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Kommentar AKW BiblisParteitaktik statt Aufklärung

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Umstände der Stilllegung des AKW in Biblis sind mehr als fragwürdig. Das Stillhalteabkommen von Schwarz-Grün in Hessen ist ein Skandal.

Es grünt so grün: Biblis mit Wiese Bild: dpa

E s sind dramatische Vorwürfe, die im Raum stehen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla haben, so legen es Briefe nahe, dem Energiekonzern RWE im Jahr 2011 eine wichtige Grundlage für seine Schadenersatzklagen wegen der Stilllegung des Atomkraftwerks Biblis geliefert. Ein solcher Deal zwischen Politik und Wirtschaft zulasten des Steuerzahlers wäre ein Skandal, der seinesgleichen sucht.

Angesichts dieser Dimension fällt die politische Reaktion erbärmlich aus. Die hessischen Grünen erklären den Vorgang für „irrelevant“ und vermeiden jeden Vorwurf gegen Volker Bouffier – schließlich sind sie sein Juniorpartner in der schwarz-grünen Landesregierung. Und auch auf Bundesebene nutzen die Grünen den Skandal bei ihrem Kernthema nicht, sondern halten sich mit Rücksicht auf die hessische Koalition auffällig zurück.

Statt nach Hessen wollen die Grünen den Blick lieber nach Berlin richten. Das ist zwar sinnvoll, auch weil rund um die AKW-Stilllegung offenbar viele Fäden vom Kanzleramt aus gezogen wurden. Ein Ersatz für die Aufklärung in Hessen ist das aber nicht.

Die SPD wiederum drängt zwar in Hessen, wo sie in der Opposition sitzt, auf Aufklärung. Im Bund scheint ihr Interesse an einem Untersuchungsausschuss, der sich gegen den dortigen Koalitionspartner richtet oder finanzielle Folgen für den Bund haben könnte, hingegen gering zu sein.

Ein solches parteitaktisches Vorgehen ist absolut inakzeptabel. Es wäre skandalös, wenn die im Raum stehenden Vorwürfe gegen die Union aus Gründen der Koalitionsräson bei SPD und Grünen unaufgeklärt blieben. Das bei vielen Menschen ohnehin angeknackste Vertrauen in die Politik würde schweren Schaden nehmen.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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4 Kommentare

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  • Na - lost in translation? 2.0

     

    Ja - das waren noch Zeiten -

    als der ehemalige Chef einer Putztruppe

    und ausgewiesener Steinewerfer -

    ahn Hessebub - der Dachlatte Holger Börners

    knapp entgangen -

    binnen 6 Monaten seine ganzen Atommisterkollegen

    bundesweit sowas von öffentlich in den Senkel stellte -

    daß denen kein Hut mehr paßte -

    und diese Politifilibuster sich gezwungen sahen,

    sich mit dieser höchstbrisanten Materie ernsthaft zu beschäftigen.

     

    Das Ganze ist aber nur vor der Folie zu verstehen,

    daß es die Ministerialbürokratie war -

    die die das Risiko aus guten Gründen -

    scheuende Wirtschaft erst zum Jagen tragen mußte -

     

    UND - das auch getan hat - mit Zucker in den Hintern blasen -

    vulgo - Geld Geld Geld und Vertragswerk zu Lasten der Öffentlichen/Staatlichen Hand -

    Wer sich da wundert - daß bei Ausstieg erneut die Rechnung ptäsentiert wird

    soll sich getrost die Krokodilstränen abwischen -

    DAS WAR/IST DER DEAL!

    Wer mit Teufel Suppe essen will …

    zumal all die Pöstchen im AKW-Bereich ja gern zusätzlich das Täschchen füllen -

    mit R 6 - kommt frauman doch nicht!!

    Und Ende im Gelände.

     

    Ps: Danke für Ihren Kommentar. Er wartet auf Freischaltung. Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!

  • Ausgezeichnet, danke für den Hinweis.

     

    Im Grunde brauchen die Linken ja angesichts der "Geschicke" von CDU Grünen, gar nichts anderes tun, außer abzuwarten.

     

    Und je eher dieses schwarze Loch Merkel von der Bildfläche verschwunden ist, desto schneller werden die Karten in Deutschland neu gemischt.

     

    Nichtmals der schlechteste Gedanke.

  • Vielen Dank für diese deutlichen Worte. Das Gebahren der SPD und der Grünen ist in der Tat erbärmlichster Opportunismus.

    Es muss radikal aufgeklärt werden, denn, falls die Anschuldigung stimmt, ist das ein politisches Verbrechen, welches strafrechtliche Folgen haben muss. Wundert mich aber nicht, dass die beschuldigten Personen aus der CDU kommen. Bestätigt auch da meine Vorurteile gegen Teile der Partei.

    Wieder einmal bitter enttäuscht bin ich von meiner ehemaligen politischen Heimat, den Grünen. Aber da ist man seit 1998 ja eh nichts anderes mehr gewohnt...

  • Ja - das waren noch Zeiten -

    als der ehemalige Chef einer Putztruppe

    und ausgewiesener Steinewerfer -

    ahn Hessebub - der Dachlatte Holger Börners

    knapp entgangen -

    binnen 6 Monaten seine ganzen Atommisterkollegen

    bundesweit sowas von öffentlich in den Senkel stellte -

    daß denen kein Hut mehr paßte -

    und diese Politifilibuster sich gezwungen sahen,

    sich mit dieser höchstbrisanten Materie ernsthaft zu beschäftigen.

     

    Das Ganze ist aber nur vor der Folie zu verstehen,

    daß es die Ministerialbürokratie war -

    die die das Risiko aus guten Gründen -

    scheuende Wirtschaft erst zum Jagen tragen mußte -

     

    UND - das auch getan hat - mit Zucker in den Hintern blasen -

    vulgo - Geld Geld Geld und Vertragswerk zu Lasten der Öffentlichen/Staatlichen Hand -

    Wer sich da wundert - daß bei Ausstieg erneut die Rechnung ptäsentiert wird

    soll sich getrost die Krokodilstränen abwischen -

    DAS WAR/IST DER DEAL!

    Wer mit Teufel Suppe essen will …

    zumal all die Pöstchen im AKW-Bereich ja gern zusätzlich das Täschchen füllen -

    mit R 6 - kommt frauman doch nicht!!

    Und Ende im Gelände.

     

    Ps: Danke für Ihren Kommentar. Er wartet auf Freischaltung. Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!