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Kolumne VollbartDer Genderwahn geht um

Enrico Ippolito
Kolumne
von Enrico Ippolito

Eine Arbeitsgruppe der Humboldt-Uni will die Geschlechter in der Sprache neutralisieren. Und schon bricht der Kulturkampf aus.

Der, die, das Berliner Wahrzeichen? Bild: dpa

S chnipp, schnapp: Der „Genderwahn“ geht in Berlin um – und alle Männer haben Angst um ihren Schwanz. Grund für die Aufregung ist ein Vorschlag der Arbeitsgruppe „Feministisch Sprachhandeln“ der Humboldt-Universität. Der Wunsch: Alles, was eine Zugehörigkeit zum Weiblichen oder Männlichen ausdrückt, soll durch ein x ersetzt werden – also statt Professorin oder Professor eben Profx.

Und schon rasten die Deutschen aus – schlimmer als damals in der ganzen Otfried-Preußler-Debatte. Natürlich geht es immer um das Kartoffelgut, das so hochgehalten wird – die deutsche Sprache. Und wie immer geht es um nichts Geringeres, als den Untergang der Welt zu verhindern. Denn natürlich steht die ganze Kulturnation vor dem Aus, weil jemand vorgeschlagen hat, irgendwo ein x einzufügen. Es muss noch mal wiederholt werden, damit es auch wirklich der letzte Hampelmann verstanden hat: Es ist ein Vorschlag.

Trotzdem flippen vor allem Männer aus und empören sich, weil es mittlerweile so chic ist, sich ständig über alles erst einmal zu empören – nachdenken geht auch später noch.

Die Welt betitelt einen Artikel „Wie der Genderwahn deutsche Studenten tyrannisiert“, und beschreibt die Situation an der Humboldt-Universität. Es ist wirklich ein hartes Los, dieses Studentenleben in Berlin. Von wegen Drogen, Party und Sex. Den wahren Stress erleiden die Studenten wegen des Genderterrors, der in der HU vor sich geht. Kaum auszudenken, welche psychischen Schäden männliche Studenten erleiden müssen. In dem Artikel stehen auch diese wunderschönen poetischen Sätze: „Weiße, heterosexuelle Männer aus der Mittelschicht haben über Jahrhunderte eine Welt geschaffen, in der sie alles unterdrückten, was nicht weiß, männlich und heterosexuell war. Und mit dieser unterdrückerischen Ideologie beherrschen sie noch immer im Großen und Ganzen die Welt.“ So erklärt der Autor eine Erkenntnis der Genderstudies. Stimmt irgendwie. Wer dominiert denn sonst die Gesellschaft? Pinke Einhörner?

Aber nicht nur die Genderstudies wollen das Land zerstören, auch die ganzen Linken, die ständig überall „Rassismus“ schreien. Der Deutsche ist dann immer ganz schön erschrocken, er hat ja schließlich dazugelernt. Geschichte und so. Deswegen waren ja alle so entsetzt über die NSU-Mordserie. Das sind natürlich alles nur Ausnahmen. Und klar, die Wichser in Marzahn sind auch keine Nazis, sondern nur „besorgte Bürger“, die gegen Flüchtlinge protestieren. Das darf man ja wohl noch sagen, brüllt der Lewitscharoff-Chor. Hier herrscht ja noch Meinungsfreiheit, nicht wie in den Ländern, aus denen die da alle herkommen.

Wer etwas über Privilegien und Rassismus lernen will, sollte sich anhören, wie Kartoffeln über Neukölln oder den Görli labern. Mittlerweile hat der arme weiße Mann ja schon Angst, nachts durch den Park zu laufen. Und der arme schwule Mann bekommt einen Herzinfarkt, weil er jetzt ab und an Schöneberg verlassen muss, um in Neukölln feiern zu gehen. Ich versteh das Leid. Ein kleiner Schwanz und die Angst vor Kastration sind nicht leicht auszuhalten. Mein Beleid.

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Enrico Ippolito
Redakteur bei taz2/medien
Jahrgang 1982, ist seit 2011 bei der taz. Seit November 2012 wirkt er als Redakteur bei tazzwei/medien. Zuvor hat er ein Volontariat bei der taz absolviert.
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14 Kommentare

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  • Das beste an diesem vorzüglichen Artikel sind die Kommentare.

