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Kommentar Bedrohte UrvölkerWir wehren uns!

Kommentar von Gerhard Dilger

Ausgerechnet das recht fortschrittliche Brasilien verfolgt eine völlig traditionelle Wachstumspolitik. Auf Kosten des Urwaldes und der darin lebenden Naturvölker.

W ir wehren uns! Diese Botschaft eines namenlosen Urwaldvolkes ist dank der spektakulären Bilder der brasilianischen Indianerbehörde um die ganze Welt gegangen. Doch gegen die existenzielle Bedrohung sind Pfeil und Bogen der indigenen Völker machtlos. Damit sie überleben können, müssen ihre Verbündeten in Nord und Süd die Politik zum Umsteuern zwingen.

Bild: privat

GERHARD DILGER ist Südamerika-Korrespondent der taz.

Ausgerechnet das vergleichsweise fortschrittlich regierte Brasilien verfolgt in Amazonien eine besonders anachronistische Variante des globalen Wachstumswahns. In Ecuador hat sich der Erdölriese Petrobras die Fördererlaubnis in einem Nationalpark erzwungen. Der Energiehunger von Aluminiumschmelzen oder Stahlwerken soll durch neue Großstaudämme befriedigt werden. Und die ehrgeizige "Initiative für die Integration der regionalen Infrastruktur Südamerikas" sieht zahlreiche "Achsen" aus neuen Land- und Wasserstraßen vor, über die meist unverarbeitete Bodenschätze noch kostengünstiger in alle Welt gebracht werden sollen. Daran verdienen Multis aus Nord und Süd gleichermaßen. Finanziert werden diese Megaprojekte auch durch die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank, in denen die USA und Europa den Ton angeben.

Aber auch die Rechnung werden nicht nur die unmittelbar Betroffenen zahlen: Nach seriösen Studien könnte die "Weltklimaanlage Amazonien" in wenigen Jahrzehnten unwiderruflich kippen. Neue Schutzgebiete auszuweisen, wie es jüngst auf der Bonner Artenschutzkonferenz beschlossen wurde, ist ein Schritt in die richtige Richtung - aber der bisher vorgesehene Umfang reicht bei weitem nicht aus.

Zudem muss sich die Stoßrichtung ändern. Ecuador will mit finanzieller Hilfe aus dem Norden auf Erdölförderung im Urwald verzichten - zugunsten des Klimaschutzes und der dort lebenden Indígenas. Die NGO "Oilwatch" hat für mehrere Länder des Südens ähnliche Projekte entwickelt. Solch visionären Ansätzen, die auf die Überwindung unserer Wirtschaftsweise abzielen, muss die Zukunft gehören. Die WeltbürgerInnenbewegung ist gefordert - gut, dass das kommende Weltsozialforum in der brasilianischen Amazonasmetropole Belém steigt.

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