondern man antwortet auf eine Frage.

    Trotzdem interessiert es doch niemanden wirklich; das wird jetzt einfach mal von den Medien hochgekocht.

    Und auch das mit den "Debatten" ist doch auch eine verzerrte Wahrnehmung:

    Es debattieren doch höchstens in den Medien irgendwelche "Fachleute".

     

    Man sollte die Deutschen einfach mal fragen, wie oft sie am Tag an das Thema "Beschneidung" denken.

    Die Antwort wird im Schnitt wohl gegen Null gehen.

  • TV
    The voice

    Man merkt das der Autor des Berichtes ideologiegebrieft ist...in erster Linie hat das Wohl des Kindes im Vordergrund zu stehen und sonst garnichts..jemand der Zwangsbeschneidungen von Kindern unterstützt sollte zukünftig bei Zwangsehen inklusive aller körperlichen Folgen , Züchtigungen, Tierschächtungen und allen anderen `netten´ Traditionen die angeprangert werden, den Mund halten und Toleranz zeigen...vielleicht sollte ich meinen Kindern die Ohren kuppieren, war schon immer Tradition..bei unseren Hunden....

  • J
    JohnReed

    1. Die von Ihnen, Herr Bax, behauptete illegitime gesellschaftspolitische Aufladung der Diskussion war nach meiner Wahrnehmung so nicht zu beobachten, außer an den Rändern, wo sich die antagonistischen Akteure die üblichen Schablonen entgegenbrüllen, was aber bei der heutigen Öffentlichkeitsstruktur normal ist und weggekürzt werden kann.

     

    2. Was Ihnen vorschwebt ist, unliebsame Diskurse zu unterbinden. Das ist aber bei einer so wichtigen und relevanten Frage wie der Gewichtung von Grundrechtsgütern m.E. nicht zulässig. Debattenbeiträge nur von "Betroffenen" oder innerhalb der Communities zuzulassen ist ebenfalls unzulässig, jeder hat das Recht, zu gesellschaftlichen Gegebenheiten einen Standpunkt zu äußern.

     

    3. Die reformerischen oder auch dissidenten Kräfte innerhalb speziell der islamischen Religionsgemeinschaft werden von Ihnen nicht unterstützt, sondern aus einem kruden gesellschaftspolitischen Verständnis heraus bewusst geschwächt (s. auch Ihr Interview mit dem iranischen Rapper). Ihr Verweis auf einen Diskurs innerhalb der Communities ist auch deswegen geheuchelt.

  • S
    Sören

    Ich glaube, dass der Kommentar den Nagel auf den Kopf trifft. Unter dem Deckmantel, dass es um die körperliche Unversehrtheit von Kinder geht, wurde häufig nur die übliche ausländerfeindliche Wäsche gewaschen. Mein Eindruck ist auch, dass die Angst vor dem Fremden in Deutschland größer ist, als in anderen Ländern, und gleichzeitig die Toleranz-Grenze eher niedrig.

     

    Gleichzeitig wurde die Debatte ohne jede Sachkenntnis geführt, wenn bspw. die weibliche Genitalverstümmelung in einen Topf geworfen wurde mit der Beschneidung von Jungen.

     

    Niemand sollte sich Illusionen darüber machen, dass solche Debatten im Ausland registriert werden, und wie sie aufgenommen werden. Letztlich ist es wie bei der Euro-Krise, es sieht so aus, als wollen die Deutschen anderen etwas aufzwingen, weil sie die Macht dazu haben. Man darf sich nicht wundern, wenn das Klischee vom „ugly german“ ein fröhliches Comeback feiert.

  • JL
    Jörg Lüdemann

    Vieles ist richtig, was Sie, Herr Bax, in ihrem Artikel schreiben. Aber das Kindeswohl, um das es hier im Kern geht, den Schutz der Grundrechte von Kindern auf Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit, das alles klammern sie komplett aus. Das aber genau ist der Grund, warum sich der Staat einmischen muss und diese Debatte geführt wird. Dass bei einzelnen Beschenidungsgegnern auch typisch deutsche Resentiments mitschwingen, sollte uns nicht vom Thema ablenken.

  • M
    maSu

    Zitat:

    ===============

    Den Sinn und Unsinn von Beschneidungen im Kindesalter zu diskutieren, das sollte man dagegen lieber kritischen Muslimen und Juden überlassen: eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden.

    ===============

    Zitat Ende.

     

    Warum muss man dauernd bei der Taz solch einen Unfug lesen?! Die Beschneidung ist nicht durch die Religionsfreiheit gedeckt und ist ein unnötiger, risikobehafteter Eingriff!

     

    Zur Religionsfreiheit im Detail:

    1)

    Die Religionsfreiheit betrifft jedes einzelne Individuum in seinen eigenen(!) Entscheidungen. Ich kann eine Religion frei wählen. Ich kann aber nicht bestimmen, welche Religion jemand anderes wählt.

    Eltern haben hier zwar gewisse Sonderrechte und können ihr Kind taufen lassen, aber dabei wird kein irreversibler Eingriff vorgenommen. Dem Kind entsteht dadurch kein Nachteil und kein Schaden. Bei der Beschneidung entsteht dem Kind aber ein Schaden und auch ein Nachteil: Es wird in seiner sexuellen Empfindsamkeit eingeschränkt oder zumindest verändert - für das ganze Leben.

    2)

    Die Beschneidung ist nicht notwendig um Jude oder Moslem zu sein. Es wird zwar gerne behauptet, dass die Beschneidung ja so super wichtig wäre, aber jeder Mensch kann zu den jeweiligen Religionen übertreten und das ohne dass Männer dann beschnitten werden müssten.

    3)

    Die Religionsfreiheit der Eltern würde durch ein Verbot der Beschneidung in keiner Weise eingeschränkt. Die Eltern können ihre Religion völlig ungeachtet der Beschaffenheit des Penis des Sohnes ausüben. Auch das Kind kann ohne diesen Eingriff religiös erzogen werden.

     

    ==> Fazit: Mit Zwangsbekehrung hat das nichts zu tun. Wer in diesem Land leben will, der hat Grund- und Menschenrechte zu akzeptieren. Das ist die Basis dieser Gesellschaft und das GG ist nicht umsonst im Jahre 1949 exakt so ausgestaltet worden!

     

    ---------------------

     

    Zur medizinischen Seite der Beschneidung im Detail:

    1)

    Bei der Beschneidung besteht das Risiko von medizinischen Komplikationen. Ohne Vollnarkose kann das Gewebe nicht einigermaßen schmerzfrei entfernt werden, da es sehr empfindlich ist. Örtliche Betäubungen reichen absolut nicht! Vollnarkosen haben jedoch immer erhebliches Restrisiko, dass der Patient dabei Schaden nimmt.

