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Kommentar AbtreibungsdrohnePille zur Selbstbestimmung

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Die Frauen in Polen dürfen nicht abtreiben. Jetzt hilft ihnen ein Frauenprojekt mit der Pille per Drohne. Das ist nur recht und billig.

Die Pille danach – kommt nicht überall so einfach an wie in Deutschland. Foto: dpa

F ür Katholisches.info ist die Sache glasklar: „Der Kampf der Kindermörder geht unerbittlich weiter“, schreibt das Onlinemagazin für „Kirche und Kultur“. Und geißelt damit den ersten Flug der sogenannten Abtreibungsdrohne von Frankfurt an der Oder nach Slubice in Polen. Deutsche und niederländische Aktivistinnen schicken ungewollt schwangeren Polinnen über den Fluss die Abtreibungspille.

Polen hat eines der schärfsten Abtreibungsverbote in Europa – neben Nordirland und Malta. Ein Schwangerschaftsabbruch ist nur erlaubt, wenn sonst das Leben der Mutter in Gefahr ist oder die Frau durch Vergewaltigung oder Inzest schwanger wurde. Diese Straftaten muss allerdings ein Gericht bestätigen.

Dass manche Behörden und radikale AbtreibungsgegnerInnen dabei Willkür walten lassen, zeigen Fälle wie der der 14-jährigen Agata, die 2008 vergewaltigt und dabei schwanger geworden war. Das Mädchen und seine Mutter liefen von Krankenhaus zu Krankenhaus, um abtreiben zu können. Es mischten sich Behörden und ein Priester mit ein, zwischenzeitlich wurde das Mädchen in ein geschlossenes Heim für Minderjährige gesperrt. Bekannt ist auch ein Fall, bei dem eine Frau durch eine Schwangerschaft erblindet wäre. Sie wollte abtreiben, durfte nicht – und wurde blind.

Radikale LebensschützerInnen und restriktive PolitikerInnen argumentieren gern mit der Menschenwürde und dem Recht auf Leben. Sie haben in erster Linie eine befruchtete Eizelle im Blick, die weder etwas spürt noch ein kleiner Mensch ist. Darüber vergessen sie das Leben der Frauen.

Diesen Frauen mit der Drohne nicht nur Abtreibungspillen zu schicken, sondern ihnen damit ein Stück Selbstbestimmung zu erhalten, ist nur recht und billig. Und wenn es sein muss, mit dieser medienwirksamen Aktion der „Abtreibungsdrohne“.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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2 Kommentare

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  • Bei der "Pille danach" mag es anders sein - die Abtreibungspille ist aus gutem Grund verschreibungspflichtig und sie ohne Rezept über die Grenze zu schmuggeln und dort ohne Beratung abzugeben ist auch in Deutschland eine Straftat. Der symbolische Schmuggel per Drohne ist sicher ein kreativer Protest der dabei helfen kann die Rechtslage in Polen zu verbessern.

    Dagegen gibt es legale und für die Gesundheit der Frauen sicherere Wege um Abtreibungen für Polinnen im Ausland zu organisieren. Hat sich jemand schon einmal überlegt, was passiert, wenn nach der Einnahme der Abtreibungspille Komplikationen auftreten und sich die Frauen wegen der Strafbarkeit in Polen nicht trauen zu eine_r_m Ärzt_in zu gehen? Gut gemeint ist manchmal eben doch nur gut gemeint aber effektiv schlecht gemacht.

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