Kommentar Atomwaffen: Die Verweigerung überwinden
Ein Abkommen zwischen Russland und USA würde die Chance erhöhen, dass der US-Senat endlich den atomaren Teststoppvertrag ratifiziert.
S eit den US-amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroschima und Nagasaki eint die weltweite Friedensbewegung das Ziel einer atomwaffenfreien Welt. In seiner Prager Rede, heute vor genau acht Monaten, bekannte sich mit Barack Obama erstmals in der Geschichte ein US-Präsident zu dieser Vision. Eine entsprechende Resolution hat seitdem auch der UNO-Sicherheitsrat verabschiedet - mit Zustimmung der USA und der anderen vier offiziellen Atomwaffenmächte, Russland, China, Frankreich und Großbritannien.
Erster konkreter Schritt auf dem Weg sollte die Vereinbarung eines Nachfolgeabkommens zwischen Washington und Moskau für den Start-Vertrag sein - rechtzeitig vor dessen Auslaufen in der Nacht von Freitag auf Samstag. Das ist zwar wegen des Streits über Verifikationsfragen nicht gelungen, wäre aber weiterhin von großer Bedeutung - vor allem politisch.
Ein Abkommen würde die Chance erhöhen, dass der US-Senat endlich den atomaren Teststoppvertrag ratifiziert. Mit der geplanten weiteren Reduzierung der amerikanischen und russischen Atomsprengköpfe und Trägersysteme könnten Frankreich, Großbritannien und China dann nicht mehr - wie in den letzten 40 Jahren - unter Verweis auf die "übergroßen" Arsenale Washingtons und Moskaus jegliche Beteiligung an atomarer Rüstungskontrolle und Abrüstung verweigern.
Andreas Zumach ist UN-Korrespondent der taz in Genf.
Nur wenn sich die fünf Mächte für den "Rest der Welt" erkennbar und glaubwürdig bewegen, gibt es eine Chance, dass die Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags im Mai nächsten Jahres nicht wieder scheitert wie 2000 und 2005.
Und nur dann ließen sich auch die drei inoffiziellen A-Waffen-Mächte Indien, Pakistan und Israel in Abrüstungsverhandlungen einbinden und die Atomwaffenambitionen in Nordkorea, Iran und anderen Staaten mit politischen Mitteln beenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!