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Kommentar Berliner MieterprotestFurcht macht keine Bewegung

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

5.000 "Wutmieter" auf einer Demo sind ein verlorenes Häuflein. Sie lassen sogar Zweifel aufkommen, ob die steigenden Mieten relevant für den Wahlkampf sind.

P olitiker waren nicht erwünscht bei der Berliner Mieterdemonstration am Wochenende. Zumindest diese Rechnung ist aufgegangen. Einen Tag vor der Demo war bekannt geworden, dass die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften flächendeckend Mieterhöhungen verschickt hatten. Der rot-rote Senat dagegen hatte bis zuletzt behauptet, die landeseigenen Gesellschaften würden preisdämpfend wirken. Ein Offenbarungseid zwei Wochen vor dem Wahltermin.

Mehr Erfolg aber war den Initiatoren nicht vergönnt. 5.000 "Wutmieter" auf einer Demo sind eher ein verlorenes Häuflein. Ja, sie lassen sogar Zweifel aufkommen, ob die steigenden Mieten in Berlin überhaupt im lauen Wahlkampf angekommen sind.

Dabei ist auch in Berlin die Zeit eines entspannten Wohnungsmarkts passé. Wer eine neue Bleibe sucht, muss nicht selten 8 oder 9 Euro pro Quadratmeter plus Nebenkosten auf den Tisch legen. Für Berliner Gehälter wahrlich kein Pappenstiel.

Bild: Amelie Losier
UWE RADA

ist Redakteur im Berlin-Ressort der taz.

Hinzu kommt die ungute Ahnung, dass das bislang nur ein Vorgeplänkel war. Weil die Mieten lange Zeit günstig waren, winken enorme Renditeerwartungen. Das ist der Boden, der die Investoren lockt. Und der viele fürchten lässt, dass die Mieten deutlich schneller steigen als die Einkommen.

Doch Furcht macht noch keine Bewegung. Erst recht, wenn die Mittelschicht bislang, anders als in Hamburg oder München, nicht um ihren Lebensstandard bangen muss.

Und: Wer ist überhaupt betroffen? Ein Drittel der Berlinerinnen und Berliner ist seit der Wende neu in die Stadt gekommen. Wen es von der Alster oder der Isar an die Spree zog, hat bestimmt nicht über hohe Mieten geschimpft.

Schließlich ist da noch die Politik. Wer als Mieter sein Kreuz machen will, hat im Grunde keine Wahl: Rot-Rot hat lange den Kopf in den Sand gesteckt. Die Grünen sind die Partei der Besserverdienenden und der energetischen Sanierung. Bleibt die Hoffnung, dass es einen nicht erwischt. Politische Mobilisierung sieht anders aus.

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
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3 Kommentare

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  • KK
    klaus kenna

    Gibt es für taz-Leser nur die Wahlmöglichkeiten rot-rot vs. grün? Auf meinem Wahlzettel stehen noch einige mehr Parteien, die sich zum Teil durchaus des Themas annehmen. Bitte vermeidet das undemokratische Schreiben anderer Zeitungen, bei denen es scheinbar nichts außer CDU, SPD, Grüne oder FDP gibt.

  • G
    Gunnar

    Na - dann warts mal ab du - ganz schlauer Rada - wie sich der Protest in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.

  • C
    cyctologie

    5000 oder die offiziell genannten 2000 leute auf einer demo die nur berliner interssiert ist doch viel. es ging ja nicht um ein nationales thema wie atomkraft oder einen neuen krieg. das macht bei der niedrigen schätzung und einer basis von 4 menschen je wohnung: 41 wohnungen pro bezirk auf der demo. das nenne ich angekommen.

    in prozent der wahlberechtigten ist das natürlich ein witz. aber es gibt jetzt eine kritische masse. wer weis was das an gesprächen ergibt.

    gestern in der kneipe hab ich das erstemal mit nem typen gerdet der da auch immer rumhängt und als balkongaffer an der demo strecke rumhing. ich glaub den kann man aktivieren.