Deutsche in Afghanistan: Jung will Einsatzkräfte vermehren

Der Verteidigungsminister spekuliert über die Truppenstärke am Hindukusch - In Paris werden derweil Handlungskonzepte für Afghanistan debattiert.

3501, 3502, 3503... Bild: dpa

BERLIN ap/taz Der Moment ist günstig gewählt. Während in Paris die Weltgemeinschaft Handlungskonzepte für Afghanistan debattiert, setzt das Bundesverteidigungsministerium erneut das Thema Truppenstärke auf die Tagesordnung. Laut der Financial Times Deutschland soll das Afghanistan-Kontingent der Bundeswehr um mehr als 1.000 Soldaten aufgestockt werden. Das Blatt will aus Regierungskreisen erfahren haben, dass die Obergrenze von derzeit 3.500 auf 4.400 bis 4.800 Einsatzkräfte erhöht werden soll. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) will sich nicht auf eine Zahl festlegen.

Die Union hatte sich bislang grundsätzlich für eine Erhöhung ausgesprochen. Mit konkreten Zahlenangaben rechnen Beobachter jedoch erst nach der Bayern-Wahl. So will man verhindern, dass das Thema Deutsche am Hindukusch im dortigen Landtagswahlkampf breit diskutiert wird. Nach dem 28. September aber muss es dann schnell gehen - schon Mitte Oktober muss über die Verlängerung des Mandats entschieden sein.

Bislang hat der Vizevorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Karl Lamers (CDU), stets erklärt, das Truppenkontingent sei auf Dauer zu klein, um das Mandat zu erfüllen.

Jung selbst bestätigte im Deutschlandfunk Pläne, sich noch vor der Sommerpause in Abstimmung mit Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan auf eine neue Obergrenze festzulegen. Deutschland werde ab 1. Juli die schnelle Eingreiftruppe stellen. Außerdem solle die Ausbildung der afghanischen Streitkräfte verdreifacht werden: "Ab 1. Januar wollen wir dort sieben Bataillone in der Ausbildung haben", sagte der CDU-Politiker. Hinzu kämen Veränderungen bei der deutschen Präsenz in der Versorgungsbasis Termes in Usbekistan sowie in Kabul.

Jung sagte, die Bundeswehr müsse sich neuen Aufgaben und neuen Lagen stellen. Die höhere Obergrenze bedeute nicht, dass sie auch ausgeschöpft werde. Sie ermögliche aber höhere Flexibilität, etwa bei Personalumschichtungen. Der Schwerpunkt des Einsatzes bleibe wie bisher der Norden Afghanistans, im umkämpften Süden gebe es bereits den Einsatz der Aufklärungs-Tornados.

Deutschland ist in Afghanistan drittgrößter Truppensteller. Am Hindukusch sind 50.000 Nato-Soldaten eingesetzt. Der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose hatte vor kurzem geäußert, dass diese Zahl generell zu niedrig angesichts der verschärften Sicherheitslage sei.

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