    2)

    Beim Eingriff selbst bestehen Risiken, dass Infektionen auftreten oder es kann auch zuviel abgeschnitten werden.

    3)

    Bei der Wundheilung kann es ebenfalls zu Blutungen und Entzündungen/Infektionen kommen.

    4)

    Durchblutungsstörungen im Penis können die Folge von Beschneidungen sein. Das kann soweit gehen, dass Teile des Penis absterben würden und daher amputiert werden müssen.

    5)

    Es kann zu div. Fehlbildungen kommen, wie Vernarbung einer eingeschnürten Eichel durch eine Vernarbung und so weiter.

    6)

    Die Vorhaut ist eben nicht nur irgendein Hautlappen, der total unnötig ist. Die Vorhaut ist sehr sensibel und trägt einen erheblichen Teil zur Empfindsamkeit des Penis bei!

    7)

    Die Beschneidung hat keinerlei relevante Vorteile. Wer Hygienebedenken hat, der möge bitte zur Seife, statt zum Skalpell greifen!

    8)

    Gebärmutterhalskrebs und Aids wird gerne als "Grund" genannt, für eine Beschneidung. Beides ist quatsch.

    Wer sich zuverlässig vor Aids schützen will nimmt ein Kondom und hofft nicht darauf, dass die Beschneidung das Risiko etwas senken könnte(!) und dass er heute nochmal Glück haben könnte!

    Um Gebärmutterhalskrebs zu vermeiden sollte man evt. einfach häufiger Waschen und die evt. vorhanden Erreger so entfernen und ansonsten einen Facharzt konsultieren.

    9)

    Mit ist nicht bekannt, dass Kinder bereits am 8. Tag nach der Geburt sexuell aktiv sind und dann direkt zur Verbreitung von Aids nennenswert beitragen. Man kann auch einfach warten, bis das Kind alt genug ist, um einem solchen Eingriff zuzustimmen (idealer Weise mit 18, bis dahin sollten Kondome wohl reichen!)

    10)

    Die Beschneidung in den USA zB hat einen interessanten Hintergrund: Beschnittene Männer können sich weit weniger gut (meist nicht ohne Hilfsmittel wie Gleitgel o.Ä.) selbst befriedigen. Die männliche Masturbation wird durch das Vor- und Zurückschieben der Vorhaut erreicht, das wird stark erschwert. Je nach Art der Beschneidung, also wieviel Haut entnommen wurde, kann eine Masturbation unmöglich werden.

    Damit hat die Beschneidung auch in religiösen Gruppen nicht nur die vorgeschobenen Gründe, sondern ist in jedem Falle ein gewollter und schwerer Eingriff in das Sexualleben der beschnittenen Person!

     

    ----------------

     

    Gesellschaftliche Aspekte der Beschneidung:

    1)

    Es wird gerne behauptet, beschnittene Männer würden sich ja nicht beschweren. Da die Beschneidung in ihrem Kulturkreis zwingend mit "männlichkeit" oder mit "glauben" verknüpft wird, glauben diese Menschen auch, dass das nötig oder sinnvoll wäre. Das ist normale Verdrängung. Sonst müsste man sich eingestehen, dass man als Kind gegen seinen Willen verstümmelt wurde. Die Erziehung sorgt aber dafür, dass die Beschneidung des Mannes positiv gesehen wird. Analog dazu beschnittene Frauen zB in Afrika, die diesen Brauch auch gutheißen, weil er sie erst zur Frau und fruchtbar mache.

    2)

    Das sich Männer dagegen später nicht wehren ist im Übrigen Analog zu Burkas in der arabischen Welt zu sehen: Dort wehren sich auch nicht nennenswert viele Frauen gegen diese Unterdrückung. Aber nur weil sich niemand wehrt, da er/sie in einer gesellschaftlichen Zwangssituation ist, heißt das nicht ein Brauch wäre gut.

    3)

    Die Argumente, die für die Beschneidung des Mannes gebracht werden, könnte man 1:1 auch auf andere "fragwürdige" religiöse Rituale übertragen. Diese werden aber abgelehnt, weil die Beschneidung als harmlos gilt, was sie aber nicht ist (siehe medizinische Details).

    Einige Menschen lassen sich leicht beschwatzen und glauben dann eben, dass dort ein "überflüssiges Stückchen Haut total harmlos abgemacht würde", das stimmt nicht!

     

    ------------------------------

     

    Zur Beschneidung von Frauen am Rande:

    Hier gibt es verschieden schwere Eingriffe. Manche sehen nur die Entfernung der Klitorisvorhaut vor, was das exakte Äquivalent zur Beschneidung beim Mann ist. Die Beschneidung der Frau wird völlig zu Recht gesamtgesellschaftlich abgelehnt - völlig egal in welcher Form!

    Warum will man nun für Männer eine Ausnahme erlassen?!

     

    ---------------------

     

    Egal wie das Gesetz aussehen wird, sobald es eine Ungleichbehandlung der Geschlechter und eine Benachteiligung eines Geschlechts vorsieht, wird es vom BVG in der Luft zerrissen.

     

     

    Ich würde mich daher freuen, wenn die Redakteure bei der Taz sich nicht so bei Juden und Moslems anbiedern, sondern das Grundgesetz höher werten, als div. überlieferte Rituale. Menschen- und Grundrechte sind hier einfach wichtiger.

  • N
    nur_ich

    Selten habe ich so einen Blödsinn gelesen wie diesen Kommentar.

    Seit Jahrtausenden wird Unfug im Namen der Religion verzapft. Beschneidungen sind und bleiben Körperverletzungen, wenn sie denn ohne Einwilligung des Betroffenen stattfinden.

    Aber es ist mal wieder typisch, dass wir von unseren Politikern und selbsternannten Integrationshelfern belehrt werden, was der deutsche Staat und seine Bürger alles zu tolerieren haben.

    Wem es hier nicht gefällt, dem steht es frei, sich anders zu orientieren.

     

    In diesem Falle kann sich der Gläubige beschneiden lassen, wenn er seine Meinung frei äussern darf und es wirklich seine freie Entscheidung ist: mit Beginn seiner Volljährigkeit!

  • I
    ion

    Herr Bax,

     

    das sich ausgerechnet der Bund der deutschen Kriminalbeamten heute richtigerweise genötigt sieht, die gestrige Vorgehensweise im Parlament betreffs der Resolution zur religiösen Beschneidung von Jungen zu kritisieren, ist schon fast tragisch; der Amtschef betonte:

     

    „Die Verfassung könne nicht durch ein einfaches Gesetz beschränkt werden, wie es der Bundestag gerade panisch versuche.“;

     

    Das Bemühen, Kinder vor gravierenden Körperverletzungen mit hohem Potential zu medizinisch verifiziert verbleibenden Dauerschäden zu "pseudosäkulärem Eifer" umzumünzen, ist unverschämt, wenn nicht kriminell!

    Von welcher "Zwangsbekehrung" zu WAS(?) klittern Sie denn da wohl?

     

    Auch unrichtig ist Ihre Darstellung bezüglich des allgemeinen Bemühens um Abschaffung der "zahlreichen Privilegien" (....) "mit denen die größten Religionsgemeinschaften, die christlichen Kirchen, noch immer ausgestattet sind, (....)."; Es gibt seit langem und auf breiter Ebene (von Bürgern getragene) Unternehmumgen in diesem Sinne - dass Sie sich "schadlos" halten wollen, indem Sie jene offenbar nicht zur Kenntnis nehmen (wollen), resp., so gut wie nie darüber in der taz berichtet wird, entspricht Ihrer journalistischen Inkompetenz, die Sie ein ums andere Mal unter Beweis stellen!

     

    Herrn Volker Beck (, die Grünen,) entblödete sich nicht, im Parlament offensiv Werbung für Religion zu betreiben: in der Sondersitzung des Bundestages empfahl er mit rührseliger Stimme einen Blick in die Bibel und präjudiziert in seinen tendenziösen Ausführungen pro(!) religiös begründeten Beschneidungen; Und wiederholt behauptet er: den zu beschneidenden (Babys,) Jungen würde nicht dauerhaft geschadet werden.

     

    Die Grünen outen sich hiermit als unwählbar und potentielle Verfassungsfeinde!!

  • A
    alabasta

    ...allerdings hat ein Teil der Politiker die Negativhaltung besonders gegenüber dem Islam angeheizt. Da hat sich Sarrazin besonders hervorgetan aber auch Innenminister Friedrich hat sich in seiner unzulässig verkürzten Veröffentlichung zu der Integrationsbereitschaft von jugendlichen Migranten mitschuldig gemacht. Jetzt bremst die Politik dort aus, wo sie zuvor gezündelt hat, damit ihr der ganze Laden nicht um die Ohren fliegt. Wie in dem Beitrag von Daniel Bax beschrieben, sollten interne Kritiker aus den Glaubensgemeinschaften mehr gehört werden. Mit den Religionsgemeinschaften reden, nicht über sie.

  • N
    Nils

    Toleranz hat aus gutem Grund dort seine Grenzen wo sie auf Intoleranz stößt oder strafrechtliche Grenzen erreicht werden. Eine Kinderweisheit sagt: Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.

     

    Das hat weder etwas mit Angst vor Unbekanntem noch mit Zwangsbekehrung zu tun. Ebensowenig wie diese aktionistisch angehauchte Blitzresolution des Bundestages etwas mit einer sorgfältigen Abwägung von Rechtsgütern zu tun hat.

     

    Die einzigen die zwangsbekehrt werden, sind die unschuldigen Jungen denen vor Erreichen des 14 Lebensjahres (religiöse Selbstbestimmung) unwiderruflich Leid angetan wird.

     

    Wir Leben in einem säkularen Rechtsstaat dessen Funktion es ist, der zugesicherten freien Religionsausübung eben genau dort Grenzen zu setzen wo andere schwerer wiegende Rechtsgüter verletzt werden. Genau dies ist hier abzuwägen.

     

    Der Kommentator fordert Toleranz. Wo bleibt seine Toleranz gegenüber Andersdenkenden? Warum kann er nicht tolerieren, dass sich andere Leute ernsthaft Gedanken darüber machen, ob man Religionsfreiheit wirklich über das Recht auf körperliche Unversehrtheit stellen darf?

     

    Der Kommentator hat völlig Recht, Toleranz ist out. In keinem einzigen Pro-Beschneidungs-Kommentar den ich gelesen habe, habe ich Toleranz gefunden. Nur Polemik und unterschwellige Säkularisierungsangst.

  • J
    JoBiro

    Der Kommentator mischt sich "großzügig" und einseitig ein, obwohl ein Gericht das geltende Recht bei dieser Körperverletzung richtig angewandt hat. Die Sensibiltät sollte doch wohl eher den Opfern gelten und nicht den Tätern. Auch die Politik sollte nicht so Partei ergreifen wenn die Religionsausübung mit geltenden Gesetzen und auch dem Rechtsempfinden der gesellschaftliche Mehrheit kollidiert. Übrigens gibt es auch in den betreffenden Religionen Vertreter von Pro und Contra. Es ist ja wohl ein Unterschied, ob sich ein Erwachsener aufgrund religiöser Vorstellungen selbst verletzt oder einem Kind diese Verletzung unter Anwendung von Zwang zugefügt wird. Lasst doch das Kind

    erwachsen werden und es dann selbst entscheiden.

    JoBiro

  • K
    Karl

    Was will der Herr Bax eigentlich?

     

    Wie ist es um dessen Rechtsverständnis bestellt?

     

    Da scheint ja ein gewisser Nachholbedarf zu bestehen!

     

    Dabei ist es trivial in einem körperlichen Eingriff, sobald medizinische Indikationen ausscheiden, Tatbestandsmerkmale einer Körperverletzung, zumal an "Hilflosen" zu erkennen.

     

    Und nun die wenigen Einschränkungen von Art. 2 auch noch um den Rechtfertigungsgrund " religiöse Zwangsvorstellung" erweitern zu wollen ist einfach unfassbar. Einfach nur dreist Körperverletzung so rechtfertigen zu wollen.

     

    Mit Erreichen der Religionsmündigkeit darf sich ja gerne jeder beschneiden lassen...

     

    Herr Bax pervertiert den Sinn von Artikel 1 & 2, denn diese bilden die Grundlage mit der eine Rechtswillkür wie im 3. Reich vermieden werden muss!

     

    Man muss das GG als kleinsten gemeinsamen Nenner nicht noch unvollkommener machen als es ohnehin ist.

     

    Und nun fordert Herr Bax unter dem Deckmantel der "Toleranz" genau diese Rechtswillkür wieder einzuführen?

     

    Gehts noch?

     

    "Friedenststiftend" ist hier garnicht, der Rechtsfrieden wird schwer gestört durch solches Aufweichen der Rechtsordnung; und es werden gerade damit die Grundlagen für eine neue Willkürherrschaft gelegt.

     

    Aber vielleicht Herr Bax, habe ich Sie nur falsch verstanden, und Sie wollen genau dies mit Ihrer kruden Tatsachenverdrehung erreichen?

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • N
    nihi.list

    Man ist von Bax'schen Kommentaren ja einiges gewohnt, aber dieser ist schon ein starkes Stück.

