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Kommentar Aufarbeitung Franco-ZeitVergessen ist keine Lösung

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

Die Demonstrationen vom Wochenende zeigen: Eine Aussöhnung ohne Gerechtigkeit, wie sie Spanien nach dem Ende der Franco-Diktatur versuchte, kann es nicht geben.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
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3 Kommentare

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  • R
    Rovuma

    "Vergessenwerden darf in dieser Diskussion auch nicht, dasss..." ist ja durchaus begründet. Doch sollte man dieses Problem nicht dazu benutzen, vom Problem abzulenken. Es ist geradezu eine Schmach für Spanien, mag sie auch noch so beschönigend begründet werden, dass der Franco-Faschismus und, bitte schön, auch die Schützenhilfe durch andere Länder und Mächte wie Deutschland, nicht aufgearbeitet wurde.

  • K
    katalonia

    Der Kommentar von U. Grandel erweckt den Eindruck, Garzón würde als Richter routinemäßig friedliche Aktivisten und Bürgerinitiativen verfolgen und sogar der Folter aussetzen. Noch dazu mit Hilfe eines Gerichtshofes, der von Franco ins Leben gerufen wurde. Ich finde, diese Verkürzung und Verzerrung ist angesichts der bürgerrechtlichen Bewegung, die jetzt in Spanien durch die versuchte Kaltstellung Garzons aufgeflammt ist, sehr unangemessen! Garzon ist Zielscheibe nationalkonservativer Kräfte und der Nachfolgeorganisationen des Francoregimes! Dadurch und durch den Willen der Spanier, die Verbrechen des Regimes aufzukären, wird er zum Symbol. Zu dem er sich m.E. auch eignet, da er nämlich ohne Ansehen von Links oder Rechts z.B. sowohl ETA-Terrorismus verfolgt, der ja als undemokratisches Relikt sehr Präsent ist, als auch damals staatl Sonderkommandos, die mit ungesetzlichen Mitteln gegen ETA-Angehörige vorgingen. Garzón ist medienpräsent und vielleicht hat er zu häufig spektakuläre Anklagen gegen Diktatoren oder scheinbar unverletzliche Persönlichkeiten erhoben. Er sitzt zwischen allen Stühlen, da er sich bereits in jedem politischen Lager Spaniens durch Ermittlungen und Anklagen Feinde gemacht hat

  • UG
    Uschi Grandel (Info Baskenland)

    Vergessen werden darf in dieser Diskussion auch nicht, dass „der Vorwurf der inakzeptablen Einmischung der Justiz in eine freie politische Debatte auch gegen eben jenen Herrn Garzón zu erheben ist.“

     

    Darauf weisen 22 Juristinnen und Juristen von NGOs in Spanien in einer Erklärung hin, die Jorge del Cura, Leiter des Dachverbands gegen Folter in Madrid, in ihrem Namen am 11. April 2010 veröffentlichte.

     

    In der Erklärung „Das Paradoxon des Garzón“ heisst es: „ Paradoxerweise ist Garzón heute Opfer jener Politisierung der Justiz, die er selbst meisterhaft entwickelte … Zu seinen Tätigkeiten (zählen) Anklagen gegen Kommunikationsmedien, populäre Vereinigungen, politische Parteien und Menschenrechtsaktivisten … , ein direkter Angriff auf die Meinungsfreiheit und auf das Recht auf freie, friedliche Versammlung … Garzón erteilt in seiner täglichen Arbeit … Anweisung, Personen unter Terrorismusverdacht in Incommunicado-Haft zu nehmen. Das ist der Raum (für die Polizei), in dem sie einen Freibrief für brutale Folter hat …“

    (Vollständiger Text siehe http://www.info-baskenland.de/513-0-Das+Paradoxon+des+Garzon.html )