Kommentar Abriss Stuttgarter Bahnhof: Lernunfähige Bahn AG
Die Stuttgarter Polizei hat aus ihren Fehlern gelernt. Ganz anders die Deutsche Bahn. Der jetzige Abriss des Hauptbahnhof-Südflügels macht keinen Sinn.
M it ihrem besonnenen Großeinsatz am Stuttgarter Bahnhof hat die Polizei bewiesen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt hat. Der Einsatz am "schwarzen Donnerstag" vor anderthalb Jahren war intransparent geplant, vorschnell vorgezogen worden und lief letztlich vollkommen aus dem Ruder. Dagegen ging die Polizei dieses Mal präzise vor, bereitete sich gründlich auf den Tag X vor und war sichtlich um Deeskalation bemüht, statt Macht zu demonstrieren.
Wer bislang allerdings wenig aus ihren Fehlern gelernt hat, ist die Deutsche Bahn. Noch immer nicht kommuniziert sie transparent ihre Pläne und die dahintersteckenden Gründe. Damit schürt sie unnötig Emotionen unter den Gegnern von Stuttgart 21 und liefert ihnen selbst immer wieder neue Argumente für einen vollkommen legitimen Protest.
Selbst die Polizei hadert mit der Informationspolitik der Bahn. Auch sie erfuhr wie die Öffentlichkeit erst vor kurzem, dass der Bahn noch gar keine Genehmigung für die Baumfällarbeiten vorliegt. Gleiches gilt für das Grundwassermanagement, das wegen eines Gerichtsurteils ruhen muss. Solange das der Fall ist, kann auch keine Tunnelgrube gebuddelt werden.
ist Baden Württemberg-Korrespondentin der taz in Stuttgart.
Es kann deshalb kaum einer nachvollziehen, warum zu diesem Zeitpunkt der Südflügel abgerissen werden muss. Öffentliche Appelle seitens der Umweltschutzorganisation BUND oder der Grünen blieben bis jetzt unberücksichtigt. Sie weisen auch darauf hin, dass wegen fehlender Planfeststellungen die Bauarbeiten nach dem Abriss ohnehin nicht fortgesetzt werden könnten.
Die Bewegung versteht den Vorgang am symbolträchtigen Südflügel als Versuch, den Protest zu brechen. Mit der schlichten Begründung nach dem Motto, es gebe keinen Grund, den Südflügel nicht abzureißen, entkräftet die Bahn diesen Eindruck nicht.
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