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Kommentar Arbeitslose AlleinerziehendeWer will schon Singlemütter?

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Ursula von der Leyen hatte eine Zuschussrente versprochen, und mehr Jobchancen für Alleinerziehende. Doch daraus ist leider ziemlich wenig geworden.

Ich stehe dafür gerade, dass hier etwas passiert“, sagte CDU-Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Mittwochmorgen im Fernsehen. Damit meinte sie ihre Idee der Zuschussrente für Menschen mit geringen Altersbezügen, die sie derzeit gegen die FDP verteidigen muss. Mit ähnlich großen Worten hatte sie schon für das Bildungspaket für arme Kinder und für mehr Jobchancen für arbeitslose Alleinerziehende geworben.

Keine Frage, all das sind wichtige Themen. Und Ursula von der Leyen hat sie zu „ihrer“ Sache gemacht. Regelrecht zum geflügelten Wort ist das „warme Mittagessen“ geworden, der wichtigste Bestandteil des Bildungspakets.

Doch was ist aus den Projekten geworden? Leider wenig. Das Bildungspaket funktioniert nicht, weil diejenigen, die es am nötigsten brauchen, davon erst gar nicht erfahren. Die Zuschussrente hat die Arbeitsministerin nicht durchbekommen – ausgerechnet, weil ein schwacher Koalitionspartner etwas anderes will. Und jetzt zeigt sich, dass auch ihre Programme, Alleinerziehenden aus Hartz IV heraus zu einem Job zu verhelfen, nur wenig greifen.

privat
Simone Schmollack

ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.

Die Arbeitsministerin hatte ihre Pläne vor zwei Jahren groß angekündigt. Was sie proklamierte und wie sie es vortrug, das klang durchaus erfolgversprechend. Denn Ursula von der Leyen weiß, wie man Themen (durch)setzt. Das hat sie mehrfach bewiesen.

Als Familienministerin hatte sie zuvor das Elterngeld und die Vätermonate eingeführt, sie hat den Kita-Ausbau angeschoben und als Arbeitsministerin sogar noch die gemeinhin uncoole Frauenquote thematisiert. Sie hat sich an etwas herangewagt, wovor die meisten ihrer KabinettskollegInnen zurückschrecken: Einsatz für gesellschaftliche Gruppen, die nicht in jedem Fall auf der Siegerspur fahren.

Wem sonst, wenn nicht der durchsetzungsstarken Mutter von sieben Kindern sollte das gelingen? Aber nun zeigt sich, dass es nicht reicht, tough und wortreich zu sein und das Richtige zu wollen. Man braucht auch Bündnispartner. Und die hat Ursula von der Leyen offensichtlich weder für die Zuschussrente noch für die Unterstützung Alleinerziehender.

Aber dass von der Leyen für ihre Pläne kaum Unterstützung erfährt, beweist erneut, wie gering das Interesse der Konservativen an gesellschaftlich benachteiligten Gruppen immer noch ist.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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11 Kommentare

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  • R
    RiverTam

    Punkt 5 c beschäftigt sich mit dem Artikel und ist zumindest lesenswert...

     

    LG

     

     

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=14184#h04

  • C
    Comment

    "Und jetzt zeigt sich, dass auch ihre Programme, Alleinerziehenden aus Hartz IV heraus zu einem Job zu verhelfen, nur wenig greifen."

     

    Auch wenn ich das hier bereits mehrfach einbrachte: Wiederholungen sind manchmal angebracht.

    Knapp die Hälfte der sog. Alleinerziehenden Frauen hat mindestens keinen Ausbildungsabschluss und will überwiegend nicht mehr arbeiten als unbedingt nötig.

    Solche Frauen haben sich bequem mit der Rolle der sich aufopfernden Mütter eingerichtet, wie es ihnen regelmäßig vorgekaut wird.

    http://www.spiegel.de/video/arbeit-nein-danke-bekenntnisse-einer-alleinerziehenden-video-1165410.html

  • N
    Nordwind

    Die heilige Uschi von den Laien setzt sich also "für gesellschaftliche Gruppen, die nicht in jedem Fall auf der Siegerspur fahren" ein.

     

    Da ist aber jemand der PR-Uschi so richtig auf den Leim gegangen.

     

    Im Gegensatz zu Simone Schmollack hat Wolfgang Lieb den asozialen Zynismus dieser Sozialdarwinistin sehr gut erkannt. Muss wohl an der Analyse liegen.

