Kommentar Alternativer Klimagipfel: Weltrettung von unten
Vier Monate nach Kopenhagen ist es still um den Klimaschutz geworden. Nur einer traut sich: Boliviens Präsident Evo Morales hat zu einer alternativen Weltklimakonferenz geladen. Mit Aussicht auf Erfolg.
Vier Monate nach der weltpolitischen Großpleite von Kopenhagen ist es still geworden um den Klimaschutz. Vom "wichtigsten Treffen der Nachkriegszeit" war dort die Rede, und so gut wie alle führenden Regierungschefs beschworen eine unbedingte Einigung zur Rettung des Planeten. Nun aber scheint sich kaum einer mehr so weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. Zu groß ist die Gefahr, ein weiteres Mal kläglich zu scheitern. Nur einer traut sich: Boliviens Präsident Evo Morales. Er hat zu einer alternativen Weltklimakonferenz geladen, die am Dienstag in Cochabamba beginnt. Mit Aussicht auf Erfolg.
Mehr als 15.000 KlimaaktivistInnen aus aller Welt sind Morales Einladung gefolgt, um drei Tage lang über Lösungsstrategien zum Klimawandel zu diskutieren. So viele Teilnehmer zählte auch Kopenhagen. Doch anders als dort sind es nicht so sehr Regierungschefs und Diplomaten, die die Agenda bestimmen. WissenschaftlerInnen, VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen und Umweltverbänden, vor allem aber den bereits jetzt vom Klimawandel unmittelbar Betroffenen haben in Bolivien das Wort. Und die TeilnehmerInnen werden auch nicht so sehr um Zahlen schachern, welches Land in den nächsten 15 Jahren mehr von den giftigen Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen darf. Morales plädiert ausdrücklich für ein "offenes Diskussionsforum".
Felix Lee (34) ist Redakteur für "Politik von unten" bei der taz.
Am Dienstag beginnt in Bolivien die alternative Folgekonferenz des gescheiterten UN-Klimagipfels von Kopenhagen. Die Konferenz wird bis zum 22. April in Cochabamba stattfinden. Über 15.000 Teilnehmer aus 126 Staaten werden erwartet. Im Gegensatz zu den UN-Gipfeln soll den sozialen Bewegungen und Umweltschutzverbänden in Cochabamba eine tragende Rolle zukommen. In 17 Workshops sollen Lösungen für Umwelt- und Klimaprobleme erarbeitet werden.
Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace und andere Umweltverbände haben mit Kopenhagen allzu lange auf die hochoffiziellen Verhandlungen mit Regierungschefs und Unternehmerlobbyisten gesetzt und zu wenig nach anderen Mitstreitern gesucht. Nicht, dass von Bolivien aus die Rettung der Welt ausgehen wird. Aber immerhin kommt in Cochabamba die Hauptursache des Klimawandels zur Sprache: der auf grenzenloses Wachstum setzende Kapitalismus. Ihn infrage zu stellen war in Kopenhagen gar nicht erst möglich.
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