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Kommentar Afghanistan-KonferenzVerpasste Chance des Westens

Kommentar von Britta Petersen

Der Westen hat bei der Geberkonferenz für Afghanistan im Paris die letzte Chance verpasst. Statt Diskussion gab es eine Showveranstalung. Geld fließt - aber an die falschen Stellen.

Auf der Afghanistankonferenz in Paris sollte die Strategie der Geberländer für das geschundene Land am Hindukusch zur Debatte stehen. Doch schon allein der Zeitplan des Treffens strafte diese Behauptung Lügen. An einem einzigen Tag mit 80 Delegierten blieben jedem Teilnehmer etwa drei Minuten Redezeit. Paris war deshalb nicht der Ort für Diskussionen, sondern für eine reine Showveranstaltung. Man versicherte sich gegenseitig lediglich, bei der Stange zu bleiben und noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen.

Dabei geht es längst nicht mehr darum, wie viel Geld man ausgibt, sondern wofür. Derzeit fließt fast jeder Euro, der Afghanistan von westlicher Seite zusätzlich zugesagt wird, in Maßnahmen zur Sicherheit der eigenen Leute, sei es der Isaf-Truppen oder des Polizeiprojekts Eupol. Die Menschen auf dem Land haben derweil kaum genügend Geld, um sich Brot und Reis zu kaufen. Allzu viel Verständnis für diese Zustände kann man von den Afghanen nicht erwarten - ebenso wenig wie für die Kooperation des Westens mit Warlords aller Couleur, die aus dem Ufer gelaufene Korruption oder die scheinheilige Kritik am Drogenanbau, der von den Machthabern zugleich gefördert wird.

Die internationale Gemeinschaft, die sich hinter Zäunen und Barrikaden und den Dienstleistungen privater Sicherheitsfirmen eingemauert hat, hört schon lange nicht mehr auf das afghanische Volk. Dieses singt längst dasselbe Lied, das schon Briten und Russen zu hören bekamen: "Wenn ihr uns nicht helfen könnt, dann lasst uns in Ruhe."

Ob die Bundeswehr demnächst 3.000, 4.000 oder 5.000 neue Soldaten nach Afghanistan schickt, ist deshalb ohne Bedeutung. Wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht wieder mit den Menschen in Afghanistan befasst und auf deren Vorstellungen eingeht, wird sie ebenso scheitern wie alle anderen ausländischen Mächte zuvor. Notwendig ist es, mehr Gewicht auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse zu legen und die Menschen von der Willkürherrschaft der Kriegsherren zu befreien, statt diese zu stützen.

Paris könnte die letzte Chance gewesen sein, die der Westen hatte, um seine Fehler zu korrigieren. Sie ist ungenutzt verstrichen.

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