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Kommentar 1 Jahr nach SchleckerpleiteDilettantismus mit Vorsatz

Heide Oestreich
Kommentar von Heide Oestreich

Der Fall Schlecker zeigt, die FDP lässt Menschen mit wirtschaftlichen Fehlentscheidungen allein. Die Regierung hat Beruf, Branche und Frauenarbeit abgewertet.

Die 23.400 Schlecker-Mitarbeiterinnen konkurrieren mit knapp 160.000 weiteren arbeitslosen VerkäuferInnen um freie Jobs. Bild: dapd

D ie Geschichte der Schlecker-Pleite ist eine Geschichte des politischen Versagens. Und dieses Versagen hatte Methode. Denn so weltfern, wie sich Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen hier gerierten, können PolitikerInnen gar nicht sein.

Im Falle der FDP ist der Vorsatz klar. Es ist eine strukturell grausame Partei, die die Menschen mit den Folgen unternehmerischer Fehlentscheidungen alleinlässt. Dazu lügt man sich dann noch die Welt so zurecht, wie man sie gerade braucht: Da seien doch doppelt so viele offene Stellen im Handel zu besetzen, wie es Schlecker-Frauen gebe, tönte Wirtschaftsminister Rösler.

Er verschwieg, dass die 23.400 Schlecker-Mitarbeiterinnen um diese Jobs mit knapp 160.000 weiteren arbeitslosen VerkäuferInnen konkurrieren. Die FDP war es auch, an der die Bildung einer Transfergesellschaft scheiterte. Jetzt schlägt eben der geballte Sozialdarwinismus des freien Arbeitsmarktes zu: Die Jüngeren und die ohne Familie finden einen Job, oft schlecht bezahlt und unsicher.

Bild: taz
HEIDE OESTREICH

ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.

Die Älteren und die mit Kindern sitzen auf der Straße. Und dass Arbeitsministerin Ursula von der Leyen den Verkäuferinnen vorschlug, sie könnten doch auf den Boomberuf Erzieherin umschulen, zeugt ebenfalls von Ignoranz. Diese Fortbildung übernimmt die Arbeitsagentur in der Regel gar nicht.

Die Frau bloß Zuverdienerin

Die Regierung hat beispielhaft vorgeführt, wie man einen Beruf abwertet, wie man eine Branche abwertet, wie man Frauentätigkeiten abwertet. Dahinter steht ein uraltes Bild von der Frau als der bloßen Zuverdienerin. So sieht die Welt aber nicht mehr aus.

Es gibt mittlerweile eine Menge Frauen, die den entscheidenden Beitrag zum Haushaltseinkommen leisten. Aber immer noch wird ihnen nur eins signalisiert: Ihr seid unwichtig. Es ist bitter, dass auch die erste weibliche Kanzlerin diese Haltung vertritt.

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Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.
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34 Kommentare

 / 
  • AR
    Alexander Reinke

    @Heinz Barnel:

    So dumm wie Ihr Kommentar kann ein Beitrag der TAZ kaum sein:

     

    1."Schlecker hätte gerettet werden können, wenn die TAZ-Mitarbeiter nur dort eingekauft hätten?" - Das glauben Sie selbst nicht!

     

    2."sachlich grotesk falsch?" - Beweise bitte

     

    3."offen rassistisch (ausländerfeindliche Hetze gegen Rösler)"? - Steht in Ihrer Zeitung etwas anderes als in meiner? Ich finde nichts dergleichen.

     

    4."TAZ ist deutlich weiter rechts als die NPD"? Haben Sie denn gar keine Ahnung von Politik?

     

    Ich denke, Sie sind bloß ein FDP-Anhänger, dem es nicht passt, dass mal klare Worte über "Ihre" Partei geredet werden.

  • R
    RLS

    Liebe Frau Heide Oestreich

     

    ich habe gestern einen Kommentar geschrieben von dem ich wusste dass er bei der TAZ nicht erscheinen wird.

