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Kolumne PressschlagDie Sonnenanbeter der Liga

Kolumne
von Markus Völker

Seit die Bundesliga sonnenverstrahlt ist, geht es mit den Solarfirmen bergab. Auch im Bereich der Solarwerbung zeichnet sich ein negativer Trend ab.

Schon 1994 ließ der SC Freiburg sich ein Sonnenkraftwerk aufs Tribünendach setzten. Heute trägt das einstige Dreisamstadion den Namen einer Solarfirma. Bild: dpa

D ie Welt der Börse ist unübersichtlich, die Zukunft von Unternehmen und Kursverläufen unsicher. Nicht selten kommt eine Art Voodoo des Börsenhandels zum Einsatz, um sich im Dickicht der Zocker und Global Player zurechtzufinden: der Kontraindikator. Klagt die Bild-Zeitung in fetten Lettern über die schlimmste Wirtschaftskrise des Jahrzehnts, dann ist es an der Zeit, Aktien zu kaufen.

Berauscht sich das Blatt indes an neuen DAX-Kurshochs, dann heißt es meist: Verkaufen, aber schnell! Der Kontraindikator besagt: Folge nicht der Masse, sondern nur deinem Verstand. Seit Neuestem funktioniert auch die Bundesliga als Kontraindikator. Fast jedes Team lässt sich von einer Solarfirma sponsern. Noch nie war das Engagement dieser Branche im Fußball so umfassend. Das hätte gewiefte Investoren stutzig machen müssen.

Nur Wolfsburg, Gladbach, der Atomgigant Nürnberg (Areva), Stuttgart und Bald-Absteiger Lautern trotzen dem Trend. In ihrem Portfolio befindet sich keine Solarfirma. Leverkusen und Hoffenheim werben dafür sogar auf der Brust für einschlägige Firmen.

Nun hat sich aber bis auf den letzten Stehplatz herumgesprochen, dass es um die Solarbranche, vor allem die deutsche, nicht so doll bestellt ist. In dieser Woche musste Q-Cells, Sponsor von Borussia Dortmund, Insolvenz anmelden. Der Kurs von Solarworld (1. FC Köln) ist in den vergangenen Monaten stark eingebrochen, auch der von Canadian Solar (Hannover 96) oder First Solar (Mainz 05).

taz
MARKUS VÖLKER

ist Redakteur im Sportressort der taz.

Klubs mit dem richtigen Riecher

Von „Marktbereinigung“ ist die Rede und von „Billiganbietern“ aus Fernost, die den Deutschen das Geschäft vermasseln. Als Spielverderber tritt auch die Bundesregierung in Szene. Sie hat die Solarförderung gekürzt. Fakt ist: Seit die Bundesliga sonnenverstrahlt ist, geht es mit den Solarfirmen bergab. Ein paar versuchen sich dennoch zu behaupten.

Ein paar Klubs haben den richtigen Riecher gehabt und auf chinesische, südkoreanische oder kleinere, regional-mittelständische Firmen gesetzt – wie Hoffenheim (Suntech, China), Schalke (Shanghai Chaori Solar, China) oder Hertha (B5 Solar, Wustermark). Ihnen werden bessere Überlebenschancen im umkämpften Markt zugebilligt.

Wäre noch zu klären, was beim Sport-Club in Freiburg los ist, dem Pionier des solaren Fußballbooms. Im Breisgau wurde ja bekanntlich zuerst mit Solarmodulen herumhantiert. Im Jahre 1994 ließ sich der SC von einem gewissen Herrn Georg Salvenmoser ein Solarkraftwerk aufs Dach bauen. Das war damals sehr fortschrittlich und wurde von so manchem Bundesliga-Funktionär belächelt. Heute steht Solar freilich nicht mehr für Visionen, sondern für Massenware, die durch den Fußball veredelt werden soll.

Von einer „Entmythologisierung der Solarenergie“ sprach der Herr Salvenmoser seinerzeit. Die ist gründlich gelungen – wenn selbst der FC Bayern München (Yingli Solar, China) einen Vertrag in der Tasche hat und der BVB seine Q-Cells-Werbebanden nun voraussichtlich Stück für Stück auf dem Sperrmüll entsorgt. Sähe irgendwie nicht so gut aus, wenn der Meister mit einem Verlierer wirbt.

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Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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