     

    Nicht nur steht für ihn die körperliche Unversehrtheit von Kindern nachrangig hinter ominösen Ritualen (Die Majas hatten übrigens aus religiösen Gründen massenhaft Menschenopfer dargebracht). Nein, er findet es auch noch gut, dass die gewählten Volksvertreter sich offen gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung stellen.

     

    Herr Bax. Sie scheinen ein ernsthaftes Problem mit der Demokratie zu haben.

  • B
    broxx

    Was ist schlimm daran wenn viele Eingeborene diese Leute hier nicht wollen und das auch sagen, ohne Geschwurbel oder gerichtlichen Verboten? Unser Land-unsere Sitten!

  • SS
    Stefan S.

    Deutsche toleranz out?

     

    Liebe linke Blogger/Kommentatoren. Gehen sie mal bitte als Frau mit Rock und OHNE Kopfbedeckung in irgendeinem arabischen Land spazieren.

     

    Dann werden Sie mal die Vergleichstoleranz der anderen Völker erfahren.

     

    Ich verstehe einfach nicht warum es immer Hetze geben muss! Ist es nicht Sinn und Zweck im Sinne der Völkerverständigung nicht zu hetzen? Bildzeitungtechnisch macht ihr mit solchen Titeln Leute rasend!

     

    Wenn das das Ziel ist: erreicht ihr ständig!

    Wundert euch am Ende nur nicht wenn ihr damit die Gesellschaft immer weiter auseinander rückt.

  • AD
    auch das noch

    sicher hat daniel bax leider bis zu einem gewissen anteil der bevölkerung recht. ich fühle mich nicht angesprochen, weil seine anregung, sich mit der "leitkulturellen religion" auseinanderzusetzten, lange bestandteil meiner persönlichen argumentationskultur ist. hier und jetzt geht es aber um chirurgisch nicht notwendige eingriffe.

    ist für mich nichts anderes als die beschneidung von mädchen oder allem irgendwo dazwischen, zur klarstellung des geschlechts.

    in den leserkommentaren sind einschätzungen von religiös beschnittenen zu finden, ich fand nur solche die froh gewesen wären wenn ihnen der jetzige zustand erspart geblieben wäre. des weiteren habe ich schon den eindruck, dass die fachlich, medizinische auseinandersetzung kaum stattgefunden hat. mich erinnert der zustand in dieser demokratie immer mehr an die verhälnisse zwischen elbe und oder vor 9-11-89, aber da ja kein großer westen mit beitrittsgesetzten bereit steht und die medienlandschaft eine sehr vielteiligere, eigentlich ganz andere ist, wird auch jetzt alles ohne sichtliche wirkung bleiben. dieses land funktioniert, weil es menschen gibt, die es immer wieder schaffen für wirtschaftliche stabilität zu sorgen.

    die politiker-menschen tun dann immer so als hätten sie daran den größten anteil getan, mein eindruck. was solls, planet der affen

  • P
    PeterWolf

    "Für echte Religionskritiker gäbe es weit bessere Gelegenheiten, das deutsche Verhältnis von Staat und Religion in Frage zu stellen, als ausgerechnet bei diesem sensiblen Thema. Sie könnten sich ja mal eines der zahlreichen Privilegien vornehmen, mit denen die größten Religionsgemeinschaften, die christlichen Kirchen, noch immer ausgestattet sind, statt sich an Minderheiten schadlos zu halten."

     

    Genau das fürchtet gerade die katholische Kirche wie "der Teufel das Weihwasser" und befürwortet deshalb die religiöse Beschneidung.

     

    Im Gegensatz zu Ihnen hält die Amtskirche die Gegner der Zwangsbeschneidung nämlich für echte Religionskritiker.

  • B
    Burka-Buster

    Unglaublich. Was fuer eine schizophrene Argumentation. Die Taz ist wirklich zum Sprachrohr der Islamisierung verkommen. Schaemt Euch.

  • F
    Friedrich

    Ein echter Bax, der - natürlich - wieder einmal vor Dummheiten nur so strotzt. Eigentlich kann man nur noch lachen... Wenn nicht die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel gesetzt würde...

  • M
    murphy

    Und was, wenn sich das Kind spaeter einmal entscheidet, keiner oder einer anderen Religionsgemeinschaft anzugehoeren?

     

    Zugegeben, das Christentum hat auch einige merkwuerdige Braeuche und man koennte auch erstmal da anfangen; die Taufe koennte meinetwegen auch bis zur Religionsmuendigkeit verschoben werden.

    Die paar Tropfen die das Kind bei der Taufe ins Gesicht bekommt, traegt es allerdings nicht ein Leben lang mit sich herum.

     

    Die Beschneidung ist jedoch Koerperverletzung.

     

    Koerperverletzung wird aber nicht ploetzlich gut, wenn man das Maentelchen der Religion drum legt. Koerperliche Gewalt wird schliesslich auch nicht ploetzlich gut, weil man doch nur das beste fuer den Geschlagenen wollte.

  • CT
    Cristina Torboli-Winter

    Ich frage mich die ganze Zeit, ob mir irgendetwas entgangen ist: wieso der Bundestag überhaupt auf die Idee kommt, darüber zu diskutieren, ob es legitim ist, an Kindern Operationen durchzuführen, die nicht medizinisch indiziert sind, ist mir rätselhaft.

  • L
    Lobo

    Warum soll man erlauben unmündige Kinder zu bevormunden und dauerhaft zu "verändern"? kann man nicht warten bis sie mündig sind? Das ist keine Frage der Toleranz gegenüber der Religion, das ist eine Frage des Respekts gegenüber der Unversehrtheit des Kindes. Ich wurde (leider) aus medizinischen Gründen beschnitten und ich würde viel dafür geben einen unbeschnittenen Penis zu haben. Religion darf NIEMALS eine Begründung für irgendwas sein! Wer alt genug ist kann sich seinen Körper nach Gutdünken verändern. Wer Kinder "verändert" oder indoktriniert (wenn du nicht an Gott glaubst kommst du in die Hölle), dem sollte man den Umgang mit Kindern verbieten. Dazu würde ich auch ins besondere die Christen zählen, die in der Verstümmelung des Geistes keiner anderen Religion nachstehen. Die Gesellschaft sollte endlich den Ballast der Religion abwerfen und das ganze als nette kultische Folklore betreiben. Sobald man Religion für mehr hält wird es gefährlich, kommt zu Spannungen und Unterdrückung. Wenn Leute schreiben dass unbeschnittene Kinder darunter leiden sollen wenn sie von anderen deshalb ausgegrenzt werden, dann werden die Fakten verdreht: Die Ausgrenzung muss bekämpft und nicht die Beschneidung verbreitet werden!