    Warum wusste ich dieses

    Sokrates hätte es so ausgedrückt:

    Wer die Wahrheit sagt, muss sterben.

    Mir kommt es vor dass Journalisten wie Sie mit solchen Berichten, die Welt ein bisschen verbessern wollen. Aber können sie dass ?

    Journalisten von der TAZ kritisieren die Mitarbeiter der Bildzeitung, und merken nicht dass sie mit den gleichen Methoden arbeiten. Zensieren was einem nicht gefällt. Ich empfehle ihnen wenn sie Dinge verändern wollen, nicht zu sehr in ihre eigenen Worte verliebt zu sein, sondern L. Tolstois "Wahrheit will gefunden werden" zu lesen. Lesen sie dort den Brief an die Arbeiter, dort erklärt Tolstoi natürlich eintausend mal besser als ich, warum man nichts verändern kann, auch wenn man dieses gerne möchte, wenn man die gleichen Methoden anwendet, wie die, den man kritisiert. Dass macht sie von der TAZ zwar zu keine schlechteren Journalisten, aber auch nicht zu besseren, die sie vermutlich gerne sein möchten.

    Reden und Schreiben sie nicht nur über Veränderungen, ändern sie auch ihr Wertesystem.

  • HB
    Heinz Barnel

    Ich wüsste gerne, ob es von Seiten der taz-Readktion die Mitteilung an alle Mitarbeiter gab, nur noch bei Schlecker einzukaufen - so hätte Schlecker sicher gerettet werden können und die Damen hätten ihre Jobs noch.

     

    Gab es diese Anweisung? Wenn nein, dann sollte die taz sich selber groß als "Wir vernichten die Arbeitsplätze der Schlecker-Frauen"-Zeitung outen - oder ersatzweise einfach mal schweigen und nicht solche unfassbar dummen, sachlich grotesk falschen, offen rassistischen (die ausländerfeindliche Hetze gegen Rösler geht echt gar nicht mehr - taz ist deutlich weiter rechts als die NPD) und extrem dummen Beiträge unterlassen.

  • N
    Naka

    @andreas

     

    Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter in allen noch zu schließenden AKWs liegt bei ca. 4000-4500. Ein Bruchteil gegenüber Schlecker, Opel oder anderen Unternehmen. Diese Zahl entspricht der ganzen AKW-Branche, bei Unternehmen sind das grade mal Standorte.

     

    Die Energiewerke Nord, die den Abbau von AKWs durchführen brauchen inzwischen händeringend qualifiziertes Personal, weil sie mit dem Bedarf nicht mehr hinterherkommen und der Abbau sehr aufwendig ist. Und das sind Stellen auf Jahrzehnte hinaus mit quasi-Jobgarantie.

  • S
    Schlecker-Verkäuferinnen

    Na ja, die waren der Durchschnitt, von der Beflissenheit, tatsächlich was als Verkäuferin herzumachen. In Berlin in Filialen (wie der Landsberger Allee, F-Hain) übelst gelaunt und nicht in der Lage (sein wollend?), den Laden ordentlich mit Ware zu bestücken und die Kundschaft zu bedienen.

    Die Gewerkschaft setzt sich nur da für ihre Mitglieder ein, wo sie auf Larmoyanz stoßen kann und nicht da noch, wo es ebenfalls für ihre Mitglieder akut im Beruf ist.

    Ver.di soll mal schön die große Klappe halten.

  • HS
    heinz stroeer

    schon vergessen,wen man die ganze ökosteuer zu verdanken hat,bei dem gerade die benachteilgt werden,die sich kein sparsames auto leisten können.die unternehemen mussten die kosten zusätzlich noch auf den verbraucher weitergeben. die rentenkürzung (rente mit 67).jetzt soll auch noch das ehegattensplitting abgeschafft werden.was das wohl für konsequenzen hat,für die jenigen, die sich vielleicht ein haus gebaut haben und jetzt schon kein geld mehr zum heizen übrig haben.so schafft man armut,nicht in dem man noch steuergelder für gescheiterte firmen aus dem fenster wirft.

