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Kolumne PressschlagVorwärts zum Forechecking

Kolumne
von Markus Völker

Mit Witzigkeit allein führt man keine Mannschaft an die Spitze der Fußballbundesliga. Das weiß Magath und hatte schon in Wolfsburg erkannt, dass Ballbesitz nicht alles ist.

E r ist schon ein Schelm, der Herr Magath. Am Wochenende behauptete er, der FC Bayern München habe das leichteste Restprogramm aller Titelaspiranten. Nun muss man wissen, dass die Münchner vier der kommenden sechs Bundesligaspiele auswärts bestreiten müssen, die ersten davon gegen Schalke und Leverkusen. Was findet Felix Magath eigentlich schwer, wenn das leicht sein soll?

Hier zeigt sich wieder mal, dass Felix Magath ein Spiel auf dem Schachbrett der Ironie locker beherrscht. Noch ein Beispiel gefällig? Bitte schön: "Wenn mein Vater dagewesen wäre, hätte sich mein Leben vollkommen anders entwickelt. Viel zielgerichteter. Dann wäre meine Mutter zu Hause gewesen. Ich hätte vernünftig für die Schule gearbeitet, einen normalen Beruf erlernt und wäre nicht in den Fußball abgedriftet."

Mit Witzigkeit allein führt man aber keine Mannschaft an die Spitze der Fußballbundesliga. Als Trainer in Wolfsburg hat Magath erkannt, dass Ballbesitz nicht alles ist. Schnelles, direktes Spiel auf die Stoßstürmer Dzeko und Grafite galt im Vorjahr als Erfolgsrezept. Jetzt hat Magath sein System etwas modifiziert, wenngleich es dem Magathschen FC Schalke 04 immer noch piepegal ist, wie viel Ballbesitz die Elf hat.

Bild: taz

Markus Völker ist Sport-Redakteur der taz.

Schalke spielt das wohl aggressivste Forechecking der Liga. Die Stürmer sind integraler Bestandteil der Defensive. Kevin Kuranyi schießt nicht nur Tore, er ist auch ein unangenehmer Störer beim Spielaufbau des Gegners. Das führt zu einer hohen Foulbelastung, da hatten die Münchner Bayern neulich schon recht mit ihrer Kritik. Aber wenn Schalke den Ball an der Mittellinie erobert, dann präsentiert sich der Gegner ungeordnet, verletzlich. Er ist gezwungen, zu reagieren. Tore fallen leichter.

Hinzu kommt, dass es Schalke auf Standardsituationen in Strafraumnähe anlegt. Dieses Rezept ist so alt wie der Fußball selbst. Im Zentrum warten Kuranyi oder Bordon auf die Flanken. Konditionsstark sind die Magath-Truppen eh immer, das Kompakt-Hinten-drin-Stehen gehört auch zum Standardrepertoire. Der FC Schalke 04 macht also aus seinen durchaus begrenzten Möglichkeiten und fehlender individueller Klasse das Beste. Magath ist ein Mannschaftsoptimierer, hier liegt seine Qualität.

Das Spiel des neuen Tabellenführers ist nicht sehr schön anzuschauen, aber es ist gnadenlos effektiv. Es ist so von Pragmatismus und dem Schema M. geprägt, dass Fußballästheten mitunter das kalte Grausen bekommen. Felix Magath würde das nur mit einem Lächeln quittieren. Die Tabelle gibt ihm recht.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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2 Kommentare

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  • J
    Johannes

    Für einen Schalke Fan ein guter Kommentar. Weiter so....hoffentlich reicht es für einen (Hauptschul)abschluss....Gruß

  • MB
    Marcelo Bordon

    Für einen taz Redakteur ein guter Beitrag ! Weiter so....hoffentlich reicht das Forechecking für einen Sieg gegen die Ba(u)(y)ern...Gruss