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Kommentar AKW in den USAWeil Sparen sich nicht lohnt

Reiner Metzger
Kommentar von Reiner Metzger

Ausgerechnet unter Obama werden erstmals seit 40 Jahren wieder Atomkraftwerke gebaut. Die Energiepolitik der USA richtet sich nach dem Umsatz, nicht nach der Umwelt.

W arum baut ausgerechnet der gute Präsident Obama böse Atomkraftwerke? Diese Frage stellt sich, nachdem in den USA zum ersten Mal seit knapp 40 Jahren zwei neue AKWs zugelassen und gebaut werden. Im Prinzip ist es der Weltenergiepolitik egal, ob zwei AKWs mehr oder weniger laufen. Die Zahl der US-Atomreaktoren wird sinken, weil ja über 100 schon bestehende AKWs irgendwann abgeschaltet werden.

Die Entscheidung erhellt trotzdem ein paar verdrängte Fakten: Für den US-Präsidenten ist wie für die meisten US-Parlamentarier Atomenergie gleich Ökoenergie, weil sie praktisch keine Klimagase ausstößt. Deshalb hat Obama schon vor einem Jahr den Erbauern der beiden neuen Reaktoren staatliche Garantien in Höhe von über 8 Milliarden Dollar für ihre Kredite zugesagt.

Und seit dem vergangenen Jahr hat sich die Argumentation aus der Sicht von Umweltbewussten sogar noch drastisch verschoben. Denn die Klimafrage spielte jetzt gar keine Rolle mehr. Kohlendioxidausstoß oder Atommüllproblematik sind als Faktoren aus dem Macht- und Geldpoker in der US-Energiewirtschaft praktisch völlig verschwunden.

Bild: taz
REINER METZGER

ist stellvertretender Chefredakteur der taz.

Es geht nur noch darum, ob sich Atomkraft nebst seinen staatlichen Subventionen finanziell rentiert oder eher Gas oder Kohle. Vom großen Sprung in die Erneuerbaren ist in den USA – obwohl von Obama im letzten Wahlkampf vollmundig angekündigt – nur noch wenig zu spüren.

Vor allem fehlen die Rahmenbedingungen: Strom sparen wäre nach Berechnungen von AKW-Kritikern nur halb so teuer gewesen pro Kilowattstunde wie der Bau der Reaktoren. Doch die Kosten werden auf die Kundschaft umgelegt, und der Profit der Energiekonzerne richtet sich nach dem Umsatz, nicht nach der Umwelt. Das muss sich ändern, sonst ändert sich zu wenig in der Energiepolitik.

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Reiner Metzger
Leiter Wochenendtaz
Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.
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6 Kommentare

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  • D
    DasEi

    err, wieso schreibt der Autor das Märchen von der Co2-Freundlichkeit des AKW's nach ?

     

    http://www.greenpeace.org/austria/de/themen/atom/hintergrund-info/co2bilanz/

     

    .. und dann noch mal die ganze Entsorgung dazu,

    Beton,Castoren,Hexafluorid and whatnot...

     

    da gehts wirklich nur um Mammon und Klientelpolitik

    (und grossflächige Stromausfälle)

  • D
    DasEi

    err, wieso schreibt der Autor das Märchen von der Co2-Freundlichkeit des AKW's nach ?

     

    http://www.greenpeace.org/austria/de/themen/atom/hintergrund-info/co2bilanz/

     

    .. und dann noch mal die ganze Entsorgung dazu,

    Beton,Castoren,Hexafluorid and whatnot...

     

    da gehts wirklich nur um Mammon und Klientelpolitik

    (und grossflächige Stromausfälle)

  • S
    Schmitt

    An die Redaktion:

    "taz.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge nicht zu publizieren."

     

    Keiner meiner bisherigen Beiträge wurde bei taz.de veröffentlicht, obwohl weder beleidigend, rassistisch oder ähnlich. Wenn Sie allerdings nur Kommentare akzeptieren, welche ihr linkes Weltbild unterstützen und kritische Beiträge von der anderen Seite nicht zulassen und deshalb als unangemessen einstufen verfehlen Sie leider ihre Aufgabe in der deutschen Medienlandschaft.

  • S
    Schmitt

    "Doch die Kosten werden auf die Kundschaft umgelegt, und der Profit der Energiekonzerne richtet sich nach dem Umsatz, nicht nach der Umwelt."

     

    Ein Satz der in der deutschen EEG-Welt ebenfalls richtig ist.

     

    In einem Land wo die Kosten des Ausbaus der sog. Erneuerbaren Energien über Jahrzehnte hinweg staatlich subventioniert werden und ein Vermögensverschiebung von unten nach oben nach sich zieht, sollte man nicht mit dem Finger auf andere Länder zeigen.

  • B
    Bernd

    Bisher fand ich Obama ja eher schlecht - jetzt muss ich sagen, finde ich den auf einmal richtig gut! Die peinlichen deutschen Klimalügner, die wie z.B. die taz nur auf die Verbreitung der wissenschaftlich längst zweifelsfrei nachgewiesenen Klimalüge zum Zwecke der Umsatzsteigerung zielen, haben endlich zugunsten von Argumenten ausgedient.

     

    Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg - nie wieder Photovoltaik.

  • K
    KFR

    es geht auch nicht um ein paar AKWs mehr oder weniger, sondern um den Dreck, der für die nächsten 300.000 Jahre irgendwo sicher, überwacht und zuverlässig gelagert werden muss; diese Rechnung kann kein Staat oder Unternehmung jemals bezahlen !