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Kommentar Apples ZulieferfirmenApple bleibt Ausbeuterkonzern

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Solange Apple sich weiterhin nicht um Arbeitsbedingungen schert und Zulieferfirmen gegeneinander ausspielt, hat der Staat nur wenig Chancen.

Der Schmutz eines Ausbeuterkonzerns haftet an jedem iPad. Bild: reuters

E inerseits gelobt Apple Besserung. Andererseits spielt der US-Konzern seine Vertragsfirmen in China gegeneinander aus, um die Löhne weiter zu drücken. Die unabhängige Arbeitnehmerorganisation China Labour Bulletin in Hongkong kommt in ihrer jüngsten Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Bedingungen, unter denen iPhones, iPads und MacBooks in der Volksrepublik hergestellt werden, deutlich verschlechtert haben.

Die Organisation weist den Zulieferfirmen von Apple weiter die Beschäftigung von Minderjährigen nach, Überstunden werden systematisch unterschlagen. Hinzu kommen miserable Arbeitsschutzbestimmungen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die in jüngerer Zeit den Versprechungen des US-Unternehmens geglaubt haben. Apple steht seit Jahren in der Kritik wegen der Zustände beim bisherigen Zulieferer Foxconn. Um den drohenden Imageschaden zu begrenzen, verlagerte Apple einen Teil seiner Produktion zum Hersteller Pegatron. Nun erweist sich: Dort sind die Arbeitsbedingungen noch schlechter.

An Chinas Gesetzgebung liegt das nicht. Auch wenn unabhängige Gewerkschaften nicht erlaubt sind – das chinesische Arbeitsrecht sieht Mindestlöhne, Arbeitszeitregelungen und klare Arbeitsschutzbestimmungen vor. Zumindest Letztere können mit denen in Europa durchaus mithalten. Es hapert an der Umsetzung.

Nun kann eine Regierung zu Recht dafür kritisiert werden, wenn sie nicht imstande ist, die Unternehmer auf ihrem Staatsgebiet zu bändigen. Solange ein mächtiger Konzern wie Apple sich weiterhin nicht um Arbeitsbedingungen schert und Zulieferfirmen gegeneinander ausspielt, hat der Staat nur wenig Chancen. Und solange Apple sich in Lippenbekenntnisse flüchtet und die Missstände toleriert, haftet jedem iPhone weiter der Schmutz eines Ausbeuterkonzerns an.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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8 Kommentare

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  • Korrektur: w4tler.at :-)

  • Ja, nicht nur Apple, da kann ich mich den Kommentierenden durchaus anschliessen. Doch: gibt es Alternativen?

     

    Ja, wenn wir wollen, z.B.:

     

    - Handy fairphone.com, ein Unternehmen der unzufriedenen Profis die etwas verändern wollen und es auch tun, über die TAZ seit den Anfängen berichtet

     

    - oder Schuhe gea.at / wald4tler.at, eine Patron-Firma die sich zu einer Geno nach TAZ Vorbild wandeln will.

     

    Und mehr:-)

  • GV
    Genervt von so viel Einseitigkeit

    Ist unsere Presse gleichgeschaltet? Das gleiche Bild ergibt sich auf heise.de: _ALLE_ (ausnhammslos!) Firmen die Elekrtonik herstellen lassen bei Foxxcon fertigen, wenigstens einige Teile. Also auch die schon von Schreiber genannten. Musterbeispiel ist aber wieder einmal nur Apple. Der Rozt, Schweiß und Tränen der Arbeiter klebt aber auch an euren Dell und HP und Lenovo. Nein, liebe Bildjournalisten: dafür zahle ich nicht mehr lange freiwillig. Ein Euro pro Monat für den Tom sollte eigentlich ausreichen. Eine schlecht recherchierte Schülerzeitung bekomme ich auch woanders. Liebe taz: etwas Qualität zwischen dern Aufregern würde euch mal wieder gut tun. Ich finde Apple auch scheiße, aber das ist keine Grundlage journalistischen Schaffens.

