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Kommentar AfghanistanEin Land in der Sackgasse

Kommentar von Thomas Ruttig

Es war die unverantwortliche Entscheidung, in Afghanistan binnen zweier Wochen einen zweiten Wahlgang durchzuführen.

Nicht der Rückzug des Karsai-Herausforderers Abdullah hat den afghanischen Wahlprozess in eine Krise geführt. Es war die unverantwortliche Entscheidung, in Afghanistan binnen zweier Wochen einen zweiten Wahlgang durchzuführen, nachdem die Glaubwürdigkeit des ersten in einer Flut von über einer Million gefälschten Karsai-Stimmen ertrunken war.

Die internationale Gemeinschaft trägt ein gerüttelt Maß an Verantwortung dafür. Denn die UN und die Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten versuchen so zu tun, als ob mit einer Stichwahl alles wieder in Butter sei. Das ist aber keinesfalls so. Abdullahs Bedingungen für seine Teilnahme an einer zweiten Wahlrunde belegen das. Zwar waren das Maximalforderungen - auch Abdullah geht es ja in erster Linie nicht um saubere Wahlen, sondern um seine Siegeschancen -, aber dennoch durchaus berechtigt. Vor allem jene, die auf Schaffung einer halbwegs neutralen Wahlkommission zielten. Karsai aber ging nicht auf eine einzige Forderung Abdullahs ein.

Wenn Karsai wie angekündigt Runde zwei durchzieht, dann führt das zu weiterer Polarisierung. Er wäre dann endgültig nicht mehr Präsident aller Afghanen. Und wer behauptet, eine Karsai-Regierung, die ohne Gegenkandidaten und sehr wahrscheinlich ohne viele Wähler zustande kommen wird, besäße in den Augen einer hinreichenden Anzahl von Afghanen Legitimität, der muss aus einer anderen Galaxis stammen. Aber genau das hat Hillary Clinton schon getan.

Das größte Problem ist, dass der Weg zu einer breiten politischen Lösung in Afghanistan nun endgültig verbaut sein könnte. Jetzt sitzen alle noch tiefer in der Misere. Heraus käme man nur noch, wenn man Karsai zwingen würde, seine Macht wieder zu teilen und Reformen einzuleiten. Aber wer soll das noch tun? Die UN haben mit ihrem Skandal um Vizemissionschef Galbraith (bei dem es darum ging, ob man auf die Fälschungen in Wahlrunde eins reagieren soll) ihre Neutralität verspielt. Und Clinton hat gerade die der USA aufgekündigt.

Kein Wunder, dass jetzt ausgerechnet die Taliban im Internet voller Hohn Lektionen in Demokratie erteilen. Das hätte besser rechtzeitig die internationale Gemeinschaft getan.

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5 Kommentare

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  • A
    Amos

    Der Westen sollte sich aus dem ganzen Dreck heraus halten. In der ganzen Zeit wo er in dem Land verharrt, ist doch keine Besserung eingetreten.

    Das Geld was man da ausgibt könnte man genau so gut im Gully versenken. Überall da wo man eingegriffen hat um den Kapitalismus zu schützen,

    ist nichts Gutes bei heraus gekommen. Früher hatte man es mit dem Kommunismus zu tun-, heute ist es der Islam. Man will die Menschheit so formen, bis sie ins kapitalistische System passt.

    Jedes Volk sollte selbst entscheiden, welchen Weg es gehen will. Nur, wenn man fanatischen Selbstmördern, nicht auch noch Ressourcen,wie das Öl, überlassen will, so soll man das auch zugeben

    und nicht so tun, als wolle man in Afghanistan die Menschen befreien. Das einzige was dabei herauskommen könnte-vielleicht in hundert Jahren-

    ist das gleiche,was jetzt den Westen kaputt macht.

    Nämlich das Gott durch Mammon ersetzt wird.

  • I
    Iro

    Damit dürfte der Aufbauprozess in Afghanistan wohl gescheitert sein. Ohne eine legitimierte, vom Volk anerkannte Regierung gibt es keine Hoffnung auf eine Zivilgesellschaft, die den Taliban entgegentreten kann und ihnen den Zustrom an neuen Rekruten abschneidet.

    Jetzt heißt es die Truppen abzuziehen. Arme Afghanen.

  • M
    martin

    man kann nur hoffen, dass dieses desaster den blau- und grünäugigen 'gutmenschen', die in afghanistan angeblich seit vielen jahren mit hilfe der bundeswehr 'eine demokratie' aufbauen, die schamesröte angesichts dieser verlogenheit ins gesicht treibt. ausser leichen wurde gar nichts erreicht.

  • AD
    Axel Dörken

    Bei so viel Fehlentscheidungen macht diese eine mehr auch nix mehr aus, könnte gemeint werden...

     

    Was wäre denn eine hilfreiche Entscheidung?

    Vielleicht, sich für die Menschen so sehr zu ninteressieren, dass Unterstützer von Menschen beraten und vorschlaggebend geführt werden, die die Kultur und Sprache der dort lebenden Menschen kennen und wertschätzen?

     

    Vielleicht, indem die Bevölkerung gefragt wird, was sie unter Demokratie erfassen und diese Art der Demokratie dann umzusetzen, anstatt die diktatorische Scheindemokratie der westlichen Länder zu importieren, um damit intensivsten Raubbau zu betreiben?

     

    Nur zwei Ideen, die mir spontan einfallen...

     

    Liebe Grüße

  • G
    gregor

    Bunte Revolution für Afghanistan? Man nutzt die afghanische Unzufriedenheit, macht Karsai zu einem Sündenbock und schiebt wieder einen anderen lenkbaren Präsidenten an die Macht. Dieses Mal mit Hilfe des afghanischen „Volkes“. Die Demokratie geht auf die Straße. Und die Westler sind dann die besseren Taliban, die mit dem Volk gegen Karsai kämpfen werden. Wenn der böse Mann weg ist, dann hat man wieder mehrere Jahre Zeit. Es muss aber sehr dramatisch aussehen, sonst wird es nicht glaubwürdig.