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KolumneHausdurchsuchung? KSZE!

Kolumne
von Kerstin Decker

Die SPD beendete den rhetorischen Kalten Krieg - ein bleibendes Verdienst.

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6 Kommentare

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  • EB
    Ein Brandenburger

    Da haben doch einige der Kommentatoren diese feine ironische Kolumne mit einer Geschichtstunde à la Guido Knopp verwechselt und ihr Gehirn abgeschaltet.

     

    Frau Decker ist keinesfalls eine "junge TAZ-Erfolgsjournalistin" sondern eine erfahrene Journalistin und Buchautorin.

     

    Vielleicht sollte die taz solche Artikel demnächst extra kennzeichnen damit sich Menschen ohne Geschichts- und Humorverständnis nicht unnötig daran abarbeiten und die alten Feindbilder weiterhin pflegen können.

    Unter diesen Gesichtspunkten sind einige Kommentare einfach peinlich.

  • JP
    Joachim Petrick

    Das Tragische an der Agenda 2010/Hartz IV schockerstarrten SPD ist doch nicht, dass sie nicht gelobt wird, sondern mit Lob, wie dem Lob der der „Entspannungspolitik“, des „KSZE- Prozesses„ der „Deutschen Einheit 1990“ politisch nichts anfangen will.

    Ihre gewagte These: „Mauerfall und Wiedervereinigung sind nicht zuletzt ihr Verdienst! Ja, mehr noch: Die Einkehr des zivilen Tons in Ost und West verdanken wir den Sozialdemokraten“

    entwickelt den Charme von Cafe Kranzler Damen- Kränzchen mit ausladendem Hut am Ku- Damm, Ecke Joachimsthaler Straße

    “Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben, den mit Kinnbart!“.

    Mit der gelebten Geschichte hat Ihre These nur marginal zutun, waren es doch die einstigen Knallchargen des Kalten Krieges in der Frontstadt Westberlin, Willy Brandt, sein Sekundant Egon Bahr vom RIAS, die großkoalierend, gefolgt von Heinrich Albertz , Klaus Schütz, Franz Amrehn gen Osten durchaus pragmatisch vom Paulus zum Saulus wurden, um innenpolitisch brachial gegen die herangewachsene eigene Brut der 67er, 68er den forsch miltant schneidigen Oberleutnants Ton eines Helmut Schmidt, Klaus Bölling, Holger Börner als alter Dach- Latten Saulus nährend anzuschlagen und zu mehren.

    War nicht dieser militante öffentliche Ton des gesamten parteipolitischen Personals von SPD, CDU/CSU, FDP durch die parlamentarische Bank der Wegweiser zum bleiernen Herbst 1977, der Aufwertung der prekären RAF zum militanten Komplex, samt Sonder- Schwurgerichts Stuttgart- Stammheim Wahn?

    War nicht Willy Brandt der hervorragende Propagandist des Radikalenerlasses, des Berufsverbots, um eilig halbherzig die Rücknahme des KPD- Verbots von 1956 durch die Zulassung der DKP 1968 auf dem Rücken der eigenen Brut, der 67er, 68er zugunsten alter Kameraden/innen aus dem Krieg, Exil, dem Widerstand gegen Hitler sakrosankt „heilig“ zu sprechen?

    Wo ist da der zivile Ton, den Sie der damlaigen SPD unter ihre miltanten Gefolgschafts- , Partei- Sodaten/innen Röcke jubeln?

    War es nicht eher so, dass die herangewachsene 67er, 68er Brut, mit Esprit, Humor, Zivilcourage, Spass- Guerilla, hüben 6 drüben, in Deutschland wie Europa den Altvorderen in Parteien, Parlamenten, Gesellschaft, Kultur, Sport, Medien den militanten Mief und Muff von 1914- 48 aus den Partei- Talaren, - Röcken blasen musste?, was dann letzendlich erst mit der Gründung der taz 1978, der Gründung der Partei Die Grünen 1980, Bündnis 90, Neues Forum, Aufbruch Jetzt, bei uns gesamtdeutsch bis 1989 gelang?