  • A
    Andreas

    Foxconn oder andere Zulieferer von Apple sind nicht besser oder schlechter als die anderer Elektronikkonzerne. Es gibt derzeit niemanden, der sich besonders positiv hervortut. Ausgerechnet Apple hier als Buhmann herauszugreifen, heisst nichts anderes, als den Konkurrenten zu helfen. Samsung ist ohnehin bereits ungleich stärker und dominanter. Wenn man einen Konzern exemplarich herausgreifen möchte, dann wäre das ein wersentlich lohnenderes Ziel. Die Südkoreaner sind da wesentlich zwielichtiger.

  • D
    Daniel

    ich kann mich mustafa nur anschließen. alle zulieferbetriebe sind ausbeutungsbetriebe! und jetzt mal im ernst. das märchen von produktionsverhältnissen, die nicht auf ausbeutung beruhen funktioniert im kapitalismus leider nicht. alle versuche sogenannter fairphones etc. zu produzieren sind nicht so entwickelt, dass sie sich (und jetzt kommt er wieder, dieser Kapitalismus) am Markt behaupten. wenn wir Ausbeutung stoppen wollen, dann müssen wir uns gesellschaftlich weiterentwickeln und uns von der Abhängigkeit vom Kapital lösen. Niemand kann glaubhaft erklären, wie jemand zu Kapital kommt, außer, dass irgendwer mal angefangen hat, zu behaupten, es wäre seins. Und "deine und meine, das sind bürgerliche kategorien". gesellschaft transformieren - anders kommen wir aus dem alternativloskonzept nicht raus.

  • M
    Mustafa

    Gleich vorweg: Ich habe noch nie was von Apple gehabt.

     

     

     

    Wenn es um Arbeitsbedinguingen bei der Herstellung von Handy's, Smartphones u.dgl. geht, geht es auch nahezu ausschließlich um Apple-Produkte. Angesichts des Kultstatus, den die hoffnungslos überteuerten Apple-Produkte bei vielen Usern, geniessen, bietet sich das natürlich an. Aber mal im Ernst: Klebt an meinem Nokia-Handy weniger Schmutz eines Ausbeuterkonzerns? Bei Foxconn oder Pegatron wird doch bestimmt auch für andere Konzerne produziert? Unter den gleichen Arbeitsbedingungen, oder sind die anders? Wenn ja, wie? Und natürlich trägt eine Regierung, die Arbeitsschutzbestimmungen nicht umsetzt, Mitschuld an dem hanzen Elend.

    • @Mustafa:

      @Mustafa: Genau so dürfte es sein.

       

       

       

      Und das gilt nicht nur für Handy, Laptop, Tablet etc, sondern auch für jede andere Produktgattung - vom Toaster über Textilien und Spielzeug bis zum Fernseher.

       

      Und: Egal, ob in China, Taiwan, Korea, Pakistan, Indien usw.

       

       

       

      Was tun? Mindestens mal weg von "Geiz ist geil" ! Wir jammern und sparen auf höchstem Niveau.

    • S
      schreiber
      @Mustafa:

      Ja, da hast Du recht - ich persönlich finde das mittlerweile nur noch langweilig wie die Presse an dieser Stelle nur Apple heranzieht. aus wikipedia habe ich folgenden Abschnitt kopiert:

       

       

       

      "Zurzeit sind u. a. folgende Unternehmen Großkunde bei Foxconn:

       

      Acer (Taiwan), Amazon.com (USA), Apple Inc. (USA), Cisco (USA), Dell (USA), Hewlett-Packard (USA), Intel (USA), Microsoft (USA), Motorola Mobility (USA), Nintendo (Japan), Nokia (Finnland), Sony (Japan), Toshiba (Japan), Vizio (USA)"