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Kolumne Press-SchlagStimmung beim Sympathikus

Die deutsche Elf kann entspannt auf die Europameisterschaft blicken. Sie darf sich nur nicht in Harmonie ergehen.

Nachdem die DFB-Elf beide Gastgeber der Euro ordentlich abgewatscht hat, insgesamt mit 7:0 Toren, sei nun die Frage erlaubt: Wie weit ist das Team von Bundestrainer Joachim Löw? Es ist auf jeden Fall in einer gänzlich anderen Lage als vorm letzten Großereignis, der Weltmeisterschaft in Deutschland. Da schien das 1:4 in Florenz zum Menetekel für ein verkorkstes Championat zu werden. Der damalige Bundestrainer stand im Fegefeuer. Die Pfeile der Kritik prasselten nur so auf ihn hinab. Jürgen Klinsmann wusste etwas mit den negativen Energien anzufangen - er wandelte sie in positive um. Es entstand ein unglaubliches Spannungsfeld, ein emotionaler Ausnahmezustand, der die deutschen Kicker immerhin aufs WM-Podium führte.

Verglichen damit herrscht im deutschen Lager derzeit Langeweile. Joachim Löw ist ein guter Trainer, der eine gute Mannschaft führt. Er ist ein großer Sympathikus. Die Fußballexperten schätzen seine (wenn auch redundanten) Ausführungen zum modernen Spiel, die Fans mögen seine unprätentiöse Art. Allen ist er ihr "Jogi". Der Wohlfühlfaktor in und mit diesem Team ist recht hoch, spielen sie dann auch noch ansehnlichen Fußball wie am Mittwochabend in Basel gegen die Schweiz, dann sind Jogi und seine Jungs zum Liebhaben für alle da.

Löw muss also aufpassen, dass die dufte Stimmung nicht zum Hindernis für einer erfolgreiche Europameisterschaft wird. Kreative Spannung ist gefragt. Bei Klinsmann hat es klare Frontverläufe gegeben. Er hat ein Außen konstruiert, das der Mannschaft gefährlich zu werden drohte, zuvorderst die Boulevardpresse. Löw hat die Gegensätze, die Spannungsfelder aufgelöst. Er setzt auf das Harmonie-Modell. Das funktioniert ganz gut, weil das Gute aus der Klinsmann-Ära bewahrt wird und das vermeintlich Schlechte mit dem designierten Bayern-Trainer verschwunden ist. So hat sich eine Stimmung entwickelt, welche die Atmosphäre der Völler-Zeit mit der der Klinsmann-Phase mischt.

Viele sagen, sie atmen jetzt befreiter. Von Schnappatmung oder Hyperventilieren keine Spur. Also alles bestens im deutschen Lager? Im Moment schon: Die Stürmer beflügeln sich gegenseitig. Michael Ballack spielt nicht übel auf. Jens Lehmann hält die Bälle wieder fest. Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski genießen die Ausflüge im DFB-Dress. Und die müden Kombattanten wie Bernd Schneider werden auch noch auf die Beine kommen.

Doch eines steht jetzt schon fest: So spannend wie während der WM wirds nimmer, da können Jogis Burschen noch so gut aufspielen im Alpenländle.

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1 Kommentar

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  • AZ
    anke zoeckel

    Ein Vorschlag zur Güte, Herr Völker: Wenn der nationale Fernsehfußball Sie langweilt, sollten Sie sich eine Mannschaft suchen, Fußballschuhe anziehen und selbst gegen einen Ball treten. Was meinen Sie, wie spannend das sein kann - auch weit unterhalb der Bundesliga. Viel spannender als das bloße Zugucken, versprochen!