piwik no script img

Kommentar AfghanistankonferenzKonferenz soll Panik verhindern

Sven Hansen
Kommentar von Sven Hansen

Es fehlen die Taliban und Pakistan als deren wichtigster Sponsor. Und da es weder eine Geber- noch eine Friedenskonferenz ist, erscheint sie ziemlich sinnlos.

I n Bonn wird am Montag diskutiert, wie es nach 2014 in Afghanistan weitergehen soll. Denn die USA und ihre Verbündeten wollen in dem Jahr ihre sieglosen Kampf- und erfolglosen Friedenstruppen vom Hindukusch abziehen. Deren Einsatz hat seine militärischen und politischen Hauptziele verfehlt.

Die Bevölkerungen sind kriegsmüde. Zugleich klaffen in den Staatshaushalten immer größere Löcher. Deshalb sollen neben dem angekündigten Rückzug Verhandlungen mit den Taliban zu einer politischen Lösung führen. Doch die steht in den Sternen.

Weil außer den Taliban auch Pakistan als deren wichtigster Sponsor fehlt und die Konferenz weder eine Geber- noch eine Friedenskonferenz ist, scheint sie auf den ersten Blick ziemlich sinnlos zu sein.

Bild: taz
SVEN HANSEN

ist Afghanistan-Experte der taz.

In Bonn sind vor allem hehre Versprechungen zu erwarten. Die internationale Gemeinschaft wird die Afghanen, die noch an den Westen glauben, damit zu beruhigen versuchen, dass der Abzug schon nicht so schlimm sein und Afghanistan auch danach noch viel Unterstützung bekommen wird. Andererseits wird die mafiöse Regierung von Hamid Karsai versprechen, dass sie nach zehn Jahren nun wirklich die Misswirtschaft beenden und gut regieren wird.

Der Sinn der Konferenz besteht darin, die beteiligten Regierungen zur Planung ihres zivileren Engagements nach 2014 zu drängen. Ziel ist es, ein Szenario zu entwickeln, das es dem Westen erlaubt, bei seinem Rückzug das Gesicht zu wahren, das substanzielle Kosteneinsparungen ermöglicht und zugleich möglichst viel des bisher Erreichten retten soll.

Die Beruhigungspille soll zugleich das bisherige Scheitern kaschieren und die beteiligten Nationen auf einen noch zu definierenden kleinsten gemeinsamen Nenner für die Zukunft verpflichten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • S
    Stefan

    Beim "Kampf gegen Nazis", der gerade in der Bundesrepublik tobt, fehlen auch die Nazis. Warum sollten wir diese dabei haben wollen?