  • J
    JoBiro

    Der Kommentator mischt sich "großzügig" und einseitig ein, obwohl ein Gericht das geltende Recht bei dieser Körperverletzung richtig angewandt hat. Die Sensibiltät sollte doch wohl eher den Opfern gelten und nicht den Tätern. Auch die Politik sollte nicht so Partei ergreifen wenn die Religionsausübung mit geltenden Gesetzen und auch dem Rechtsempfinden der gesellschaftliche Mehrheit kollidiert. Übrigens gibt es auch in den betreffenden Religionen Vertreter von Pro und Contra. Es ist ja wohl ein Unterschied, ob sich ein Erwachsener aufgrund religiöser Vorstellungen selbst verletzt oder einem Kind diese Verletzung unter Anwendung von Zwang zugefügt wird. Lasst doch das Kind

    erwachsen werden und es dann selbst entscheiden.

    JoBiro

  • T
    timmmmie

    Im Großen und Ganzen sehe ich es wie Herr Bax - vor allem da die Beschneidung der Jungen bislang auch kein wirkliches Thema der Mehrheitsgesellschaft war und momentan gehypet wirkt (den meisten Deutschen wird es vor nen Paar Jahren auch egal gewesen sein) - aber bei diesem Satz kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen:

     

    "[...] eine Reform dieser uralten Bräuche kann nur von den Gläubigen selbst kommen und nicht von außen verordnet werden." - gilt somit auch für die christlichen Kirchen, oder? ;)

     

    Diese Aussage kann ich so allgemein nicht unterstützen.

     

    Bzw wenn man an diese Aussage glaubt sollte man jeder Gruppe (auch JEDER religiösen Gruppe) gegenüber so fair sein und sie es mal selber richten lassen.

    À la "Soll sich die Mehrheit bloß mal raushalten - die wissen nix, haben nix damit zu tun und somit auch keine Ansprüche, Erwartungen oder Forderungen zu formulieren........."

  • D
    D.J.

    "Jedes Mal wurde deutlich, dass viele Deutsche mit zu viel Fremdheit ein Problem haben: muslimische Frauen sollen keine Kopftücher und schon gar keine Burkas tragen, ..."

     

    Naja, das übliche pseudolinke Bax'sche Gewäsch: Hier geht es keinesfalls um Fremdheit, zumal es häufig auch Konvertitinnen sind, die sich weigern, in der Öffentlichkeit ihr gesicht zuzeigen. Glaube aber nicht, dass der ideologisch eingemauerte Bax begreift.

    In Teilen gebe ich ihm aber Recht: Das Pferd wird auf der falschen Seite aufgezäumt. Wichtig wäre zunächst, den staatlich finanzierten Religiotenunterricht an Schulen abzuschaffen. Aber da sehe ich keine Hoffnung - schreien doch mittlerweile fast alle Parteien auch noch nach Märchenunterricht in der islamischen Variante. Schämt euch, Verräter an der Aufklärung!

  • H
    Hachja

    "Sie könnten sich ja mal eines der zahlreichen Privilegien vornehmen, mit denen die größten Religionsgemeinschaften, die christlichen Kirchen, noch immer ausgestattet sind, statt sich an Minderheiten schadlos zu halten."

     

    Oh bitte, dass ist ein Kommentar auf Titaniccover-Bescherdeniveau, im Tonfall von "Ha! Aber Mohammedkarikaturen, dass trauen sich sie nicht!". Nur irgendwie anders herum ...

     

    Ja, dies ist ein sensibles Thema. Ja, man sollte die breite Beteiligung an dieser Debatte kritisch vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Skepsis gegenüber dem Islam betrachten. Und ja es gibt für Religionskritiker und -kritikerinnen auch andere Ansatzpunkte, als ob denen nicht nachgegangen würde oder das eine das andere ausschließe ...

     

    Dies sind aber keine Argumente etwas gut zu heißen, was man nicht gutheißen kann und will, weil hier unter Bezugnahme religiöser Gründe irreversibel und ohne Einwilligung der Betreffenden an den Geschlechtsteilen kleiner Kinder rumgeschnitten wird.

    Dass sich solche Themen auch zur Austragung von Ressentiments eignen, hält mich zur Vorsicht an, aber sicher nicht dazu, meine Meinung unter den Tisch fallen zu lassen.

    Und dass man nicht von außen kritisieren darf, ist ja hoffentlich nicht ernst gemeint. Darf ich dann auch nicht den Umgang der katholischen Kirche mit Verhütungsmitteln, Frauen, Homosexuellen oder Missbrauchsfällen kritisieren? Oder Menschenrechtsverletzungen nur hier in Deutschland und nicht anderswo? So ein Unsinn. Ich nehme mir als Atheistin das Recht heraus jeglichen religiösen Irrsinn und Religionen im Allgemeinen zu kritisieren. Beschneidung gehört sicherlich dazu. Wo Religion so übergriffig wird, habe ich jedes Recht zur Kritik.

  • TG
    Tom Geisler

    Sehr geehrter Herr Bax,

     

    Ihre Kritik an der Mehrheit der Bevölkerung - Populismus oder Common Sense? - geht, wie ich meine, fehl. Sie hat ihren Ursprung vermutlich nicht in der objektiven Beurteilung des Sachverhaltes, sondern in der parteilichen Bewertung. Ich bin enttäuscht, dass in einem Land, das mit unrühmlichen Ausnahmen, einen humanistischen Weg gegangen ist, archaische Riten, wie die Beschneidung, geschützt werden sollen.

     

    In Afrika wird die Beschneidung Verstümmelung genannt. Ist sie dort auch viel brutaler und in ihrer Wirkung grade bei Frauen viel weitreichender, bleibt dennoch der vom Individuum ungewollte schmerzhafte und vor Allem unumkehrbare Eingriff. Wenn sie dann noch die in diesem Zusammenhang regelmäßig angeführte Säkularität als nicht relevant, bzw. vorgeschoben darstellen, haben sie diesen Staat mit seinen Grundrechten nicht verstanden. Die Religion hat im Recht nichts verloren. Sie hat sich vielmehr mit ihren Ansprüchen unterzuordnen und ist lediglich in ihrer Ausübung frei, aber nicht in ihrer Ausprägung. Egal, ob jüdische, islamische, christliche oder irgendeine andere Religion! Wer das nicht akzeptiert, stellt ein aufgeklärtes humanistisches Wertesystem generell durch eine fundamental gegensätzliche Sicht in Frage.

     

    T. Geisler

  • B
    Bibiana

    Dann lasst uns wieder getreut der Bibel leben! Auge um Auge..... Unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit ist eine Körperverletzung keine mehr, sondern Tradition!

  • N
    Nico85

    Tolleranz gegenüber religiös motivierten Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit Minderjähriger muss man auch nicht haben. Das hat nicht unbedingt was mit Fremdenfeindlichkeit zu tun.

  • S
    Schläfer

    Danke Herr Bax, für die Klarstellung.

