Kommentar Abtreibungsdrohne: Pille zur Selbstbestimmung
Die Frauen in Polen dürfen nicht abtreiben. Jetzt hilft ihnen ein Frauenprojekt mit der Pille per Drohne. Das ist nur recht und billig.
F ür Katholisches.info ist die Sache glasklar: „Der Kampf der Kindermörder geht unerbittlich weiter“, schreibt das Onlinemagazin für „Kirche und Kultur“. Und geißelt damit den ersten Flug der sogenannten Abtreibungsdrohne von Frankfurt an der Oder nach Slubice in Polen. Deutsche und niederländische Aktivistinnen schicken ungewollt schwangeren Polinnen über den Fluss die Abtreibungspille.
Polen hat eines der schärfsten Abtreibungsverbote in Europa – neben Nordirland und Malta. Ein Schwangerschaftsabbruch ist nur erlaubt, wenn sonst das Leben der Mutter in Gefahr ist oder die Frau durch Vergewaltigung oder Inzest schwanger wurde. Diese Straftaten muss allerdings ein Gericht bestätigen.
Dass manche Behörden und radikale AbtreibungsgegnerInnen dabei Willkür walten lassen, zeigen Fälle wie der der 14-jährigen Agata, die 2008 vergewaltigt und dabei schwanger geworden war. Das Mädchen und seine Mutter liefen von Krankenhaus zu Krankenhaus, um abtreiben zu können. Es mischten sich Behörden und ein Priester mit ein, zwischenzeitlich wurde das Mädchen in ein geschlossenes Heim für Minderjährige gesperrt. Bekannt ist auch ein Fall, bei dem eine Frau durch eine Schwangerschaft erblindet wäre. Sie wollte abtreiben, durfte nicht – und wurde blind.
Radikale LebensschützerInnen und restriktive PolitikerInnen argumentieren gern mit der Menschenwürde und dem Recht auf Leben. Sie haben in erster Linie eine befruchtete Eizelle im Blick, die weder etwas spürt noch ein kleiner Mensch ist. Darüber vergessen sie das Leben der Frauen.
Diesen Frauen mit der Drohne nicht nur Abtreibungspillen zu schicken, sondern ihnen damit ein Stück Selbstbestimmung zu erhalten, ist nur recht und billig. Und wenn es sein muss, mit dieser medienwirksamen Aktion der „Abtreibungsdrohne“.
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