Kommentar Atom-Illusion in Japan: Gutes Atom, schlechtes Atom
Seit Freitag liegt die Illusion, die Atomtechnologie zu beherrschen, in Trümmern. Zu hoffen ist, dass Japans Ingenieure und Erfinder künftig vor allem erneuerbare Energien entwickeln.
A ls einziges Land der Welt wurde Japan bisher Opfer einer Atombombe. Die Bomben von Hiroshima und Nagasaki brachten bis dahin unvorstellbares Leid, das sich über Jahrzehnte hinzog. Das hat dazu geführt, dass sich die große Mehrheit der Bevölkerung wie auch die offizielle japanischen Politik seit dem Zweiten Weltkrieg stets gegen Atomwaffen ausgesprochen haben.
Zwar gibt es immer wieder vereinzelte japanische Rechte, die mit Verweis auf die Atomwaffen in China und Nordkorea auch für Japan solche Waffen forderten. Aber offiziell wurde an der Atomwaffenfreiheit nie gerüttelt.
Ganz anders sah die japanische Politik jedoch mit Blick auf Atomkraftwerke aus - ihnen stand die Mehrheit der Bevölkerung bisher eher unkritisch gegenüber. Regierung und Atomindustrie haben ihr erfolgreich weisgemacht, diese seien eine ganz andere Sache - nicht nur beherrschbar, sondern auch sauber. Die Botschaft wurde im so technikverliebten und fortschrittsgläubigen wie ressourcenarmen Land gern gehört.
SVEN HANSEN ist Redakteur im Auslands-Ressort der taz.
Hinzu kam der Irrglaube, Japan als Hightechnation sei wie kein anderes Land in der Lage, die Risikotechnologie selbst bei schweren Erdbeben und Tsunamis zu beherrschen.
Seit Freitag liegt diese Illusion in Trümmern. Zu hoffen ist für uns alle, dass Japans Ingenieurkunst und Erfindergeist künftig vor allem der Entwicklung erneuerbarer Energien wie energiesparender Technologien zugute kommen.
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