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Kolumne StaralbumDer Abwesende

Kolumne
von David Denk

Manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale. Nicht wie Journalisten Filme gucken und ein bisschen darüber schreiben, sondern richtig arbeiten. So wie Moritz Bleibtreu.

War nicht auf der PK: Moritz Bleibtreu. Bild: berlinale

J e länger so ein Festival dauert, desto mehr entwöhnen sich die Fachbesucher von der Außenwelt abseits vom Potsdamer Platz. Alltag findet nur statt, wenn es sich nicht verhindern lässt, man etwa abends noch schnell die Wäsche aufhängen muss. Zwar liegen auf der Berlinale viele Zeitungen kostenlos aus, doch werden die nur flüchtig gelesen und dann meistens auch nur die Berlinale-Sonderseiten - immer unter der Fragestellung: Welchen Film muss man noch sehen und welchen kann man an sich vorbeiziehen lassen?

Doch manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale, nicht nur wie wir Journalisten Filme gucken, Partys besuchen und ein bisschen darüber schreiben, sondern richtig arbeiten, einen Film drehen zum Beispiel. So wie Moritz Bleibtreu, der deswegen nicht an der Pressekonferenz zu "Mein bester Feind" (außer Konkurrenz) am Mittwochmittag teilnehmen konnte, auch wenn er gerade in Berlin arbeitet. Bei der Premiere am Abend sei er aber möglicherweise dabei, sagte Regisseur Wolfgang Murnberger (zuletzt 2009 mit "Der Knochenmann" auf der Berlinale), "je nachdem, wie die Dreharbeiten laufen".

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Bleibtreu, der bei der letztjährigen Berlinale Oskar Roehlers Nazitrash "Jud Süß - Film ohne Gewissen" präsentierte, in dem er Joseph Goebbels spielte, nun als jüdischer Kunsthändler Victor Kaufmann auf die Festivalleinwand zurückkehrt, dessen Familie von den Nazis übel mitgespielt wird, besonders jedoch von seinem vom Patenkind zum SS-Offizier mutierten Jugendfreund Rudi Smekal, verkörpert von Georg Friedrich, auf der diesjährigen Berlinale auch in Jan Schomburgs "Über uns das All" zu sehen.

Bild: privat
David Denk

DAVID DENK ist Redakteur im taz-Medienressort.

Ausnahmsweise, könnte man fast sagen, spielt Bleibtreu also mal keine prägnante Figur der deutschen Geschichte - nicht Goethes Nebenbuhler um Lotte Buff, nicht Andreas Baader und auch nicht den NS-Reichspropagandaminister -, sondern einen fiktiven Wiener Galerieerben, der mit dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland einen alten Freund verliert und viele neue Feinde gewinnt.

Obwohl er der Star des Films ist, wurde auf der Pressekonferenz kaum über Bleibtreu geredet. Auf die Frage einer Kollegin nach seinem Verbleib und der Zusammenarbeit, antwortete Regisseur Murnberger so schmallippig und knapp, dass man als Journalist fast denken könnte, da sind zwei aber keine Freunde geworden. Würde zum Film passen.

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