  • "Wer etwas über Privilegien und Rassismus lernen will, sollte sich anhören, wie Kartoffeln über Neukölln und den Görli labern. Mittlerweile hat der arme weiße Mann ja schon Angst, nachts durch den Park zu laufen", höhnt die "taz" in dieser Woche über eine Grünanlage, die der Berliner Bezirk Kreuzberg Dealern übergeben hat. Die "Kartoffel", die öffentlich ihre Angst eingestanden hat, ist der SchriftstellerRaul Zelik, der im "Tagesspiegel" darüber schrieb, wie ihm im Görlitzer Park fünf Angreifer das Gesicht zertraten. Die Kollegen der "taz" kennen den Text, sie kennen die Tat und das Opfer. Warum schreiben sie trotzdem: "Ich versteh das Leid. Ein kleiner Schwanz und die Angst vor Kastration sind nicht leicht auszuhalten. Mein Beileid."?

     

    Bravo TAZ, sehr menschenverachtend... ah nee, sind ja nur weiße Männer.

  • Was für ein schlechter Bericht! Deutschland, das "Land der Dichter und Denker" verstümmelt durch den Genderwahn seine Sprache (schlimmstes Beispiel: "man(n) kann und frau auch" *würg*). Die Gleichberechtigung geschieht NICHT in der Sprache, sondern im wahren Leben (gleiches Gehalt). Was inzwischen nervt ist, dass sich 10 Leute auf den Schlips getreten fühlen, direkt oder noch schlimmer indirekt (Weltschmerz? Dauerbetroffenheit?) und verlangen, dass 80 Mio Deutsche sich jetzt nach deren Pfeife richten müssen. Diese Wutbürgerpolitik, sei es die blanken Brüste von Femmen Aktivisten (verzichte bewusst auf das -innen) oder Linkskrawalltäter in Hamburg und Berlin, verfehlt ihr eigentliches Ziel! Man ist nur noch genervt von der Ideologie und die Form der Umsetzung. Mann wie Frau.

  • Aber einen habe ich noch: http://blog.fefe.de/?ts=addeacc3

  • Hierzu mal ein Beispiel, was uns hochgebildete Geister in Zukunft bescheren.

     

    Eine Dame nennen wir Sie Frau Käse, die anmerkte, dass Sie sich auch schon über 20 Jahre diskriminiert fühle, dass Sie einen Abschluss als BankkaufMann gemacht habe und sich nunmehr seit geraumer Zeit kaufFRAU nennen muss, beklagt, dass sie lieber im Sinne der Emanzipation sich lieber als Mann statt als Frau bestimmen wolle. Natürlich zynisch bemerkt …

     

    Daraufhin kann man feststellen, dass Sie bestimmt, einst als Kassierix und Schalterangestellix mit den Kundix arbeiten müsste - bis abends Putzix und auch Wachix kamen, damit die Räubix nix klauen. - Ich meine ja, jeder x-Beliebige kann Bankkaufix werden, aber um es zur Bankkauffrau zu schaffen, muss man schon erst einmal seinen Mann stehen.

     

    Da kann man schon eine Gender/Feministen-Phobie bekommen – will ich mal meinen. Und wer diesen Scheiß nicht mitmacht, wird in die braune Ecke gestellt.

  • Der ARtikel ist vielleicht witzig geschrieben, geht aber an der Realität vorbei.

    Was heißt hier , nur ein Vorschlag, an iregdeneiner deutschen Uni? An den Unis werden die künftigen Eliten ausgebildet! Und da kann ein Vorschlag von wirren Gender-Köpfen nur der Anfang sein, was uns noch blüht.

     

    Dabei müsste die Gender-Ideologie doch endlich wiederlegt sein, insbesondere die Neurowissenschaften belegen, dass es einen elementaren Unterschied zw. Männern und Frauen-gehirnen gibt.

    • @ConfessorReformatus:

      Das Dumm ist bloß, dass Sie – ja genau, *Sie* –, aber keine Ahnung von Neurowissenschaften haben und noch weniger von der gewisse Unterschiede feststellenden Forschung (oder gar Statistik). Sonst wäre Ihnen nämlich aufgefallen, dass die von den Neurowissenschaften festgestellten Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern für die sozialen Geschlechter(rollen) schlichtweg irrelevant sind. Beziehungsweise sogar deutlich klarstellen, dass es sich um *soziale* Kategorien handelt. Es gibt nämlich einen ganzen Haufen Frauen, die sozusagen «männlichere» Hirne besitzen als viele Männer. Wenn die Neurowissenschaften etwas widerlegen, dann ist es insofern die völlig unwissenschaftliche Vorstellung, dass unsere Geschlechterrollen eine aussagekräftige biologische Grundlage hätten. (Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit den Unterschieden im Reproduktionsapparat. Wir sind keine hormon- und instinktgesteuerten Natur-, sondern Kulturwesen. Selbst das Saugen an der Brust muss bereits *gelernt* werden.)