     

    Hat nicht gegen den Willen aller Unterzeichner- Staaten der KSZE- Schlussakte, samt Warenkörbe von 1975 in Helsinki, hüben & drüben, ein neues Subjekt der Geschichte durch eine ungewollte Schwangerschaft das Licht der Welt erblickt? Nämlich die Iniation der 67er, 68er, deren Väter/Mütter die damalige Konferentzdiplomatie- Karawane (s. US- Präsident Gerald Ford/ Watergate Affäre/Amnestie von Richard Nixon/US- Präsident Jmmy Carter) war?.

     

    War die Geburt des neuen Subjekts der Geschichte, die 67er, 68er als Generationshorde mit medial fordernder und fördernder Gestaltungmacht der Baby- Boomer nicht lokal & global der wahre Treiber der imnhaltlichen Umsetzung der Schlussakte von Helsinki 1975 und nicht die SPD.

    Die SPD stand nicht im Wege, das war und ist das nicht gering zu achtende Verdienst der SPD.

    Ist es nicht auffällig, dass immer wieder versucht wird, die 67er, 68er, lokal & global, als Subjekt der Geschichte, als Blaupause für neue Genrationen mit historischer Gestaltungsmacht durch die Einmottung der Konferentzdiplomatie- Karawane, gemäß der KSZE von 1975 in Helsinki, zu marginalisieren?

    Da hege ich die Hoffnung, dass US- Präsident Barack Obama der Konferentzdiplomatie- Karawane von damals 1975 neuen Schwung auf neuen Rädern bringt.

    JP

  • BG
    Bernd Goldammer

    Unwissenheit, gepaart mit dem deutlichen Wunsch wenige Kenntnisse auch noch gezielt zu verdrehen, dass gab’s lange nicht. So sehen junge TAZ-Erfolgsjournalisten künftig also aus. Das Lied "Wer hat uns verraten“, stammt übrigens aus Zeiten, als die SPD noch auf unbewaffnete Arbeiter in Deutschland schießen ließ. Nicht gelernt? Vergessen? Oder darf man das hier nicht schreiben? Und wer hat hat die Kredite für den ersten Weltkrieg mit beschlossen? Die Geschichte der SPD ist eine lange Liste zynischen Verrats. Der Artikel entbehrt jeder Analyse: Kein Satz zu Harz IV, Jugoslawien und Afghanistankrieg. Im Übrigen kann man Egon Bahr, Willy Brand und all die anderen Politiker aus den siebziger Jahren mit heutigen Treibhaus Politikern nicht vergleichen. Fakt ist: Der Ostblock war militärisch nicht zu besiegen. Doch die Verhandlungsposition der Gewerkschaften war BRD innenpolitisch wesentlich besser. Das verlangte BRD-innenpolitisch enorme Zugeständnisse im Verteilungskampf. Also musste jemand die „Ost- Opas“ langfristig einlullen, damit sie sich nicht länger gegen die Systemüberwindung durch Annäherung wehrten. Es ist kein Zufall, dass der Lebensstandart seit dem Wegfall der DDR deutlich gesunken ist. Denn hätte die BRD 1989 schon Harz IV, oder die letzte Gesundheitsreform gehabt, wäre dieser Plan klar gescheitert. Erst Ostblock beseitigen, dann nach Jugoslawien und Afghanistan durchziehen. Und den inneren Sozialabbau erledig man gleich mit. Anders hätte es aber auch nicht funktioniert. Also ist die SPD sich auch in diesem Punkt treu geblieben. Nur, wie zu sehen ist, haben das „Erfolgsjournalisten“ nie gelernt...