  • P
    Pete

    FDP = Feuert Den Pöbel

  • F
    FritzBlitz

    Habt doch mal Mitleid. Die arme FDP hat weder Lust noch Zeit sich mit unwichtigen Leuten (Arme und Durchschnittsverdiener)zu beschäftigen. Sie braucht all ihre Kraft und Zeit zum Speichellecken bei Unternehmern. Und auf welchem Gebiet ist denn diese Regierung nicht dilettantisch?

    Oh, ich vergaß: Wenn es Pfründe an die Eliten zu verteilen gibt, ist diese Regierung Spitze!

    Diese Regierung hat doch nur 2 wirkliche Ziele:

    1. Machterhalt.

    2. Gönner und Parteimitglieder zu versorgen.

    Ökologischer Umbau? Wohlstand für die alle? Gleichberechtigung? Arbeitnehmerrechte? Antimilitarismus? Demokratie? Keine Ziele - nur Phrasen (um gewählt zu werden)! Arbeitsamt? Soll nicht in Arbeit bringen, sondern ist Camouflage - kann man auch abschaffen! Arbeitsplätze hat diese Regierung nie geschaffen, sie hat immer nur vorhandene Arbeit zu geringsten Löhnen umverteilt! Und genau das ist das eigentliche Ziel dieser Regierung - Umverteilung von unten nach oben! Merkt nur kaum jemand, denn die Medien gehören denen da oben und lenken nach Kräften ab.

  • H
    Horsti

    Es ist schlicht schlechter Journalismus, wenn Berichterstattung und Kommentar vom selben Journalisten vorgenommen werden. Oder kann Frau Oestreich dann praktischerweise dann doppelt abrechnen?

     

    Zum Inhalt:

    Die Arbeitsplätze bei Schlecker waren einfach viel zu simpel um eine Rettung durch den Staat zu rechtfertigen. Es waren typische Hinzuverdienerjobs, bei denen i.d.R. der Mann als Hauptverdiener fungierte. Da nützt auch das Bashing auf CDU und FDP nichts.

    Frau Oestreich, bitte nehmen Sie einmal zur Kenntnis, daß auch nach mehr als 40 Jahren angeblicher Emanzipation in über 90% aller Partnerschaften der Mann dauerhaft als Hauptverdiener herhalten muß, auch wenn es Ihnen schwerfällt dies zu akzeptieren und stattdessen versuchen eine angebliche Frauenbenachteiligung herbeizuphantasieren.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Schlecker wurde ruiniert durch unsolides Firmenspitze und den blanken Hass, welcher Schlecker jede Reputation gekostet hat.

     

    Urheber der Hasskampagnen waren Linke und Gewerkschaften, nicht die FDP.

  • M
    Markt?

    Eine wichtigsten Funktionen eines freien Marktes ist es, dass Unternehmer scheitern können. So werden schlechte Entscheidungen, die so ein großes Unternehmen in die Insolvenz führen können, auch als solche erkannt. Sie können also von anderen und neuen Marktteilnehmern vermieden werden.

    Wenn ein Unternehmer nicht mehr haftet für das was er tut, dann könnte auch gleich der Staat die gesamte Wirtschaft planwirtschaftlich leiten, es würde dasselbe herauskommen.

    Bei einem der Lieblingsthemen der heutigen Linken fällt genau dies auf: Die Banken haften nicht mehr für ihre Fehler, ergo leben sie aktuell so gut wie alle auf Kosten des Staates, ergo "uns".

     

    Noch viel besser ist die Forderung nach einer Transfergesellschaft. Aus welchem Grund sollten die 23k Schlecker Angestellten den anderen 160k auf dem Arbeitsmarkt vorgezogen werden?

    Wer zahlt denn diesen Schwachsinn am Ende? Der Staat, also am Ende alle die noch produktiv arbeiten.

    Ich bin einer davon. Ich zahle aktuell bereits 60% tatsächliche Steuern und Abgaben bei 2100€ falschem Brutto.

     

    Wenn man jetzt noch den unter Linken sehr beliebten Feminismus dazu nimmt: Wie wäre es denn anstatt immer nur nach Führungspositionen für Frauen zu verlangen diese einfach selber zu schaffen? Warum tut dies keine dieser "Schlecker-Frauen"?

  • A
    andreas

    Jeden Tag werden in Deutschland Männer wie Frauen aus ihrem Job entlassen. Kein Hahn kräht danach, warum hier ?!

    Schlecker war einer der miesesten Arbeitgeber Deutschlands und ist zurecht pleite gegangen.

    Diesem Konzern weine ich keine Träne nach.

    Schlecht für die Mitarbeitetr aber gut für die soziale Marktwirtschaft, denn die besonders schlechten Arbeitgeber werden eben am Markt verlieren.

    Schlecker war kein Biotop und Schlaraffenland...das war Ausbeutung pur !

     

    P.S. In den nächsten Jahren werden tausende Frauen/Männer die in Atomkraftwerken beschäftigt sind ihren Job verlieren. Das juckt euch doch auch nicht die Bohne....was soll die Aufregung also ?

  • O
    oranier

    Der "freie Arbeitsmarkt" ist kapitalistisch und nicht "sozialdarwinistisch". Dieser moralisierende Begriff kennzeichnet eine ideologische Einstellung und ist keine zureichende Beschreibung von Verhältnissen. Transfergesellschaften, Sozialpläne: alles gut und schön, aber immer nur Trostpflästerchen. Berechtigt ist bestimmt die Kritik, dass betroffene Frauen dabei jeweils noch schlechter gestellt werden als Männer, aber was geschieht, wenn Opel dicht macht, möchte ich auch lieber nicht weissagen.

    Politiker_innen aller Couleur, die vom Kapitalismus und der Notwendigkeit seiner Überwindung nicht sprechen wollen, ergehen sich eben in zynischen oder ignoranten Vorschlägen. Sie sind Teil des Problems und nicht seiner Lösung.

    Eine solche sehe ich hier in dem moralisierenden Kommentar allerdings auch nicht wirklich aufscheinen.

  • D
    David

    Was kann man denn auch sonst von dieser Bundesregierung erwarten? Wir haben zwar eine Bundeskanzlerin, jedoch schert sich diese überhaupt nicht um Frauenpolitik. Sonst hätten wir auch schon längst einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, von dem u.a. auch Frauen am meisten profitieren würden.

  • W
    White_Chocobo

    Eigentlich ein schöner Artikel, allerdings etwas kurz geraten. Ich hätte mir gewunschen, dass hier auf Probleme, Versäumnisse etc. etwas tiefgehender eingegangen wird.

  • A
    Anonym-42

    Meiner Meinung nach war die Entscheidung der FDP richtig, Schlecker keine Staatshilfe zu gewähren. Dazu folgende Punkte:

     

    1. Schlecker ist nicht "unverschuldet" in Not geraten. Schlecker hat sich nicht im Wettbewerb behauptet. Anderen Unternehmen (z.B. Rossmann und DM) ist es gelungen im Wettbewerb zu bestehen. Die Rettung von Schlecker hätte den Wettbewerb verzerrt.

     

    2. Es ist nicht sicher, ob eine "Rettung" von Schlecker erfolgreich gewesen wäre oder nur den Konkurs verzögert hätte.

     

    3. Kleine Unternehmen werden nicht gerettet. Warum sollte der Staat (also im Endeffekt jeder Steuerzahler) Großunternehmen unter die Arme greifen?

     

    4. Opportunitätskosten. Bei jeder Aktion sollte man sich fragen: Was könnte man stattdessen mit den aufgewendeten Ressourcen (Zeit/Geld) machen, das auch sinnvoll wäre?

