piwik no script img

Kolumne Press-SchlagFeindbilder mit Zwiebelsuppe

Vielleicht sollten alle Fans der Bundesliga gemeinsam mit ihren angezählten Trainern Biere naschen.

Feindbilder sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Neulich nölte mich ein gebürtiger Dortmunder damit voll, dass er es "einfach nicht okay" finde, wie bös die Schalke-Fans immer zu den Dortmund-Fans seien, und überhaupt, den Hass, der ihm von Schalke-Fans entgegenschlüge, den würden die BVB-AnhängerInnen mitnichten vice versa schüren. "Halt die Fresse, du Hundefrisör", blaffte ich vorschriftsmäßig, und ließ mich auf das folgende Gespräch über Rangnick gar nicht erst ein, ich kenne die Vorwürfe ja, so hätte man nicht mit dem Trainer umgehen können und so weiter.

Blöderweise stößt mir aber seit Wochen genau dieses Thema auf wie Zwiebelsuppe. Vielleicht wegen der galagleichen Hetzkampagne gegen Mirko Slomka. Der ruft aber auch geradezu nach Rufmord und sagt nach dem Spiel gegen den Tabellenführer am Samstag: "Der Sieg der Bayern geht in Ordnung". Diese Aussage mal abwechselnd mit dem finalen Spruch Ottmar Hitzfelds "Ich glaube, dass Schalke ein Unentschieden verdient hätte" vor sich hin gemurmelt, etabliert schon irgendwie ein knifflig-leutseliges Ambiente von Kuscheligkeit. Vermutlich gehen also doch nach dem Spiel alle zusammen Bier naschen, einer meiner neuen Lieblingsausdrücke übrigens, den ich neulich von einem hartgesottenen Hotelkoch hörte, als er morgens vor dem Frühstück eines der vom Abend übriggebliebenen kühlen Flensburger mit den Worten "Ach, das nascht man doch jetzt noch so weg" köpfte. Das nenne ich ein positives Verhältnis zu seinen eigenen Schwächen!

Aber kurz noch Wissenswertes über das Tabellenende, beziehungsweise Erlangen: Da wurde nämlich zufällig Björn Schlicke geboren, jener MSV-Duisburg-Kapitän, der im letzten Winter schon mal kräftig auf die Omme bekam und nach einem Zusammenstoß mit Luca Toni mit Gehirnerschütterung nach Hause fahren musste. Und beim kläglichen Spiel gegen Hertha am Freitag zerrte er sich seine Adduktoren, also nicht alle, nehme ich an, denn man hat ja sowohl an den Oberschenkeln welche als auch in der Mitte, und wenn Björn Schlicke je Schwangerschaftsrückbildungsgymnastik gemacht hätte, dann wüsste er wenigstens, was genau da so zieht. Ob es sich lohnt, die Dinger wieder einrenken zu lassen, so mit dem Abstieg im Nacken? Oder ob man da eigentlich lieber ein paar Biere wegnaschen gehen will? Zusammen mit Mirko Slomka? Und der gesamten Schalker Nordkurve und der Dortmunder Südtribüne? Und natürlich Rudi Bommer? Alle zusammen hinter einer kleinen Torwand, durch deren Löcher die Biere serviert werden, unten die für die designierten Absteiger und gekündigten Trainer, oben die für alle anderen? Aber solch wichtigen Fragen klärt das Aktuelle Sportstudio ja leider nie. JENNI ZYLKA

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!