     

    Jetzt ist es also amtlich.

    Wir verabschieden uns von allen Idealen, die einst gegen Religionen hart erkämpft wurden.

     

    Humanismus ? Religionskritik ? Menschenrechte ?

    Frauen-, Kinder- oder Homosexuellen-Rechte ?

     

    Kein Problem, wir stellen das alles zur Disposition. Wichtig ist nur, daß wir einer fanatischen Ideologie gegenüber "tolerant" sind.

     

    Irgendwann werden unsere Enkel fragen: Wie konntet Ihr das zulassen ?

  • HH
    Helmut H.

    Bax hat nichts verstanden. Deshalb drischt er geradezu auf Andersdenkende ein. Dieses Thema wie viele Themen, die gesellschaftliche Normen betreffen, kann gerade nicht den religiös Orientierten allein überlassen werden.

    Herr Bax, besuchen Sie mal einen Kurs Gesellschaftslehre einer Oberstufe oder einen Kurs Ethik bzw. Praktische Philosophie einer Mittelstufe und versuchen Sie dort mal, Ihren Standpunkt zu begründen!

    Mal wieder enttäuscht

    H. H.

  • K
    kopfschüttel

    opposition gibt es schon lange nicht mehr im Bundestag.

    Und daß an den Menschen und geltenden Gesetzen vorbei regiert wird ist doch Praxis.Nun noch gegen das Grundgesetz .Wir haben auf ganzer Linie verloren...

  • R
    Ronald

    Herr Baxer,

     

    Erstens frage ich mich welches Demokratieverständnis bei Ihnen zu Grunde liegt, wenn Sie es begrüßen,"dass sich die Politik jetzt beim sensiblen Thema Beschneidungen fast geschlossen gegen die Mehrheitsmeinung gestellt...". Ich vermute mal ganz stark, dass passt Ihnen auch nur, weil sie der gleichen Meinung sind. Ist es nicht Sinn der Politik die Mehrheitsmeinung zu überzeugen, wenn sie nach ihrer Ansicht falsch ist. Wo soll denn das Verständnis herkommen für diese Entscheidung?

     

    Zweitens zum Thema Bescheidung frage ich mich warum Weibliche Beschneidung (oder auch Genitalverstümmelung) und hier nur der Typ I, die teilweise oder vollständige Entfernung des äußerlich sichtbaren Teils der Klitoris (Klitoridektomie) und/oder der Klitorisvorhaut (Klitorisvorhautreduktion), zu Recht so geächtet sind in der Welt, aber der Beschneidung von Jungen (Zirkumzision) gesetzlich einen Rahmen geschaffen wird der dies ermöglicht ja sogar fördert.

    Mir ist klar, dass man männliche Beschneidung nicht einfach verbieten kann und weg ist sie (Genauso wie man es seit Jahrzehnten sieht bei der weiblichen). Vielmehr ist es ein weg dorthin aufzuzeigen, dass das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes immer höher wiegen muss. Was das deutsche Parlament hier aber mehr als verpasst hat. Da sind andere Länder weiter, wie zum Beispiel Schweden, Finnland und die Niederlande, wo Beschneidung, teilweise in einem gesetzlichen, geduldet sind aber klar ist, dass es gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes verstößt und damit in eigentlich verboten gehört und vielleicht auch in baldiger Zukunft eingeschränkt wir.

     

    Ach ja Herr Bax, muss ich jetzt nach Ihrer Meinung auch christlichen Religion kritisieren um nicht als "Zwangsbekehrer" dazustehen. Wegen Ihnen mach ichs mal :). Taufe erst ab 16 Jahren alles andere ist Unsinn. So ist es gut hoffe ich.

     

    Auf eine tiefe Diskussion ;)

  • S
    Stephan

    Ich bitte Sie! Die Religionen sollen sich selbst Reformieren, der Staat soll dabei außen vor sein? Welche vorwärtsgewandte, sinnvolle Reformation haben die westlichen Kirchen denn in letzter Zeit hervorgebracht? Schwulenehe? Abtreibung? Verhütung? Und das sind nicht mal die uralten Bräuche, sondern alltägliche Themen. Glauben Sie wirklich, auch nur ein Geistiger hinterfragt uralte Traditionen?

     

    Entschuldigen Sie, aber die Forderung, dass sich Religionen selbst reformieren ist angesichts der herrschenden Radikalisierung in ALLEN Religionen mehr als blauäugig.

     

    Was fordern Sie als nächstes? Selbstregulierung der Märkte?

  • E
    egal

    Hier im Text gibt es einen entscheidenden Denkfehler. Es wird über die Beschneidung von Kindern ! geschrieben(siehe oben), gemeint ist aber die Beschneidung von Jungen. Das ist ein entscheidender Unterschied,weil es bei der Beschneidung von Mädchen um das Entfernen!der Klitoris geht, und somit um das Abtöten von Lust, die später eine Frau nicht empfinden soll.Deshalb ist das Verstümmeln bei Mädchen natürlich total Scheiße und kann mit diesem Gesetz ja gar nicht gemeint sein!

    Damit möchte ich per se nicht behaupten, dass das Beschneiden der Vorhaut Pipifax sei, die Ausgangssituation, aber auch die Operation-sofern ich es überhaupt beurteilen kann, ist aber meines Erachtens eine ganz andere.Die Gemeinsamkeit ist aber, dass Kinder keine Wahl haben, selbst zu entscheiden, was sie möchten.

  • H
    Horsti

    Wir haben damit eine klare Abstufung der Menschenrechte: Ganz oben steht das Menschenrecht von Mädchen. Das steht über allem. Dann kommt die Religionsfreiheit und danach, ganz unten, steht das Menschenrecht für Jungen. Das ist das erste Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges, dass in Deutschland bewusst Menschenrechte so klar und bewusst geteilt werden.

  • BS
    Bernd Stefan

    Niemand hat etwas gegen Beschneidungen, wenn sie im Erwachsenenalter durchgeführt und von der betreffenden Person gewünscht werden.

     

    Die Beschneidung männlicher Säuglingen jedoch stellt eine Körperverletzung und eine Verletzung seiner Religionsfreiheit dar. Gerade letzteres wird in der Debatte bisher kaum angesprochen, aber auch Säuglinge und Kinder genießen das Recht auf Religionsfreiheit. Eine Beschneidung ist unumkehrbar, auch wenn der Betreffende später die Religion seiner Eltern nicht ausübt.Über Risiken und negative (sexuelle) Nebenwirkungen ist genug geschrieben worden.

     

    Wo ist eigentlich Ihre religiöse "Toleranz" bei der weiblichen Beschneidung? Sollten wir diese Debatte nicht auch lieber den betreffenden religiösen Gruppen überlassen und uns keinesfalls einmischen?

