Kommentar Banken-Boni: Witz mit Nebenwirkungen
Mit einer wirksamen Regulierung der Finanzwirtschaft hat diese Politik der britischen Regierung nichts zu tun.
E ine Steuer, die nur ein Jahr erhoben wird und deshalb kaum Einnahmen bringt, ist ein Witz. Der britische Finanzminister Alistair Darling will diesen Scherz trotzdem wagen. Im Jahr 2010 sollen die Banker, Investoren und Fondsmanager der Finanzmetropole London eine hohe Steuer von mehr als 50 Prozent auf ihre Erfolgsbeteiligungen zahlen. Darling betrachtet dieses Unterfangen als Zeichen eines "Kulturwandels". Das ist ein sehr großes Wort angesichts des beschränkten Vorhabens.
Wohlwollend kann man die britische Ein-Jahres-Steuer als Zeichen der gebeutelten Labour-Regierung an die Wähler und die Finanzelite verstehen. Die Verursacher der Krise, so die Botschaft, können nicht einfach fortfahren wie bisher. Sie sollen für die Kosten der Schäden, die sie verursachten, zumindest zum Teil aufkommen. Und es ist eine Mahnung zur Selbstbeschränkung. Wenn das Spiel auch in den kommenden Jahren weitergeht, so deutet Darling an, dann kann er die Steuer jederzeit wieder erheben.
Insofern mag die Boni-Steuer einen kleinen Beitrag zur Mäßigung der Elite und Entschleunigung der Finanzgeschäfte leisten. Denn weniger Boni bedeuten nach gegenwärtiger Lesart auch weniger Gier: Die Banker und Investoren, so die Hoffnung, lassen sich dann weniger auf risikoreiche Geschäfte ein, die ihnen schnelle, hohe Profite versprechen. Schließlich ist ihr Profitinteresse gedämpft.
Hannes Koch ist taz-Autor.
Wie stark dieser psychologisch-ökonomische Mechanismus wirkt, ist fraglich. Klar erscheint in jedem Fall, dass die Wirkung ausgeprägter wäre, würde die Steuer auf Dauer eingeführt. Denn der Ausweg liegt auf der Hand: einen Bonus, der 2010 hoch besteuert wird, kann man auch ins nächste Jahr verlagern. Und die Hoch-Risiko-Geschäfte ebenso. Mit einer wirksamen Regulierung der Finanzwirtschaft hat diese Politik der britischen Regierung also nichts zu tun.
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