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Kolumne Rote ErdeLooking like Mertesacker

Kolumne
von Markus Völker

Wir testen Per Mertesackers Lieblingsrestaurant. Ob ich nicht dieser Mörtesäcker sei, wollen die Bediensteten wissen, die ihn bisher verpasst hatten. Ich? Hilfe, nein!

D as Lieblingsrestaurant von Per Mertesacker heißt oGalito. Es liegt im Osten von Pretoria, eine gute halbe Autostunde entfernt vom Teamquartier der Deutschen. Im oGalito bekommt man die besten Steaks der Region Gauteng, heißt es. Das wollten wir neulich testen. Und tatsächlich: Die Steaks sind verdammt gut.

Bild: taz

Markus Völker ist Sportredakteur der taz und berichtet aus Südafrika.

Per Mertesacker war an diesem Abend aber leider nicht da. Dass der deutsche Innenverteidiger nicht anwesend war, wollten aber jene Bediensteten, die Mertesacker bisher aus irgendwelchen Gründen verpasst hatten, nicht wahrhaben, denn sie näherten sich unserem Tisch und fragten vorsichtig, ob wir etwas mit Fußball zu tun hätten.

Als wir bejahten, wurden sie forscher: Ob ich nicht dieser Mörtesäcker sei, wollten sie wissen. Ich? Hilfe, nein! Ich bin nicht Mörtesäcker, auch nicht Mertesacker, ich kann nicht mal gescheit Fußball spielen, sondern nur Basketball. Sie glaubten mir, warum auch immer, nicht so recht. Ein Kellner, den wir abwimmelten, war schließlich der Meinung, ich müsse wenigstens der Bruder von diesem Mörtesäcker sein. Später kam noch ein zweiter Kellner in dieser Sache anscharwenzelt, vermutlich im Auftrag des ersten. Aber auch er bekam nur die schrecklich banale Antwort, dass er nicht etwa einen künftigen Fußballweltmeister vor sich habe, sondern nur zwei deutsche Lohnschreiber, die einmal am besten Steak der Region Gauteng nagen wollen.

Wir sind seit dieser Verwechslung gern gesehen im oGalito. Mit dem Besitzer der Filiale, einem Österreicher, sind wir fast schon befreundet. Neulich aber sagten wir ihm ab. Er wollte uns ins Restaurant lotsen. Doch als er uns eröffnete, Mertesacker sitze da schon wieder drin mit seiner Familie - da suchten wir uns was anderes. Auf den doppelten Mertesacker hatte ich keine Lust. Meine doppelte oGalito-Identität wäre ja in sich zusammengefallen wie ein Soufflé, das man zu früh aus dem Ofen holt.

Vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Deutschland musste ich mir auch stets anhören, beim Mertesacker-Lookalike-Wettbewerb würde ich gewiss ganz vorn landen. Nun dachte ich, mit vier weiteren Jahren auf dem Buckel wäre diese Sache ein für allemal erledigt. Pustekuchen.

Besonders schmeichelhaft ist die Verwechslung ja auch nicht: Mertesacker spielt bis jetzt ein eher durchwachsenes Turnier. Im Match gegen Ghana war er sogar der schlechteste Mann aufm Platz. Wie dem auch sei, morgen gehen wir in die "Drop Zone", eine Bar, in der sich angeblich Diego Maradona regelmäßig betrinkt. Der moppelige Diegito ist so einmalig, der wird niemals verwechselt.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.

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