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Kommentar Jens WeinreichWenn Egos übern Rasen rasen

Kommentar von Steffen Grimberg

Der Sportjournalist Jens Weinreich darf nicht mehr für den Deutschlandfunk arbeiten und nennt es Berufsverbot. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

J ens Weinreich gehört unbestritten zu Deutschlands besten und politischsten Sportjournalisten. Dass man Letzteres beim Sport immer noch ausdrücklich betonen muss, deutet schon auf das grundlegende Dilemma des Sportjournalismus hin. Umso bedauerlicher ist, dass Deutschlandfunk (DLF) und Deutschlandradio schon länger auf die einst regelmäßige freie Mitarbeit von Weinreich verzichten.

Dieses von ihm so empfundene „Berufsverbot“ im nationalen Rundfunk hatte Weinreich am Freitag in seinem Blog öffentlich gemacht. Seitdem wird vor allem im Netz debattiert, und der Untergang der Pressefreiheit steht wie immer unmittelbar bevor.

Halblang, ihr Frühstarter! Natürlich gehört Drama zu jeder guten Inszenierung. Doch hier scheint es eher darum zu gehen, dass sich ein aus guten Gründen großes Ego durch den Strafraum eines sich gerade neu formierenden Senderteams bolzte: Herbert Fischer-Solms, fast 40 Jahre beim Deutschlandfunk die Instanz in Sachen Sport, ging zum Jahreswechsel in den Ruhestand. Die Nachfolge-Truppe um Astrid Rawohl spielt wie jedes Team nach Trainerwechsel vielleicht noch nicht wieder so ganz geschlossen.

taz
Steffen Grimberg

ist Medienreporter der taz.

„Weinreich verunglimpfte mehrfach Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion und stellte deren Kompetenz in Frage. Außerdem versuchte er in redaktionelle Belange einzugreifen, um eigene Interessen durchzusetzen“, heißt es in der offiziellen Einlassung des Senders. Natürlich ist der Deutschlandfunk ein bisschen der durchformalisierte Bürokratenhaufen, als den ihn jetzt selbsternannte Platzwarte in der Weinreich-Debatte verspötteln. Macht aber die wohl kritischste und politischste Sportberichterstattung aller öffentlich-rechtlichen Radios.

Damit ist die ganze Nummer vor allem eins – ein Match, bei dem es nur Verlierer gibt: Jens Weinreich, den Deutschlandfunk – und die an kritischem Sportjournalismus interessierte Öffentlichkeit.

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12 Kommentare

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  • U
    Uwe

    Herr Grimberg!

    Nen Tick mehr Mühe hätten Sie sich schon machen können. Das war nix. Wie alle vor mir (!) auch schon treffend feststellen...

  • S
    Stefan

    Das zu lesen ist wieder ein Grund mehr für mich NICHT die TAZ zu kaufen!

  • TM
    Till Mohr

    Was ist das für eine Argumentation, die durch dieses Palimpsest an pauschalen und arg einseitigen DLF-Stellungnahmen durchschimmert? Weil der DLF die politischste Sportberichterstattung hierzulande bringt (herangezogen wurde hier zudem wohl primär die Zeit vor dem Führungswechsel!), sei eine Entpolitisierung und zunehmende Kritiklosigkeit seiner Beiträge nur billig?

    Willkommen im medialen Einheitsbrei!

  • RF
    Ralf fenge

    Was für ein armseliger, inhaltsleerer und von fehlender Sachkenntnis nur so triefender "Kommentar". Sollte die TAZ hier nicht etwas genauer hinschauen und sich mal den objektiven Tatsachen widmen? Warum ist ein jahrelang öffentlich tagender Sportausschuss des Dt. Bundestages nun plötzlich nicht öffentlich? Herr Grimberg, das war gar nix!

  • A
    Andreas

    als sportler auf hohem Niveau muss man im oe-re TV deutschlands sehr leiden, mit 08/15-Moderatoren wie Bela Rethy oder Tom Bartels, die keine Ahnung haben wovon sie reden, nicht einmal die Regeln des Spiels verstehen, noch wissen wer gerade am Ball ist oder an der Reihe... einfach nur traurig.

     

    Trinken die aus Langeweile?

     

    Vergleich Eurosport = viel informativer und besser i.A.

  • J
    JohnReed

    Herr Grimberg, was ist denn nun der Hintergrund des Geschehens? So einen dürftigen Artikel hätten Sie auch bleiben lassen können. Da ist man ja fast geneigt, ein Berufsverbot für Grimberg, wegen Unfähigkeit, zu fordern.