     

    Der andere Punkt, der im Kommentar erwähnt wird, ist das Schicksal der Arbeitnehmer/innen von Schlecker. Natürlich ist es für die Betroffenen eine soziale Härte, wenn sie ihren Job verlieren. Die Lösung kann aber nicht darin bestehen, eine Wirtschafts- oder Ordnungspolitik zu betreiben, die der Marktwirtschaft zuwider läuft.

     

    Die soziale Komponente der sozialen Marktwirtschaft sollte durch Reformen in anderen Bereichen abgedeckt werden. Ich habe da keinen Überblick über nötige Maßnahmen, will aber folgende Punkte erwähnen:

     

    1. Im Artikel wird angesprochen, dass die Fortbildung zu Erziehern von der Arbeitsagentur nicht bezahlt wird. Warum bezahlt die Arbeitsagentur solche wichtigen Fortbildungen nicht und vergibt stattdessen Aufträge für "Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen" an Privatfirmen? In diesem Bereich gibt es anscheinend einige schwarze Schafe, die sich gutes Geld dafür bezahlen lassen, Arbeitslosen die Zeit zu stehlen.

     

    2. Es ist meiner Meinung nach ordnungspolitisch nötig, dass die Flexbilität die dem Unternehmer durch Leiharbeit geboten wird, entsprechende Kosten nach sich zieht. Daher sollten gesetzliche Regelungen eingeführt werden, die dafür sorgen, dass Leiharbeiter/innen den gleichen Nettolohn bekommen, wie festangestellte Mitarbeiter. Damit wäre Leiharbeit für Unternehmen teurer als festangestellte Mitarbeiter.

     

    3. Die Höhe der Hartz 4-Sätze muss sauber berechnet werden. Man kann sich über die tatsächliche Höhe streiten, aber die Politik sollte endlich ein vernünftiges Verfahren entwickeln um die Höhe festzulegen. Wenn das statistische Bundesamt einen Satz berechnet, dann darf die Regierung nicht daran herumpfuschen, indem sie willkürlich einzelne Punkte ("Zigaretten & Alkohol") herausrechnet. Das ist statisch unsauber. Man muss auch den Satz nicht 1:1 übernehmen, man könnte z.B. einen "Sicherheitsbonus" (für unberücksichtigte Ausgaben) hinzunehmen.

     

    4. Die Hartz 4-Gesetze benötigen eine grundlegende Reform. Die Anzahl der anhängigen Klagen bei den Gerichten zeigt meiner Ansicht nach, dass einer oder mehrere der folgende Punkte wahr sind:

    a) die Gesetze sind sozial ungerecht

    b) die Gesetze sind schwer verständlich

    c) die Gesetzte sind schlampig geschrieben

     

    5. Warum hält man an Maßnahmen fest, deren Nutzen in der jetzigen Form fraglich ist (Bsp: ein Euro Jobs)?

  • M
    Männerproblem

    Kann aus Erfahrung sagen, dass mir als Mann (Rechtsanwalt) in Teilzeit (80%) ständig vom Arbeitgeber und den männlichen Kollegen klar gemacht wird, dass ich meine Arbeit vor die meiner Frau (Rechtsanwältin) stellen muss, auch um zu beweisen, dass mir mein Job wichtig ist. Ist als kein FDP, sondern ein Männerproblem. Hoffe, die beiden Töchter meines Chefs haben es dann in 30 Jahren mal besser.

     

    Fast schon witzig, dass unsere 68er Eltern mit offenen Mündern staunen, wenn Sie mitbekommen, dass viel über "Väter sind ja für Kinder heute wichtig" gesprochen und geschrieben wird. Die Arbeitswelt aber wie vor 30 Jahren aussieht. Zumindest in manchen (Männer-)Köpfen. Aber irgendwie zum Kotzen.

  • TL
    Tim Leuther

    Ich bin kein Fan der FDP, aber hier kann man der FDP wirklich keinen Vorwurf machen. Sie haben eine richtige Entscheidung getroffen.

