Kommentar Aus für die "Zweite Hand": Warnung an die Hinterbliebenen
Die Weigerung, den Entlassenen Abfindungen zu zahlen, sollte den übrigen Mitarbeitern des Tagesspiegel-Imperiums zu denken geben. Das könnte der Präzedenzfall sein.
S ie war mal Kult, die Zweite Hand, Mutter aller Annoncenblättchen. In jenen Zeiten, als man noch nicht im Internet nach allem und jedem suchen konnte, war sie der angesagte Ort, um kostenlos Wohnungen, Gebrauchtautos oder Klaviere zu finden. Dass dieses Geschäftsmodell in Zeiten von Ebay-Kleinanzeigen schwierig geworden ist, liegt auf der Hand. Aber mit einem gelungenen Online-Auftritt hätte sich die Zweite Hand vielleicht in die neue Zeit retten können.
Jetzt aber – nachdem die Geschäftsführung offenbar ein paar Jährchen geschlafen hat – den Mitarbeitern, die die Suppe auslöffeln müssen, die Abfindungen vorzuenthalten ist besonders dreist. Natürlich wäre das teuer. Viele der 16 Betroffenen arbeiten seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. Da kämen schon mal 70.000 Euro und mehr pro Nase heraus. Solche Summen spart jeder gern, auch wenn man sich wie der Holzbrinck-Konzern „Familienunternehmen“ nennt.
Denn auch solche unterliegen der kapitalistischen Logik: Da werden Tochterunternehmen gegründet, was das Zeug hält, Dienstleistungen ausgelagert, Arbeitsbedingungen verschlechtert – alles, was Geld bringt, ist recht. Die übrigen Mitarbeiter im Tagesspiegel-Konzern sollte der Fall Zweite Hand daher aufhorchen lassen: So wird mit euch vielleicht auch mal umgesprungen. Denn der Konzern hat nun gezeigt, worauf er Wert legt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig