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Kommentar 5. WeltwasserkonferenzWahnsinn im Loop

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Dass Staudämme die Wasserknappheit noch beschleunigen, wird auf der 5. Weltwasserkonferenz als Problem nicht zugelassen. Ähnlich ignorant verhielt man sich früher beim Atommüll.

Bild: dpa

Jürgen Gottschlich ist taz-Korrespondent in der Türkei. Er lebt in Istanbul.

Was wir bei der Produktion von Energie und Lebensmitteln bereits seit Jahrzehnten erleben, wird nun verstärkt auch bei der Versorgung mit Wasser auf uns zukommen: großtechnische Lösungen statt intelligenter, kleinteiliger und naturnaher Alternativen. So wie weltweit - Klimadebatte hin oder her - immer noch der Ausbau von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung dominiert und sogar die Atomenergie vor einer Renaissance steht, soll jetzt der absehbaren weltweiten Krise ums Trinkwasser durch den Bau von immer mehr Megastaudämmen begegnet werden.

Auf der gestern zu Ende gegangenen 5. Weltwasserkonferenz in Istanbul durfte man mit anhören, wie sich die alten Argumentationsmuster nun auch an der Wasserfront wieder breitmachen. Staudämme, so die Argumentation der Staudamm-Beton-Lobby, können Trinkwasser speichern, Elektrizität erzeugen und vor allem die nationale Souveränität über das vermeintliche eigene Wasser herstellen. Angesichts des knapper werdenden Trinkwasser aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und der zunehmenden Erwärmung der Erde sei dies die einzige Lösung. Dass Staudämme fruchtbares Land fluten und hunderttausende Bauern weltweit vertreiben, wird als Kollateralschaden hingenommen. Dass die geplanten Staudämme nicht nur lokale Umweltvernichter sind, sondern im schlimmsten Fall den ökologischen Kreislauf des Wassers global beinträchtigen können und die Wasserknappheit noch beschleunigen werden, wird als Problem ebenfalls nicht zugelassen. Ähnlich ignorant verhielt man sich in den 60ern in Fragen des Atommülls.

Dabei wäre es überfällig, die enorme Wasserverschwendung in der Landwirtschaft mit intelligenten kleineren Lösungsmodellen zu bekämpfen, etwa einer besseren Wasseraufbereitung. Stattdessen aber setzt man auf Klimakiller en masse und behandelt die Kritiker der Staudammlösung auch auf dem Istanbuler Gipfel als unerwünschte Gäste. Die Allianz zwischen nationalen Regierungen und internationalen Wassermultis wollte ungestört bleiben. JÜRGEN GOTTSCHLICH

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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2 Kommentare

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  • T
    Tom

    Dass es wenig sinnvoll ist, den Fordismus der Natur bzw. Ökosystemen überstülpen zu wollen ist aber eigentlich nichts neues...

    Bestes Beispiel Landwirtschaft: Je größer die Anbaufläche, desto energieaufwändiger, desto weniger Erträge pro m².

    Abgesehen davon...wie sollen gigantische Staudämme zukünftig in Schuss gehalten werden wenn hinter der Energiefrage noch immer nur verzweifelte Fragezeichen stehen?

    Und statt "Hellseher" würde ich "Weitsichtige" vorziehen.

  • K
    Klaus

    Bei den Grünen bzw. den Grünen Wohlgesinnten, muss immer alles kleinteilig ablaufen. Ab wann gilt dieses Prinzip eigentlich, historisch gesehen? Hätten z. B. keine Hochöfen entwickelt werden dürfen und weiter Rennöfen eingesetzt werden sollen? Wäre es besser gewesen die Massenproduktion der Glühbirne, der Waschmaschine zu unterlassen und Funzellicht beim Lesen, Holzfeuer zum Durchkochen der Wäsche zu nutzen? Wer hätte die Wäsche durchwalken/schrubben müssen? Wäre es nötig gewesen, dabei auch Kinder einzusetzen? Fragen über Fragen an die Hellseher ...