     

    Und ja, ich halte auch die christliche Kindstaufe für bedenklich, auch wenn sie keine Körperverletzung darstellt.

     

    Besonders billig und infam ist dann noch, wie Sie die Gegner der Beschneidung in die braune und intolerante Schmuddelecke stellen, mit dem Ziel, sie mundtot zu machen.

     

    Dann überrascht es mich auch nicht sonderlich, wenn sie die Mehrheit im Bundestag dafür loben, dass sie zum wiederholten Male in einer elementaren Frage offen gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung entscheiden (werden).

     

    Entgegenstehende Meinungen diffamieren und Entscheidungen der Legislative gegen die Bevölkerung - wozu brauchen wir dann überhaupt noch Demokratie?

     

    Im Übrigen sollten Sie sich mal eingehender mit der Politik Konfessionslosenverbände beschäftigten. Diese kämpfen seit Jahren gegen die Privilegien der christlichen Kirchen. Die männliche Beschneidung spielte dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

  • A
    Alexander

    Ein hoch auf die Toleranz. Für welchen Preis - Verstümmelung der sexuellen Empfindsamkeit der Eichel, Körperverletzung eines Junge - auch immer.

     

    Und schön das Vorurteil bedienen, dass wir bösen bösen deutschen ja so schlechte Integriere sind, ausländerhasser. Danke!

     

    Und weil nach der Meinung von Herrn Bax ja auch alles von den Gläubigen selbst kommen soll, warum überhaupt noch Gesetze?

     

    Es ist ein Affront, dass Jungenverstümmelung OK zu sein hat und aber Bescheidung bei Mädchen nicht erlaubt ist? Warum nur?

    Liegt es vielleicht daran, dass in einem NICHT-GOTTES-STAAT die Freiheit (auch Religionsfreiheit) dort endet wo wir aktiv Menschen körperlich verletzen?

     

    Außerdem kann man Beschneidung und >Selbst

  • I
    Ich

    Zunächst vorne weg: Es andelt die Taz, dass sie versucht das Thema redaktionell aus beiden Lagern beleuchten zulassen. Nun zum Artikel:

     

    ---

    "Für echte Religionskritiker gäbe es weit bessere Gelegenheiten, das deutsche Verhältnis von Staat und Religion in Frage zu stellen"

    ---

     

    Das wird auch getan -- mit leider mäßigem Erfolg. Es ist schon erstaunlich von linker Seite vorgeworfen zu bekommen, sich zu wenig um die Auswüchse christlicher Indoktrination zu kümmern, gleichzeitig nach Meinung konservativer Kreise Christen zur einzigen Zielscheibe säkularer Kritik zu machen.

     

    ---

    "Denn nicht alles, was von einem Teil seiner Bürger religiös begründet wird, muss ein Staat auch tolerieren."

    ---

     

    Un wo findet sich hier die Begründung für eine religiöse Beschneidung? Man kann eine solche Position vertreten, jedoch sollte sie auch angemessen begründet sein. Denn aus säkularer Perspektive besteht hier ein krasses Ungleichgewicht der Argumente: Auf der einen ca 2000 Jahre alte Märchen irgendwelcher obskuren Kulte, auf der anderen das Recht eines Menschen auf körperliche und seelische Unversehrtheit.

     

    Ich denke eine ernsthafte und offene Debatte sollte in dieser Frage möglich sein und scheint auch lange überfällig. Die Gegner einer Beschneidung jedoch von vornherein zu nörgelnden Kleingärtnern mit ungesundem Hang zu Deutschtümelei und Patriotismus zu degradieren, ist einfach aber zu kurz gegriffen.

  • T
    Tom

    Lieber Herr Bax,

     

    da bin ich aber froh, dass bei uns - im Gegensatz zu einigen arabischen Ländern - die Steinigung wegen Ehebruchs nicht zu den erhaltenen Riten gehört und wir deshalb zum Glück nicht darauf warten müssen, bis die Gläuben von alleine auf die Idee kommen, welchen Schwachsinn sie da verzapfen.

    Religionen sind eben einfach nicht mehr zeitgemäß ...

  • M
    Manfred

    man kann wohl kaum das Tragen von Burkas mit dem Beschneiden von Jungen vergleichen.

    Meiner Meinung nach handelt der Bundestag bei dieser Entscheidung gegen das Grundgesetz, welches die körperliche Unversehrtheit garantiert.

    Und ich finde es traurig, bei aller Toleranz, dass Religionen sich über das Grundgesetz stellen sollen.

    Ich bin ziemlich tolerant und akzeptiere alles, was anderen keinen Schaden zufügt oder in ihren Rechten beeinträchtigt.

    Aber genau den Fall haben wir hier vorliegen.

    Für mich sieht das leider wieder mal so aus, dass jemand die Antisemitismus-Keule rasuholt und unsere Politiker mal wiedre kuschen.

  • P
    Pompeius

    Die Argumentation im zweiten Absatz dieses Artikels ist sachlich falsch.

     

    Das Recht auf freie Religionsausübung greift nicht bei 8 Tage alten Kindern und auch nicht bei 7 Jahre alten (Religionsmündigkeit ab 14). Die Religion Ausübenden sind daher höchstens die Eltern oder religiösen Gemeinden.

     

    Deren Recht auf Religionsausübung kann aber nicht über dem Recht auf körplicher Unversehrtheit anderer stehen.

     

    Höchstens könnte man mit dem Recht auf elterliche Erziehung (Art 6.2 GG) argumentieren. Dieses findet seine Grenzen aber in der allgemeinen Rechtsordnung und auch andere Körperverletzungen werden gemeinhin nicht geduldet.

     

    Selbst ein explizites Ausnahmegesetz würde also rein theoretisch den Gang nach Karlsruhe kaum überstehen.

  • J
    Jengre

    Der Kommentar verharmlost Beschneidung,

     

    video.google.com/videoplaydocid=-6584757516627632617&q=circumcision&hl=en

     

    der Kommentar erklärt JEDE religiöse und kulturelle Praxis zur ausschließichen Angelegenheit der Ausübenden; der Kommentar begrüßt es, wenn auf die Verfassung vereidigte, gewählte Volksvertreter sich gegen die Verfassung, den Willen der Bevölkerungsmehrheit sowie das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit stellen.

     

    Daß die Beschneidung von männlichen Säuglingen und Kindern bisher in der breiten Diskussion nicht thematisiert wurde und von Betroffenen meist gerechtfertigt wird (und an eigene Kinder weitergegeben), ist für ein unvoreingenommenes Urteil, darüber das keine Furcht vor unsachlichen Unterstellungen wie denen des Autors hat, irrelevant.

     

    Ach ja: Die Spamvermeidung will, daß ich das Wort "Hund" eingebe. De darf mit Recht nicht kupiert werden...