  • I
    Isaak

    Werte Frau Decker,

     

    ein wunderbarer Artikel, in zweierlei Hinsicht:

    - schön, dass mal einige Sachen klargestellt wurden

    - höchst interessant, wie sie rhetorisch operieren

     

    Ich schreibe gerade eine Hausarbeit unter Verwendung von diskursanalytischen Methoden und ihre Kolumne wäre da wirklich gefundenes Fressen:

     

    Wie Sie in wenigen Worten in Zusammenhang stellen, dass die "herrschenden Kommunisten der DDR" beruhigt waren, solange der Westen die Kalter-Krieg-Rhetorik verwendete, und dass 1918 die Sozialdemokraten zusammen mit den meisten anderen Parteien den Mord an R.Luxemburg und K. Liebknecht unterstützten und deckten. Das suggeriert dem Leser so schön, dass solche Opfer und damit auch ihr Mord Kommunisten gar nicht so unrecht gekommen wäre, nur um einen Klassenfeind zu haben. Finden Sie das nicht ein bisschen zynisch?

     

    Wie Sie beschreiben, die DDR das Abschlussprotokoll der KSZE "leichtsinnig" unterschrieben, als hätte man vielleicht gar nicht richtig gewusst, was darin steht, als sei habe man auf dieser Konferenz, die ohne SPD gar nicht möglich gewesen wäre, die DDR ausgetrickst, wo man sich als aufmerksamer Leser fragt, ob die DDR nicht vielleicht eher als "leichtsinnig" zu unterschreiben hatte unterstützen wollen, was in dem Protokoll steht - was dann einige Absätze weiter unten in einem eingeschobenen Satz bestätigt wird.

     

    Wie Sie behaupten, das Revolutionsvolk Ost habe die soeben errungene Autonomie gar nicht schnell genug loswerden können. Wer hat denn entschieden, dass der ursprüngliche Inhalt des Artikels 146 im GG - der darauf abzielte, dass bei der Wiedervereinigung eine Verfassung vom gesamten Volk beschlossen werde -, dass dieser Beschluss repräsentativ und nicht durch ein Plebiszit beschlossen werden würde? Das war nicht das "Revolutionsvolk Ost"!

     

    Und nochwas: Nicht nur ältere Herren Ost singen "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!". Ich komme aus Hamburg und würde einstimmen.

     

    Nichtsdestotrotz hat es mir eine große Freude bereitet, dass endlich einmal jemand darauf hinweist, dass die Wiedervereinigung nicht vorrangig ein Verdienst von Helmut Kohl ist! Eine der bedeutendsten Geschichtsverklitterungen, die es gibt. Danke!

  • I
    Isaak

    Werte Frau Decker,

     

    ein wunderbarer Artikel, in zweierlei Hinsicht:

    - schön, dass mal einige Sachen klargestellt wurden

    - höchst interessant, wie sie rhetorisch operieren

     

    Ich schreibe gerade eine Hausarbeit unter Verwendung von diskursanalytischen Methoden und ihre Kolumne wäre da wirklich gefundenes Fressen:

     

    Wie Sie in wenigen Worten in Zusammenhang stellen, dass die "herrschenden Kommunisten der DDR" beruhigt waren, solange der Westen die Kalter-Krieg-Rhetorik verwendete, und dass 1918 die Sozialdemokraten zusammen mit den meisten anderen Parteien den Mord an R.Luxemburg und K. Liebknecht unterstützten und deckten. Das suggeriert dem Leser so schön, dass solche Opfer und damit auch ihr Mord Kommunisten gar nicht so unrecht gekommen wäre, nur um einen Klassenfeind zu haben. Finden Sie das nicht ein bisschen zynisch?

     

    Wie Sie beschreiben, die DDR das Abschlussprotokoll der KSZE "leichtsinnig" unterschrieben, als hätte man vielleicht gar nicht richtig gewusst, was darin steht, als sei habe man auf dieser Konferenz, die ohne SPD gar nicht möglich gewesen wäre, die DDR ausgetrickst, wo man sich als aufmerksamer Leser fragt, ob die DDR nicht vielleicht eher als "leichtsinnig" zu unterschreiben hatte unterstützen wollen, was in dem Protokoll steht - was dann einige Absätze weiter unten in einem eingeschobenen Satz bestätigt wird.