     

    Wolfgang Lieb: http://www.nachdenkseiten.de/?p=14141

  • B
    bildungsnaher

    Bildungspaket? Da lachen doch die Hühner vom Amt: Vor eineinhalb Jahren Leistung beantragt - Bescheid von heute: Abgelehnt. - Begründung: Vorschulischer Englischunterricht in der Kita sei nicht förderungswürdig. Reiner Schmuh das ganze.

  • D
    dieter

    Das Elterngeld gab es schon vor von der Leyen, da hieß es Erziehungsgeld und war für arme Eltern gedacht. Aus einer Unterstützung für arme Familien hat sie eine Unterstützung für reiche Familien gemacht.

    Wie kommen sie also zu der Behauptung ausgerechnet diese Ministertochter würde eine soziale Politik wollen??

  • Q
    Quotenblindheit

    "Wem sonst, wenn nicht der durchsetzungsstarken Mutter von sieben Kindern sollte das gelingen? "

     

    Ach Frau Schmollack, Sie erkennen anscheinend gar nicht dass von der Leyen selbst Teil des Problems armer Mütter ist.

     

    Da steht eine Reiche mit sieben Kindern macht Karriere und schaut verächtlich auf arme Mütter herab mit der Attitüde "seht nehmt euch ein Beispiel an mir, bin ich nicht toll"

     

    Als sie das Elterngeld einführte, kürzte sie das Erziehungsgeld für Arme, ihr Bildungspaket ist eine einzige demütigende Mogelpackung.

    Sie nötigt Alleinerziehende Ausbildungen abzubrechen und sich billig zu verdingen. Sie ist Lobbyistin für privaten Bildungseinrichtungen, welche die Not Alleinerziehende ausnutzen und sie nach staatlichfinanzierter Ausbildung als Leiharbeiterinnen zu prekären Löhnen ausbeuten.

    Die Wiedereinführung des Dienstmädchenprivilegs geht auf ihre Kosten.

    Sie schafft einen prekären Dienstleistungssklavenmarkt.

    Sie hat verhindert dass das Betreuungsgeld nicht auf Harz4 angerechnet wird. Auch ihre Zuschussrente für Geringverdiener muß mit Demut und Devotheit verdient werden.

    Ich erinnere nur an ihren zynischen Umgang mit den Schleckermitarbeiterinnen.

     

    Sie ist die deutsche Sarah Palin.

    Ihre Verachtung für Arme und Schwache ist doch so sichtbar,

    wie kann man denn im Erst von dieser Frau soziale Gerechtigkeit oder Wohltaten erwarten ?

  • A
    anke

    Dass von der Leyen für ihre Pläne kaum Unterstützung erfährt, zeigt vor allem, dass das Begriffstandem Ideologie/Herrschaft zu Unrecht mit der DDR beerdigt worden ist. Der so called "Westen" täte wohl gut daran, sich weniger eitel in seiner angeblichen Post-Ideologie zu räkeln, sich etwas weniger für Revolutionen zu begeistern, die nur Gesichter, nicht aber Prinzipien ändern, und sich statt dessen mehr Gedanken über die Zusammenhänge zu machen, die zwischen (hier: sinnvoller) Ansageg und (in dem Fall: fehlender) Umsetzung bestehen. Es könnte, scheint mir, hierbei durchaus hilfreich sein, würde die Philosophie nicht länger als Vehikel zu Ruhm und Reichtum missverstanden. Insbesondere nicht links der NSU.

  • S
    Sebastian

    "Wer will schon Singlemütter?"

     

    Warum wird im Titel nur von Singlemüttern gesprochen? Sind Singleväter irgendwie anders betroffen? Wird es einen Folgeartikel geben, in dem diese andere Situation auch noch begutachtet wird?

  • I
    ion

    Ich kann ’s nicht mehr lesen, hören!

    Wenn ’s den "Singlemütter"-n denn wirklich so ‘dreckig’ ginge, warum klammern sie sich dann wie Äffchen an jene(?) – überlaßt ’s doch den Singlemännern!

  • SB
    Siegfried Bosch

    Frauen eine gesellschaftlich benachteiligte Gruppe? Es darf gelacht werden!

  • Z
    (zi)tazitus

    Was kann Frau Leyen schon gewähren?

    "Gebären sollst Du, sollst gebären!"

    Das ist der ewige Gesang,

    Der jeder an die Ohren dringt,

    Wenn Uschilein voll Überschwang

    Von einer schönen Prämie singt.

    (frei nach Goethe)