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Kommentar AtomwendeGeneration Tschernobyl

Reiner Metzger
Kommentar von Reiner Metzger

Auch die Politiker haben die Lehre aus Tschernobyl begriffen: Die Gefahr verleugnen und darauf beharren, dass deutsche Atomkraft sicher sei, könnte den Job kosten.

U nsere Toppolitiker sind in ihrer großen Mehrheit zwischen 45 und 65 Jahre alt. Sie sind also politisch die Generation Tschernobyl. Das erklärt ihre rasche Reaktion auf das Atomdesaster in Japan.Von Merkel bis in die Hinterbänke der CSU haben fast alle sofort erfasst, dass sie nicht den Fehler ihrer Vorgängergeneration machen dürfen.

Als 1986 der Reaktor 4 in Tschernobyl explodierte, wurde in der Union und teilweise auch in anderen Parteien erst einmal abgeleugnet, dass es Auswirkungen auf die Bevölkerung hier geben könnte, und behauptet, dass die Atomkraft insgesamt sicher sei.

Und wurden dann Stück für Stück von der Wirklichkeit als Lügner und Büttel der Atomindustrie überführt.

Es gab damals noch keinen Internetvideodienst wie YouTube, deshalb ist alles nicht so griffig dokumentiert wie heutzutage. Aber mancher erinnert sich vielleicht noch an die Tiraden des damaligen CSU-Innenministers gegen die Anti-Atom-Spinner, im Fernsehen wie in bayerischen Bierzelten.

taz

REINER METZGER ist stellvertretender Chefredakteur der taz.

Die CSU und die Union verlor damals eine ganze Generation an Wählern. Sie kam beim Umweltschutz strategisch in die Defensive und hat sich bis heute nicht davon erholt. Es gab natürlich überdeckende Ereignisse wie die Wiedervereinigung oder die Terroranschläge vom 11. September.

Aber ihre Kompetenz beim Thema "Zukunft" - und das nicht nur im technischen Bereich - hatte die Union auf Dauer stark geschwächt.

Nun trifft die nächste Reaktorkatastrophe in die gleiche atomare Wunde. Die Explosionen in Fukushima dürfte bei den Spitzenpolitikern genauso zum Film im Kopf geführt haben wie bei denjenigen, die Tschernobyl noch erlebt haben.

Jetzt müssen die Wähler entscheiden, ob sie eine solche Kehrtwende honorieren. Dafür muss die Union aber bei der Energiepolitik noch nachlegen und die Erneuerbaren wirklich fördern. Ein dreimonatiges Moratorium für sieben AKWs dürfte nicht reichen.

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Reiner Metzger
Leiter Wochenendtaz
Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.
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3 Kommentare

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  • F
    Frank

    Atomkraft ist sicher.

     

    Das war jahrzehntelang der politische Standpunkt.

    Bitte vergessen Sie nicht, daß gleichzeitig die Frage nach der "Endlagerung" des radioaktiven Abfalls bis heute ungelößt ist.

    Politische und wissenschaftliche Gegner der Atomkraft wurden und werden bekämpft.

    während dieser Zeit wurden "Gutachten" zur Sicherheit von AKWs und Lagerstätten erstellt. Die Abwesendheit von radioktiver Strahlung wurde als Maßstab für einen gesunden Lebensraum unhaltbar. Wieder wurden "Gutachten" erstellt, welche durch die Definition von "legalen" Werten der radioaktiven "Belastung" von Boden, Wasser, Luft und Mensch, ein -erlaubtes- Maß der Vergiftung definierten.

     

    Bsp: Tokio

    Das Trinkwasser und Lebensmittel -enthalten- radioaktive Stoffe.

    Wie lautet die Botschaft? Unterhalb der ZULÄSSIGEN Grenzwerte! Also, in Ordnung.

     

    Diese dreiste Tour wird weder von den Medien, erst recht nicht politisch kritisiert.

    Es soll weitergehen mit Atomkraft, nur unter anderen "Sicherheitsvorschriften".

    Man gedenkt aber, die Reaktoren in Fukushima nicht meher hoch zu fahren, "da das zur Kühlung in den vergangenen Tagen eingesetzte Meerwasser aufgrund seiner korrosiven Wirkung zu irreparablen Schäden an der gesamten Anlage geführt habe" !! Jaja, das Wasser ist schon agressiv!

     

    Bitte beantworten Sie sich doch einmal die Frage, warum eigentlich nicht die Konstrukteure der Atomkraftwerke, die Gutachter welche die "Sicherheit" bescheinigten, die Politiker, Besitzer und Befürworter der Atomanlagen mit der Beseitigung des radioaktiven Materials beauftragt sind?

    Das sind doch die Fachleute, welche sich erstens am Besten auskennen, zweitens diejenigen welche die Unbedenklichkeit der Strahlung bis heute bescheinigen.

    Jetzt könnten diese Fachleute doch durch ihren persönlichen Einsatz beweisen, daß ihre Berechnungen stimmen!?

     

    Wenn es stimmt, daß die Folgen der Kernschmelze in etwa den Konsequenzen eines Zahnarztbesuches entsprechen, bin ich dringend dafür diesen Herrschaften einen Termin zu geben, und unsere Kinder und wir selbst schauen zu bei der Behandlung! Im Moment, und wenn die Herrschaften damit durchkommen auch in Zukunft, ist es genau umgekehrt! Heldenhaft soll es sein auch den radioaktiven Dreck dieser Herren unter Lebensgefahr zu beseitigen!? Oder werden da Idioten gesucht, und leider, auch gefunden?

     

    Als letztes Punkt, möchte ich Sie bitten sich darüber zu informieren, was der Begriff "Triage" im Katastrophenschutz bedeutet. Und bitte bedenken Sie, daß es sich hier um die Vorbereitung auf eine bis ins Detail BEKANNTE Notsituation handelt. Die "Verantwortlichen" WISSEN, daß der "GAU" eintreten KANN!

     

    de.wikipedia.org/wiki/Triage

  • R
    Reinhard

    "Das Thema Sicherheit kann von XXX nur defensiv verwendet werden, da es sich für eine aktiv geführte Diskussion nicht eignet."

    heißt es in einem Strategiepapier "Kommunikationskonzept Kernenergie - Strategie, Argumente und Maßnahmen" der Energielobby, welches unserer Bundes"vewaltung" seit 2008 vorliegt.

    oder auch

    "Terminmanagement und Briefing sollte in der Abteilung Politik liegen bzw. kann XXXX Übernehmen. Ebenso zum Kreis derjenigen, die über den Stand der Kampagne informiert werden sollten, gehören die umwelt- und Wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion in den Landtagen".

     

    wenn sie sagen gelernt meinen sie sicher auswendig gelernt.

  • L
    Ludwig

    Wer der Union diese "Kehrtwende" wirklich abnimmt, der muss ganz schön dumm sein!

    Mehr ist zu Merkels Wahlkampf-Aktionismus nicht zu sagen.