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Kolumne Press-SchlagKatastrophales Timing

Kolumne
von Johannes Kopp

Die Entlassung von Trainer Peter Stöger kommt zu einem Zeitpunkt, an dem kaum noch was zu retten ist. Das wirft den 1. FC Köln weit zurück.

Wurde am Sonntag gefeuert: Nicht-mehr-Trainer des 1. FC Köln, Peter Stöger (Archivbild) Foto: dpa

J ust nach dem größten Erfolg für den 1. FC Köln in dieser Saison, dem Remis bei Schalke 04, dem Überraschungsteam der Liga, schien am Samstag allen irgendwie klar zu sein, dass Trainer Peter Stöger keine Zukunft mehr in diesem Klub haben kann. Und das offenbarte vor allem eins: Der Verein hat ein massives Problem mit dem Timing.

Man hatte sich schon an den wundersamen Gedanken gewöhnt, der 1. FC Köln, der wie kaum ein zweiter Standort in der Liga für Unruhe stand, habe das Wesen von Peter Stöger angenommen. Sprich: Krisen mit geradezu zenbuddhistischer Gelassenheit zu begegnen. Als die Niederlagen im Herbst kein Ende nehmen wollten, beruhigte der Österreicher auf seine Art und Weise: „Wir werden die Saison nicht mit einem Punkt beenden.“ Mit dieser Ruhe sorgte er dafür, dass das Team Struktur behielt, weiter Fußball spielte und nicht in hektischer Auflösung zur Schießbude der Liga wurde.

Die Vereinsführung schien dem SC-Freiburg-Modell zu folgen: Um langfristig erfolgreich zu sein, muss das Vertrauen in das Konzept des Trainers mehr zählen als die aktuellen Ergebnisse. Zur Not auch auf Kosten eines Abstiegs. Gemessen am gewachsenen Kölner Anspruchsdenken ein geradezu revolutionärer Ansatz.

Reflexartiges Umschwenken beim 1. FC Köln

Schon vor der Partie auf Schalke wiesen die Statistiken auf, dass mit einer derart mageren Punktausbeute zu diesem Zeitpunkt der Saison noch kein Team der Klassenerhalt gelungen ist. Und trotz der historisch miesen Bilanz blieb Peter Stöger bis zum Sonntag unantastbar. Stattdessen wurden Manager Jörg Schmadtke und Fitnesstrainer Yann-Benjamin Kugel als Störfaktoren ausgemacht und entlassen.

Dass der Klub aber nun, da man auf dem beschwerlichen Weg schon so weit vorangeschritten ist, doch noch reflexartig umschwenkt, ist ein katastrophales Timing. Diese Entscheidung hätte man treffen müssen, als es – realistisch gesehen – noch etwas zu retten gab. Dass die Vereinsführung damals zu einem anderen Entschluss kam, hatte grundsätzlichen, weichenstellenden Charakter.

Jetzt müssen die Schienen für die Zukunft, die Weichen neu verlegt werden. Die Baustelle, der Schaden ist größer denn je. Der 1. FC Köln ist dabei, wieder den Zickzackkurs früherer Jahre aufzunehmen. Trainer Stefan Ruthenbeck soll bis zur Winterpause übernehmen. Der Neue hatte das der Bild-Zeitung schon vor Stögers Entlassung verraten. Es scheint so, als ob beim 1. FC Köln wieder alles beim Alten ist.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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