  • S
    splendid

    Herr Grimberg hätte ruhig ein bißchen mehr zur Sache erzählen (und recherchieren) können. So wirkt der Kommentar leider als würde er einseitig die Argumentation des DLF übernehmen, wenn die zwar die Pressemitteilung des Senders zitiert wird und die darin enthaltenen Beschuldigungen einfach für bare Münze genommen werden.

  • H
    hannes

    Der Artikel klärt doch gar nichts auf.

    Was hat dieser Herr Weinreich so politisch

    heikles unternommen?

    Schade ist, dass er auch nur befristete Verträge

    hat und vor materiellen Problemen in fortgeschrittenen Alter stehen wird.

     

    Woran genau haben sich die Streitereien entzündet?

    Der Artikel vermittelt nur Meinungen ohne

    Begründungen und Herleitungen. Der Artikel

    erhellt den neutralen Unwissenden kein bißchen.

     

    Falls er wegen der Nachwuchstrainingskritik,Doping,

    oder schlechtes Sportmanagement Rabatz macht,

    ist das sein gutes Recht.

    Wenn die Teamchefin nicht mit konstruktiver

    Kritik am Sportsystem oder an sich umgehen kann, spricht das gegen sie.

    Aber verleumden lassen muss sie sich auch nicht.

    Was also war genau los?

    Der Sportkommentator, der über seine Kollegen lästert, wäre dumm weil er unterlegen und

    in der Minderheit ist und über alle anderen herzieht.

    Der Sportkommentator,der gesellschaftliche Mißstände

    anspricht, Systemkritik übt, Wahrheiten aufdeckt

    und oben aneckt, soll selbstverständlich bleiben

    und weiterhin Vorbildfunktion ausüben, sofern

    sich die Kritiken als mindestens ansatzweise berechtigt erweisen.

    Auch kluge Menschen machen manchmal dumme Fehler,

    eine zweite Chance hat sich jeder verdient!

  • N
    nsha

    Doch hier scheint es eher darum zu gehen, dass sich ein aus guten Gründen großes Ego durch den Strafraum eines sich gerade neu formierenden Senderteams bolzte"

     

    Wenn ich den Fall aber richtig nachvollzogen habe, ist eine kritische einlassung Weinreichs auf seinem Blog über solche Journalistenkollegen, die über die Sitzungen des BT-Sportausschusses berichteten, obwohl diese unter Auschluss der Öffentlichkeit stattfanden, der Anlass gewesen. Obgleich dabei wohl keine Namen gefallen sind, hat es der Sender als Beleidigung seiner Journalisten auffassen wollen und als Einmischung in die redaktionelle Ausrichtung. Das wirkt schon, als hätte man nur irgendeinen Vorwand gesucht. Mir persönlich fällt es leicht, zu glauben, ein Hinweis aus dem BT oder BMI habe das Seinige getan. Es ist bekannt, wie selbstherrlich irgendwelche mittelmäßigen Volksvertreter gegenüber Ministerien oder anderen Gremien agieren. Und wer entscheidet über die Frage der Gebühren?

    Richtig, das war doch der Bundestag ... Unabhängiger oder gar kritischer Journalismus ist vom DLF

    nicht zu erwarten - vielleicht sollte man ihn einfach mit dem BPA fusionieren ...

  • Y
    Yoda

    "Der Sportjournalist Jens Weinreich darf nicht mehr für den Deutschlandfunk arbeiten und nennt es Berufsverbot. Das ist aber nur die halbe Wahrheit."

     

    Und was ist denn der andere Teil der Wahrheit ?

     

    Und bitte nicht nochmal die Erklärung ohne Beweise des DLF wiederholen...die kann man nämlich auch als üble Nachrede klassifizieren...

  • TB
    Thorsten Büchner

    Die USA führen im Medaillenspiegel. Darauf kommts an.

  • US
    Udfo Seiwert-Fauti

    Es ist offensichtlich schon ein bißchen schwer beim DLF in Sachen Sport durchzublicken, auch wenn man das eigentlich von Medienkommentatoren nach einer vorherigen Recherche erwarten müsste .....Astrid Rawohl wurde Nachfolgerin von Peter C. Fischer, der vorher Sportchef war. Das Herbert Fischer Solms, der Redakteur im Sport war, trotzdem einen Namen im Sportjournalismus hatte ist unbestritten...