  • Nur Männer regen sich auf? Das halte ich für eine Unterstellung. Es gibt genügend Frauen, die diesen Quatsch ebenfalls als Quatsch betrachten. Aber dennoch halte ich den Vorschlag für gut. Denn er lässt ebenfalls Spielraum für eigene Kreationen, denn Geschlechtsneutralität muss sich nicht nur auf x als Abkürzung beschränken. Andere Buchstaben(-kombinationen) sind ebenfalls möglich. Und ein "Sehr geehrtekaka" ist schmissiger als "Sehr geehrtex"

  • Ein Ausraster über den Ausraster

  • zitat: "und schon rasten die Deutschen aus".

     

    ja, und? dürfte man den genderismus tatsächtlich nicht mal kritisierien, dann wäre das umso offensichtlicher nichts als propaganda wie alle anderen.

  • …in Praxi -

    wie old Klapper Physik -

    immer sagte

     

    Schön wie sich das so meandernd an Titel&Anreden elong gendert.

     

    Liberté Fraternité Egalité - you get it!

     

    klar - was her - aber niemals vergessen - Name reicht -

     

    Schon als kleiner Dötz nahm ich

    schmunzelnd zur Kenntnis -

    daß unser

    Kameradschnürschuh-Gast -

    Graf Zinn von Zinnenburg

    a lettre post WK II

    nackt mit Zinnenburg firmierte

    (lange vor Juttchen;-))

     

    und mein 2.Direx - genau -

    Nazi nach Jude -

    (klar Huckepackverfahren)

    Entweder Herr Direktor

    oder Herr Doktor Braune

    Na - die Vorlage - volley -

    Gewiß -

    Herr Direktor Doktor Braune -

     

    Na bitte geht doch -

    &wenn

    eine ältere weißhaarige Dame

    noch vor dem Grabstein

    mit

    Frau

    Oberlokomotivführerwitwe Mayer

    angeredet werden möchte -

    (EVG - oder Weselsky¿ -

    keine Ahnung)

     

    Ja aber gern - die Gnädigste -

    Dannichfür - &Wirsing;-)

     

    Herrx Oppolito - Fraux Mayer -

    in echt -

    aber - da klingt italienisch-deutsch

    - mit Verlaub -

    fast so zwölftönig

    wie schwyzer-dütsch;-))

    Neje tak;•))

  • "…. Natürlich geht es immer um das Kartoffelgut, das so hochgehalten wird – die deutsche Sprache.…"

     

    Nö - Profx - is doch gesponsert

    vom Deutschen Gnatologenverband

    - als geschickt placiertes Arbeitsbeschaffungsprogramm -

    nix Hartz-IV -

     

    Und die Studis in Balin?

    (post Anarcho-Kabarett in Kölle)

    Mönsch der Prof voll am Raddrehen,

    wennste vergißt zu gendern -

    egal was - sonst -

    zack fragter - ob de was mit den Faschos am Hut hast.

     

    Also lieber Enrico Ippolito -

    einfach mal die Kartoffel aus dem Auge nehmen,

    die übrigen abgießen

    &bei dem Wetter ( noch vor 12)

    ne Mittagslatte genehmigen.

     

    Ps - auch wenn ich mich wiederhole

    BROTFRESSER -

    ist seit altersher

    die korrekte Anrede;

    &ab dafür - schönen Tach noch.

  • D
    D.J.

    „Weiße, heterosexuelle Männer aus der Mittelschicht haben über Jahrhunderte eine Welt geschaffen, in der sie alles unterdrückten, was nicht weiß, männlich und heterosexuell war."

     

    Solche Sätze suggerieren ja zumindest, dass Frauen- und Schwulenunterdrückung in allererster Linie ein "weißes" (was immer das sein soll) Problem sein soll. Das lässt sie so albern erscheinen (ich weiß, es ist komplizierter gemeint).

    Und bitte - auch in Kolumnen sollte man auf Vulgär-Freudianismen verzichen. Das beleidigt desssen Intelligenz.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Geh doch mal mit gutem Beispiel voran: EnricX IppolitX!