Kommentar Aidsfonds-Konferenz: Triumph einer guten Idee
Der Aidsfonds arbeitet vorbildlich und die Geberkonferenz könnte ein Sprung nach vorn sein. Jetzt heißt es, nicht allzu bürokratisch zu werden - sondern zu helfen.
Dominic Johnson ist Afrika-Experte der taz und Redakteur im Auslandsressort.
Der "Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose" ist ein Finanzierungsinstrument ganz nach dem Geschmack derer, die eine international koordinierte Politik für das beste Mittel zum Umgang mit den großen Herausforderungen der Zeit halten. Die einen Regierungen zahlen in den UN-Topf Geld, die anderen beantragen welches; die Fondszentrale prüft Anträge zur Finanzierung von Projekten der Seuchenbekämpfung, und auf diese Weise fließen in geordneter Weise Gelder dorthin, wo sie benötigt werden - um Aidskranke zu behandeln, Malariainfektionen vorzubeugen und Tuberkulose einzudämmen.
Die heute in Berlin beginnende Geberkonferenz des fünf Jahre alten UN-Fonds wird für dieses Modell wohl einen großen Sprung nach vorn bedeuten. Die absehbaren Zusagen an neuen Geldern für die nächsten Jahre überschreiten jetzt schon alles, was der Fonds bisher bekommen hat. Der Anspruch, nun nicht nur einzelne Projekte gegen Aids und andere Seuchen zu fördern, sondern ganze Gesundheitssysteme in den ärmsten Ländern mit internationaler Hilfe vor dem Zusammenbruch zu bewahren, rückt damit in greifbare Nähe. Es ist ein Triumph für eine Idee, die bei der Gründung des Fonds vor fünf Jahren noch weithin als utopisch abgetan wurde.
Für die internationale Gesundheitspolitik ist dies zugleich eine immense Herausforderung. Sollte sich in einigen Jahren herausstellen, dass von dem vielen neuen Geld erhebliche Summen in ineffizienten Ministerialapparaten versickern, anstatt Kranken zu helfen, wäre das Konzept des UN-Fonds auf lange Sicht beschädigt. Umso wichtiger ist es, Missstände bei der bisherigen Arbeit des Fonds offen zu benennen, auf demokratische Kontrolle und transparente Verwaltung von Gesundheitshaushalten in den ärmsten Ländern zu drängen und vor allem das Endziel nicht aus den Augen zu lassen, jedem Kranken auf der Welt Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Wer weiß: Vielleicht wird auf diese Weise die Aidsbekämpfung in Afrika einmal Vorbild für die reichen Regierungen, die jetzt zwar den UN-Fonds alimentieren, vor den Krisen ihrer eigenen Gesundheitssysteme aber eher hilflos stehen.
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