     

    Wie Sie behaupten, das Revolutionsvolk Ost habe die soeben errungene Autonomie gar nicht schnell genug loswerden können. Wer hat denn entschieden, dass der ursprüngliche Inhalt des Artikels 146 im GG - der darauf abzielte, dass bei der Wiedervereinigung eine Verfassung vom gesamten Volk beschlossen werde -, dass dieser Beschluss repräsentativ und nicht durch ein Plebiszit beschlossen werden würde? Das war nicht das "Revolutionsvolk Ost"!

     

    Und nochwas: Nicht nur ältere Herren Ost singen "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!". Ich komme aus Hamburg und würde einstimmen.

     

    Nichtsdestotrotz hat es mir eine große Freude bereitet, dass endlich einmal jemand darauf hinweist, dass die Wiedervereinigung nicht vorrangig ein Verdienst von Helmut Kohl ist! Eine der bedeutendsten Geschichtsverklitterungen, die es gibt. Danke!

  • T
    thomsen

    Was soll die Provoziererei?

     

    Dass Stalin kein Waisenknabe war, sollte sich bis in die TAZ herumgesprochen haben. Dass die SPD sich grosse Verdienste um den Abbau der Spannungen in Europa erworben hat, auch.

     

    Das Problem vieler SPDler und anderer "Linker" war aber leider, dass sie irgendwann nicht mehr so richtig unterscheiden konnten zwischen "friedlicher Koexistenz" und "Friede Freude Eierkuchen". Das zeigte sich dann an den merkwürdigen Kommentaren zur Solidarnosc und zum Kriegsrecht in Polen.

     

    Wenn irgendetwas den Wendepunkt in der Geschichte des Sowjetblocks (bitte, den "Sov'etsky Chelov'ek" hat sich doch nicht die westliche Propaganda ausgedacht, und die Lager auch nicht) bedeutete, dann die Solidarnosc: weil hier das erstemal eine Volksbewegung entstanden ist (ca 10 Millionen Mitglieder auf dem Höhepunkt), die zum System offen "nein" sagten.

     

    Und die SPD? Viele haben einfach nur dumm geguckt. Willy Brandt sicherlich nicht - aber manch anderer, z.B. viele Jusos.

    Erhard Eppler fing damals in einem Interview gleich von Nicaragua an, um nicht über Polen zu sprechen. So wie man Anfang der 70er Jahre froh war, von Chile anzufangen, um Prag 1968 zu vergessen.

     

    Die Behauptung, die Sowjetunion sei für Westeuropa keine Bedrohung gewesen, ist ziemlich abenteuerlich: sie war es nicht, weil die Amerikaner sich ihr entgegenstellten (siehe Berlin-Blockade).

     

    Finnland z.B., das gezwungenermassen "neutral" war (aus Gleichgewichtsgründen war es deshalb Schweden auch) hat Flüchtlinge aus der UdSSR wieder zurückgeliefert - warum wohl? Hat da etwa jemand Druck ausgeübt? Und warum waren z.B. Norwegen und Dänemark lieber mit Deutschland zusammen in der NATO, statt neutral wie ihre östlichen Nachbarn?

     

    Dass Adenauer kölsch "bellend" gesprochen habe, ist mir auch neu. Ich habe Brandt und seine Ostpolitik gewählt, und mochte Adenauer, seine Rhetorik und seine Politik überhaupt nicht - aber ich glaube, auf kölsch kann man gar nicht "bellen". Trotz "Ostpolitik" habe ich mir wenig Illusionen über die UdSSR und ihr Anhängsel DDR gemacht.

     

    Spätestens seit dem Erscheinen des "Archipel GULAG" konnte sich jeder selbst informieren über das, was allerdings schon seit den 50er Jahren denjenigen bekannt war, die es wissen wollten.

     

    Die "Ostpolitik" war trozdem richtig, und hat zur Auflösung der Blöcke beigetragen. Aber sie hat leider auch für Verwirrung in manchen Köpfen gesorgt.