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Kolumne UnbeliebtWer sucht, der findet auch

Kolumne
von Georg Löwisch

Roth, Künast, Trittin – die Grünen suchen beliebte Spitzenleute für den Bundestagswahlkampf 2013. Sie müssten sich nur mal mit Ekin Deligöz treffen.

D ie Grünen kämpfen gerade darum, wer sich im Wahlkampf 2013 als Supersympathieträger eignet. Ich denke an all diese Menschen. Und mir fällt ein, wie die FDP 2009 drankam. Brüderle, Solms, Leutheusser-Schnarrenberger, die alten Gesichter aus der Kohl-Zeit mit den Ideen aus der Kohl-Zeit.

Roth und Trittin? Künast und Trittin? Trittin und Künast? Trittin und Trittin? Roth und Künast? Ich muss jemanden suchen. Jemand, der nicht die Berlin-Wahl versaut hat, Realo ist und eine Frau. Die Grünen geben der taz ja auch journalistische Tipps und opfern sogar ihre kostbaren Fernsehminuten dafür.

Ich durchkämme die Grünen-Seiten im Netz. Und stoße auf: Ekin Deligöz. Frau, Migrantin, Realo-Flügel, Bundestagserfahrung seit 1998, Vize-Fraktionschefin. Passt. Ich mache einen Termin. Sie müsste nur lavieren, dann hätte ich schon eine Meldung: „Deligöz erwägt Bewerbung für Grünen-Spitzenkandidatur“.

Bild: taz
Georg Löwisch

Georg Löwisch leitet die Redaktion der , dem Wochenendmagazin der taz, in der alle zwei Wochen seine Kolumne erscheint.

Wollen Sie Spitzenkandidatin werden? Sie stellt erst mal den Tee auf den Tisch in ihrem Büro. „Ich mache meinen Job gerne. Ich bin Stellvertreterin von Renate Künast.“ Aber die hat es doch in Berlin vermasselt. „Das ist ungerecht, die Verantwortung so zu personalisieren.“ Künast hat doch den Wahlkampf personalisiert. „Das hat sie nicht allein entschieden.“

Brüderle und Solms! „Die Grünen müssten schon mehr Leute aufbauen. Die SPD macht das gut mit Manuela Schwesig. Bei uns heißt es: Du musst dich durchkämpfen. Da wird die Wiederholung der Achtundsechziger erwartet: die Rebellion gegen die Eltern.“ Rebellieren Sie doch. „Das ist nicht mein Stil. Warum ein Risiko eingehen und mich verschleißen, wenn ich anders mehr erreichen kann?“

Rosenmarmelade statt Politsucht

Ich wundere mich. Irgendetwas ist seltsam hier. Sie wirkt nicht gewappnet, sie macht keine Werbung für sich, sie versucht nicht mal, das Gespräch zu kontrollieren. Sie hat es irgendwie geschafft, der Deformation zu entgehen. Sie ist Profipolitikerin. Aber sie erzählt ganz normal von ihrer Familie, dass sie gerne Rosenmarmelade kocht und von den Bergen in der Türkei.

Vielleicht ist Politik relativ, wenn man als Mädchen nur geduldet war in Deutschland. Wenn man als Teenager geputzt und im Recyclinghof sortiert hat. Ist Ihnen die Politik womöglich gar nicht so wichtig? „Es geht mir um etwas.“ Zurzeit um eine Grundsicherung für Kinder. Deligöz sagt: „So wichtig ist das mit der Spitzenkandidatur nicht. Wir plakatieren eh die Inhalte. Und die Medien suchen sich die Spitzenleute, die sie wollen.“

Genau. Und ich suche mir Ekin Deligöz.

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3 Kommentare

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  • M
    Maria

    Wie bitte? Sie suchen beliebte Leute für den Bundestagswahlkampf? Wie wäre es mal mit Glaubwürdigkeit und mit guter Sacharbeit während der Legislaturperiode? Kein Mensch braucht irgendwelche Wahlveranstaltungen mit Sonnenblumen und Vögelchen und grünen Sonnenschirmen.

     

    Anschauungsbeispiel ist Stuttgart/Baden-Württemberg. Da passiert NICHTS seit bald einem Jahr. Sie sind komplett überfordert, angefangen vom Ministerpräsidenten. Der Landwirtschaftsminister hat (unter 40jährig) nicht mal eine Berufsausbildung. Das ist 3. Garde. Aber im Dauerlügen sind sie 1. Klasse, allen voran der Alt-Grüne Winne Hermann, jetzt Verkehrsminister. Von S21 brauche ich nicht anfangen.

    Als OB-Kandidat für Herbst 2012 wird uns nun das "Schwergewicht" Fritz Kuhn präsentiert. Ich bin sicher, dass er im 1. Wahlgang durchfällt.

    Inzwischen ist der Tenor bei ehemaligen grünen Parteimitgliedern, dass man lieber CDU wählt. Dann weiß man, wie man angelogen wird.

    Die Grünen setzen auf Kurzzeitgedächtnis der Wähler. Können sie gerne machen, nur Schwaben vergessen NICHTS.

  • S
    Schlimm

    Nur beim Wahlkampf sieht man die Parteien mal so richtig bei der Arbeit.

  • E
    eksom

    Seit dem die Grünen immer mehr in die Mitte der Gesellschaft (sogar zu viel nach rechts!) gerückt sind, gibt es in den Führungsetagen der Grünen keine Persönlichkeiten mit Courage, Ecken und Kanten! Die Grünen sind thematisch fast nicht mehr von den beiden großen Parteien zu unterscheiden und ein klar abgegrenztes Profil zu rot-schwarz ist auch noch bei den Grünen Mangelwahre. Die 68-Generation der Grünen ist im Rentenalter und diese veraltete Generation kann die Jugend mehr für Ihr Politik und für ihre zum Teil langweiligen Themen mehr begeistern! Die jungeren, fähigeren aber unerfahreneren Politiker/Innen aus der zweiten Reihen wiederum haben kein Mut um zu rebellieren. Saarland wird definitiv zeigen, wo die Grünen bei der Einstellung landen werden!