Kommentar 1. Mai und Medien: Chaoten auf dem Boulevard
Die Boulevard-Presse müht sich, Schwung in die dröge Veranstaltung "Revolutionärer 1. Mai" zu bringen. Die "B.Z." hetzt den Autonomen gar den Autor Stuckrad-Barre auf den Hals.
Dass die Veranstaltungen rund um den 1. Mai in Berlin-Kreuzberg bizarre Züge haben, ist keine Neuigkeit: Köln hat den Karneval, München die Wiesn, da kommen die Berliner im Vergleich glimpflich davon. Zu glimpflich für den lokalen Boulevard, der sich seit Tagen müht, die dröge Veranstaltung in Schwung zu bringen.
"Große Sorge um Sicherheit am 1. Mai", "Der Chaoten-Gipfel" und "Schlimmste Mai-Krawalle seit Jahren befürchtet" - so titeln B. Z. und Bild. Aber warum verspricht dieser 1. Mai so ein Event zu werden? Weil die Veranstalter im Vorfeld erklärten: "Wir wollen soziale Unruhen, und wir werden alles tun, sie zu erreichen." Welch Überraschung für eine Veranstaltung, die sich "Revolutionärer 1. Mai" nennt! Für B. Z. und Bild haben die "Chaoten" die Stadt schon unter Kontrolle. Da ist es nur konsequent, wenn die B. Z. titelseitenfüllend den Linken-Abgeordneten Kirill Jermak zeigt neben der Schlagzeile: "Dieser Linke-Politiker führt Krawall-Demo an". So sind sie, die Berliner Revolutionäre - lassen sich von Vertretern der Regierungspartei anführen!
Um wenigstens ein bisschen Krawall in die fade Angelegenheit zu bringen, hat die B. Z. allerdings zu einem perfiden Tiefschlag ausgeholt und den Autonomen ausgerechnet Benjamin von Stuckrad-Barre auf den Hals gehetzt, der über die Pressekonferenz (!) der "Klassenkämpfer" berichtet: "Zwischendurch muss man sich wirklich sehr zusammenreißen, die Jungs da vorn nicht zu fragen, bei welchem Arzt sie in Behandlung sind."
Aber vielleicht versteht dieser Mediziner sein Handwerk ja besser als die Kurpfuscher, bei denen Stuckrad-Barre bislang war. Also, liebe "Autonome", gebt ihm die Adresse! Sonst zieht der am nächsten 1. Mai mit Georg Gafron und F. J. Wagner marodierend durch Zehlendorf und reißt dort Blümchen aus. Das kann niemand wollen!
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