     

    Vorweg: Der Begriff "Anschlussverwendung" war daneben, aber er wird in der Verwaltung verwendet wenn man für unkündbare Beamte eine neue "Verwendung" sucht, wenn die alte wegen Umstrukturierung wegfällt, das erklärt die Wortwahl.

     

    Schlecker gehört zum Einzelhandel. Die Wertschöpfung des Handels bleibt logischerweise im eigenen Land, ja sogar innerhalb der gleichen Region. Die Leute müssen ja weiter Pampers etc. kaufen. Das tun Sie nun in den Discountern oder bei Rossmann / dm. Die schaffen neue Arbeitsplätze oder hatten die bereits geschaffen. DM ist ja auch deshalb so stark gewachsen (und schuf Arbeitsplätze) weil Schlecker Umsatz verloren hat. Nun eine Firma durchzupäppeln die Überflüssig geworden ist, macht kein Sinn. Denn eine Firma schafft nicht nur Arbeitsplätze, sie sättigt auch Märkte. Aber eben mit diesem können andere Firmen diese nicht mehr sättigen und damit Arbeitsplätze schaffen.

     

    Und im Gegensatz zur Industrie muss Einzelhandel vor Ort sein, es ist nicht möglich das "die Koreaner" dann die Marktanteile bedienen. Bei Kleinwagen geht das. Das ist der Grund, warum bei Industrieunternehmen da teilweise anders gehandelt wird. Nicht Irgendwas anderes, und schon gar nicht weil man Frauen nicht respektiert.

     

    Die Sturrheit bei dieser Art von Subventionen (bei vielen anderen sind Sie nicht gegen Subventionen) ist eigentlich das einzig positive bei der FDP.

  • SE
    S. E.

    Und was hätte die FDP machen sollen? Eine Drogeriemarktkette gründen? Eine Transfergesellschaft hätte nur dazu geführt, dass die Mitarbeiterinnen ein halbes Jahr später arbeitslos geworden wären. Oder welchen Berufszweig möchten Sie entwerten, indem Sie behaupten, dass man dafür in einem halben Jahr qualifiziert werden könnte?

     

    Wie Sie hier dann das Argument mit dem "uralten Bild von der Frau als der bloßen Zuverdienerin" in einer Debatte über Schlecker unterbringen, ist wohl etwas holprig. Ich bin ziemlich sicher, dass die Mehrheit der Schlecker-Frauen leider Zuverdienerinnen waren. Aber da kann weder die FDP noch die CSU noch Frau Merkel persönlich etwas dafür - das liegt an der ehemaligen Firmenführung. Oder (Schande über mich) vielleicht auch daran, dass manche Menschen irgendwann im Leben die falsche Entscheidung getroffen haben.

    Hat die TAZ eigentlich ehemalige Schlecker-Mitarbeiter eingestellt? Oder war dafür das soziale Gewissen nicht stark genug, bzw. der Geldbeutel zu fest zugeschnürt?

  • I
    Indigo

    " Und dass Arbeitsministerin Ursula von der Leyen den Verkäuferinnen vorschlug, sie könnten doch auf den Boomberuf Erzieherin umschulen, zeugt ebenfalls von Ignoranz. Diese Fortbildung übernimmt die Arbeitsagentur in der Regel gar nicht."

     

    Ja, unsere Uschi. Ich hätte auch noch einen Vorschlag ähnlicher Güte. Haben wir nicht einen Frauenmangel in unseren DAX-Unternehmen?

    Also Schleckerfrauen in die Vorstände und Aufsichtsräte. Dort ist auch die Bezahlung besser.

