Lieber Herr LIJA TROJANOW, ich schätze Ihre Kolumnen sehr. Nur ihre aktuelle ist nicht so stark wie sonst.
Aus verschiedenen Gründen, auf verschiedenen Ebenen.
Vordergründig vertreten Sie, eine etwas kindliche, naive Logik. Kriege führt man mit Waffen, mit Waffen tötet man Menschen, ergo dürfen wir keine Waffen mehr verkaufen - mit der nicht ausgesprochenen Suggestion, dass dann doch die Kriege aufhören müssten.
Das Problem mit der Moral ist ? besonders hier - allerdings komplexer.
Waffen zu produzieren und zu verkaufen ist nicht absolut unmoralisch. Wer angegriffen wird, muss sich verteidigen können. Es kommt also auf den Einzelfall an, werden mit den Waffen Kindersoldaten ausgerüstet oder der Widerstand gegen eine Diktatur unterstütz? Wie ist es zu bewerten, wenn bewaffnete Kindersoldaten gegen eine Diktatur kämpfen? Oder wenn die Revolutionäre, die man zu recht unterstützt, später die Waffen gegen Andersdenkende einsetzten?
Das allgemein moralisch Zwiespältige am Waffenverkauf kann allgemein nicht bestritten werden. Aber ist dies wirklich eine auffällig neue Erkenntnis, für die man fast eine Seite einer Tageszeitung bedrucken müsste?
Das allgemein moralisch Zwiespältige am Waffenverkauf kann allgemein nicht bestritten werden. Jene, die das nicht so sehen, werden allerdings weder die taz lesen, noch würden sie durch ihren Kolumne umgestimmt werden. Jene die das genau so sehen wie sie, lesen die taz und vielleicht auch ihre Kolumne. Aber für wen schrieben Sie dann diese Kolumne? Für Pazifisten und Zivildienstleistende? So was nennt man dann Eulen nach Athen tragen.
Sie fordern eine Gesinnungsethik im Sinne Max Webers. Allerdings war Weber der Auffassung, dass sich der Einzelne die Gesinnungsethik leisten kann, nicht aber der Staat. Ich selbst habe den Dienst an der Waffe verweigert und meinen Zivildienst in Frieden abgeleistet. Erhlicherweise muss ich zugeben, dass dies nur möglich war, weil sich bis heute kein Staat dieser Welt traute, Deutschland militärisch anzugreifen. Deutschland exportiert nicht nur Waffen, sondern kauft auch Waffensysteme ein.
Würde das Morden aus dieser Welt eigentlich verschwinden, wenn keiner mehr Waffen verkaufen würde? Kain hätte seinen Bruder Abels sicherlich erschossen, wenn er eine Waffe gehabt hätte. Hatte er aber nicht. Also erschlug er seinen Bruder einfach.
Eine Waffe kann per se nicht mit moralischen Maßstäben beurteil werden. Man kann sich mit einer Waffe schützen, verteidigen oder aber morden. Kann man dann aber einen Waffenexporteur per se moralisch schuldig sprechen?
Vor all diesen ambivalenten Zusammenhängen und Hintergründen erscheint mir diesmal ihre Kolumne eher als banal, die der Komplexität der moralischen Betrachtung nicht annähernd gerecht wird.
Freundliche Grüße
Andreas Hörmann
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