  • H
    Henry

    Dieser Kommentar ist genau so ein Schnellschuss wie der Beschluss im Bundestag. Es geht in der Debatte überhaupt nicht um Toleranz. Es geht genau wie beim Urteil des Gerichts in Köln um das Wohl der Kinder und darum, sie vor religiösen (Un-)Sitten zu schützen - egal wie alt und wie tief verwurzelt.

     

    Bei der religiösen Beschneidung von Mädchen sind sich alle einig, dass es grausam ist und unbedingt verboten gehört. Natürlich stellt sich die Frage nach den Spätfolgen und die ist in der Forschung bei Frauen natürlich eindeutiger beantwortet als bei Männern. Aber es gibt auch Forschungsergebnisse, die bei beschnittenen Männern zu ähnlichen Ergebnissen kommen.

     

    Und in den direkten Auswirkungen für das Kind sind beide Behandlungen wohl absolut vergleichbar. Nur weil Minderheiten, die eine Beschneidung von Männern durchführen erheblich größer sind, als die, die Mädchen beschneiden, soll es plötzlich eine Frage der Toleranz sein? Nein. Hier ist genau abzuwägen.

     

    In den USA, wo die Beschneidung von männlichen Babys nach der Geburt in Krankenhäusern noch immer Standard ist, stammt dieser "Brauch" mit aus dem Gedanken, dass es wirksam vor Masturbation schützt, die schlecht für die Entwicklung des Kindes ist. Ist es auch intolerant, diese Meinung für mittelalterlich zu erachten?

     

    Ich wünsche mir eine Debatte, eine breite unter Beteiligung aller derjenigen, die hier eine adäquate Meinung haben. Dazu gehören auch kritische Religionsangehörige - ja, die gibt es auch - Wissenschaftler, etc. In anderen Staaten haben solche Debatten längst stattgefunden oder tun es gerade. Beispiele sind Finnland, wo das Parlament übrigens einen genau entgegengesetzt lautenden Beschluss gefasst hat, Schweden, Niederlande, ja sogar in den USA.

     

    Dieser Kommentar, ein typisch deutscher Schnellschuss in die Standardwunden - hier: zu wenig Toleranz gegenüber Muslimen - hilft da wenig. Fehlt nur noch, dass jemand mit der Antisemitismus-Keule kommt...

  • A
    andreas

    Der deutsche Linke von heute sagt mir dem deutschen Linken alter Schule das ich kein Recht habe religiöse "Traditionen" zu kritisieren, da ich ja nicht religös bin. Aha !!!

    Dann sollte Herr BAX auch so nett sein und sich nicht mehr über das Verhalten von nichtreligösen aufregen, denn er selbst ist ja wohl religös.

     

    P.S. Körperverletzung ist Körperverletzung !!!!

  • G
    Groschen

    "Deutsche lieben Zwangsbekehrung" ???

    Eigentlich eine Frechheit, diese Behauptung.

    Sicher sind die meisten dagegen, was auch dem gesunden Menschenverstand entspräche.

    Diese Menschen sind sicher weit von Anti-Religions-Denken entfernt, wenn man sich die Angelgenheit vor Augen führt, seine eigenen Kinder vielleicht dabei betrachtet und alle medizinischen Nachteile berücksichtigt.

    Es ist den meisten Gegnern egal, wie Juden und Moslems ihr "Andersseinwollen" manifestieren.

    Warum ausgerechnet durch Herumschnibbeln an den eigenen Kindern?

    Mir war das Ausmaß bisher unbekannt.

    Dank der jetzt entstandenen "Rechtsunsicherheit" ist jeder Arzt gut beraten, wenn er sich weigert.

    Den betreffenden Eltern wird dadurch auch eine Überdenkzeit eingeräumt.

    Diese Kinder sind genauso Bürger unseres Landes und haben alle bürgerlichen Rechte des Schutzes.

    Wenn "notgedrungen" diese Handlungen nun im Ausland erfolgen.

    Bitte schön! Das ist dann nicht mehr unsere Sache.

    Schöne Grüße aus Köln

    G.

  • JH
    Jan Hochbruck

    Lieber Daniel, bitte informiere dich eingehender - in den letzten Monaten wimmelt es auch in der taz von Meldung über Bestrebungen laizistischer Gruppen, die Kirchenprivilegien abzuschaffen bzw. einzudämmen.

  • T
    TomasC

    Hier spricht jemand (Daniel Bax) von Religionsfrieden und rechtfertigt damit die willkürliche Beschneidung von Säuglingen.

     

    Konservativen Schätzungen zufolge, sterben alleine in den USA jedes Jahr mehr als 100 Jungen an den Folgen von Beschneidungen (Bollinger, Dan. Lost Boys: An Estimate of U.S. Circumcision-Related Infant Deaths. Thymos: Journal of Boyhood Studies. 2010;4(1):78-90.)

     

    Der Umstand, dass nur ein Fünftel der Juden in Deutschland beschnitten ist, läßt berechtigte Zweifel an der Aussage aufkommen ein Verbot dieser archaischen Praxis wäre das Ende des Judentums in Deutschland.

     

    Es geht hier nicht um Zwangsbekehrung, wie Daniel Bax den aufgeklärten Gegnern der Beschneidung an Jungen (und in logischer Konsequenz auch an Mädchen) vorwirft, es geht auch nicht um Religionsfreiheit. Es geht um Ethik, es geht um den fundamentalen Schutz Wehrloser. Und das hat Daniel Bax nicht begriffen.

  • D
    DaW

    Herr Bax macht es sich zu einfach, wenn er sagt, dass Gegner frühkindlicher Beschneidungen aus Islamfeindschaft handeln. Ich wehre mich bei jeder Gelegenheit gegen die Gleichsetzung von "Islam" und "Islamismus", bin ein Gegner von Sarrazin und habe überhaupt nichts gegen Kopftücher. Eine Beschneidung von Säuglingen lehne ich aber dennoch ebenso ab wie eine Taufe von Säuglingen - zur Religionsfreiheit gehört nämlich auch, sich *gegen* eine Religion entscheiden zu können. Dass mich Herr Bax nun mit PI & Co in einen Topf zu wirft, empfinde ich als Beleidigung und als Ausdruck seiner Armut an Argumenten.

     

    Darüber hinaus bezweifle ich, dass das Votum des Bundestags auch so eindeutig gewesen wäre, wenn es nur um Muslime (und nicht auch um Juden) gegangen wäre.

  • AS
    André S.

    Warum ist denn dann die Beschneidung von Frauen dann noch unter Strafe gestellt? Damit genießen die afrikanischen Religionen, die das fordern doch offensichtlich eine geringere Religionsfreiheit, wenn man diese zur Begründung heran zieht...