  • H
    heinzl

    Was wäre denn die Alternative gewesen? Beschäftigungsgesellschaften und Umschulungen? Die privaten Bildungsträger hätten sich ins Fäustchen gelacht - Jobs gebracht hätte das aber auch nicht. Es sind nun einmal die vielgescholtenen Ausbeuterbetriebe wie Schlecker, Lidl, Penny oder Aldi die vielen schlecht ausgebildeten Frauen ein Auskommen oder ein Zubrot bescheren. Was glauben sie was passiert wenn sich eine Einzelhandelskauffrau mit 30 Jahren Berufserfahrung bei einem Discounter bewirbt? Die Bewerbung landet in der Ablage! Es gibt Heerscharen von Hilfskräften die Gewehr bei Fuss stehen. Wir als Verbraucher haben die Wahl - und haben sie getroffen. Jenseits einer Sozialutopie wird es in einer freien Marktwirtschaft immer Verlierer geben, die Gesellschaft sollte ihnen aber zumindest ein Leben in Würde erlauben.

  • K
    kroete

    Richtig, Frauenarbeit ist deutlich weniger wert, quasi per se Ehrenamt wie Kindererziehung, häusliche Pflege etc.

    Wird der gleiche Job dann in der harten Arbeitswelt des Mannes ausgeübt, so wird er immer noch durchschnittlich um 25% schlechter bezahlt.

    Und im Handel und Verkauf bei einer Kette wie Schlecker muß sich die neoliberale Steuerhinterziehungspartei nicht um diese Frauen kümmern, da sie ja bereits zum Tarif der römischen Dekadenz arbeiten dürfen, ohnehin nicht über den Segen von Hartz 4 kommen.

    Da bringen sie lieber doch den Autoproduzenten Milliardenzuschüsse über Abwrackprämien und Kurzarbeit, da unsere Autoindustrie unverzichtbar ist, während der Politik die Frauen am Arsch vorbei gehen.

    Es wäre an der Zeit für einen Generalstreik der Frauen oder die Herren der Schöpfung sollten sich doch emanzipiert zur Freude der Arbeitgeber zum Frauentarif verdingen müssen.

  • MD
    Martin D.

    sorry, TAZ, aber das war ein griff ins klo: der begriff "frauenarbeit" klingt stark nach unwort des jahres.

  • K
    Kaptain_spACE

    Was für n dämlicher Artikel. Ohne irgendwelche Argumente: -Wie viele ehemalige Angestellte von Schlecker sind denn noch arbeitslos?

    -Warum verdienen die Schlecker Angestellten privilegierte Behandlung als andere Arbeitslose?

    -Und wieso bezeichnen sie im vorletzten Absatz die Arbeit von Schlecker-Angestellten als "Frauentätigkeit"? Kochen, putzen, Schlecker arbeiten, oder wie?

  • MH
    Martin Hagen

    Wenn ein Unternehmen (das oft genug von den Gewerkschaften für seine Unternehmenspolitik kritisiert wurde) schlecht wirtschaftet, dann soll die Politik schuld sein? Und wenn dieses Unternehmen dann von der Politik genauso behandelt wird, wie jeder andere insolvente Betrieb, dann ist das "sozialdarwinistisch"? Werte Frau Oestreich, was erwarten Sie eigentlich? Dass die Kanzlerin sagt: Die Mitarbeiter der zehn insolventen Mittelständler gehen aufs Arbeitsamt (das es ja genau zu diesem Zweck gibt), aber die Mitarbeiter(innen) der Drogeriekette Schlecker werden privilegiert - damit uns die taz nicht vorwirft, wir seien Frauenfeindlich? Das ist nicht Ihr ernst, oder?!

  • D
    duff

    Ich finde, daß die im Artikel genannten Vorwürfe do ch auch einer fundierten Begründung bedürfen.

    Wann hat sich der "Staat" wie sehr und in welchen Branchen (männer- oder Frauentypisch) bei drohender Pleite mit Rettungsmaßnahmen verdient gemacht und läßt sich daraus eine gezielt frauenfeindliche Handlungsweise ableiten. Gleichwohl verdienten es die verschiedenen frauen- oder männertypischen Branchen nach Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Familienfreundlichkeit usw. charakterisiert zu werden, um evtl. frauenfeindliche Strukturen bloßzulegen. Mehr Fakten, weniger Ideologie bitte.

