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Kommentar ArktisRohstoffgier im Treibhaus

Reinhard Wolff
Kommentar von Reinhard Wolff

Die fünf Anrainerstaaten der Arktis maßen sich das Recht auf Ausbeutung an. Doch dieser Anspruch muss in Frage gestellt werden - zum Schutz der Arktis.

Bild: privat

Reinhard Wolff ist Skandinavien-Korrespondent der taz.

Rund um den Nordpol soll auf Wildwest-Methoden verzichtet werden. Das werden die Arktisanrainerstaaten auf ihrer heute endenden Konferenz verkünden. Doch ein solches Minimum an zivilisiertem Umgang sollte eigentlich selbstverständlich sein. Insofern spiegelt der Beschluss vor allem wider, wie heiß der Kampf um die Ressourcen in der Arktis bereits geworden ist.

Vermutet wird, dass hoch im Norden große Mengen Öl und anderer Bodenschätze verborgen liegen, die nun - dank Klimaerwärmung - zunehmend zugänglich werden. Die fünf Anrainerstaaten maßen sich das Recht auf deren Ausbeutung an. Im Prinzip soll sich also nichts geändert haben, seit die damaligen "Weltmächte" Portugal und Spanien 1494 im Vertrag von Tordesillas die Erde untereinander aufteilten. Reichte damals die Autorität einer päpstlichen Bulle, mit der der damalige Herr im Vatikan einfach eine Trennlinie quer durch den Atlantik zog, wollen Russland, Dänemark, Norwegen, Kanada und die USA ihre Ansprüche von einem Komitee der Vereinten Nationen absegnen lassen. Jedes der fünf Länder will sich ein Stück dieses vorletzten weißen Flecks auf der Erdoberfläche zuteilen zu lassen und beruft sich dabei auf eine vor 26 Jahren geschlossene Seerechtskonvention, die eine Ausweitung der 200-Meilen-Wirtschaftszone unter bestimmten geologischen Voraussetzungen erlaubt.

Doch dieser Anspruch muss infrage gestellt werden. Zum einen dachte 1982 beim Abschluss des Abkommens niemand an die Nordpolregion. Insofern müsste der Vertrag ebenso überarbeitet werden wie einst sein 1958 verabschiedeter Vorgänger, der sich aufgrund des technischen Fortschritts schnell als nicht handhabbar erwiesen hatte. Zweitens enthält die aktuelle Seerechtskonvention durchaus auch Ansatzpunkte für längst überfällige Ausnahme- und Schutzregeln für die Arktis: Sie erklärt alle Regionen außerhalb der nationalen Wirtschaftszonen zum "gemeinsamen Erbe der Menschheit". Genau dieses Erbe würde aber weiter gefährdet, sollten die fossilen Energieträger unter der Arktis gehoben und der Globus weiter aufgeheizt werden. Deshalb darf die Arktis nur allen und damit niemandem gehören.

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Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.
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