    Im Handel scheint man ja selbst für 400 bzw. jetzt 450 EUR-Jobs nur noch hochfelxibles Personal einstellen zu wollen. Damit ist der Wegfall von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen unterm Strich ein Verlust.

  • K
    Kaboom

    Der von der FDP (nicht nur im Falle Schlecker) vertretene Sozialdarwinismus ist nicht dilettantisch, sondern extremistisch. Der Fehler und die Ursache vieler Probleme in diesem Land ist, dass dieser Extremismus bzw. Fundamentalismus nicht als solcher gekennzeichnet wird. Der real existierende Neoliberalismus ist eine radikale (und noch dazu vollkommen wirre) Ideologie, und nicht weniger durchgeknallt, wie es der real existierende Sozialismus war.

  • H
    hackman3

    Sehr guter Kommentar. Fehlt nur noch der Hinweis, dass die FDP, wenn es sich nicht um die kleinen Leute handelt, entgegen jedweder marktwirtschaftlicher Theorie, beschützend agiert, zum Beispiel bei Hoteliers oder bei der Honorarbranche.

  • H
    Hafize

    Philipp Rösler und Ursula von der Leyen sind immer weltfremd und ihre Parteien, FDP und CDU, sind auch immer weltfremd, wenn man unterstellt, dass es in einer Gesellschaft auch Solidarität, Ausgleich und Gerechtigkeit geben soll.

     

    Aber das ist ja gerade der Punkt: Diese Parteien wollen diese Werte nur noch als Minimalpunkt vermerken, wobei die FDP so argumentierte, dass man nicht einen einzigen Betrieb allen anderen Betrieben überstellen kann und hier rettet und hilft, bei den anderen aber tut man gar nichts.

     

    Letztlich war auch Schlecker nie ein gutes Unternehmen und die Beschäftigten dort hatten mit die übelsten Arbeitsverhältnisse im Verkauf überhaupt. Letztlich wäre der Gesetzgeber gefragt, denn solange Arbeitslosigkeit auch zu Armut/Verarmung und Perspektivlosigkeit führt, ist dieses Land ungerecht.

    Das wollen bislang aber nur die Linken (und Piraten) ändern. Die anderen Parteien wollen das höchstens graduell ändern (wenn das nicht nur Sprüche sind).

  • A
    ama.dablam

    Wieviele Schleckerfrauen hat die taz übernommen?

  • P
    Paula

    Vielen Dank, Frau Oestreich, für Ihren Bericht. Knapp, treffend auf den Punkt.

  • N
    Nathan

    Wie wahr! Sehr präzise beschrieben - braucht Mensch an der Urne nur noch das Kreuz and errichtigen Stelle zu mache. Nur, wo ist die? Das die CDU und FDP eine solche Politik vertreten ist nicht wirklich verwunderlich.

     

    Mich wundert nur wie Mutter Merkel dann solche Zustimmungswerte bekommen kann. Sind das alles nur Männer???

  • HO
    Hotel Ostoria

    "Das Ende der Männer: Und der Aufstieg der Frauen" heißt übrigens ein hierzulande soeben erschiener amerikanischer Bestseller. Kunststück, mit dem Opfer-Abo in der Handtasche.

  • N
    Neo

    Worüber wundern Sie sich. Es wurde von der Legislative und Exekutive jetzt 450,Euro, Zeit-Leiharbeit gezielt gefördert. Das hat die Struktur sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Einzelhandel massiv verändert. Es wurde systemrelevante

    Stellschrauben gestellt die zur Lohnminderung und zu weniger Einzahlungen der Betroffenen in die Sozialkassen führt. Systemanalytikern ist dies alles bekannt und bloggen sich die Finger wund!!!!!

     

    Neo, die Unbestechlichen